« 3. Kapitel Johann Jacob Saar
Ostindianische Kriegsdienste
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Das Vierte Capitul.
Was sich Anno 1647. begeben?

Wird auf Seine alte Post commandiret. DEn andern Maj. 1647. bin Ich im Namen Gottes auf ermeldtem Schiff aus Banda auf Bataviam zugesegelt / und den andern Jun. daselbst glücklich angelanget; also nur ein Monat zugebracht / das man doch auf etlich hundert Meil rechnet. Den folgenden Tag darauf / den 3. Jun. als Wir ans Land kommen / kam von Herrn Major Ordre, daß Jeder wieder auf Seine Posten gehen solte / wo Er für zweyen Jahren gelegen / da Ich dann aufs neu unter meine alte Compagnia, auf der Englischen Seiten / das Bollwerck Seeburg genannt / kommen / welches sechszehen Metalline Stücke aufhatte / acht gegen der See Cant / und acht gegen die Stadt gerichtet. Denn man Ihr nicht trauen durfte / weil wohl hundert Schwartzen über einen Holländer sind / und bald einen Tumult erregen / wie es Anno Christi 1643. geschehen / und also zugienge:

Ein unzüchtig Weib erreget einen grossen Tumult. Es war eine Holländische Frau / der Unzucht gantz ergeben / als eine öffentliche Hur; von den Indianern aber trefflich geliebt / wie Sie es dann für Ihren Tod Selbsten bekannte / daß / nach dem Sie Ihr Lebtag allerley Nationen, Christen und Un-Christen / Juden und Heyden / Asianer / Europeer / Africaner / Americaner / versuchet / Sie doch bey keinen grössere Plaisir gefunden / als bey den Mohren / die Sich solcher Delicatesse für andern Ihr Urtheil. zu gebrauchen wisseten. Diese nun / als Sie Sich überreden lassen / dem General mit Gift zu vergeben / und darüber ergriffen worden / ist Ihr Urtheil kommen / daß Sie in einem mit Wasser gefüllten Faß ersäufft werden solte. Als Sie nun erstlich mit dem Kopf hinein gestossen wurde / und der Hencker / und Seine Helfer / nicht flugs den Deckel oben drüber schlugen / drehete Sie Sich über Sich / und schmieß den Deckel wieder weg / muste aber doch endlich noch elendiglich ersauffen: Worüber von den Javanen oder Heyden / in der Stadt ein grosser Auflauff wurde / und wenn die Soldaten / die in dem Ring stunden / nicht Ihr bästes gethan / solte Jammer und Noht worden seyn.

Capitain Calein wird untreu. Dergleichen hat sich auch im Jahr Christi 1644. begeben / da ein Heydnischer Capitaine genannt Capitain Calein geradbrecht[WS 1] / und Sein Leib aufs Rad gelegt worden[WS 2] / * und von Anfang den Holländern eine lange Zeit redlich gedienet: endlich auf eine Verrähterey und Anschlag wider Sie gebracht worden / und wann Sein Lieutenant nicht gewesen / hätte Er gewiß Bataviam in die Hände des Königs von Bantam geliefert.

* Johann von der Behr meldet diese Untreu auch / Seiner Beschreibung am 28. Blat.

Nicht lang hernach / unterstunde Sich dergleichen der Mataran von Japara, der Sie also geängstiget in einer Reduit, ausser der Stadt / daß die König von Matram belagert Bataviam. Holländer aus Mangel Ammunition[WS 3] mit Ihren Excrementen falv. vener. welche Sienun viel Tage / weil Sie nicht herunter gekönnt / gesamlet / um Sich geworfen / welches die Javanen (die so sehr superstitios auf die äusserliche Leibs-Reinigkeit sehen / und sich lieber verwunden / als beflecken / lassen) Wird wunderlich abgetrieben. also erschröcket / daß Sie abgezogen / und gesagt: Wer mehr hinan [53] wolle / wann die Holländer mit etc. fechten wollen? daraus hernach ein Sprichwort entstanden / wie bereit oben gemeldet worden.

Also / sage Ich / sind wunderliche Anschläge / und Verrähtereyen / in Indien / zu Wasser / und Land / und wann Anno Christi 1656. der Portugäsen Conspiration wider Uns angangen wäre / hätte Ich gewiß mein Vatterland auch nimmer gesehen. Als Ich nun / aufs neu in die drey Monat / auf Batavia zugebracht hatte / wurd Ich / im Monat Septembris, commandiret mit dreyhundert Mann nach der Insul Ceilon[WS 4] zu segeln / welche auf Der Autor wird auf Ceilon commandiret. die vierhundert Meil davon liget; Liessen auch mit Gott die Segel fliegen / den 4. Septemb. und waren unser Schiff drey / genannt Banda der Admiral, und zwey Jagt / Lello, und Aggerslot. Selbigen Tags wurde ein Schiffer / mit Namen Jungbier / weil Er Unzucht mit einem Jungen getrieben / an einem Pfahl erwürgt / und darauf verbrannt: Der Jung aber vor dem Castell auf der Brucken in das Wasser geworfen / und ersäufft.

Den 4. Octob. arrivierten Wir mit gutem Glück an dem Hafen Pünte de Galle[WS 5] genannt / welcher zur selbigen Zeit die Hauptstadt auf Ceilon war: aber nunmehr ists Columbo[WS 6].

Punte de Galle Beschreibung. Es ist in Warheit ein schöner Hafen / und können die Schiff ein gantz Jahr da ligen / mit dem Seewind ein / und / mit dem Landwind / wieder auslauffen / ohne daß gefährliche verborgene Klippen hat; Um weßwillen / wann gar fremde Schiffe kommen / die / so Sie das allererstemal daselbst anlauffen wollen / Ihre drey Schüß: so es aber ein ehedessen da gewesenes / Ihren einigen Schuß / thun muß / und so denn wieder geantwortet worden / müssen Sie harren / biß ein Pilot, oder Steurmann / der auf einer hohen Klippen / so eine anderthalbe Stund von der Stadt in der See liget / samt Seinen Matilotes allezeit Wacht hält / und so Er Schiffe gewahr wird / auf dem Mast / der daselbst aufgerichtet ist / eine grosse Flaggen wehen lassen muß / zur Nachricht / daß Sie Sich mit dem grossen Schiff nicht nähern / biß Er Ihnen entgegen komme / und die rechte Passage vorweise. Bey nächtlicher Weile läst sichs gar nicht wagen / daß man einlauffe / weil die Gefahr allzugroß ist.

Schwarze Fort An dem Hafen ist ein Fort / das schwartze Fort genennt / erstlich von den Portugäsen erbauet worden / unter einem betrüglichen Prætext, den Sie dem König von Candi machten / davon wir hernach reden wollen: Nunmehr aber von den Holländern / die es Anno 1640. Jenen mit Sturm abgenommen haben / mit andern Pünten trefflich bevestiget.

Siechenhaus. Auf der lincken Seiten / so man nun näher kommt / ist heut zu Tag das Siechenhaus / da / vor der Zeit / die Portugäsen Ihre Müntz gehabt haben. Noch näher an der Stadt ist die Pünte Aggerslot, so acht Stück auf hat / die den Hafen gantz beschiessen können. Besser hinauf auf dem Strand ist das / obbemeldte / schwartze Zeughaus. Fort hoch aufgeführt / auf welchem das Zeughaus stehet / und alle Handwercksleut / und Sclaven / wohnen; unter dem / um ein merckliches niderer / der Wasser-Paß ligt / Wasser-Paß. gerad gegen die Schiffe gerichtet / wo diese anlauffen müssen / welches erst Anno Christi 1653. der damahlige Gouverneur, Jacob von Küttenstein von Delft bürtig / bauen lassen / worauf sechs Metalline Stucken stehen / deren jedes zwölf Pfund Eisen schiesset / innerhalb welchen noch eine kleine Port / die Wasser-Port genennt / stehet / wodurch man bey nächtlicher Weile [54] Jemand ein- und auslassen kann / und woselbst des Gouverneurs Haus / und die Hauptwacht stehet / allezeit sechzig / biß siebenzig / Mann starck / von welcher wie eine Gallerie auf Pfahlen / viertzig Schritt im Hafen mit Brettern verschlagen / und oben mit einem Dächlein verwahret / gebauet ist / das höltzerne Wammes getituliret.

Von dar an / gegen die rechte Hand / und Landseiten / wo die Stadt mit starcken * hohen Mauren umfangen / ein tieffer Wassergraben gemachet ist / achtzehen Schuhe breit / über den eine Aufzieh-Brucken liget. Langst diesen hoch erhaben ist die Mittel-Pünt / mit neun / oder zehen / Stucken versehen / die zum Theil die Haupt-Wacht: Zum Theil gegen das Land die Mauren bestreichen können / unter welcher noch ein halber Mond ligt. Die See-Pünt ist die letzte an der Landseiten / da die meinste Stück ligen / und unter welcher / alle Nacht / ein Corporal mit sechs Personen wachen muß / welchen Ort man nur das Krebsloch nennet.

* Die Mauren der Stadt / wie Andersen bezeuget / pag. 80. sind von gehauenen Corall-Steinen (wie Sie es nennen) gemachet / und mit vielen Rundelen, so alle mit Metallen Stücken wohl besetzt / umgeben; man kan sie in drey viertel Stunden gemächlich umgehen. Die Häuser der Stadt sind nicht viel besonders: sondern mehrentheils auf Indianische Manier von Bambus-Rieth gemachet / und mit den Blättern von Cocus-Bäumen bedecket. Man hat doch angefangen / auch steinerne Häuser darinn zu bauen. Und waren damahls schon bey dreissig Stuck fertig. Es stehen in der Stadt dreyhundert Clapper- oder Cocus-Nüßbäume / wie auch nicht minder ausser der Stadt / so an die Einwohner verhüret werden / das Stück für ein Reichsthaler. An beyden Seiten der Stadt / längst den Strand hin / haben die Holländer vierzehen Dörfer / so Sie von den Cingalen,[WS 7] durch allerhand Mittel / an Sich gebracht. Es lagen / spricht Er ferner / zu meiner Zeit / zur Gvarnison der Stadt / sechshundert Niederländische Soldaten; bißweilen mehr / bißweilen auch minder / nachdem Sie wider die Cingalen zu Felde ligen müssen. Denn ein stätswärender Streit zwischen Ihnen / wegen der Canell;- oder Zimmet-Bäume[WS 8] zudem trachtet der König von Candi immer darnach / wie Er über diese Stadt Meister werden mögte. Noch eines ist nicht vorbey zu lassen / das gedachter Andersen auch gesehen / pag. 84. Die Cingalen, sagt Er / stehen fast alle Tag daselbst auf dem Marckt / mit kleinen Säcken voll Edelgesteinen / worunter die meinsten schlechte gemeine sind / und verkauffen sie auf folgende Art: Man gibt Ihnen ein Ropy, oder halben Reichsthaler / so mag man in den Sack einen Griff thun unbesehens / gleich als griffe man in einen Glücks-Topf. Ich hab für ein Stück von Achten zwey Hände voll gekauffet. Der erste Griff war mir unglücklich / fand nicht einen guten Stein darunter / als nur ein paar kleine Stein / welche man Katzen-Augen nennet; der andere Griff aber war mir glücklicher / bekam etliche Rubbinen / und Saphire / die auf zehen Reichsthaler geschätzet wurden.

Zwischen der Seepünt / und noch einen neuen Werck / bey dem Packhaus geleget / entspringt aus einer Klippen / auf einer Seiten eine Fontaine guten frischen Wassers / und eines Schritt breits davon spielt die See eben an die Klippen / daß man auf einmahl mit einem Fuß in frischen / und mit dem andern in Seewasser stehen kann.

Die Insul Ceilon. Die Insul selbst † ist sehr groß / und hat einen eigenen Herrn / der geschrieben wird Käiser von Ceilon, und König von Candi, einer Stadt / woselbst Er auch residiret, mächtig reich von Edelgesteinen / und * schönsten [55] Jubelen. Es ist auch eine offene Perlein-Banck auf Ceilon, und wird der Platz geheissen Manara. Das Land ist sehr Volckreich / darauf Ich in die acht Jahr zugebracht / ab / und auf andere Ort und Plätze / und doch wieder dahin / commandiret, und folgend unterschiedliches / was Ich da gehört / gesehen / und erfahren / melden werde.

Ceilon wie groß? † Wie Herport gedenket / soll es bey vierhundert Meil / in dem Umkreiß / groß gewesen seyn: jetzt aber befinde sichs / daß sie nicht mehr / als bey dreyhundert Meil groß ist / weiln noch täglich viel Land / durch das Anschlagen der See-Wellen / weggefressen werde. Andersen schreibt / pag. 83. Es strecke sich zwey und funfzig Meilen in die Länge / in die Breite auf die sieben und dreissig.

Stattliche Rubinen darauf zu finden. * Sonderlich / spricht Andersen / pag. 84. viel schöne Rubinen / welche man für die besten / so in gantz India gefunden werden / hält. Diamanten aber werden hier im Land nicht gefunden; (wiewohl Blauens Atlas auch dieselbige haben will) sonden man bringt Sie aus der Stadt Golkende hieher / woselbst Sie auch die Holländer / durch Ihre Correspondenten, die Benjanen, welche wegen der Compagnien immer ligen und negotiiren / aufkauffen lassen.

Wie die Portugäsen darauf kommen mit List. Die Portugäsen sollen auf die zweyhundert Jahr schon auf der Insul gewesen seyn / und † da Sie selbige erstes mahls gefunden / von dem Käiser gebetten haben / so viel Platz auf dem Land zu vergönnen: als eine Kuh / oder Ochsenhaut / begreiffen könnte. Denn Sie viel Krancke auf den Schiffen hätten / die Sie gern zu Land wieder wolten Sich recolligiren lassen. Da aber der Käiser solches verwilliget / hätten Sie eine Ochsenhaut in kleine Riemlein geschnidten / und aneinander gehangen / und so einen grossen Was Sie für See-Canten daselbst angelegt. Platz damit eingefangen / daß Sie ein Forteresse darauf gebauet / welches Sie das schwartze Werck intituliret: folgend die Stadt S. Galle, und / weil Sie Sich einmahl gesetzet / andere Städte / und Fort, mehr / als die grosse Stadt Columbo, Jaffanapatan, mit der dabey gelegenen starcken Schantz; die Vestung Manara, wo / wie vorgedacht / die Perlein-Banck ist; die Forteresse Nebumbo: die Geis / welche vier Meil von Jaffanapatan, und gleichsam der Schlüssel ist dazu / mitten im Wasser ligend / in der Revier, wann man auf Patan passiren will.

Wer am ersten die Insul Ceilon gefunden. † In dem Zusammentrag von der Insul Ceilon, über Jürgen Andersen Bericht / pag. 87. wird der Portugäsische Admiral Franciscus Almeida genennet / der unter den Christen am ersten diese Insul erfunden habe / wiewohl Er keinen / noch vesten / Fuß habe setzen können. Nach Ihn aber sey der Admiral Lupus Soarius kommen / und unter der Prætension, für die Seinige / ein Herberg / und Packhauß / zu bauen / mit des Königs Verwilligung angefangen / wie mit mehrern gedachten Orts zu lesen ist.

Der Ceilonsen Kleidung. Die Innwohner betreffend / sind etliche bloß / biß auf die Scham / darum Sie ein weiß Baumwollenes Tuch schlagen. Die Fürnehmste / und als Herren-Stands-Personen geachtet / haben auch oberhalb des Leibs weisse / zarte / wie Hemder von Baumwollen / daran Sie enge Ermeln haben / hinten / und vornen / mit Strichen eines Fingers breit eingefasset: an den Füssen aber / an denen Sie hauffig Ihre Fontanell Ihre Fontanelle. haben / mit einem Blech / und Riemen / aufs beste versehen / (wiewohl es etliche auch im Genück tragen / etliche am Hals / und mit einem silbernen Kügelein offen halten) gantz bloß; auf dem Haupt tragen Sie eine rohte Roanische Mütze / sonderlich was Soldaten sind; haben meinst lange schwartze Haar [56] Haben lange Ohren. breite Bärt / die Sie nicht viel barbieren lassen; mächtig lange Ohr-Lappen / und Ringe daran von Silber / oder Bley / durch welche Wir zu weilen / so Wir Sie brauchten / sonderlich / wann Sie unsere Officiers-Weiber / in einer Palanquin oder Senften / über Feld tragen müsten / Stricklein zogen / und anhielten / damit Sie nicht / wann Sie Ihren Vortheil ersahen / durchgehen könnten / und das Frauen-Volck / wie Sie oft thaten / auf freyem Feld hinwarfen / und Sich in ein Gestreuch verkrochen / GOtt gebe / die Dames mögten hinkommen wo Sie wolten.

* Die Ursach solcher lang herunterhangenden Ohrlappen / sagt Jürgen Andersen Warum? / pag. 84. sey diese / weil / wenn Sie jung sind / Löcher durch die Ohren stechen / und schwehre Stück Bley daran hängen / die denn die Ohrlappen herunter zerren / daß Sie also zu Ihren vermeinten Zierraht so lang wachsen müssen. Von Ihren Weibern hat Herport / pag. 178. auch gesagt / daß Sie gemeiniglich alle lange Ohren / und so lange Brüst dabey / hätten / daß Sie sie auf die Schuldern legen könnten.

Schön Weibs-Volck. Die Ceilonische Weiber sind wohl gebildet / als Ich ein Frauen-Volck in Indien gesehen hab / können trefflich tantzen / nachdem einer auf Glöcklein vorspielet / die Sie wohllautend zu brauchen wissen; fahren auch auf einem Seil / oder tantzen darauf / mit Degen an die Füß gebunden / oder drehen Sich sonst so schnell in einen Kreiß Können wohl tantzen / und auf den Seil fahren. / daß einem das Gesicht vergehet / und man / † der Geschwindigkeit wegen / keinen Kopf an Ihnen erkennen kann; also hurtig sind Sie auch durch den Reif / daß mans nicht genug beschreiben mag.

Sind behend durch den Reif.† Andersen hat / pag. 85. auch in diesem Stück Ihre Geschwindigkeit bemeldet: Sie sind sehr geübt / sagt Er / im Springen / und Sich übereinander hinweg [57] zu schwingen / daß es mit Verwunderung anzusehen. Sie sollen / wie Ich glaubwürdig berichtet worden / wanns zum Treffen kommt / in Einer Bataille wohl über zwey / und drey / Mann springen / und Eines Kopf / den Sie haben wollen / mit dem Saibel auf einen Streich abhauen / Sich wieder durchschlagen / und den Kopf an den Hauptmann bringen / wofür Er denn eine gewisse Summa Gelds empfängt. Es gibt unter Ihnen / sagt Er ferner / sehr viel Gauckler / und Comœdianten, welche lustige / und bißweilen greuliche / Possen machen; Und ist diese Handtiehrung bey Ihnen so gemein / daß etliche Ihren gantzen Fleiß darauf wenden / und nichts anders thun / als durch Gauckeley / Taschenspielen / Comœdien- und Tragedien-agiren, Ihre Lebensmittel suchen.

