Textdaten
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Autor: Karl Brandt
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Titel: Pfui! Haas!
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aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 593, 596
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1896
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[593]

Pfui! Haas!
Nach einem Gemälde von G. Wolters.

[596] Pfui! Haas! (Zu dem Bilde S. 593.) In früheren Jahren liebte man es, mit einem ruhigen, langsamen Hunde, der dicht vor dem Jäger hin und her trottete, Hühner und Hasen zu suchen. Heute aber, wo man es für unweidmännisch hält, auf der Hühnerjagd Hasen zu schießen, sind solche Hunde fast verschwunden. In feuriger, flüchtiger Suche sollen die Felder abreviert und doch darf kein Huhn überlaufen werden, die Nase soll mit den Läufen in Einklang stehen. Die elegante Arbeit des Hundes, die Kunst, einen feurigen Hund führen zu können, und schließlich auch das Erlegen des Wildes, das sind auf der Hühnerjagd die drei Momente, welche dem Jäger den höchsten Jagdgenuß bereiten. Die Arbeit des Hundes steht vielen Jägern aber höher als das Schießen.

Der Hund muß hasenrein sein, d. h. er darf auf der Hühnerjagd hinter keinem Hasen herhetzen. Aber es hält oft sehr schwer, diese Tugend einem Hunde anzudressieren, in dessen Brust es vielleicht leidenschaftlicher vor Jagdeifer pocht als in der des Jägers. Da steht ein Junghase vor ihm auf, und alle guten Lehren sind vergessen. Ihm nach geht’s, was er winden kann, trotz des donnernden „Downs!“[1] seines Führers, das ihn bei der Dressur auf hundert Schritt Entfernung, als wäre er vom Blitz getroffen, auf die Erde warf; vergessen ist, was der schrille Pfiff bedeutet – in seinem Jagdeifer verwechselt er „Pfui! Haas!“ mit „Hui faaß!“ und gestreckten Laufs geht’s über Wiesen, Stoppeln und Sturzäcker, durch Rübenbreiten und Kartoffelstücke immer in sausender Eile hinter dem armen Löffelmann her, der zwar von seinem Vater gute Läufe ererbt hat, dessen Lungen aber solchen Strapazen noch nicht gewachsen sind. Endlich ist Hektor ihm zum Greifen nahe – aber Lampe drückt sich blitzschnell – der Hund überschießt ihn und der arme jugendliche Biedermann hat wieder zwanzig Schritt Vorsprung. Wieder ist ihm Hektor dicht auf der Pelle, wieder drückt sich „der Dreiläufer“ oder er schlägt einen Haken – aber endlich ist doch seine Kraft verbraucht und in Hektors „Fange“ erlischt des armen Lämpchens Lebenslicht.

Stolz ob seiner Großthat trabt Hektor mit seiner Beute zu seinem Herrn zurück – je näher er aber herankommt, je langsamer werden seine Schritte – er scheint zu überlegen, daß das „Pfui! Haas!“ doch wohl nicht gleichbedeutend mit „Hui faaß!“ sei – – – und sein Herr wird gewiß auch nicht versäumen, ihn über diesen Punkt nicht im unklaren zu belassen, sondern ihm mit Frakturschrift die Bedeutung jener Worte auf den Rücken schreiben. Ich fürchte jedoch, daß Hektorchens Gedächtnis nur kurz ist und er beim nächsten Hasen die Lehren seines Gebieters schon wieder vergessen hat. Karl Brandt.     


  1. Down“ („nieder“) wird dem Hunde zugerufen, wenn er sich legen soll.