Papierne Kleider im Jahre 1718

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Titel: Papierne Kleider im Jahre 1718
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aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[68] Papierne Kleider im Jahre 1718. Auch die Papierwäsche, die wir als eine Errungenschaft unserer Zeit betrachten, hat schon ihre Vorgänger gehabt. Eine Nachricht vom Ende des Monats Juni des Jahres 1718 meldet aus Paris: „Zu Paris tragen die Dames bei dieser Sommerzeit Kleider von Indianischem Papiere, welche aber nicht länger als einen halben Tag halten. Es hat diese Façon von Kleidern der Spitzenhändler Boileau erfunden, welcher selbige mit allem, was darzu gehörig, als Manteaus, Jupes, Jupons, Corsets, die allein mit Leinwand gefüttert, Band und dergleichen für fünfundzwanzig Livres verkauft.“ In der „Allgem. Kammer der Kauffmannschafft“, dessen 3. Theil (Leipz. 1742) wir diese interessante Mittheilung entnehmen, ist beigesetzt, daß das indianische Papier ohne Zweifel chinesisches oder japanisches war. „Es mag allerdings diese Art Kleidung bei heißer Sommerzeit dem Frauenzimmer eine gar angenehme Art von Wedeln geben, nur daß sie, wegen allzukurzer Dauer, dem Beutel etwas beschwerlich fallen dürfte.“ Einige Jahre vorher hatte man in Frankreich Versuche gemacht, Stoffe und Kleidungsstücke von der Seide der Spinneneier herzustellen. Der Erfinder dieser Seide, Kammerpräsident Bon zu Montpellier, hatte im Jahre 1710 dem König Ludwig XIV. eine Weste und der königl. Gesellschaft der Wissenschaften ein paar Strümpfe aus dieser Seide verehrt. Letztere wogen nur 21/4 Unzen. Eine im Jahre 1711 zu Leipzig erschienene Schrift: „Curieuse Nachricht von einer neuen Art Seide, welche von den Spinneweben zubereitet wird, und davon der jetzige König Ludovicus XIV. eine Weste trägt“ befürwortete die Nachahmung dieser Industrie in Deutschland. Allein weder hier noch in Frankreich hatte die Sache Bestand, was sehr erklärlich wird, wenn man das Rechenexempel des berühmten Physikers Réaumur hört, nach welchem zu einem Pfund „Spinnenseide“ nicht weniger als 55 296 der größesten Spinneneier nothwendig sein würden.