Wie sie Ihre Jungfrauschaft bedecken. Ihre Kinder / Knaben / und Mägdlein / wanns sonderlich etwas Fürnehmes ist / haben / wie Ihre Eltern / unter den Waden silberne Ring: die Mägdlein eine silberne durchbrochene Gürtel mitten an dem blosen Leib / daran vornen eine silberne Platten hanget / wie ein Hertz formiret, womit Sie Ihr Jungfrauschaft verhängen. Was Söhne anbelanget / ist es also versehen / daß keiner etwas anderst treiben / oder lernen / darf / als was der Söhn müssen der Vätter Profession annehmen. Vatter getrieben und gekönnt. * Ist der Vatter / zum Exempel / ein Schneider gewesen / oder Wagner / oder Drechsler / oder dergleichen / müssen alle Seine Söhn / eben das / und nichts anderst / treiben / so lang Sie leben. Es sind sonst künstliche Leut und fehig / können schöne Rohr machen / auch Pulver / und sonst allerley künstliche Gold- und Silber-Arbeit / vorab / schöne Gefäs an die Degen / von allerley Figuren / künstlich durchgebrochene Knöpfe / an Kleider / und Mändel / die doch so wenig / und so schlechten Werckzeug haben; wiewohl / welches wunderlich / aber doch die Wahrheit / ein Bauer in Seinem Geschlecht und Stand höher geachtet ist / als ein Silber- und Gold-Arbeieer. Sind sehr künstliche Arbeiter in Gold und Silber. Ein Scharfrichter aber ist so hoch angesehen / daß Er mit den Fürnehmsten / auf der Insul / Sich auch dem König nähern / und mit Ihm reden und umgehen darf / da hergegen / eben auf der Insul / so ein ungeachtet und verworfen Volck Sich findet / daß Sich Jedermann scheuet / mit Ihnen zu reden / und umzugehen; ja auch absonderliche Wäscher haben müssen / die Ihre Unreinigkeit Haben unter Sich ein sehr verachtes Volk. säubern / und bey die andern Wäscher / derer Sich sonderlich der Adel bedienet / welcher über Seine Noblesse trefflich hält / durchaus nicht kommen darf; wie man denn / nechst der Leibesstraff / das für die gröste Pein achtet / wenn der König einen unter Sie verweiset / gestalt Wir denn Selbst deßwegen von Ihm ein Reproche bekommen / daß Wir / obschon in unsern grösten Durst / und gewaltigster Hitz / nur einen Trunck Wasser bey Ihnen gethan hatten. Darum dürfen Sie auf Ihren Häusern nur ein halb Dach haben / und müssen stets auf der Erden schlaffen / mit Ihren Kopf in einer Wannen / da man den Reis mit ausschwingt. Es hat auch / die Wahrheit zu sagen / einen solchen abscheulichen Gestanck / daß man bey Ihnen nicht bleiben kann. Ihr Gewerb ist / daß Sie Strick machen / damit man die Elephanten bindet / von Elend- und Hirschen-Fellen. So gering Sie aber geachtet sind / so dannoch leiden Sie es nicht / wann man von Ihnen einen Trunck Wassers begehret / daß man den Krug / oder das Geschirr / an den Mund setzet: sondern man muß es hoch halten / daß es von der Höhe / unberührt / in den Mund lauffen muß; dergleichen Maniere auch Mohren / Persianer / und Javanen / haben.[WS 9] [58] * Dergleichen schreibt auch Lindschotten von den Chinesen: Die Kinder / sagt Er / und Nachkommen / müssen Ihrer Eltern / und Vorfahren / Handthierung treiben und gebrauchen / Sie haben denn Erlaubnus von der Obrigkeit und Regiment / Par. 2. Orient. Ind. c. 24. p. m. 64.

Wie die Stände aufeinander gehen. † Herport hat / pag. 179. wie ein Stand auf den andern folge / also bemerkt: Nechst den König / und nachkommenen Princen / sind die Verwalter des Landes / die / de Savudi genannt; nach Ihnen die Abham; darnach die Gangam, welche Rahts-Personen sind; nach denen folgen die höchsten Officieri der Kriegsleuten / Orassy genannt; heranch die Laskarin oder Soldaten; De Savudi.
Abham.
Gangam.
Orassy.
Laskarin.
denen nach kommen die Bauren; hernach die Kaufleut; auf dieselben die Fischer / denn die Zimmetschehler / Helfantenfanger; item, die in Lafor, oder Ebenholtz / arbeiten / Balbierer / Gold- und Silber-Arbeiter / Trommelschläger / und andere Spielleut / die Wäscher / und zu letzt die Guly. Ein jeder aus allen denen Ständen muß auch Seine Kinder dazu halten / daß Sie eben Ihrer Vätter Hand-Arbeit lernen. Die geringes Stands sind / ehren die höheren / und dürfen keine Gemeinschaft mit Ihnen machen / auch nicht zu Ihnen in Ihre Häuser gehen / es geschehe denn aus Ihrer Bewilligung / und wann Sie einander auf dem Weg begegnen / so gehet der / so geringern Stands ist / neben Sich / biß Er fürpassiret ist. Es dürfen auch weder Männer / noch Weiber / Ihren eigenen Zeug waschen: sondern müssen selbiges den gewohnten Wäschern Guly. geben. Die allergeringsten / als Guly, sind so viel als Sclaven, doch nicht leibeigen: sondern also / daß Sie ein Jeder / der Sie von nöhten hat / gebrauchen darf / unterdessen aber Ihn mit Speiß versorgen muß; diese tragen auch die Palanquin, und dürfen / ohne Erlaubnus / nicht unter eines andern Dach schlaffen: sondern ligen meinst alle untern dem blossen Himmel; decken aber gleichwohl ein Tallpaten-Ast über Sich; das ist ein Gewächs / dessen Blätter so groß aneinander gewachsen / daß sie eine Person genugsam bedecken können.

Wunderlich würgen sonst die Inwohner Ihre Hüner ab. Sie nehmen es bey dem Kopf / und zwischen zweyen Fingern drehen Sie es schnell herum / daß Sie nur den Kopf in Händen behalten / weil der Leib sich bald abschleidert / und noch eine Zeitlang ohne Kopf hinlauffet / biß er sich gar verblutet hat / und umfällt. Wann sie Ochsen / Kühe / oder andere vierfüssige Thier / schlachten wollen / schlagen Sie ihnen zuvor die hintere Sennen an den Füssen ab / und wann es fällt / wie es fallen muß / binden Sie es erst / und schneiden ihnen die Kähle ab / essen auch von dem Fleisch nicht / das eine andere Nation getödet hat.

Das Frauen-Volck kochet sauber und schön. Trefflich niedlich / und sauber kochen die Weiber / Gesotten / und Gebratens; Hüner / deren man auf die dreyssig um einen Reichstaler kaufen kann; Eyer / gute Suppen / und solche auf vielerley Art / Hirschen / Schwein / Enten / und für ein Special gut Essen halten Sie den * Lechaban. Das ist ein Thier / wie ein klein Crocodill gestallt / lauffen die Baum geschwind auf und ab / und so sie geschossen werden / hangen sie so lang / biß sie sich verblutet haben; sind den Federviehe sehr gefähr / wie die Iltissen / am Bauch grünlich / mit vier Füssen und Klauen / dessen Fett mächtig gut ist; in gleichen Pfauen / die man gebraten mit Nägelein besteckt / und Wir einsmahls / aus Mangel anderes / ein gantz Monat aneinander essen müssenIhre Federn sollen vor Infection helfen. / daß Uns endlich davor geeckelt hat; hauffig halten sie sich in Reißfeldern auf / und finden sich sonst selten auf dem flachen Feld: aber auf den Bäumen überflüssig / und derer Spiegel-Federn die Ceiloneser um die Hände / und Füsse / wickeln / so Sie etwan ein Geschwähr daran haben / oder [59] sonst verletzt worden sind; auch sonst gewaltig dienlich halten / so etwan menstruata Ihnen begegnen solte / wovon Sie fürchten inficiret zu werden.

* Johann von der Behr gedencket dessen auch / und wenn Er nicht an so vielen Orten mit des Reisenden eigenen Worten redete / gar ein weniges geändert / wäre es noch glaublicher / daß Ers auch Selbst gesehen hätte / was Er von Ceilon, und dessen Einwohnern / geschrieben / wo nicht abgeschrieben / hat.

Reis an Statt des Brods. Brod ist da unter der Gemein gar rar, und hab Ich wohl manches Jahr über dreymahl keines über meine Zunge gebracht: an Statt aber dessen brauchen Sie den Reis / den man im Wasser wohl abseyet / und kochet / denn auf der Kohlen trocknet / in einer Crystallinen / oder Porcellanen / Schalen aufsetzet / und / zu einen Bissen anderer Speise / ein klein Händlein voll nimt / wohl und lieblich zu geniessen.

Ihre Art Malzeiten zu halten. Auf der Erden sitzen Sie bey Ihren Mahlzeiten mit Kreutzweis gefaltenen Füssen auf einer strohen Matten / essen mit der Hand ohne Gebrauch der Löffel / fein säuisch. Ihr Tranck ist ins gemein blosses Wasser / Lassen einen andern ungern aus Ihren Geschirr trincken. und lassen Uns allesamt / wie gemeldet / nicht gern aus Ihren Geschirren einem trincken / oder Wir müssens nicht an unsern Mund kommen / und nur von der Höhe in Hals lauffen lassen / in Beysorg / Wir hätten entweder Schweinen- oder zahmes Büffel-Fleisch gegessen / wofür Sie auch einen Eckel tragen; sintemahl Sie † den Büffel hoch halten / und sagen: Er thue Ihnen mehr guts / als Ihre Eltern. Denn er pflüge Ihnen / er dresche Ihnen; Sie hätten Butter / und Milch / von Ihm / wie Sie ihn denn deßwegen Abba nennen / und nicht wohl leiden wollen / daß ihm einig Leid wiederfahr / oder / daß er in unsere Hände komme. Denn als einsmahls unser Lieutenant einer auf einem Paß / vier Meil von Columbo, Landwarts gelegen / Namens Malevanna, auf Unsers Prædicanten ersuchen / zwey zahme Büffel kauffen solte / war kein Mensch der Ihms zu verkauffenZahme Büffel hoch gehalten. geben wolte. Acht Tag aber hernach begab sichs / daß der Tyger einen erbissen / und / weil er nur das Blut aussauget / ligen liesse. Solchen / weiln Sie unserm Volck verehrten / bediente Sich der Lieutenant dieser Gelegenheit / und überredete Sie: Das wäre eine sonderliche Straffe / weil Sie unserm Pater Grande, unserm Prædicanten, solche / ums Geld zu kommen zu lassen / Sich geweigert hätten / und wofern Sie länger so neidisch seyn würden / würde der Tyger öfter kommen / und solchen Schaden thun. Das als Sie hörten / kamen Sie bald wieder / und brachten zwey Büffel mit / nur dieser Furcht ferneren Unheils Sich zu erledigen.

† Herport setzet dazu / pag. 181. Sie halten dafür / daß Sie nach Ihren Tod in Büffel verwandelt werden. Dannenher Sie dieselben für Ihre Vor-Eltern halten / und die Männlein / Abba, und die Weiblein / Amma nennen.

Ihr Getränck Siere. Sonst aber ist nicht nur allein von den Clapperbäumen das gemachte Getränck Siere genennt / davon Ich bald reden will: sondern noch mehr derselben haben Sie / als erstlich den * Maffack, das also gemacht wird: Nachdem viel / oder wenig / den wollen / nehmen Sie vier / fünf / sechs Maas Siere, und wann Sie den warm gemacht / thun Sie zwey / drey Maas Arack, wie Brantwein / darein Maffack. / schlagen in eine Schüssel zwantzig / dreyssig / viertzig / Eyer / und klopfens gar klein / und thun allmählig ein wenig von dem warmen Siere in die Schüssel / rührens aber doch alleweil [60] dabey / daß nicht zusamm lauffe / endlich zwey / drey / Stück Zimmet / und Mußcadnüssen / klein gerieben / darunter / und schütten es alles untereinander / daß es warm getruncken / nicht nur einen trefflichen Geschmack hat: Vin perle. sondern auch mächtig sättiget / und mastet. Fürs ander Vin perle, das ist ein halb Wasser / ein halb Arack, wird miteinander gesotten / mit zwey / drey / Eyern eingeschlagen / Citronen darein gedruckt / Zucker / Zimmet / und Mußcaden-Blumen / zu einen angenehmen Tranck gemachet. Fürs Palebunze. Dritte / † Palebunze getituliret, von halb Wasser / halb Brantwein / dreyssig / viertzig / Limonien / deren Körnlein ausgespeyet werden / und ein wenig Zucker eingeworfen / wie dem Geschmack so angenehm nicht: Also auch der Gesundheit nicht.

* Jürgen Andersen nennet / pag. 10. den Maffac, ein Gerücht an Statt der Weinsuppen / und beschreibets auch so: Es werde gemachet aus zwey Theil Wasser / ein Theil Brantwein / etlichen Eyern / Cannel-Pulver / und Zucker mit Brod drein / werde wie ein Weinsuppen gekochet / und gebe Räusche.

† In gantz Indien ist das Getränck gebräuchlich. In Persien auch. Herr vo Mandelslo beschreibt es / wie Ers zu Gamron[WS 10] gefunden / Lib. I. p. m. 25. es werde von starcken Brantwein / Citronensaft / Zucker / und Rosenwasser / untereinander gemischet / mache bald truncken / verursache hitzige Fieber / und rohte Ruhr / daß wann man alsdenn nicht wohl in acht genommen werde / als die Fliegen hinfalle / und sterbe. Jürgen Andersen / Lib. I. p. m. 19. sagt auch: Man nehme halb Brantwein / halb Wasser / geriebene Muscaden-Nüsse / Cannel-Pulver / Zucker / Chinesische kleine Limonien durcheinander gerühret / und davon getruncken.

Ihre Religion viel Mahummedisch. Ihre Religion ist gutes theils / wie bey den meinsten Heyden / Mahummedisch. Ihr * Abgott heist Jacka / von Erden gebildet / und ist eines Manns groß / schwartz unter dem Angesicht / und abscheulich / Ihr Abgott Jacka. wie wann Er einen Schönpart[WS 11] fürhätte / bißweilen mit Hörnern; den leinen Sie hin in eine Ecke (oder unter das Dach)/ und wenn[WS 12] Sie Ihm opfern / so tragen Sie Ihm unter einen Peschar-Baum / der ist wie eine Linde / dick von Blättern / und bitten / daß / im Fall Sie kranck sind / Er Sie wieder gesund machen; oder / wann Ihr Viehe / Kühe / Schaf / und andere Thier lämmern / und kälbern / oder werfen / wollen / daß Er Ihnen Kraft / und Hülf / geben solle. Sie werden auch nicht wohl aus einem Brunnen Wasser wegtragen / da Sie nicht zu erst eine Hand voll / aus dem Geschirr auf die Erde sprützen / und dazu sagen: Das sey dem Jacka verehret! Denn was die Chinesen von Ihrem Josin sagen / sagen die Ceilonesen auch von Ihrem Jacka: Gott sey ein gut Mann / der alles erschaffen habe / und thue niemand böß: aber der Jacka sey böß / dem müssen Sie opfern / daß Er Ihnen Bramanes des Jacka Priester. kein Leid thue. Haben Ihre absonderlichen Priester / † Bramanes[WS 13] genennt / die einem bald sagen können / wenn Ihm etwas gestohlen worden / wer es gethan habe; machen daß Er an dem / oder dem / Ort vorbey gehen muß / und weiter nicht kommen kann / und das gestohlne Gut wieder bringen muß / oder darüber crepirn.

* Andersen nennet / pag. 19 den Gott / dem die Bramanen, der Ceiloner-Priester / dienen / nicht Jacka: sondern Pagode, wann Er Sich anderst nicht am Namen irret. Denn so heisen sonst die Götzen-Tempel in Sina, und India, wie Neuhof an vielen Orten Seiner Sinesischen Reißbeschreibung meldet. Doch hats Herr von Mandelslo auch also tituliret / und beschreibts / was für ein häßlich Bild [61] es gewesen / Lib. l. p. m. 99. seq. Es kann aber seyn / daß Sie / wie andere Heyden mehr / auch mehr als einen Abgott gehabt haben. Was Andersen l. c. weiter spricht / wollen wir hören: Wann Ich / spricht Andersen / etliche Bramanen gefragt habe / ob der Pagode Ihr Gott sey / haben Sie mit Nein geantwortet: Sie wisseten wohl / daß ein lebendiger GOtt sey / und alles regiere: aber dieser Pagode, den Sie in solchem Bild ehreten / wäre Ihr Procurator und Vorbitter bey Gott; Und als Ich ferner fragte: Wer denn dieser Pagode und Vorbitter sey? sagten Sie / daß es ein heiliger Mensch / der für vielen Jahren gelebet / und in der Welt grosse Miracul gethan / wovon Sie Mir viel lächerliche Ding erzählten / gewesen.

Bramanen sind hoch gehalten. † Andersen Beschreibung nach / pag. 19. wollen diese Bramanen für gar heilige Leut angesehen werden / und daß Sie keine weltliche Güter / und Zierraht / achten. Auf Ihren Rücken sihet man allerhand bunte Lappen / und Flecke / bestreuen das Haupt / und Gesicht / mit Aschen. Herr von Mandelslo bekräftigts auch / Lib. I. p. m. 102. daß Sie / unter den Indianischen Heyden / die fürnehmste und Ehrenwürdigste geschätzet würden / theils wegen Ihrer Ankunft / theils wegen Ihrer Weißheit / und Amts. Sie sagen / daß Sie von einem / Namens Brama, welcher des obersten Gottes Stadthalter über die gantze Welt ist / Ihren Ursprung / und daher Ihren Namen / bekommen haben. Sie halten dafür / daß / unter vielen Göttern / einer der Oberster sey / derselbe hätte den Brama gezeuget / und weil Er Ihn lieb gehabt / hab Er Ihm befohlen / auch Kraft verliehen / die Welt zu schaffen / selbige soll Er auch regieren / und erhalten. Aus diesem Brama, sagen Sie / wären die Bramanes entsprossen. Die Einfältigen meinen / wann Sie diese Bramanes lieben / und hoch ehren / Gott nehme es auf / als wanns Ihme Selbst geschehe. Sie sind / spricht Er ferner / l. c. p. m. 104. unter den Benjanen in Gusuratta als Schulmeister / Lehrer / und / nach Ihrer Art / Weltweise / wie auch der Götzen Priester / welche die Leut im Lesen / Schreiben / Rechnen / Weißheit und Religions-Sachen unterrichten. Denn Sie die Geheimnussen Ihres Heydenthums fleissig studiren / auch dem gemeinen Mann davon Bescheid geben müssen. Alle tragen weisse Bünd auf den Köpfen / und glatt anligende Röcke; in Ihren Häusern gehen Sie gemeiniglich nackend / haben nur ein Tuch um die Hüft gebunden / die Scham zu bedecken. Sie tragen auf der blossen Haut / von der linken Schulter biß unter den rechten Arm / hangend drey kleine Schnürlein von Seiden / oder Cattun, welches Ihr Zeichen der Religion ist / und wird Ihnen in der Jugend mit grossen Ceremonien angehangen / l. c. p. m. 102.

Herport erzählet noch eines von der Cingalen Religion, pag 181. seq. Nicht weit von der Stadt Candi,[WS 14] wo der König residiret / sey ein gewiß Wasser / zu welchen Sich die Einwohner / Männer / und Weiber / jährlich zweymahl verfügen / da denn Ihre Priester / ein Jeder / dreymahl mit einem breiten Schwerd in das Wasser schlagen / und die Tropfen / so von dem hineinfallen davon sprützen / auffassen / und in köstlichen Gefässen in die Tempel tragen / welche denn für ein Heiligthum bewahret werden.

** Jedoch / wann ein Christ Ihnen etwas entwendet / oder Ihnen sonst etwas anders thut / können Sie durch solch Ihre Teufels-Kunst anderst nichts erfahren / als daß es ein Christ gethan habe / dessen Namen Ihnen doch unbekannt bleibe / bezeugetWollen verborgene Ding offenbahren. Herport / pag. 182. So machten Sie es sonst / spricht Er / wann Sie verborgene und geheime Sachen wissen wollen / daß dero Priester / oder Teufels-Banner / ein Guly,[WS 15] das ist wie ein Sclav, heftig schlagen / und martern / biß daß Er gleichsam gantz toll wird. Darnach machen Sie den Teufel aus Ihnen reden / welcher auf all [62] Ihr Begehren antwortet. Zum Exempel / wann einem was gestohlen wird / kann Er auf solche Weise von diesen Teufels-Bannern wissen / wer Ihm das Seinige genommen hat.

Adams-Berg. So halten Sie auch vestiglich dafür / daß auf einem Berg / den Sie Adamsberg heisen / * Adams Fußstapfen zu sehen seyn sollen / die auch in einem kleinen Tempelein eingefasset sind / darinnen Tag / und Nacht / von gelben Kupfer gemachte / Lampen brennen / von Clappernusöl / und dahin Jährlich auf die sieben / acht / Meil wegs kommen / und Jeder etwas vom Clapperöl zum Opfer mitbringet.

*Was Herport / pag. 173. meldet / wollen Wir hier mit ansetzen. Es wird dafür gehalten / spricht Er / daß die Insul Ceilon ein vest Land vor diesem gewesen sey. Dann noch heuntiges Tages zwischen dieser Insul / und den vesten Land / grosse Steinfelsen ligen / dadurch kaum ein gemeines Schiff kann durchfahren / welche Felsen genennt werden Adams-Brugg; Dannenhero man vermeinet / daß der Adam daselbst begraben ligt; Man sihet auch noch heuntiges Tags das Bild Adams / mit Erdwerk abgebildet / ligen / in merklicher Grösse auf dem Berg Zackman / daselbst ein Tempel stehet / darinnen Tag / und Nacht / Liechter gebrennet werden. Nicht weit von diesem Tempel findet man Seine Fußstapfen / und wird dafür gehalten / daß Er solche Selber nach Seinen Fuß gehauen habe / dabey auch eine Schrift gefunden wird / welche in Stein gehauen; niemand aber keinen Verstand oder Wissenschaft davon haben kann.

Der Ceilonesen gemeine Betheurung. Wann Sie sonst ins gemein * was betheuren wollen / soll die Confirmation diese seyn / daß Sie Butter wollen lassen heiß machen / und die Hände darein legen. Wann Sie unrecht geschwohren / werde es brennen: So es aber recht sey / werde Ihr Gott nicht zulassen / daß Sie einen Finger in dem brenn heissen Schmaltz versehren / auf welches Wir Sie / so Wir Sie in Argwohn eines Diebstahls gehabt / gedrungen / und manchmahl das verlohrne wieder erlanget haben / weil Sie Sich besorgten / Sie / so Sie wider besser wissen es hinterhielten / Sich verbrennen solten.

* Bey den Mohren geschicht eine Beteuhrung mit Saltz / und solcher Gestalt: Wann ein Mann einen Argwohn auf Sein Weib hat / obs Ihm treu geblieben sey / gibt Er Ihr Saltz zu essen / mit Beschwöhrung von Ihren Gott Fetisso. So Sie Sich sicher weiß / nimmt Sie es an; wo aber nicht / so wegert Sie Sich um des Eyds willen / darum Sie Ihr Abgott straffen mögte / nach Zeugnus Hemmersams /pag. m. 31.

Ihr Ehestand und Hochzeiten. Leichtfertig gehen Sie mit dem Ehestand um. Denn wann Sie heyrahten / (wie es denn einem frey stehet / so viel Weiber zu nehmen / als Er erhalten kann) geben Sie einander ein Kleid / oder pflantzen einen Baum / und wann jenes zerrissen / oder dieser keine Frucht mehr bringet / lauffen Sie auch wieder voneinander. Da ist auch nichts neues / daß einer beydes Bruders Frauen schläfft / und † eine Blutschand begehet / wie denn auch deßwegen die Heyrahten desto lieber geschehen / desto mehr Brüder der hat / der heyrahten will. Ihr Hochzeit-Mahl / und Bekräftigung des Heyrahts-Contract, ist / daß Braut / und Bräutigam / miteinander einen Reiß essen / in Clappermilch gekocht / und Kiribath heisen. Das ist das gantze Tractament / und damit ist alles geschehen.

Ceilonische Weiber heyrathen sehr jung. † Herport / pag. 178. schreibet: Das Weibliche Geschlecht ist allhier sehr brünstig / also / daß eine Tochter kaum Ihre Zehen / oder Eilf / Jahr erreichen mag / [63] daß Sie Sich nicht schon verheurahte / und so ein Vatter Seine Tochter in die Ehe gibt / so beschläft Er Sie zu erst / und sagt / daß es Ihm gebühre von dem Baum / den Er gepflantzet / die erste Frucht zu geniessen.

Es solte einer jenes fast nicht glauben / wann andere / auch glaubwürdige gereifte Leut / es nicht auch confirmirten. Was Herr von Mandelslo erzählet / ist doch wehrt / daß mans anfüge. Von den Benjanen redet Er / Lib. I. p. m. 105. also: Sie verheyrahten Ihre Kinder im fünften / sechsten / und siebenden / Jahr / gleich wie die andere Heyden. Bald darauf schreibt Er von den Rasbuten wieder: Mit Verheyrahten Ihrer Kinder sind Sie den Benjanen, und Bramanen, gleich Sie halten im fünften / und sechsten / Jahren Hochzeit und Beyschlaff / zeugen auch Kinder / ehe Sie zehen / oder eilf / Jahr alt werden Wenn eine Jungfrau von dem neunten / oder zehenden / Jahr / nicht ist an einen Mann gebracht worden / wird Sie der Unkeuschheit halber verdächtig gehalten / und nicht leicht geheyrahtet. Es ist zu verwundern / daß die Natur in diesen Ländern die Leute so bald zeitiget / und zum Ehestand bequehm machet. Ich muß hierbey ein Exempel erzählen / welches zwar in Indien nicht gemein / daher es von den Einwohnern Selbst ist verwundert worden / und solte es mancher nicht glauben / hat sich aber wahrhaftig / vor wenig Jahren / bey diesem jetzigen Mogols, Scach Chorams, Zeiten / begeben / daß ein Rasbute, nicht weit von Agra wohnend / mit Seiner Frauen eine Tochter gezeuget / welche im andern Jahr Ihres Alters so grosse Brüste / als eine säugende Frau / bekommen. Dieser Leute Nachbauer / ein Schmidt / überredet den Vatter / daß Er das Kind / nach Ihrer Manier / mit einem güldenen Eisen an etlichen Orten brennen möge / damit den übrigen Feuchtigkeiten ein Weg gewiesen würde / und die Grösse der Brüste sich verliehren könnten; Nachdem aber der Schmidt die Brandmahl gethan / wird Er alsobald krank / und stirbet / wie auch bald darauf dieses Kindes Eltern / und andere Ein Weib gebieret im sechsten Jahr einen Sohn. / die dabey gewesen; Das Kind aber hat / nach den dritten Jahr Ihres Alters / Weiblichen Gebrauch nach / Ihre ordentliche Menses bekommen / im vierten Jahr haben sie wieder aufgehöret; der Leib aber ist Ihr aufgelauffen / als einem schwangern Weibe; im fünften Jahr ist das Aufblehen des Leibes etwas verschwunden / im sechsten hat Sie einen jungen Sohn gebohren. Der Mogol hat Mutter / und Kind / zu Sich hohlen lassen / und um grosser Verwunderung bey sich behalten. Ob nun wohl bey den Heyden der Gebrauch / Kinder von vier / oder fünf / Jahren miteinander zu trauen / und den Beyschlaff zu vergönnen / wie auch bey dieser geschehen ist / scheinet es doch wider die Natur zu seyn / und diß ist gleichwohl geschehen.

Ein Weib 9. Jahr alt / bringet zwey Kinder. Was Jürgen Andersen zu Amadabath gesehen / wollen Wir mit anhängen. Dieser Tagen / spricht Er / Lib. I. pag. 28. hat ein Benjanisch Weib / so nur neun Jahr alt / zwey lebendige Kinder zur Welt gebracht / welche Ich Selbst gesehen; und soll allhier gar gemein seyn / daß Kinder von sieben / und acht / Jahren Kinder zeugen / wie der Holländische Ober-Kaufmann / Jan von Teilingen / Mich berichtete / und soll daher kommen: Die Benianen verheyrahten Ihre Töchter / im fünften Jahr Ihres Alters / an Knaben und Jünglinge von funfzehen / und sechzehen / Jahren / die spielen durch dergleichen Beyschlaff so lang / biß die Natur zu solchen Werck tüchtig und bequehm wird. Die Mohren / die die Ihrige auch bey zwölf / und vierzehen / Jahren verheyrahten / geben diese Ursach / weil Sie es so jung nach Ihren Sinn und Willen abrichten können / Hemmersams Bericht nach / p. m. 30.

Wie lang Sie eine Meile rechnen. Nachdem es aber grosses Gebürge / und mächtig Gehöltz / gibt / finden sich auch viel Thier / und Ungeziefer / darinnen. Die Innwohner haben eine wunderliche Art / Ihre Weite und Meilen zu rechnen / und zu jagen. [64] Ihre Meilen zählen Sie also. Ein Blat nehmen Sie von einem Baum / an dem Ort / da Sie abreisen sollen; Solch Blat / so es verdorret / biß da- oder dorthin / so ists / Ihrer Meinung nach / eine Meile: So lang es nicht verdorret / so lang halten Sie es für keine Meil. Ihre Jagten aber verrichten Wie sie jagen. Sie auf die Weise. Mit drey / oder vier / gehen Sie bey nächtlicher Weil in den Wald. Der erste trägt auf Seinem Kopf eine Reiswannen / darinn hat Er eine irrdene Schüssel / in welcher Er Feuer trägt von solchem Holtz / daß starck glimmet: aber doch nicht bald verbrennet / wormit Sie auch die Elephanten aus dem Weg jagen. Der ander hat in Seiner Hand einen Bund mit Schellen / mit welchen Er den gantzen Weg schellet / und das Wild nur reg machet: aber nicht gar wegscheuet; denn es achtet es so groß nicht. Wann Sie aber etwas angetroffen / als Hirschen / Schwein / Elend[WS 16] / wilde Büffel / (denn wie gemeldet / den zahmen Büffeln thun Sie nichts) nimmt der Dritte Sein Rohr / oder Schieß-gewehr / und schiesset es fast vor der Nasen nider. Wann Sie gehen / wollen Sie keinen Christen mit lassen / und thun es so heimlich / als Ihnen müglich ist.

Elephanten-Fang. Der Elephanten werden alle Jahr auf die zwantzig Stuck Wilder gefangen / und zahm gemacht / und den Mohren / und Persern / verkaufft / sonderlich aus der Stadt Mecha[WS 17]. Ich Selbst muste drey Jahr nacheinander mit in Wald / auf den Elephanten-Fang / und hab auf einmahl wohl auf die zweyhundert beysam gesehen; Und weil anfangs Mich Selbst verlangte zu sehen / wie man solche ungeheure Bestes fangen mögte: sintemahl es einer so / der ander anderst / erzählte / gieng Ich desto williger mit. Wie ich es nun gesehen / auf gedachter Insul Ceilon, daß Sie von den Holländern gefangen worden / will Ich beyfügen. [65] Es sind daselbst zwey Ort / da man sie pflegt zu fangen / einer mit Namen Kattumma: der ander / Flasmeulla; Ist auch ein sonderbahrer Jägermeister dazu bestellet / der Seine Zahl hat / wie viel Er alle Jahr liefern muß. Zu meiner Zeit / muste Er drey mit Zähnen / und fünfzehen ohne Zähn / liefern / die gegen jene viel geringer geachtet werden; hat auch zu solchen End auf die sechs und dreyssig Negreyen / oder Dörfer / unter Sich / daraus Er auf fünf hundert Schwartzen zur Beyhülf nehmen kann. Um welche Jahrszeit. Wann Er nun solch eine Jagt vorhat / die in denen drey Monaten / Junii, Julii, Augusti, am bästen verrichtet werden / da sie sich um Wassers willen / aus den hohen Bergen / in die Tieffe begeben / gegen das Meer zu / da es eher und öfter zu regnen pfleget; Wann Er nun / sprich Ich / eine Jagt vor hat / so läst Er erst Holtz kauffen / oder Seine Untergebene müssen es wohl Selbst aus dem Wald hohlen / welcherley Holtz aber nicht / wie anderes / gleich weg lodert: sondern nur glimmet / und eine lange Zeit. Solches nun legen Sie / die schon wissen / wo der Elephant herkömmt / Scheuen das Feuer gewaltig. auf die vier / fünf / sechs / Meil / wo Sie ihn herjagen wollen / und zünden es an. Weil er nun sich für dem Feuer mächtig scheuet / und darüber gewiß nicht schreiten wird / (Sintemahl das unser Wehr war bey nächtlicher Weil / damit wir Selbst für ihnen sicher seyn kunnten / daß wir ein grosses Werden in einen Kral getrieben / und eingefangen. Feuer um Uns machten) setzen Sie zu End dessen ein Kral, das ist / Sie pflocken starcke grosse Bäume gegen einander über auf beyden Seiten / wie Stacketen eng zusam / und starck verwahret / darinnen sie wie umzäunet stehen / und um sich wählen lassen müssen / welche man gar in den dazu / auf ein Viertelstund davon / wie gemachten Nohtstall jagen will / der viel enger gefasset ist / also / daß / wann er einmahl darinnen / sich nicht wieder umkehren / auch nicht gar hinaus kann / weil er zu End mit vier starcken Riegeln verwahret worden. So bald nun einer / den man haben wollen / darinnen ist / will er immerzu fortgehen / in Hofnung durchzukommen; So bald er aber das eusserste erlanget/ lauffen geschwind die Schwartzen / die darneben liegen / mit kleinen Spiessen / zu / und schieben auch von hinten ein vier Riegel quer über / daß er sich weder hinter / noch für sich / mehr begeben kann. Wann nun derer Stuck acht / (so viel fasset der Nohtstall auf einmahl) geschlossen / so läst der Elephanten-Fanger es unsern Herrn Commandeur wissen / um die zahme Elephanten / die schon darauf abgerichtet sind / herbey zu bringen / denen dann auf jede Seiten des Nohtstalls einer / von dem darauf sitzenden Schwartzen durch einen krummen Hacken / getrieben wird / mit einem grossen viermahl um denMit einem Strick gebunden. Hals gewundenen Sail / welcherley auch den Wilden umgeworfen wird; Zwar mit grosser Mühe / daß oft einen halben Tag brauchet / biß man ihm zu erst ein kleines Stricklein umbringet / an dem das grosse Sail angeknüpfet ist. So er denn umfässelt ist / wird ihm auch an einen hintern Fuß ein Strick geleget / daran auf die zweyhundert Schwartzen hangen / und so lang halten / biß bey dem Ausgang / die förderste Riegel wieder abgezogen worden sind. Alsdenn meinet der Elephant / wolle er geschwind durchbrechen / weil er sihet / daß er Luft hat / wiewohl er fest an die Zahme angebunden wird; und so er auch da verwahret genug stehet / ledigen Sie den hintern Fuß wieder / daß er zwischen denen zahmen zweyen Elephanten fort muß / wie bey Uns hie zu Land ein wilder Stier fortgebracht wird [66] Was für Privilegia der Jäger. mit anderen Ochsen. Wann Wir nun mit ihm zu dem Quartier zueilen / wo er zahm gemacht werden muß / so haben Wir (wofern er Zähn hat; denn es bey andern verbotten) die Privilegia, daß Uns die Bauren / in allen Dörfern / wo Wir hinkommen / genug zu essen / und zu trincken / geben müssen; wo Sie Sich sperren / nehmen die Schwartze die auf den Elephanten sitzen / den Wilden mit in Ihre Reis-Felder / und verderben es in Grund und Boden. Darum / wann Sie wissen / daß Wir auf der Jagt seynd / halten Sie in allen Dörfern eine gewisse Person / die darauf passen / und täglich zweymahl nach Uns umsehen muß / bey einem grossen Baum / der für Ihren Dörfern stehet / und mit Steinen umfangen ist / daß man darunter sitzen kann / den Sie Pescharbaum heisen / worunter Sie auch dem Teufel zu opfern pflegen. Denn wenn ein Bauer Seinen Reis aus dem Feld nimmt / ehe Er ihn gar in Sein Haus bringet / ehe Er Selbst einen Bissen davon geniesset / ehe kocht Er einen Hafen voll / und opfert ihn da dem bösen Geist / daß Er ihn über ein Jahr wieder wohl wolle gerahten lassen.

So aber der Elephant gar in das Quartier gelanget / wo er zahm gemacht werden soll / stehet dergleichen Pescharbaum dafür / bey welchem Billaher haben Ihre Gauckeley vor den Elephanten. die Schwarzte mit allen stillhalten / biß die Billaher kommen: Das sind zwey Tantzmeister / in Maschera, und haben Schönbart für dem Angesicht / sind auch mit Schellen gantz behänget; Alsdenn tantzen und springen Sie für dem wilden Elephanten / und zuletzt stehen Sie für ihm still / und reden ihn auf Ihre Sprach also an: Er solle sich nicht wild stellen! An Statt daß er bißher sich in dem Wald / im Regen / und Wind / müssen aufhalten / soll er in einem Haus / und unter einem Dach stehen! An [67] Statt daß er hab etlich Meil nach Wasser suchen müssen / zu trincken / soll er alle Tag zweymahl in die Revier gebracht / und getränckt / werden. An Statt daß er bißher nicht allezeit seine Kost / oder nicht genug / gefunden habe / solle er alle Tag sattsam versehen seyn! Da stehet denn der Elephant wie verdüstert / ob den ungewöhnlichen Klang / und springen / oder wie bezaubert / daß er sich williglich darein gibt. Darauf bringen Sie einen grossen Hafen Wassers / giessen ihm den über den Leib / tauffen ihn damit / und geben ihm Namen nach des Herrn des Lands / oder anderer Fürnehmsten Ministrès, wormit er in seinen Stand gebracht wird / und dannoch ein halb- ja gantz Jahr brauchet / biß er recht zahm wird / daß man ihm trauen / und loß gehen lassen darf.

† Johann von der Behr hat Sich / in Seiner Beschreibung / Unsers Autoris Wort zu behalten belieben lassen. Mit wenig andern Umständen erzählets Herport / pag, 185. feq. das doch zu lesen würdig. Andersen aber hat gar eine andere Andere Art Elephanten zu fangen. Manier gesehen / pag. 82. Eine viertel Meil Wegs von der Stadt Punt de Galle, spricht Er / ist ein darzu bereiter Platz gemachet / so mit dicken starcken Pfälen dreyfach rings umgeben / und zehen Fuß von denselben hinauswarts wieder drey Reihen / und sind oben mit starcken eisern Poltzen zusam gebunden; Dasselbe Spatium der zehen Füsse / zwischen den beyden Reihen / wird mit grossen Steinen ausgefüllet; Zu solchen Platz / oder umschränckten Hof / sind zwey grosse Eingänge gelassen mit Fall-Pforten. In der Mitte dieses Hofs aber ist ein Raum / mit starken Pfälen / und einer Fall-Pforten / abgesondert. In diesem Raum wird ein zahmer Elephant / ein Weiblein / gehalten / und alle Tag wohl gespeiset. Diesen lassen Sie des Nachmittags aus / daß er in den Wald lauffet; zu diesen gesellen sich die wilden Elephanten / und gehen / gegen den Tag / mit dem Zahmen in seine gewöhnliche Herberg / und werden also in dem Förder-Platz / durch Niderlassen der Fall-Pforte / gefangen. Der Zahme aber wird in den innerlichen Platz gejaget: die Wilden aber bleiben im fördern Platz / und werden durch Hunger zahm / und zum Gebrauch bequehm / gemachet

Wenn mans aber lebendig nicht haben mag / und doch die Strassen gern reinigen wolte / weil sie grossen Schaden thun an Früchten auf den Feldern / und fruchtbahren Bäumen / auch den Menschen Selbst / fängt mans / nach Herport Zeugnus / pag. 185. also: An die Landstrassen / da sie gespühret werden / hängt man an grosse Bäum / die sich überspreiten / grosse schwehre Blöcher mit einer Spitzen; so denn ein Elephant darunter kommt / hauet die Schildwacht / so auf dem Baum ist / das Sail ab / daß das Bloch auf Ihn falle / davon er / wann es ihn trift / auch bleiben muß. Die Mohren / wie Hemmersam meldet / pag. 83. feq. haben wieder eine andere Art: So Sie solcher Tiehr gewahr werden / spricht Er / haben Sie helfenbeine Pfeiflein / und erschrecken sie damit / daß sie wieder zuruck lauffen / oder / so Sie Ihnen beykommen können / schiessen Sie dieselbe mit Pfeilen oder Affagayen, davon sie wohl nicht gleich sterben: aber doch nicht davon kommen: sondern von Mohren nachgesuchet / und gefunden / werden. Sie machen ihnen auch viel Gruben / bedeckens / und so der Elephant darauf tritt / fällt Er hinein / und ist gefangen. Die Haut brauchen Sie zu viel Dingen / damit zu überziehen: die Schwäntz aber zu Fliegen- oder Muckenwedeln; die Zähn werden heraus geführet.

Ihre Grausamkeit. Wie gefähr sie den Menschen seyn / zu Roß / und Fuß / hat Johann von der Behr ein sonderlich Exempel verzeichnet / pag. 102. Als Wir / spricht Er / eine Partie von hundert Mann / nur mit Ihrem Seitengewehr / kaum eine Holländische [68] Meil von Negumbo waren / kam ein grosser Elephant mit voller Macht / aus dem Gesträuch heraus / unter das Volk / da Sich denn ein Jederman aufs beste / als Er kunnte / und wuste / retirirte; Etliche fielen gleich auf die Erde nieder. Es hatte aber das Unglück unsern Sergeanten, Namens Georg Hebern / von Joachimstahl / welchen der Elephant umgelauffen / und auf den Rucken getrappet / auch dessen Helleparten / als ein Sichel / krum getretten / betroffen: dann auch einen Mußquetirer dermassen beschädiget / daß beyden das Blut zum Hals herausgelauffen / welche der Leutenant sehr betrauerte / und bekennte / daß Ihr Unglück Sein Glück gewesen wäre. Denn der Elephant Ihn mit Seinem Pferd eingehohlet Elephanten lauffen starck. / und vielleicht Sein Leben gekostet hätte; (Herport / pag. 188. bezeugets auch / daß sie so geschwind im Lauffen seyn / daß sie einem Pferd / dem sie sehr aufsätzig wären / in seinem vollen Sprung beykommen mögen / und eines Manns hoch sprängen) alldieweil Er von den Laskarinen (So heisen in Ceilon die Soldaten) gehöret / daß es eine Elephantin / so ihren jungen Elephanten verlohren gehabt / gewesen wäre / und vielleicht vermeinet / daß des Leutenants Pferd / welches schwartz von Farbe / der junge Elephant sey. Der beschädigte Sergeant, und Mußquetirer / wurden alsobald / durch acht Mann / nach der Forteresse Negumbo getragen / etc.

Die Herren Holländer * verkauffen Jährlich an die Mohren / die aus Werden / so sie zahm worden / hoch verkaufft. Persien kommen / oder Mecha, auf die funfzehen / biß zwantzig / Stuck. Sie werden aber zuvor gemessen mit einem langen Holtz / wie mit einer Visier-Ruhten; von eines Menschen Ellenbogen biß vorn an die Hand / das ist unserer Maß etwan so viel als drey Viertel der Ellen / nennen Sie ein Gobdel, deren eines Sie von drey / und vierhundert Taler verkauffen / und hab Ich oft gesehen / daß Elephanten / sieben / acht / neun / zehen / und den höchsten / den Ich wahrgenommen / eilf Gobdel hoch gewesen sind.

* Einen guten Profit, sagt Andersen / pag. 82 haben die Holländer davon. Denn / die allhier gefangen werden / sind die gröste / und beste / so in gantz Indien fallen / lassen sich auch am besten abrichten; werden derowegen am theursten hin und wieder verkauffet / das Stück gemeiniglich um zwölf hundert / auch wohl sechzehen hundert Holländische Gülden / oder sechshundert und viertzig Reichsthaler / nachdem sie groß und stark seyn. Warum sie aber in Persien so sehr geführet werden / gibt Herport / pag. 187. diese Ursach / Sie würden daselbst in Kriegen gebraucht / da man Ihnen ein Gebäu auf den Rücken mache / und zwey Stück / samt etlichen Soldaten / darauf setze; andern werde eine Kette von drey / oder mehr / Klaftern angehenket / die sie mit dem Rüssel fassen können / und damit mächtig um sich schlagen / und so sie untern den Feind kommen / grossen Schaden damit thun. Andern werde die Munition, Victualien, und anders / aufgeladen / werden auch oftmahls / als Pferd / zum ziehen gebraucht; doch liessen sie sich in keine Wagen spannen: sondern hätten nur Sail um ihren Hals / damit sie allezeit auf den Last / den sie ziehen / sehen können.

Weil Ich aber gedacht / daß / so Wir auf der Elephanten-Jagt sind / um Sicherheit willen / Uns mit grossen Feuern für ihnen verwahren müssen / die sie trefflich scheuen / will Ich noch dabey erzählen / was Mir einsmahls / auf einer solchen Jagt / mit einer grossen Schlangen begegnet ist.

Vergifte Schlangen.Deren gibts auf der Insul Ceilon viel. Etliche sind gantz vergiftet / und so sie einen stechen / und nicht bald Remedia sucht / muß Er des Tods seyn; Man heist sie † Cupre Capelle. Schlangen-Stein. Etliche haben einen Stein im Kopf / und wer den bey Sich hat / so Er von ihnen gestochen worden / mit [69] dem hat es keine Noht. Denn so man ihn an den Biß hält / bleibt er selbst an der Wunden hangen / und ziehet den Gift wieder heraus / und so man ihn wieder abnimmt / und in ein Wasser legt / so wird es gantz Schwefelblau davon / und gibt auch wieder allen Gift von sich / daß man ihn sicher bey Sich tragen kann.

† Herport / pag. 183. zeuget von der / wie Ers nennet / Cupri Capell auch / und saget / daß sie die Cingolesen-Priester also bannen können / daß Sie zu Ihnen kommen / und nach Ihren Gespiel für Ihnen tantzen / auch auf Ihren Befehl in einen Korb schliefen müssen / da Sie dieselben also darinn aufhalten / und darnach für fremden Leuten solch Ihr Gespiel mit Ihnen treiben.

In dem Guineischen und Americanischen Blumen-Pusches ersten Teihl / p. m. 121. wird eines Drachen-Steines gedacht / den ein Bauer bey der Heu-Ernde gefunden habe.Drachen-Stein. Die Worte heisen also: Aus dem Pilatus-Berg habe Er einen ungeheuren Drachen / nach einen andern gegen über ligenden Berg / fliegen gesehen / und wäre für Schrecken darüber schier in Ohnmacht gefallen; habe aber doch in acht genommen / daß der Drach einen Saft von sich gelassen / welchen Er / nachdem Er wieder Seiner Kräften / und Sinnen / Sich erhohlet / auf der Wiesen / in Gestalt eines gelieferten oder bestandenen Bluts / gefunden / auch innerhalb solches Safts einen bunten Stein / den man noch biß auf diesen Tag / als ein unschätzbahres Kleinod / zu Lucern[WS 18] in der Schweitz aufhebe / weil er ein köstliches wohlbewehrtes Mittel wider alle giftige und Pestilentzische Seuchen sey / wie Cysatus[WS 19] Seiner Schweitzerischen Städt-Beschreibung[WS 20] / im 168. Blat schreibet.

Andersen meldet dergleichen von einem Stein / der in einem Schwein gefunden werde. Als Er von Amadabath[WS 21] abreisete / spricht Er / pag. 47. schoß einer unter Wilder Schwein Stein. Wegs ein wild Schwein / in dessen Galle man einen kleinen röhtlichten Stein fande / welchen die Engelländer nennen Pourq-Stein; soll ein köstlich Remedium wider den Gift seyn / wie auch in andern Krankheiten zu gebrauchen. Sie legen den Stein in ein klein Becher voll Wasser / lassen Ihn zwo Stund darinnen ligen / geben hernach dem Patienten vom Wasser zu trinken. Ein solcher Stein / der in einem Malaccischen wilden Schwein gefunden worden / in Grösse einer Wallnuß / soll in der Gottorfischen Kunst-Kammer noch zu sehen seyn / dessen Tugend der hocherfahrne Beschreiber dessen nicht genug rühmen kann.

Mir ist das mit einer Schlangen[WS 22] geschehen. Als Ich einsmahls / auf Der Autor trift eine grosse Schlang an. einer Elephanten Jagt / mit noch zweyen Camerades, Valentin Pollac, der auch ein gebohrner Pol war / und Henrich von Kampen / gecommandiret wurde / über der Revier mehr Holtz zu hohlen / und weiteres Feuer / der Elephanten wegen / zu machen: einer aber allezeit / unter den dreyen / Seine Mußqueten mitnehmen muste / auf der Wacht zu stehen / und so ein Elephant sich sehen liesse / einen Schröck-Schuß zu thun / da die andere zwey inzwischen Holtz samleten / und ins Fahr-Zeug brächten; begab Sich mein Camerade, Heinrich von Kampen / etwas zu weit in den Wald; fieng aber gewaltig an zu schreyen: Ich / und sonderlich Valentin Pollac, solte mit Seiner Mußqueten geschwind kommen / und mit einer Draht-Kugel laden / weil eine grosse Schlange da wäre / die nimmer fortkommen könnte. Da Er Feuer gab / und sie erwürgte / sahen Wir / daß sie einen jungen Hirschen / oder Rehe / biß auf den hintersten Lauff in sich geschlucket / der noch heraus hienge. Wir massen sie / und funden / daß sie sechszehen Schuhe lang war / und so dick / als ein Baum von zwölf Daumen ist / [70] versuchten / ob Wirs mit in unser Schiff zerren mögten / welches auch angieng / und da Wirs aufgeschnidten / fanden Wir das junge Rehe noch gantz / legten es auf die Zimmet-Wag / da es viertzig Pfund schwehr woge. Unsere Schwartzen † begehrten es zu essen; Wir aber dachten / wanns Ihnen nicht schade / werde es Uns auch nicht schaden / (denn es war keine vergifte Schlange /) nahmens / und brachtens an die Revier, wuschen es sauber ab / zogen es aus / und theilten es untereinander / kochtens / und luden unsere andere Camerades zu Gast. Theils hatten einen Eckel davor: Ich vor meine Person fühlte keinen Grauen / machte Mir vier guter Mahlzeit davon / und lude meinen guten Freund / Michael Danckwert / aus Schweden bürtig / dazu / danckten unserm HErrn GOtt / der es beschehret / und waren lustig und guter Ding dabey. Das Fette von der Schlangen wurde ausgebrannt: Das Cadaver nahmen Wir / und legtens in einen Ameishauffen / wie Wir wusten / daß es die Heyden machten / die mit denen übergebliebenen Gräten oder Beinen / schön weiß und hell gemacht / mächtig prangen / und vielfältig / als Hutschnüre / oder anderes Halsgeschmeid / brauchen.

* Vorlängsten schon hat Aloysius Cadamustus, Seiner Schiff-Fahrt im 28. Cap. p. m. 28. auch dergleichen beschrieben / daß in Africa, einer Landschaft Senega, Schlangen seyn / die gantze Geiß unzerrissen eingeschlucket hätten. Obbemelter Eduardus Lopez, im vorgedachten Ort / fol. m. 28. meldet abermahl dergleichen / und schreibt also: Die Schlangen werden unglaublich in denen Landen groß. Denn es werden gefunden / die wohl fünf und zwanzig Spannen[WS 23] lang sind / und fünf Spannen[WS 24] breit / und der Bauch / und das Maul / so weit / daß sie fressen und verschlucken mögen einen Hirschen / oder ein anderes Tiehr / das solcher Grösse ist; [71] werden Wasser-Schlangen genennet / und pflegen sich auf das Land zu begeben / Exempel grosser Schlangen. wann sie ihrer Nahrung nachgehen; andere Zeit halten sie sich im Wasser / und leben also in zweyen Elementen. Sie steigen auf die Bäum / und auf den Aesten lauren sie auf das Vihe / so da herum weidet. Wann es sich denn ihnen so sehr nahet / daß sie sich mögen darauf schwingen / so fallen sie herunter / und wickeln sich um sie / treiben und bemühen sie so lang / biß sie abgemattet tod niderfallen / alsdenn schleifen sie sie an einen einsamen Ort / und fressen sie mit Haut / Haar / Hörnern / und Klauen; wann sie sich so voll gefressen haben / und schwehr sind / von wegen so vieler Speise / so entschlaffen sie / wie ein voller Mensch von Wein / und bleiben vier / fünf / sechs / Tag also ligend / daß ein Kind könnte ihnen das Leben nehmen. Biß daher Lopez. Es ist aber allhier zu Nürnberg alle Stund auch dergleichen Schlangen-Balg zu weisen bey einem wohlfürnehmen Freund / in der Länge über fünf Ellen / und in der Breiten über einen Werk-Schuh. Weme es beliebt / der suche Simonis Majoli dier. Canicul. Colloq. IIX. Tom. I. p. m. 216. Gerard. Johan. Voss. de orig. & progressu idoloatt. L. IV. c. 53. p. m. 10. 14. seq.

Herport / pag. 28. meldet auch / daß zu Seiner Zeit eine grosse Schlange von den Javanen gefangen worden sey / die an einem Hirsch erstickt wäre. Dann sie den Leib biß auf die Hörner eingesogen / und als sie nun aufgeschnidten worden / wäre noch eine schwangere Frau in Ihrem Leib gefunden word. Johann von der Behr / pag. 21. schreibet: Zu Bantam soll auch eine Schlange gefunden worden seyn / die eine Indianische Frau / und einen Steinbock / in Ihr gehabt hätte. Item, eine andere / von sechs und dreissig Schuhen lang / die ein grosses wildes Schwein eingeschlucket hatte / davon die Haut ausgestopft worden / und im Logiament des Herrn Generals (der öfters ein gewisses Trinkgelt dem Uberbringer dergleichen schadhaftiger Thieren / es geschehe tod / oder lebendig / zu geben verspricht) zu sehen war. Andersen hats mit Augen gesehen / daß einst ein Javaner eine Schlange gefangen / und aufgeschnidten / darinn ein halbverwesener Menschen-Cörper lag / pag. 9.

Eines wäre noch recht notabel, das Wir ungemeldet nicht vorbey lassen wollen / dessen in dem Guineischen und Americanischen Blumen-Pusch / pag. 90 gedacht worden / daß in der Bahia de todos los sanctos,[WS 25] nahe bei einem Brasilianischen Dorf / eine Wasser-Slange sich aufgehalten / und einen / von denen am Ufer spielenden / Knaben erwischet / und verschlungen / habe / derer andere erwachsene Leut ins Wasser nachgesprungen / und mit Messern die Bestia verwundet / selbiger auch / da sie sich in die Höhe begeben / geschwind den Bauch aufgeschnidten / und den Knaben schier gantz wieder herausgezogen hätten / welches desto leichter geschen können / weil sie ihren Raub nicht sonderlich viel kauen / oder beissen: sondern mit einem starken in sich saugen hinab schlucken.

† Der Hoch-Edel-gebohrne Johann Albrecht von Mandelslo / da Er in Seinem dritten Buch der Morgenländischen Reiß-Beschreibung / am 212. Blat / gemeldet / daß auf der Insul Banda, wie auch auf Java, Schlangen seyn sollen / die Kinder / und Hund / verschlucken können / annotiret Sein gewesener Freund Adam Olearius, am folgenden 213. Blat also: Es schreibt Seygor de Rethenen, gewesener Holländischer Medicus[WS 26] auf Banda, daß zu Seiner Zeit / auf Nera, solche grosse Schlangen gewesen / welche kleine Ferklein / Hüner / Enten / und dergleichen / verschlingen können. Denn als Ihm einsmahls aus Seinem Hüner-Stall etlichmahl Hüner wegkommen / und Er nicht gewust / wohin / und Ihm ein Bauer berichtet / daß es die grosse Schlangen zu thun pflegen / habe Er / um solches recht zu erfahren / Wacht gestellet / darauf Achtung zu geben / und als es gegen Mitternacht [72] kommen / sey eine grosse Schlange angetretten / und sich ins Hüner-Haus gemachet / etliche Hüner ertappet / und verschlungen. Die Wächter / als Sie dieses gewahr worden / haben die Schlange getödtet / den Bauch aufgeschnitden / und darinnen fünf Hüner / eine Ente / und ein Ferken / gefunden / welche Sie alle zusammen gekochet / und gegessen; Ja / auch vom Fleisch der Schlangen selbst zugerichtet. Denn selbige keinen Gift bey sich haben sollen. Biß hieher die Nora Olearii. Was aber von den Schlangen gedacht / daß sie zur Speise gebraucht worden / das hat vorlängst schon auch Christoph. Columbus gefunden in Cuba, der gar saget / daß das / der Inwohner Aussag nach / allein eine Königliche Speise sey / wie Sie denn gefunden hätten / daß solche an Spiessen gesteckt / und bey dem Feuer gebraten worden wären. Novus Orbis. C. XCVIII. p. m. 104.

Hemmersam hat dergleichen auch in West-Indien befunden. Von unserm Castell Mina, schreibt Er / pag. 91. wurden etliche Zimmerleut nach Sammay, ein Haus daselbst zu bauen / mit etlichen Steinmetzen / geschicket / die giengen mit etlichen Mohren in Wald / Bäum zum Zimmerholtz zu suchen; fanden aber daselbst unter Wegs eine Schlange von solcher Grösse / daß Sie darob erschracken: säumten aber nicht lang: sondern schossen sie in Kopf; davon sie gleich tod bliebe. Als Sie nun nahe hinzu traten / musten die Mohren solche aufscheiden / in welcher Sie ein lebendig Geißböcklein funden / so diese Mohren hernach geschlachtet / und gegessen / haben. Die Haut brachten die Bauleut auf das Castell, über welche Wir Uns verwunderten / und daß auch den Mohren von solcher Speise soll kein Grauen / oder Kranckheit / ankommen seyn.

Es gibt auch andere Schlangen daselbst / die man * Ratzen-Fanger Schlangen Ratzenfanger heiset / und Uns / so Wir schlieffen / über den Leib krochen: thun aber keinem Menschen Leids / weßwegen mans auch nicht tod schlägt; kriechen unter die Dächer / und suchen Ratzen- und Mäuß-Nester / und verzehren sie / wie bei Uns die Katzen pflegen. Die Eydechsen haben Uns für denen gleichsam gewarnet / und Wir haben oft untereinander gesagt: Die Eydechsen müssen sich einbilden: Diese Schlangen wolten Uns verletzen / oder: Es müsse zwischen denen Schlangen / und den Eydechsen / eine sonderliche Antipathia seyn. Denn wann Wir / wie es oft geschicht / zu Mittag in der grossen Hitz lagen / und schlieffen / und ein solcher Rattenfanger in der Nähe war / und etwann auf einen zukroch / geschahe es vielfältig / daß einem ein Eydechs ins Gesicht / oder an Hals / kroch / und so lang kratzte und kützelte / biß Er aufwachte / und Sich vor der gedachten Schlangen hüten mögte / gleichsam ihre Liebe anzeigend / die es (ob schon ein Eydechs) zu den Menschen trüge. Wann eine solche Schlang nur eines Kinds-Finger dick ist / so kann sie eine grosse Ratten-Maus einschlucken / und verzehren. In Banda soll eine Schlang getödet worden seyn / acht und zwantzig Schuhe[WS 27] lang / und eine Magd oder Sclavin inn gehabt haben / da mans geöffnet hatte.

* Desto eher ists zu glauben / weil dergleichen auch in Teutschen Landen / ja in hiesigem Gebiebt sich gefunden / und von dem vortrefflichen Medico, Herrn D. Mauritio Hofmann, bey der Universität Altorf treu-fleissigen Professore Publico, Selbst wahrgenommen worden / und bezeuget / daß Er im horto medico daselbst / Anno 1653. im Anfang des Julii, eine Schlange angetroffen / kaum so groß / als vornen ein kleiner Daumen ist / die eine Kröte / eines zimlichen Ey groß / biß an die hinterste Füsse / die noch heraus hiengen / eingeschlucket hatte; Selbige auch / da sie von [73] den Umstehenden geängstiget / und mit Ruhten geschlagen wurde / wiewohl es sich sehr zwunge und drunge / doch endlich wieder herausgegeben hätte / dessen Balg annoch vorzuweisen stünde.

Hemmersam hat dergleichen Ratzenfanger auch in West-Indien gefunden. Ich hab vielmahls / spricht Er / pag. 89. auf unserm Castell mit Eisen / oder einem Degen / zwischen die Mauren / oder Wand / gestochen / und Schlangen eines Arms / auch noch halb so lang / herausgezogen. Denn es gibt viel Ratzen; wann es die Schlangen vermerken / wickeln sie ihren Schwantz herum / druckens zu tod / und fressens; wann denn die Ratzen schreyen / so kann mans gar leicht merken / wo sie stecken.

Weil Ich der Schlangen gedacht / will Ich anders Ungeziefers auf der Insul zugleich Meldung thun. Gefährlich ist es an den frischen Revieren / oder auch Morasten zu spatziren / der * Crocodil wegen / diedie Heyden Kümmele / oder Keyman[WS 28] / heisen / welche sich gern an solchen Orten aufhalten / worinnen sie auch † Eyer legen / aus welchem einsmahls unser Crocodil legen Eyer. Steuermann / Heinrich / ins gemein / Lucifer genannt / ein solch kleines / und lebendiges / Crocodilein / einer Spannen lang / genommen / und / in einem Krug mit frischen Wasser verwahren wollen / aus welchem Ich unwissend / daß das Ungeziefer darinnen war / einen starcken Trunck gethan / als Ich ihn ungefähr in unserm Schiff fande / und Mich gewaltig durstete / welcher Trunck Mir / Gott Lob! nichts geschadet hatte / wiewohl Sie alle erschrocken / da Sie erfuhren / daß Ich getruncken hatte. Etliche Tag aber hernach / starb das junge Crocodil / und wurde zum Wahrzeichen mit Sroh ausgefüllet / und aufbehalten / wie Ichs denn Selbst mehr als einmahl in meinen Händen gehabt hab.

* Nach Neuhofs Beschreibung / pag. 357. ist der Crocodil wie eine Eydex gestaltet / Safran-färbig / ohne daß der Bauch weisser Coleur. Er hat eine breite Stirn / einen Saurüssel / und ein Maul / so biß an die Ohren offen stehet. Die Zähn / so groß / weit / und stark / sitzen ihm wie Kämme im Maul / dessen Obertheil er nicht regen kann / weil das Untertheil unbeweglich ist. Er hat keine Zung: sondern an dero Statt ein haarichte Haut / wie eine Zunge formiret / welche an die Kinbacken vest angewachsen / und nicht kann aufgehoben werden. Er hat grosse runde Augen / mit schwartzen Augäpfeln. Der Rückgrad hat sechzig steife Gelenke: die Bein und Füsse sind mit Buckeln / so wie scharfe Nägel / gewapnet / und stehen zur Seiten ein wenig aus; der Schwantz ist so lang / wie der gantze Leib. Biß hieher Neuhof. Herport schreibt / pag. 28. Ihre Dicke / um ihre Mitte / ist bey dritthalb Ellen[WS 29]: die Läng auf die vier und zwantzig Haupt-Schuhe[WS 30].

† Deren Eyer hat man wohl dreissig Stück in einem Nest beysam gefunden; sind nicht grösser als Gänß-Eyer; haben aber eine Cylindrische Figur / dergleichen in der Gottorfischen Kunst-Kammer gezeiget wird / nach Olearii Nota an des von Mandelslo Reiß-Beschreibung / ad pag. 66. Neuhof meldet gar sechzig Eyer / die das Weiblein lege / und brüte sie hernach in sechzig Tagen aus / wiewohl etliche sagen / daß es die Eyer in heissen Sand begrabe.

Menschen sind die sehr gefähr; * wie Mir denn mein guter Freund / von Seiner Kunst ein Mahler / durch ein solch Ungeziefer wegkommen ist. Denn als Wir 1649. auf Negumbo bey nächtlicher Weil / an eine solche Reviere commandiret wurden / und gedachter mein guter Freund bey klaren Mondschein saß / und für Langweil in den Sand mahlte; Wir andere [74] Sind den Menschen sehr gefähr. aber schliessen / schliech das Crocodil von hinten herzu / und erhascht Ihn schnell / daß die Schildwacht auf der Pünt / Horn genannt / auf dem Forteresse Negumbo Ihn mehr nicht / als noch zweymahl ruffen hörte: Ach Gott! Ach Gott! Nach Verfliessung zweyer Monat / haben Wir erst Seine Kleider / und Degen / gefunden / eine halbe Meil von Negumbo, in einer kleinen Insul / Walchere genannt / die Ich Selbst einen Schwartzen hab in der Hand hertragen sehen / da Ich hingieng / Fische von der Revier zu kauffen.

* Nicht allein den Menschen / auch dem Vihe sind sie sehr gefähr. Denn wenn ihm ein Tiehr zu nahe kommt / so er in den Büschen lauret / daß ers ertappen kann / muß es ihm zum Raub werden. Es trug sich einsten zu / schreibt Iversen im 4. Cap. pag. m. 187. daß Ich von der Forteresse sehen kunnte am Strand ein wild Schwein gehen; nahm derowegen mein Rohr / gieng / und wolte dasselbige beschleichen. Als Ich nun in den Busch kam / hörte Ich das Schwein am Strande schreyen. Als Ich dem Geschrey nachgieng / befand Ich / daß der Crocodil das Schwein schon vor mir gefangen / den Bauch aufgerissen / und das Eingeweid schon halb im Rachen hatte. Ich aber entjagte Ihm den Raub / daß er also / indem er Mich ansichtig wurde / mit dem / was er noch im Mund hatte / zum Wasser zu eilete / und Mir das Corpus ließ / welches Ich mit Mir nach Haus schleppete.</ref>

Crocodil nimmt einen in Baden weg. Dergleichen ist auch unserm Camerade, Namens Wilhelm von Helmont / wiederfahren. Dann als Er Sich in dieser Revier baden wolte / und mit halben Leib in dem Wasser saß / und Sein Haupt erstlich mit Eyern / darnach mit Citronen / waschen / und mit Baumwollen-Blättern abtreugen wolte (welches da die Maniere ist) kam ein dergleichen grosses Ungeziefer / und nahm Ihn weg / daß Wir nichts mehr jemahls von Ihm fanden.

Fast also wäre es eines unsers Capitains / Marci Casselß / aus Flandern bürtig / Frauen ergangen / bey einem Ort zehen Meil von Punte de Setzet einer Frauen nach. Galle, Madre genannt. Denn / als Sie nicht weit von Ihren Logimant, gegen Abend / an das Wasser spatziren wolte / war Sie zu Ihren Glück eines Crocodils ansichtig / der daselbst laurete / und nun schon auf Sie zulieffe / dem Sie mit grossen Schrecken noch † entsprungen ist. Der Capitain aber liesse alsobalden einen Schmidt[WS 31] beschicken / der geschwind einen grossen Angel machen solte / und da er verfertiget / liesse Er einen Hund tod schiessen / und an den Angel hangen / und an einer grossen Kette an die Revier legen. Zwey Stund darauf liesse sich die Bestia wieder sehen / und kam an das Luder; schlung aber den Angel mit ein; das sahen Wir / lieffen Wird gefangen und erschlagen. geschwind zu. Theils zogen es an das Land; theils nahmen eiserne Stangen / womit man die Stück ein- und aussetzet / und schlugen es halb tod / füllten ferner ein groß Pulverhorn voll / und stiessen es in Rachen / machten ein lauffend Feuer von fernen / und liessen es schlagen; fanden dannoch den folgenden Tag darauf / daß / da Wirs aufschnidten / es noch gantzer acht Glockenstunde sich gereget hatte.

† Herr von Mandelslo hat von Indianern Selbst gehöret / daß er zwar geschwind lauffen / und einen / der nicht wohl zu Fuß / einholen könne; weil er aber lang / und einen steiffen Rucken / und darneben kurtze Bein / habe / daß er sich nicht geschwind auf die Seiten wenden könne / soll man durch einen krummen Schlangengang ihm wohl entlauffen können. p. m. 61. Jürgen Andersen hat eben das bezeuget / p. 9. [75] Auch Wilhelm Grossen Sohn / so Sich lang in Brasilien aufgehalten / darinnen solch Ungeziefer sich auch findet / und einsmahl / da etliche Schiffer / am Ufer des Meers / in einem Ring gestanden / und miteinander geredet hätten / einen von Ihnen bey einem Bein genommen / und ins Wasser gezogen / deme kein Mensch mehr helfen können / auch nichts mehr gesehen / als etwas Blut / so sich auf die Höhe begeben / und auf dem Wasser geschwummen sey / wie Hemmersam in Seiner oftgedachten Reiß-Beschreibung meldet / pag. 87.

Dergleichen erzählet Johann von der Behr / das zu Negumbo sich auch begeben. Den 23. Junii, Anno 1648. spricht Er / pag. 100. zwischen zehen und eilf Uhren / ist der kleine Hanß / von Brieg aus Schlesien bürtig / vom Corporal am Strande auf die Schildwacht commandiret worden / Selbiger auch dahin gangen / und die Schildwacht abgelöset / die Sich auch / neben den Corporal, nidergeleget / die Schildwacht aber an der Revier hin und wieder gangen / auch unterweilen mit den Füssen im Wasser gespielet / welches ein Keyman (oder Crocodil) wahrgenommen / auf die Schildwacht zugelauffen / Ihn bey den Füssen ergriffen / und mit sich ins Wasser gezogen hat; der Soldat aber / voller Erschrecknüß / nicht mehr als JEsus geruffen / welches einer von denen im Wachthäußlein ligenden Soldaten gehöret / heraus gelauffen / und nach der Schildwacht gesehen / von der aber nichts mehr als Mußqueten / und Hut / gefunden; worauf der Corporal, der im Fort auf dem Walle nach den Strande zu stehenden Schildwacht zugeruffen / und dabey vermeldet / daß das Crocodil den kleinen Hansen / so auf der Schildwacht gestanden / weggenommen hätte / welches Er Seinem Corporal sagen solle / damit solches dem Capitain hinterbracht würde / welcher es alsobald zu wissen bekam / Sich sehr darüber alterirte / und nichts mehr als den Morgen wünschete. Als der Morgen anbrach / ließ der Capitain alsbald den Schmidt zu Sich kommen / und bey Ihme eine grosse [76] eiserne Kette / von zehen Ellen lang / mit einem grossen Angel-Hacken machen / welche auch noch selbigen Tag fertig worden / daran befahl der Capitain ein tod Schwein zu stecken / und selbiges an den Ort / wo der Soldat weggenommen / des Abends ins Wasser zu hängen / den darauf folgenden Tag sehr frühe ließ der Capitain die Ketter wiederum heraus ziehen / in Meinung / es würde der Keyman damit gefangen worden seyn. Als aber die Kette ans Ufer kam / war weder das Schwein / viel weniger das Crocodil / daran zu sehen.

Ein Schiffers-Knecht wird wunderlich vor einem bewahret. Wir hatten einen in der Compagnia, einen Schiffers-Knecht / der vom Glück zu sagen wuste / in dergleichen Gefahr. In ein Gesträus kam Er / und wolte Seine Nohtdurft verrichten / meinte auch nicht anderst / Er ruhete * auf einen alten Storn. Da aber Knal / und Fall / gieng / war es ein Crocodil / das über dem Gepluder so wohl erschrack / und durchschoß / als Er erschrack / Sein Geräht geschwind wieder zusamm raspelte / und mit offnen Hosen lief / was Er lauffen kunnte / und / Gott lob! auch davon kam.

*Volquard Iversen meldet / in Seiner Reiß-Beschreibung im vierten Capitul / p. m. 187. dieses: Das Tiehr mache sich oft aus dem Wasser / aufs Land / und an die Büsche / seine Nahrung auf dem Land zu suchen / indem es sich an den Busch strecke / daß mans für einen Baum / oder Stück Holtz / ansehen solte.

Wunderns wehrt ist es wohl / daß in Africa, im Königreich Guinea, eine Mail Wegs von dem Castell de Mina, nach Zeugnus Hemmersams / p. m. 85. eine solche Refier seyn soll / da man zwar stets viel Crocodilen finde / die / so die Sonne sehr heiß scheinet / sich zu sechs / und sieben / in Sand legen / und wältzen / und miteinander spielen / doch an selbigen Orten den Menschen nichts thäten / wie an andern Orten geschehe. Ich / spricht gedachter / pag. 86. bin viel dahin zu baden gangen; hab aber anfänglich nicht getrauet / biß Uns die Mohren versprochen / so Wir ihnen nichts thun wolten (denn Sie haltens daselbst für Götter) so würden sie Uns auch nichts thun; wann Wir aber ihnen Leid zufügen würden / müsten Wir gewiß sterben. Wir hatten wohl keinen Glauben daran / doch tähten sie Uns nichts / und Wir ihnen auch nicht. Jedoch kamen etliche / so sagten / daß einsten Sie dahin kommen / als Sie nach Sammay gehen wollen / und Rohr / um Vögel zu schiessen / bey Sich gehabt / da hätten Sie eines tod geschossen / darob die Mohren wären böß worden / und weil Bekannte darunter waren / Ihnen zwar nichts gethan / aber doch gesagt: Sie würden gewiß alle Sechs in einer Jahrs-Frist sterben / welches Ihren Fünfen auch wiederfuhr in solcher Zeit / doch bliebe der sechste beym Leben; Darauf verlachten Wir Sie in Ihrem Aberglauben / und widersprachen Ihnen / daß einer gleichwohl davon kommen. So Wir Uns badeten / und heraus auf sie zu giengen / lieffen sie ins Wasser.

Mann kanns sonst wohl mercken / wann man genau Achtung gibt / wo er sich aufhält. Dann er einen zimlichen lauten Hall von sich gibt / fast wie ein beissiger Hund / der die Zähn aufeinander hauet / daß man das knürschen von fernen hören kann / mit einem vernehmlichen Klang.

Der Wurm Cento pè. Nechst den Crocodil / und Schlangen / ist sonst noch viel Ungeziefer auf Ceilon. Ein Art Würmer ists / die die Portugäsen genennt * Un cento pé, auch die Holländer / Tausendbein[WS 32] / einer grossen Spann[WS 33] lang / haben bräunlicht / auch viel weisse / Füsse / und sind so vergift / daß / wann sie einen zwicken / solches alsobald auflaufft / und einer meinet / Er müsse / der grossen Schmertzen wegen / gantz toll und närrisch werden; bey der Nacht [77] schimmern sie wie Schwefel / und ist nichts bessers / den Schmertzen zu lindern / als wann mans mit dem Ohren-Schmaltz schmieret.

* Jürgen Andersen sagt / pag. 31. der Tausendbein sey ein gelber / schmahler / ein halb Quartier langer Wurm / von so viel Beinen / daß man sie nicht zählen kann / und halten sich gemeiniglich in alten Mauren auf.

Scorpionen. So finden sich auch viel † Scorpionen; die kleinern sind weiß: die grössere / die Ich so groß gesehen als ein Krebs / schwärtzlich / welches beydes Unziefer sich ain alten Wällen / oder Mauren / aufhält / und wanns regnet / so kriechets herfür / und die Hüner trachten ihm mächtig nach / werden groß und fett davon. Wann man auf alten Schiffen fähret / oder am Land Holtz hauen muß / vorab alte Bäum / hat man sich wohl vorzusehen / daß man von deren einem nicht vergiftet werde. Ich bin Selbst einmahl von einem grossen Scorpion gestochen worden / aber eilend zu den Ober-Barbier geloffen / und mit solchem Oel verbunden / und wieder geheilet worden.

† Die Scorpionen haben / nach Zeugnus Andersen / pag. 31. in India nicht allenthalben gleich starcken Gift; Wann in Java Major einer von ihnen gestochen wird / gibt es zwar grossen Schmertzen / und Geschwulst; aber es kann einem leicht geholfen werden / wann man nur innerhalb vier und zwantzig Stunden Remedia brauchet. Wann man aber in Terra Firma[WS 34] gestochen wird / und bekommt innerhalb sechs Stunden kein Remedium dafür / muß Er des Tods seyn. Es ist gleichwohl guter Rath dazu / wie Ich Selbst zweymahl / wann Ich bin gestochen worden / solches gut befunden. Ich hab ein heiß Eisen genommen / auf der Indianer Raht / und habe mich an dem Ort / da der Stich geschehen / etwas gebrannt / und verletzet / daß es zu bluten angefangen / und auf die Wunden Scorpion- oder Tausendbein-Olie gegossen / und denn wieder gebrannt / so ist es innerhalb zweyen Stunden wieder gut worden.

Die Saiger. Man sihet auch gantz rohte dünne Würmer / die Sie * die Saiger nennen / die brauchen Sie den Wassersüchtigen / denen mans aufsetzt / die Unreinigkeit auszusaugen; ziehen sich auch so voll / daß sie eines Daumens dick werden / und wann sie gantz rund worden sind / fallen sie von sich selbst ab / wie wey Uns die Blut-Igel; hängen sich auch in marchiren häuffig an die Bein / sonderlich wanns regnet / daß man sie zu vertreiben / die Füsse Muscieten. mit Pulver / und Saltz / wacker beschmieren muß. Bey der Nacht ist ein Geschmeiß / das einen mächtig plagt / das heisen Sie † Muscieten,[WS 35] eine Art wie Schnacken / und stechen sehr empfindlich / denen kann man nicht / als mit Rauch / von dem geringsten Zimmet / wehren / vor dem fliehen sie gewaltig weg.

* Das Elend / und grosse Leyden / so man von denen Blutsaugern auszustehen hat / kann Herport nicht genug beschreiben / pag. 212. Durch das gantze Land (von Columbo redet Er) sind solche Sauger / nicht nur im Morast / oder Wassern: sondern auch auf dem Land / im Graß / Sand / Steinen; ja auf den Bäumen / an den Blättern / so / daß man kaum einen Trittt gehen kann / daß sie Einem nicht an den Leib kommen: sonderlich weil man / wegen der Hitz / halb bloß gehet / und saugen sich denn so voll Bluts / daß sie sich für Schwehre nicht mehr enthalten können / und abfallen müssen; Sie kommen so häuffig an Einen / daß man auch die Zungen kaum vor ihnen befreyen kann; dannenher sie den Menschen / durch das Aussaugen / gantz matt und kraftloß machen / wie Wir in dieser Zeit nur zu viel erfahren. Sie [78] können nicht anderst / als durch heisse Aschen / oder Pulver / oder Saltz / vertrieben werden / so man nemlich das Ort / da sie ankommen / damit besprengt / und reibet Jedoch hencken sie sich an keinen kranken Menschen.

† Der gute Herport hats auch erfahren / da Er von Batavia in die Revier Magassi kam / sagt Er / pag. 113. So bald die Sonne untergieng / plagten Uns die Muscieten, eine Gattung kleiner Fliegen / gleich den Mucken; haben aber lange Bein / sind giftiger Natur; denn wo sie einen stechen / so geschwilt es / und blutet; deren waren so viel / daß Wir Uns nicht genug ihrer erwehren kunnten / und deswegen einen Rausch von Arack trinken musten / so Wir bey Uns hatten / damit Wir des Schmertzens vergessen könnten. Morgens aber waren Wir in unsern Angesichtern / Händen / und Füssen / gantz blutig / und geschwollen. Anders sind sie nicht zu vertreiben / als durch Feuer / und Rauch. Andersen setzet dazu / pag. 15. die / so in Finstern / als Feuer-Funken / scheinen / wären sonderlich giftig / und hab Er in Batavia gesehen / daß etliche von solchen vergiften Stechen sehr geschwollen / Arm / und Bein / darüber verlohren / unn Ihre Angesichter auf das häßlichste zugerichtet hätten. Die Inwohner hätten solche Plage nicht von ihnen / als die Ausländer. Wer es aber weiß / kann bald Raht schaffen / wann Er nur den Stich nicht mit Nägeln kratzet: sondern mit ein wenig Coquos-Oel bestreichet.

Schild-Kröten. Schöne grosse Schildkröten finden sich auch auf Ceilon, deren Eyer in drey- biß vierhundert Wir oft am Strand ligend fanden. So groß hab Ichs mit Augen gesehen / daß ein paar Männer an einer genug zu tragen gehabt haben / und die die Fischer daselbst zu halben / und drey viertel Talern zu verkauffen pflegen / als für Lands-Speiß / und für ein delicat-Essen grossen reichen Leuten nur zuständig. Ich / als wir einsmahls auf der Elephanten-Jagt waren / und eben Schildwacht stund / sahe bey Mondschein einsmahls eine eines Huts groß / die da Ich selbiger Zeit noch nicht kannte / was es wäre / und sich nur regen und bewegen sahe / rieffe Ich meinem Camerade zu / Er wolte doch sehen / was das wäre. Da Er kam / und es mit der Mußqueten umkehrte / und recht fand / daß es eine Schildkröt wäre / war Er hertzlich froh / und schnidte es auf / und thät die Schalen ab; das übrige nahmen Wir / und kochtens / und unser Fendrich / Otto Hermersen von Emden / lude Sich Selbst dazu zu Gast / fanden auch allesamt / daß es in Warheit so ein wohlgeschmackes Fleisch hatte / als nimmermehr das Hüner-Fleisch ist.

* Im vierten Teihl der Orientalischen Historien wird dergleichen Schildkröten / die im Kupfer præsentirt wird / Meldung gethan / mit solchen Worten: Als die Holländische Schiffe / im Jahr 1598. nach Indien fuhren / und ungefähr an eine Insul geriethen / die Sie Mauritius nenneten / haben Sie daselbst so grosse Schildkröten gesehen / daß Sie zween Holländer auf derselben eine gesetzet / und sie doch unverhindert mit Ihnen fortgekrochen ist / eben / als hätte sie nichts auf ihr gehabt. Ja / es sind gemeldte Schildkröten so groß / daß zehen Männer zugleich darinnen gesessen / und gessen / haben.

Tygerthier thun grossen Schaden. In den Wäldern finden sich viel Tygerthier; Weil sie aber viel andere Thier / als junge Büffel / Kühe / Hirschen / und dergleichen zur Speise haben / ist der Mensch für ihnen wohl sicher. Unsers Theils sahen wir es gar gern / wann er der Heyden Viehe / eine Kuhe / oder anders / tod gebissen hatte. Denn seine Natur ist / daß er nur das Blut aussauget: das Fleisch aber weil er liegen liesse / und solches den Indianern auch ein Greuel war / [79] die nichts essen / was Sie nicht Selber geschlachtet haben / kam es Uns trefflich zu Statten / und wünschten / daß der Tyger oft ein solches Fest anrichten mögte.

Sind den Indianern viel gefährer als den Fremden. Auf Batavia aber ist † das Thier viel reissender / und grimmiger gegen Menschen / und Viehe / und zu verwundern / daß / wenn Indianer / und Holländer / beyeinander sind / und es sich beyder bemächtigen könnte / doch auf * den Indianer gehe / und den Holländer lasse / um Ursachen willen / weil Jener Fleisch viel süsser ist: Dieser aber viel gesaltzener; sintemahl Jener wenig von Saltz; Dieser / wann man sonderlich auf der See ist / mit Kost vorlieb nehmen muß / die fünf / sechs / Jahr schon im Saltz gelegen ist. Woher sie nun solches wissen: obs von Geruch kommt / oder Wie? kann Ich nicht sagen. Allen / das ist in Warheit geschehen / daß / (als einsmahls / in dem Wald bey Batavia conmmandirte, und zusamm gestossene / Völcker / von Holländern / und Indianern / in der Still lagen / und Sich nicht rühren durften / weil der Feind / die Javaner / oder der König von Bantam, dieser Zeit Feind mit Uns waren / und Bataviam belagert hatten / mit etlich tausend Mann / nicht weit davon lag /) ein Tygerthier kommen / und zwischen zweyen Holländer einen †† Indianer weggenommen: Unser Volck aber / weil es bey der Nacht / in der Nähe des Feindes war / nicht schiessen durfte. Wann er einen Menschen beykommen will / so thut er einen Sprung / und so er dißmahls Seiner fehlt / geht er wieder zurück / und wartet / biß ihm wieder ein anderer Sprung angehen mögte. Er fähret grimmig an / und doch haben Wir einen Schiffknecht unter Uns gehabt / aus Ein Schiffknecht erwehret Sich eines Tygers. Schottland / Joan Ruppert mit Namen / der Sich gegen einen einsmahls so lang gewehret / und / da er Ihn von fornen anfiel / so gewaltig an Seiner Brust mit zweyen Armen gehalten / und gedruckt / biß man Ihm zu Hülf kam / daß er Ihm keinen Schaden mehr thun kunnte / als daß er mit seinen Klauen in die Achseln zimlich einrisse / welches doch bald wieder geheilet wurde / daß Wir oft die Narben daran sahen / und andern vorwiesen.

Schleichet in die Häuser. † Neuhof sagt / pag. 30. es sey das Tiehr / der Tyger / viel grausamer / denn Löwen / und stelle den Menschen heftig nach; ja verfolge Ihn / biß in die Hütten / und Häuser / und wo es die Thüren nicht vest verschlossen finde / schliche es heimlich hinein / überfalle den ersten / da es nur beykommen könne / fasse Ihn an / und schleppe Ihn weg / wie die Katz die Mauß. Auch können sie auf die Bäum lauffen /Können nicht zahm gemacht werden. setzt Er dazu / und die darauf geflohene herab hohlen. Ob man nun gleich versucht / sie zahm zu machen / und zu behalten / hats doch mißlungen. Denn der Seel. von Mandelslo erzählet / pag. 165. daß der damahlige Præsident von Seinem eignen zahmen Tyger / der Ihnen zuvor sehr treu war / und Sie ihn oft in die Arm nahmen / und wie mit einem jungen Hund spielten / weil ihn der Præsident auch jung bekommen hatte / zuletzt doch gefährlich in die rechte Hand gebissen worden wäre / und sie wohl gar verlohren hätte / wann nicht Er / Mandelslo / und andere / Ihm bald zu Hülf kommen wären; wie er denn auch bald hernach einen alten Schifmann von drey und sechzig Jahren / und der seiner sonst wohl gepflogen hatte / angefallen / und die Wade des linken Schenkels fast gantz hinweg gerissen / daß sechs Personen das Tiehr von Ihm nicht loßmachen kunnten / biß mans endlich in die Kähle gestochen / da es dannoch grausamlich getobet / biß mans vollend tod geschlagen hätte.

* Herport hat auch ein Exempel bemerket / pag. 115. Als Wir Uns / spricht Er / einsmahln auch / um der Tyger willen / bey nächtlicher Weile rund ums Feuer [80] setzten / mit unserm Gewehr in der Hand / auch zwey Schildwachten ausgestellt wurden / der eine von unsern Soldaten einer / der ander ein Javan, wurde dieser von einem Tyger im vollen Sprung ergriffen / und hinweggetragen; doch / als Wir etliche Schüß gethan / liesse er Ihn wieder fallen; aber tödtlich verwundet / und sahen diese Nacht derer noch mehr / durch ihre feurige Augen / die Wir aber durch unser Schiessen verjaget haben.

†† Dergleichen von Tyger-Tiehren hat Eduard Lopetz[WS 36] / in Seiner Beschreibung des Königreichs Congo, und dessen zehenden Capituls / von den Tiehren / die in der Landschaft Bamba gefunden werden / fol. m. 26. Seine Wort sind diese: Tyger-Tiehr sind da genug zu finden / und der erst genannte Autor hätte eine denkwürdige / und schier unglaubliche / Eigenschaft erzählet / die sie an ihnen hätten / nemlich / daß sie den weissen Leuten keinen Schaden thun: sondern allein die Mohren anfallen. Denn es hat sich / heisen die Wort ferner / befunden / daß / als etliche derer Tiehr einmahl in ein Hauß gebrochen / da Mohren / und andere weisse Menschen / innen geschlaffen / sie die Weissen nicht beschädiget: sondern allein die Mohren zur Speiß zerzerret und zerrissen haben.

Meerkatzen sind da häuffig Lustig ists sonst * in Wäldern / der Meerkatzen[WS 37] wegen / die sich gern auf den Clapperbäumen aufhalten / und wenn jemand vorüber gehet / so werfen sie Ihm die Hülsen an den Kopf. Ich hab deren etliche geschossen: Sie können aber mächtig springen / von einem Baum auf den andern / und wann sie Junge haben / so fassen sie solche in ihre förderste Klauen / und springen von einem Ast auf den andern. Sonst sind sie treflich zum abrichten / Werden künstlich abgerichtet. und hab Ich Selbst eine gesehen / die da Wein hohlen kunnte / und das Geld ehe nicht hergeben wolte / ehe sie den Wein hätte. Wann die Jungen sie veriret / setzte sie die Kandel / oder Krug / nider / hub Stein auf / und wurf auf Sie / daß Sie Sich falviren musten.

Sind in Wäldern und Städten. * Nicht allein aber in Wäldern: sondern auch in den Städten in India / sonderlich zu Amadabath,[WS 38] woselbst Andersen berichtet / pag. 31. daß Er unzählich viel / und grosse / Meer-Katzen angetroffen / die den Leuten beschwehrlich fallen / und an Früchten grossen Schaden thun / sonderlich den Krämern / welche mit Datteln / Feigen / Mandeln / Rosinen / und dergleichen Wahren / handeln / in derer Buden sie lauffen / und nehmen / was ihnen schmecket / daß Sie also gnug zu steuren haben. Herr von Mandelslo bekräftiget eben das / und setzt noch darzu / pag. 60. daß Er einmahl / allein auf dem Englischen Hof und Hauß / über funfzig gezählet / die Ihm viel Kurtzweil und Possen gemacht. Denn / spricht Er / wie Ich ihnen nur einmahl vor meiner Kammer hatte Brod / und Früchte / gegeben / kamen sie täglich wieder / sonderlich frühe / bey Aufgang der Sonnen / stellten sie sich bey meiner Kammer ein / weckten Mich vom Schlaff / und forderten ihr Frühstück. Die Alten brachten ihre Jungen mitgetragen am Bauch / mit Armen umfasset / welches sehr possierlich anzusehen war. Sie wurden endlich so driste / daß sie kamen / und das Brod aus meiner Hand empfiengen. Wenn Ich zu Zeiten eine bey dem Fuß ertapte / und vest hielte / so hatte Ich die andere alle zu Feind / die gaben / mit grossem Geschrey / und Zähnblecken / Mir ein sauer Gesicht / und wenn Ich sie zu lang hielte / stellten sie sich / als woltens alle auf Mich springen / und ihren Gesellen erretten; welches sie auch damahls tahten / da Herr von Mandelslo / in der Ruckreiß auf Amadabath, mit einer Pistolen eine Meer-Katze schoß. Denn die andern / schreibt Er / pag. 78. rottirten sich zusam / und stelleten sich gar böse und eyferig an / und schrien. Es folgten Uns derer über zwantzig fast auf eine viertel Meile nach / und gaben mit Zähnbläcken und [81] Röcheln gar ein böß Gesicht. Ich war diese Zeit zu Pferd / spricht Er weiter / wann Ich Mich wandte / und stellte / als wolt Ich auf sie reiten / und wieder schiessen / lieffen sie mit Geschrey ein klein wenig zuruck; wann Ich aber meinen Weg wieder fortritte / folgten sie Mir wieder nach / biß sie endlich müde wurden / und zurück blieben.

Auf was Weise sie gefangen werden. Artlich ists / wann mans fängt. Denn man nimmt ein alte Klappernuß / bohret ein Loch darein / macht den Kern inwendig loß; wann denn die Meerkatzen kommen / und mit ihren Pfoden ein Stück Kern erkratzet / lauffen die Indianer zu / und ehe sie den Kern fahren lassen / ehe lassen sie sich darüber ergreifen. Etliche sind † gantz schwartz / und haben zum theil Sind unterschiedlicher Farb. lange / zum theil kurtze / Schwäntze: etliche sind grau / und auch theils lang- theils kurtzschwäntzig. Der noch wilden / kann man eine vor einen halben Reichstaler haben: Die aber schon abgerichtet sind / und Künste können / werden in Indien selbst unter zwey Reichstaler nicht gekaufft.

† Herr von Mandelslo schreibt von denen / die Er zu Amadabath gesehen / pag. 59. seq. sie wären an Farben grün / hätten dabey lange weisse Bärte / und herunterhangende weisse Augenbraunen / gleich als die sehr alte Männer / vermehrten sich sehr / und wären zum theils als zimlich grosse Jagt-Hund / stark genug einen Menschen anzufallen / und zu beschädigen / wiewohl man nicht vernommen / daß solches geschehen sey. Die aber / die Hemmersam in West-Indien angetroffen / sind / Seiner Beschreibung nach / pag. 87. gantz braun / und haben über den Rücken einen rohten Striemen / und am Maul einen Bart von weissen Haaren / eines Fingers lang / und breit; der Schwantz aber sey dünne / mit schwartzen Haaren bewachsen / die werden Bart-Männer geheisen / und wären sehr kurtzweilig.

Cocos oder Clapper-Bäume. Es sind auf dieser Insul Ceilon viel / und schöne / Bäume / * als die Klapper-Bäum genannt / davon man / wie oben erwehnet / Tranck macht / das nennet man Siere. In Amboina nennt mans Sagawehr. In Surrate, Terri; † wohl zu sibenzig Nutzen daucht er. So man das Tranck läst stehen / macht man Essig davon. Geben den Indianern viel Nutzen. Ihre Nüsse / die sie tragen / wenn sie jung sind / sind grün / und haben ein Wasser in sich / sehr süß / und so klar als ein Cristall ist. So mans aufschneidet / springt das Wasser in alle Höhe auf. Wenn er alt worden / setzt sich solch Wasser inwendig in der Nuß an / und wächset eines Fingers dicker Kern / von dem kann man Milch machen: Man kann Oel davon brennen: Von seinen Wedeln / oder Zweigen / decken die Indianer Ihre Häuser / machen Ihr Haußgeräht davon. Wann sie gantz alt werden / so pflantzt mans in die Erde / da denn wieder ein Baum aus der Nuß wächset / und fünf / oder sechs / Jahr stehen muß / biß er Nutzen bringet. Wann die Indianer den Baum nicht hätten / wären Sie arme Leut. Aber die Meerkatzen / oder Affen / derer da eine Menge ist / wie wir gesaget / sind ihm mächtig gefähr.

* Der Kokos-Baum wird von Neuhof also beschrieben / pag. 340. Er habe selten einen geraden / mehrentheils aber einen krummen Stammen / der fünf / sechs / bißweilen sieben / Fuß dick / und zum öftern über funfzig Fuß hoch wird. Dagegen ist seine Wurtzel kurtz / schmahl / und kaum mit Erde bedecket / daß man sich billich verwundert / wie diese starke Bäum / auf so kurtzen schwachen Wurtzeln / so hoch in die Luft steigen können / und nicht durch ihre / und ihrer Früchte / Schwehrheit / wie auch durch gewaltige Sturmwinde / zur Erde geworfen werden; wo zu noch dieses kommt / daß das unterste / der Stamme bey der Erden / nit dicker ist / dann das oberste / [82] daran die Frucht sich befindet. Die Rinde ist Aschen-färbig; das Holtz hat einen süssen / Milch-weissen Saft / wornach die Ameisen / wann der Baum abgehauen / häuffig lauffen. Der Stamm hat keine Zweige: sondern oben rings umher funfzehen / zwantzig / und mehr grosse Blätter / so theils aufwerts stehen / theils herab hangen. Jedes Blat ist sechzehen Fuß lang / und nahe am Stamm schier einen Fuß dick; es bestehet aus vielen andern Blättern / so in einer Riegen gegen einander über sitzen. Bißher Neuhof / der noch weiter an gedachten Ort zu lesen ist.

† Wie aber das Terri daraus genommen werde / hat der seel. Herr von Mandelslo / pag. 41. also in acht genommen. Er wird / spricht Er / aus den Bäumen gezappet. Sie klettern an den Baum hinauf / biß an den Zopf / daselbst schneiden Sie durch die Rinde / und hängen die Geschirr daran / fangen also den Saft auf / und solches thun Sie nach Untergang der Sonnen / gegen die Nacht. Denn der Saft hat die Art / daß / wenn er in der Nacht biß zum Aufgang der Sonnen gesamlet wird / gar kühl / süß / und lieblich den gantzen Tag zu trincken / wird auch für gesund / und gleich einer Artzney für die Ungesundheit / gehalten. Der aber bey Tag herauslauffet / ist nicht so geschmacksam: sondern sauer / und schahl / weil ihn der Sonnen Hitz verderbet / daß er zu nichts / als zu Essig machen / dienlich / dazu Sie ihn auch gebrauchen. In was für Ungesundheit in specie es diene / hat Andersen / pag. 55. verzeichnet / daß man dafür halte / es sey dieses Terri eine treffliche Artzney wider die Wassersucht; denn es purgire gelind / und treibe das Wasser ab. Nicht viel anderst beschreibet solche Bäum / die in West-India sich finden / Hemmersam / pag. 84. Sie seyn / spricht Er / sehr hoch / von schlechter Dicken / und haben ihre Aeste in die Höhe / welche sittig-grün wären / eine Aschen-farbe Rinden hätten / und gleichsam einen Wulst herum / an welchen ein Mensch leichtlich hinauf steigen könnte. Die Nüsse / die der Baum trüge / wären einer Faust groß; das innwendige umher / so Sie Bytt nennen / sey eines Fingers dick; das andere aber sey süsses Wasser / lieblich / und gesund / zu trincken.

** Seine Nutzen / erzählet Johann von der Behr / pag. 51. also: Es gibt Oel / welches sehr gut am Geschmack / es wird zum Fischbraten gebraucht; Milch / welches Sie vom innwendigen Kern der Nuß zu machen pflegen; Von dem Saft des Baums ist weiter nichts zu gedencken. Die Nußschalen werden zum Trinckgeschirren / und Löffeln / gebraucht / der Stamm der Baums ist nützlich Häuser davon zu bauen / der Bast oder Rinde desselben dauchet an allerhand Sail / welche die Heyden zu Ihren Schiffen gebrauchen. Item Lunte / damit man Feuer geben kann / davon zu machen / die Blätter / die Häuser damit zu decken; der Kern dieses Baums wird Palmite genannt / daraus Salat gemachet werden kann. Ist auch sonst nützlich zu gebrauchen. Die Portugäsen halten den Baum im hohen Wehrt / sagen auch / wann einer mit einer Kugel durch den Baum schösse / und den Kern treffe / davon selbiger verdorrete / wäre gleich so viel / als wenn Er einen Menschen ums Leben gebracht hätte.

Cannelles oder Zimmetbaum sind allein auf Ceilon. Es gibt auch schöne Cannelles oder Zimmet-Bäum[WS 39] / und kommet der Zimmet allein von der Insul / und überflüssig. Ich wurde Selbst 1648. auf die drey Monat lang / da Ich zu Negumbo lag / sechs und zwantzig Meil von Pünte de Galle, oft mit in den Wald commandiret, gemeiniglich mit fünf und zwantzig Mann: Der Nigriten aber / oder Heyden / musten auf die vierhundert mit: zu Morgens aber / da Wir ausgiengen / gieng mit Uns ein Tambour oder Trummelschläger / der in dem Wald Sein Spiel mächtig rühren muste: Wir aber gaben immer zuweilen eine Salve, der [83] Elephanten wegen: Inzwischen musten die Schwartzen wacker Zimmet Wie man das Zimmet zuwegen bringet. schehlen. Dann das Zimmet ist nichts anderst / als das Bast / oder die Rinden / von den Bäumen / die man abschehlen kann / wie / zum Exempel / in unserm Land eine Rinde von den Baumen abgezogen wird. Der Baum an sich selbst wächset nicht hoch / ist über eines Mannes Fuß nicht dick: trägt auch sonst keine andere Frucht. Seine Blätter / so mans in Mund nimmt / geben einen Geschmack wie die Nägelein / und wann er also gantz abgeschehlet worden / wächset doch seine Rinde in anderthalb Jahren wieder nach / daß man sehen kann / wie die Kraft durch die kleine Löchlein wieder heraus dringet / und sich umspinnet / und aneinander laufft / und aufs neu abgenommen werden kann. Wann er aber alt wird / und neben sich einen jungen Sproß erlanget / so wird jener gar abgeworfen / um des jungen willen / weil das alte Zimmet dem neuen nicht gleich geachtet wird. Es weiß auch ein jeder Heyd schon / wie viel Er überhaupt bringen muß: Wann Sie denn heim kommen / so ist ein Capitaine, der visitirts, und so Er alt- oder dicken Zimmet findet / so wirds ausgeworfen / und nicht gewogen; davon aber wird in Pünte de Galle ein Zimmetöl gebrannt. Welcher unter den Wilden tausend Pfund schönen jungen Zimmet aufgebracht / der ist hernach ein gantzes Jahr frey: Wann Ers nicht bringet / muß Er das folgende Jahr desto mehr bringen. Was Er drüber bringt / wird Ihm bezahlt. Es kostet die Herrn Holländer in loco gar ein weniges am Geld / ja keinen Batzen: aber viel Christen-Blut / und weiß Ich gewiß / daß die Zeit über / die acht Jahr / die Ich auf der Insul zugebracht hab / von Uns auf die sechs tausend Mann gekostet / und die Portugäsen wohl auf die zwantzig tausend / die immerzu Krieg mit dem Käyser von Ceilon geführt haben / wie auch Wir eine gute Zeit.

* Wie es Neuhof beschreibet / pag. 332. seq. wollen wir beysetzen. Es kommt / spricht Er / der Cannel-Baum ja so hoch / wie ein Citronen-Baum / hat viel / lange / dicke / gerade / und wohlgeordnete / Zweige. Aus denselben gehen andere kleine Zweiglein herfür / daran die Blätter sitzen / welche zimlich groß / und den Lorber-Blättern etwas ähnlich sind / weil sie an kurtzen schmahlen Stängeln hangen / hinten breit / forne Spitz-zu lauffen / und in der Läng etliche Hohlkehlen oder Aederlein wie unsere Wegeblätter haben. Die Blumen dieses Baums sind Schnee-weiß / und wohlriechend; seine Frucht hat die Grösse / und Gestalt / der Oliven; ist anfänglich grün / und hernach / wenn sie völlig reiff / Pech-schwartz / und gläntzend. Das Holtz dieses Baums hat weder Geschmack / noch Geruch / und lässet sich ansehen / als habe die Natur den übrigen Theilen des Baums alle Kraft verweigert / und nur die Rinde allein damit begabet / auf daß dero Nutzbarkeit desto grösser sey. Es hat dieser Baum / wie fast alle Bäum / eine zwifache Rinde; die oberste ist nur ein wohlschmakkendes Häutlein / dermassen dünn / daß sie nicht anderst denn grün von der untersten kann abgezogen werden / weil sie hernach / wann sie trucken darauf worden / so vest daran sitzet / daß man sie weder sehen / noch schmecken / noch abschehlen / kann. Die unterste grüne Rinde ist / wann die oberste aschenfärbige weggenommen / glatt / und leimicht auf der Zungen / und wird / nachdem sie in viereckigte Stücklein zerschnidten / in der Sonnen gedürret / welche alle ihre Feuchtigkeit verzehret / sie röhtlich machet / und in solche Pfeiffen / wie sie anhero in Europa gebracht wird / zusammen rollet. Wann nun der Baum dergestalt abgeschehlet / bleibt er oft zwey / oder drey / Jahr so bloß stehen / hernach bekommt er neue Rinden / welche abermahl können abgeschehlet [84] werden; und / wie Herr von Mandelslo / pag. m. 132. darzu[WS 40] setzet / ist zu verwundern / daß die Bäum / wann ihnen die Rinde genommen wird / allezeit solche neue Rinden setzen / welche zärter / und kräftiger / werden / als die erste / oder / welche selten abgelöset wird. So häuffig / sagt Neuhof / pag. 333. nocheinmahl / wächset der Cannel auf der Insul Ceilon, daß ihn alle Länder nicht verzehren könnten / wann die Einwohner nicht zuweilen gantze Püsche davon im Feuer aufgehen liessen.

Baum Hakra. Eine andere Art Bäume sind / die die Indianer Hakra[WS 41] nennen / von denen der schwartze Zucker[WS 42] kommt / und deßwegen von den Holländern Zuckerbäum genennet werden / von grossen mächtigen Blättern / die man braucht wanns regnet / weil sie trefflich Wasser halten. Tragen grosse Aepfel daran / als ein Kindskopf / welche auswendig braun sind / wie eine Castanien / inwendig gelb. So mans öffnet / und essen will / muß man mit den Zähnen vor die Schelfen abziehen / das innere ist alsdenn wie ein Büschel Haar / so mans in Mund nimmt / hat einen harten grossen weissen Kern / aber von treifflicher Süssigkeit / und deßwegen gut zu essen / uneracht eines eher meinen solte / daß das weg zu werfen und die Schelfe zu geniessen sey / wie Wir oft fremde erst ankommende damit veriren.

Sursackbaum. Es ist eine andere Art Bäum / die heisen Sie Sursack[WS 43] / sonderlich der Elephanten Speis / hat Blätter wie ein Lerchenbaum / und trägt seine Früchte nicht / wie andere Bäum / an Stielen / die von dem Stamm der Aeste selbst abgesondert sind: sondern an dem Stamm selbst. Die Frucht ist länglicht / grün / stachlicht / inwendig sehr schleimig / von gelben Körnern / unter denen erst ein Kern ist / der / wie eine Kastanien gebraten / gutes annehmlichen Geschmacks ist.

Pomerantzen essen die Innwohner zu Mittag nicht. Treffliche Citronen-Pomerantzen-[WS 44] und Granaten-Bäum[WS 45] hat man auch da. Der Pomerantzen eine / oder zwo / essen die Innwohner so wohl als Fremde; Holländer / und Portugäsen / Mann / und Weib / zu Frühe noch nüchtern / und sagen frey: Zu Frühe sey die Pomerantz im Leib wie Gold: Zu Mittag / und auf den Abend / wie Bley; Daher man keinen Portugäsen / sonderlich um erstbemeldte Zeit / dergleichen wird essen sehen.

Melonen. Es ist auch eine Art wie Pfeben / die auch Melonen heisen / wächset wie Pfeben: aber nicht rund / wie auf unsern Christenboden: sondern in die Länge / gut und lieblich zu essen.

Wasser-Limonien. Fast gleich so wächset eine Frucht / die man Wasser-Limonien[WS 46] nennet / zum theil so groß als ein Mannskopf / zum theil kleiner / haben auswendig eine grüne Schalen: so mans öffnet / sind sie innwendig roht / tragen etliche schwartze / etliche rohte / Körnlein / sind sonst sehr saftig / um weßwillen sie auch in Blätzlein geschnidten / und im Mund genommen werden / in so grosser Hitz den Durst zu stillen.

Kürbiß. Grosse / und gewaltig viel / Kürbes finden sich nicht weniger / leicht zu tragen / die Wir denn deßwegen / so Wir manchmahl marchiren musten / und Wasser-mangel besorgten / ausgehöhlet / und voll angefüllet / mit getragen haben; in die kleinere aber Oel gethan / und an unsere Bandalier gehangen / unsere Rohr / so sie etwann vom Regen betroffen wurden / damit wieder auszubutzen / und immer wohl beschossen zu bleiben.

Kujasen. Sie haben eine Art von Birn wie eine Faust groß / die heisen sie Kujasen[WS 47] / die auch an kleinen Bäumen wachsen eines Mannes Länge / an der [85] Farb gelb / innwendig schwartze Kern / die man ungeschehlet ist / weil sie trefflich lind sind.

Pappeyen. Andere anderthalb Manns hohe Bäume tragen Pappeyen / ein Geschlecht wie unsere Maschen sind / länglicht-rund; wann sie zeitig / sind sie aussen grün / inwendig roht / sehr saftig / süß / und schmeltzen einem im Mund: inwendig haben sie Aschengraue Körnlein / die im Durchbruch / und Ruhr / eine stattliche Medicin geben. Man kochts auch / und denn schmecken sie wie die Ruben; ist aber eine hitzige Frucht.

Annassen. Dergleichen sind auch die * Annassen, so hitzig / daß einem das Maul davon aufspringt / wenn mans gleich wie Citronen geschnidten / lang in einem Wasser hat ligen lassen; sehen fast unsern Artischocken gleich / groß / und an der Farb röhtlich.

Annassen. wie sie wachsen. * Neuhof meldet das davon / pag. 345. Sehr wohlschmeckend sey die Frucht / welche anfänglich aus West-Indien in Ost Indien gebracht / woselbst sie nun an vielen Orten zimlich wohl artet / und häuffig wächset. Diese Frucht ist beynahe so groß / wie eine Citrone / hochgelb von Coleur, und hat einen schönen Geruch / der so starck ist / daß man ihn / wenn man ein Hauß vorbey gehet / darinn die Frucht was häuffig liget / überahl riechen kann. Oben ist dieselbige mit einem Büschlein Blumen / und Blättern / gekrönet / fällt gar safftig / und scheinet von fernen der Artischock was ähnlich / wiewohl sie keine Stachel hat. Der mittelste grösseste Strunck / daran die Frucht wächset / ist bey zween Fuß hoch / und mit funfzehen / oder sechzehen / Blättern / so den Aloe-Blättern nicht ungleich / besetzt; um denselben sitzen andere kleine Strünke / deren jedweder auch seine Frucht hat. Diese kleine Strunke werden / wenn man die reiffen Früchte einsammelt / abgebrochen / und in die Erde gesteckt / alsdann breiten sie sich aus / wie die grossen / und bringen innerhalb Jahrs ihre Frucht; welches die gemeineste Fortpflantzung dieses Gewächses ist. Selbiges gleichet / seiner Wurtzel / und Blätter / nach / der Artischock. Da man diese Früchte zu erst in Indien brachte / wurden sie theuer verkaufft / daß jedwedere zehen Ducaten galt. Sie schmeltzen im Munde wie Zucker / und ihr Geschmack ist beynahe / wie unsere Erdbern / mit Wein / und Zucker / zugerichtet. Wer sie essen will / muß die äusserste Schale wegnehmen / das übrige in Scheuben schneiden / und selbige in Wein / oder Wasser / legen / damit ihre beissende Krafft / die sonst Blattern auf der Zungen anrichtet / herausgezogen werde; durch welche ihre Schärfe sie auch bey denen / so zuviel davon essen / einen unheilbahren Durchlauff / oder Blutfluß / verursachen. Und wiewohl sie heisser Natur seyn / wie ihre Würckungen ausweisen / haben doch die Blätter eine kühlende Kraft / weil sie eines sauren / und zusammenziehenden / Geschmacks / welcher nur in kühlenden Gewächsen / als ihre besondere Eigenschaft / gefunden wird. Weil es aus West-Indien in Ost-Indien kommen seyn soll / wollen Wir vernehmen / wie es dort selbst von den Mohren gebraucht wird. Hemmersam spricht in der Guineischen Reiß-Beschreibung / pag. 42. also: Die Mohren essen viel von der Ananas, wie Sie es nennen. Die sind wie ein Artischock. Sie kochens / und vermischens auch mit Palmöl / so Sie in allen Ihren Speisen / an Statt des Schmaltzes / brauchen. Es ist von den besten Früchten daselbst zu Land / ist heiß von Natur / und so es in Blätzlein zerschnidten / und Spanischer Wein darüber gegossen / wird / ists ein treffliches Essen; aber zu viel bringt Krankheit.

Kaschauen. So hitzig sind auch die Kaschauen[WS 48] / eine Frucht / unten wie ein Hertz formiret, ober sich aber hats eine Castanien / die / so mans öffnet / sehr ölig ist. Wann es aber recht abgetrocknet worden / trägts in sich einen Kern / [86] so gut als ein Mandelkern: ist auf einer Seiten roht / auf der andern gelb / dienlich wider die Frantzosen / die es / so mans isset / ihrer Hitze wegen / aus der Haut treibt / daß mans sehen kann.

Mumpelbouse Sie haben / und heisen / noch andere Früchte / als die Mumpelbouse,[WS 49] wie ein Kopf groß / innen roht / welches Schelfen wie Citronen mit Zucker eingemachet / trefflich Puppunen. für den Durst helfen; Die Puppunen[WS 50] / den Pfeben gleich / auswendig grün / innwendig röhtlich / welche man ausgehöhlet / mit fettem Fleisch / oder Schmaltz / Pfeffer / und Mußcaden-Blumen füllet / und wo eine Flotte abgehet / mit ein zwey tausend Stuck zu versehen pfleget / und wo es recht zusamm gekochet ist / guten Geschmacks werden; Die Potazen. Potazen[WS 51] / gestalt wie bey Uns die eines Fingers länglich-runde Käßküchlein / die schabet man / und schneidets / und wann sie auch gekocht werden / Kecerey. nicht unannehmlich zu essen sind; Die Kecerey[WS 52] / wie ein Zugemüß / röhtlich / und weiß / als obs Linsen wären; Der Gajan[WS 53] / welches runde Körnlein sind / Gajan. und gekocht gantz grün werden / wie Saatgrün.

Es gibt unter andern auch eine Frucht / eines Pflaumens groß / auswendig grün / innen / wann sie zeitig / gelb-roht / mit einem grossen Kern / Mangas Baum und sehr süß / welche die Inwohner Mangas heisen / die ihres Wohlgeschmacks wegen / Mir trefflich beliebte / und Ich solche / da Ich von Banta auf Bataviam kam / das erstemahl gekostet habe. Denn in den vier Basteyen des Castells daselbst / solcher Mangas- (wie auch Limonien) Baum viel sind / in der Grösse eines Maulbeer-Baums / und halten sich bey der Nacht viel Fledermäus darinnen auf / die in solche zeitige Früchte Deren sind viel zu Batavia bicken / und / durch selbiges / herab werfen. Wann Ich bey der Nacht die Wacht hatte / und eine fallen hörte / weil der Baum nicht weit von den Schiller-Haus stunde / bließ Ich meinem Zündstrick zu / der Mir leichten solte / biß Ichs fand; wie Ich Mich denn einsmahls so dick damit angefüllet hatte / und da Ich abgelöst wurde / einen starcken Trunck Wassers drauf gethan / daß Ich gäntzlich gedacht: Ich müsse sterben. Sonderlich bedienen sich des Mangas, eine Art der Vögel daselbst / die Sie Cossebares[WS 54] nennen / in der Grösse eines welschen Hahns / und wenn sie selbigen eine gute Zeit bey sich gehabt / geben sie von hinten dergleichen Unlust wieder von sich / in aller Couleur, und Figure, wie das Mangas, dadurch denn mancher ein Gelächter angerichtet / der dieses für jenes angebissen hat / als noch eine recente Frucht / die erst von Baum gefallen wäre.

Cossebàres verschlingen Bley und Eisen / und gebens wieder. Erstgedachte Vögel † Cossebàres können auch Eisen / und Bley / verschlingen / welches Wir einmahl in der That erfahren haben. Dann als unser Connestabel auf des Admirals-Bollwerck einsmahl Mußqueten-Kugel gegossen / und darüber zum essen gieng / kam ein solcher Cossebàres auf der Bastey / und verschluckt solcher Kugeln funfzig; Und da es kein Mensch gethan haben wolte / fand Ich des andern Tags / daß der Vogel eine weil im Magen behalten / und ordentlich alle funfzig wieder gegeben hatte.

Arnold Montanus[WS 55] beschreibet den Vogel / in Seinen denkwürdigen Gesandschaften der Niderländischen Ost-Indischen Compagnia, in Japon p. m. 360. auf folgende Weise. Dieser Vogel hat braune Federn: aber keine Flügel / und Zunge; auch keinen Schwantz. Vor der Brust ist er mit einem länglicht-runden Schilde gewaffnet / welches sehr hart ist. Der Hals gleicht fast nach eines Truthahnes [87] Halse; ohn allein daß die Buckeln roth-blau / hart und steiff / einen Finger dicke aufwärts zwerch über den Kopf hingehen. Die Pfoten seynd gelblicht / und kommen schier mit den Strauß-Füssen überein. Mit diesen Pfoten schlägt er so gewaltig hinten aus / daß er oftmahl / wann er antrifft / ein Bein in Stücken schläget. Am meinsten hat man sich über ihn zu verwundern / daß er alles / was ihm vorkommt; ja selbst oftmahls glühende Kohlen / einschlinget / und wieder von sich giebet: doch die Kohlen gibt er gelescht von sich. Man sagt auch / daß er so einen hitzigen Magen habe / daß er Stahl / und Eisen / verdäuen könne.

Cardamumen. Gantze Felder voll Cardamumen[WS 56] sihet man da / die so hoch als der Reiß wachsen in Hülsen / in denen mans auch noch heraus in unsere Landen bringet. Es wächset zwar auch ein Pfeffer da: wird aber nicht verführet / weilPfeffer. er in dem Land selber verbrauchet wird. Von der Insul *Jamby aber kommt der beste / und meinste / heraus in unsere Landen. So findet sich auch kein Safran daselbst; An Statt dessen aber / gebrauchen Sie Sich einerBorribori. Wurtzel / die Sie Borriborri[WS 57] heisen / gestalt wie ein Ingwer / von der Farb / wann es auf einem Stein gerieben wird / röhtlich / von dem Sie desto lieber essen / weil er klare helle Augen machen soll.

* Jürgen Andersen bekräftiget zwar dieses auch / pag. 17. und sagt: Die Holländer hatten mit dem König von Jambe, und Adsyn, ein Verbündnüs gemacht durchHolländer haben mit dem König von Jamby einen Bund gemacht des Pfefferhandels halben. Herrn Dödecum, Ihren Raht von Indien / daß nemlich Sie / die Holländer / jährlich vier Orlog-Schiffe[WS 58] / in dem Revier vom Jambe, und Adsyn, halten sollen / theils zur Defension wider alle feindlichen Anfäll; theils / daß Sie auf die Zölle sehen / damit die Könige selbigen / für die hin und wieder passirende Wahren / richtiger einbekommen mögten / welches auch der Holländer Schade nicht sey. Herr von Mandelslo aber will / pag. 128. daß der Pfeffer / der von dem Land Malabara kommt / wegen seiner groben Körner / und Schwehre / für den besten in gantz India gehalten werde / nach diesen erst der auf Sumatra, und denn / der auf Java wächset. Daher jährlich aus Cananor, Calicut, und Cochin, etlich tausend Centner ausgeschiffet würden.

Wie er sonsten wachse / hat Neuhof / pag. 337. also beschrieben. Derselbe sey zweyerleyPfeffer / wie er wachse? / sagt Er / der runde / und der lange. Der runde Pfeffer / so fürnehmlich in Malacka, Java, und Sumatra, wächset / wird nicht weit von den Meerbusemen gesäet / oder gepflantzet / entweder bey den Wurtzeln der Bäume Faufel, oder bey eingesteckten Pfählen / daran er / eben wie der Weinstock an den Weinpfählen / empor kommt. Wenn man ihn mit Asche / und Mist / dünget / wächset er länger / denn die gewöhnlichen Pfähle seyn / und hänget herunter wie Hopfen / oder Türckische Bohnen; ist auch so zähe / wie dieselbigen / und hat viel Schößlinge / welche / wo sie sich an keinen Bäumen / oder Sträuchen / aufhelfen können / nidrig bey der Erden hin kriechen. Säet man ihn auf ein fettes Land / so bringet er / innerhalb Jahrs / Früchte mit Hauffen: aber auf einem unfruchtbahren Grunde wächset er langsamer in die Höhe / gibt auch langsamer Früchte / und nimmt an Fruchtbahrkeit von Jahren zu Jahren / nachdem der Grund beschaffen / zu / oder ab. Die Wurtzel / so er in die Erde schlägt / ist voll kleiner zäher Faseln; die Blätter sind den Epheu-Blättern nicht ungleich / haben die Mitte hinlangs eine breite Holkehle / davon viel Strichlein an beyden Seiten abgehen; sie wachsen aus den Knospen der Zweige / und sind auswendig gantz grün / inwendig aber nur bleich-grün / gefärbet.

Es sitzt der Pfeffer bey gantzen Büsch- oder Träublein zusammen / welche nicht nur mitten an den Zweigen / sondern auch forne an den Spitzen hangen. Die [88] Pfeffer-Körner sind zu erst grün / aber hernach / wann sie reiff worden / schwartz. Die reiffen Körner / werden in der Sonnen gedörret / davon ihre schwartze Haut viel Runtzeln bekommt. Wenn diese Haut frisch und grün weggenommen wird / entstehet eine besondere Art Pfeffer / der weisse Pfeffer genannt: welcher schärffer / theurer / und anmuthiger / als der schwartze fällt / und von fürnehmen Leuten in Indien zum öftern an Statt des Saltzes gebraucht wird; Und nimmt man solche schwartze Haut dergestalt weg /daß man den reiffen Pfeffer in See-Wasser leget / darinn die Haut schwellet / berstet / und ihr die weissen Körner leichtlich nehmen lässet; welche man hernach in der Sonnen dörret.

Der lange Pfeffer / Pimpilim genannt / wächset sonderlich in Bengala; von dannen er auch in Europa gebracht wird. Zwischen seinen / und den vorigen Stamm / ist schier kein Unterscheid / ohne / daß der Blätter Farbe / und Gestalt / ein wenig anderst fällt. Er wächset ebenmässig bey gantzen Büschlein / und zwar an zimlich langen Stängeln / welche oft viel Feuchtigkeit bey sich haben; wenn selbige sich verliehret / werden die Körner wurmstichig. Diesen Pfeffer / der ja so sehr auf der Zungen / und im Halse / brennet / wie der runde / gebraucht man allda nicht zur Speise: sondern zur Artzney / allermeist wider den Gift; dem er auch kräfftig widerstehet / und daher theurer / denn der ander / verkaufft wird. Der Indische Pöbel pfleget mit dem Wasser / darinn ein gut Theil dieses Pfeffers gelegen / die langwierige Schwachheit des Magens glücklich zu curirn.

Alte Leut sind auf Ceilon. Alte Leut gibts darinnen / auf die neuntzig / biß hundert / Jahr / und tragen zur Præservation immerzu vorn eine Wurtzel † eingewickelt / daran Sie stetig kieffen / zuvor / so Ihnen ein wenig übel ist. Einsmahls hab Ich einen gefragt / wie Er also alt worden wäre / und doch noch so ruhig dabey geblieben? Er gab mir aber zur Antwort: Wann Er hätte Lust bekommen zu essen / hätte Er gegessen; zu trincken / hätte Er getruncken; zu schlaffen / hätte Er geschlaffen; hätte Er Gelegenheit gehabt zu sitzen / wäre Er gesessen; oder den Kopf zu bedecken / so hätte Er ihn bedeckt. In Summa: Wider Seine Natur hab Er nie etwas gethan / wann Ers mir habe thun können. Wie Sie es bey Ihren Sterbenden halten. Wann denn einer sterben will / und / allen ansehen nach / in letzten Zügen liget / so kommt Seiner bästen Freund einer / und legt Sich auf den Sterbenden / und druckt Seinen Mund auf jenes Mund / eng und genau / daß nur Seine Seele in kein Thier fahre / so sie von Ihm ausfähret. Wann Er denn verschieden ist / fangen Sie an zu heulen / und zu schreyen / fragen mit grossen Threnen: Warum er gestorben sey? Ob Er kein Geld / Ob Er nicht gnug zu essen gehabt habe? Lauffen auch wohl in einen Wald / und bannen den Teufel / der Ihnen sagen soll / was dem Wie Sie mit Ihren Verstorbenen umgehen. Toden gefehlet habe. Nach grossen Geheul waschen Sie Ihn / und nehen Ihn in ein Leylack / und kauffen etliche alte Weiber / die ein drey Tag / und Nacht / vor des Toden Haus sitzen / und gewaltig schreyen / Siche mit Koth besprützen / auch wohl in ein Wasser lauffen / biß an Hals / als wann Sie Sich für Wehmuht ersauffen wolten / und legen endlich den toden Cörper auf Piquen / und tragen ihn / so er sonderlich arm und gering ist / in einen Wald / oder Strand des Meers / da er begraben wird / mit dem Ihre Begräbnussen. Angesicht gegen Osten; auf das Grab stecken Sie gemeiniglich ein grünes Zweiglein / um und um das Grab spitzige Dornen / damit der Cörper für dem Jackhals sicher ist / welches eine Art ist wie ein Fuchs / und sehr nach Menschen Fleisch gieret. Zu Bezeugung aber Ihres Leids tragen Sie [89] eine lange blaue Mütze von Scheder / die keinen Boden hat / und lang hinten über dem Kopf abhänget / in welchem Habit Sie wohl ein gantzes Jahr Sich sehen lassen.

† Was für eine Wurtzel sey / hat Reisender nicht bemeldet. Weil aber / nach Herports Bericht / pag. 184. auf dieser Insul der Areck, oder Binang, in Uberfluß wachsen soll / mag es nicht so wohl die Wurtzel dieses Baums seyn / als die Frucht desselben. Denn Herrn von Mandelslo Zeugnus nach / d. l. p. m. 75. seq. ist Arecca eine Art Nüsse / den äusserlichen Ansehen nach / den Mußcaden-Nüssen gleich. Herr Olearius setzt in Seinen Notis dazu: Sie wachsen auf hohen Bäumen / wie die Coquos-Nüsse / haben auch solche Hülsen um sich / so auswendig glatt / und inwendig rauh / von vielen Adern und Fesern / seyn / wenn sie noch in den Schalen ligen / so groß / wie die grossen Wallnüsse. Ihr Kern aber als ein Muscadnus / sind auch also von aussen / und innen / anzusehen. Eingewickelt aber wird diese Arecca, weil sie für sich keinen angenehmen: sondern bittern Geschmack hat / in Blätter / welche von der Pflantze Betele genannt / genommen werden. Was Neuhof davon hat / wollen Wir / um bessern Verstands willen / hier anführen: Die Sineser, sagt Er / p. m. 338. in den Süder-Provincien / haben diese Blätter frühe / und späte / ja auch des Nachts im Mund / und käuen / wann Sie vorhin mit Areka, und Kalch / (der / Mandelsloh Zeugnus nach / von Muschelschahlen gemacht wird /) oder mit Lycium, Caphur de Burate, Aloë, und Muscus, und andern Specereyen / dero Bitterkeit in eine Süssigkeit verwandelt. So oft diese Leute ausgehen / jemand solemniter zu besuchen / und grüssen / haben Sie solche Blätter in der Hand; dergleichen auch / mit Areka, und Kalck / zugerichtet / Ihnen allenthalben / wo Sie kommen / zum Zeichen einer besondern Freundschaft / in einer höltzernen Schüssel præsentiret werden. Wann Sie dieselbe gebrauchen / käuen Sie erstlich ein wenig Areka, und darauf alsobald ein Blat Betel, nachdem Sie vorhin mit dem Daum-Nagel / welchen Sie zu dem Ende frey wachsen lassen / die Holkehlen daraus genommen / und es mit ein wenig Kalck bestrichen. Wenn man es aber käuet / ists nicht anders / als ob man mit den Zähnen auf Sand beisset. Diese Blätter / dergestalt gekäuet / geben einen blutrothen Saft von sich / davon der erste ausgespeyet / der übrige eingeschlucket wird / und ist das eines von den drey sonderbahren Dingen der Provinz Quantung, derer das Sinische Sprichwort gedencket: daß nemlich allda ein Himmel ohne Schnee / Bäume / so immer grün / und Einwohner / die allezeit Blut speyen / sich befinden; weil da nimmer Schnee fällt / die Bäume stets grüne Blätter haben / und die Leute allewege Betel- und Areka-Blätter käuen / welche Ihren Speichel / wie gesagt / blutroth machen. Solchen Brauch haben die Sineser von den benachbaurten Indianern entlehnet; wiewohl Ihnen sonst ausländische Sitten ein Greuel seyn. Die Inidaner / schreibt Akosta, haben gemeiniglich / wenn Sie über die Gassen gehen / Betel-Blätter im Munde; sonderlich / wenn Sie grosse Herren besuchen wollen; denn damit machen Sie einen wohlriechenden Odem / und würde eine grosse Schande seyn / wenn Sie solches nicht thäten. Gleichwohl sind auch gewisse Zeiten / da Sie Sich solches Käuens enthalten: nemlich / wann Ihrer nächsten Verwanten einer gestorben / und an etlichen Fast-Tägen. Die Kraft und Wirckung dieser Blätter ist / daß sie nicht allein / wie gemeldter Scribent sagt / einen wohlriechenden Odem machen / sondern auch / der Sineser, und Indianer / Bericht nach / das Zahnfleisch bevestigen / und den Magen stärcken: massen sie schier im zweyten Grad warm / und trucken / seyn. Sie wachsen häuffig unter einem temperirten Himmel / aber an kalten Oertern in Sina, wie auch in Mosambique, wollen sie nicht arten. Sie hangen [90] an langen Stengeln / und schier wie Citronen-Blätter gestalt / ohne / daß sie forn so spitz nicht zulauffen; sie sind glatt / dunckel-grün / und dünne / wie Brunkressen-Blätter / und mit fünf / sechs / oder sieben / Holkehlen / so theils gleich / theils krum lauffen / durchstrichen. Das Gewächs / daran sie sitzen / ist ein Gepüsche / welches sich / wie Pfeffer / und Europischer Hopfen / an Stecken / oder Pfälein / in die Höhe gibt: daher es von ferne dem Pfeffer gar ähnlich scheinet. Endlich findet sich auch an diesem Gewächse eine Frucht / Siry-boa genannt / welche mit dem langen Pfeffer / oder mit Mäuse-Schwäntzen / zimlich überein kommt / und / wegen ihrer Rarität / von den Indianern höher / dann die Blätter / gehalten wird.

Der König auf Ceilon sucht Hülf bey Holland wider Portugal. Auf der Insul nun / wie gemeldet / haben die Portugäsen unterschiedliche Plätze gehabt. Weil aber der Käyser von Ceilon, und König von Candi, Sie ungern zu Nachbaurn hatte / (Denn Sie ehe dessen Seinen Bruder ersauffet / weil Er den Holländern gewogner war / als Ihnen) fieng Er endlich einen grossen Krieg mit Ihnen an / schickte auch nach Bataviam einen absonderlichen Ambassadeur,[WS 59] um Hülf wider Portugal, dazu Er alle Hülf und Vorschub thun wolte / und hernach thäte. Holländer sind erst A. C. 1640. auf Ceilon kommen. Mit der Weise sind die Holländer erstesmahls Anno Christi 1640. auf die Insul Ceilon kommen / und erstlich die Stadt de Galle erobert: Bald darauf die grosse Vestung Negumbo,; die Sie aber zwey Jahr hernach Anno 1643. wieder verlohren / und in folgenden 44. doch noch einmahl einbekommen / daß also in vier Jahren zweymahl verlohren / zweymahl gewonnen worden:Negumbo in vier Jahren zweymahl verlohren zweymahl gewonnen. allezeit im Monat Februario.

Ein * vester Ort war es / und hatte aussenwarts vier Pünten, zwo gegen die See gerichtet / Horn, und Enckhysen, genennt: Zwo gegen das Land / Delft; und Roterdam, mit einem grossen von Wasen gemachten Wall / auf die zwey und zwantzig Schuh breit / und führte jegliche Pünte acht Stuck. Zwey Porten hatte Die Vestung Negumbo. es: die Wasser- und die Land-porten. Inner denen hatte es noch ein Castell mit zweyen Pünten verwahret / Namens Middelburg / und Amsterdam / von Quarterstucken am Fuß hoch aufgeführt / und oben die Brustwehr gleicherweiß mit Erden gepflantzet / rings um mit einem Wassergraben umgeben / in dessen Mitte dannoch noch lange spitzige Palisades eng gepflocket stunden. Nachdem aber Columbo einbekommen / ist es biß auf das steinerne innere Fort demoliret worden / damit es solch einer starcken Besatzung / und so vielen Unkosten im Bau zu erhalten / nicht bedürfe.

* Wie es zu Jürgen Andersen Zeiten war / wollen Wir hören. So beschreibt Ers / Lib. II. pag. m. 79. Diese Vestung Negumbo ligt auf dem vesten Land / doch gleich wie eine Insul / weil die See meistentheils umher laufft / biß auf einen schmahlen Gang / welcher zur Vestung führet; kann also wohl Pen-Insula genannt weden. Vor dem Castel zur rechten Hand seynd viel Krautgärten / in welchen sehr viel Coquos-Bäume / so von ferne als ein dicker Wald sich præsentiret. Es werden doch von den Holländern viel Bäume nidergehauen / weil man vermeinet / daß sie der Vestung / wenn sie etwa feindlich angefallen werden solte / schlädlich seyn mögten. Das Castel hat eine viereckigte Figur, mit vier Bollwercken / von guten gehauenen Steinen / jedoch / den Ansehen nach / gar klein im Begriff / hat in Gvarnison zweyhundert Holländische Soldaten. Sie ist anfangs von den Portugäsen erbauet / und vor etlich Jahren von den Holländern / mit stürmender Hand / Ihnen abgenommen worden / da dann / weil Sie nicht accordiren wollen / alles hat müssen [91] nidergemacht werden. Indem Wir allhier unser Ancker in Grund bringen wolten / schickte der Commendant dieser Vestung / obgedachter Overschy, Seinen Diener an unser Schiff / anzudeuten / daß allhier / wegen des bösen Grundes / kein sicher Hafen / das Schiff würde in Gefahr kommen; faßten derowegen unsere Segel fürder / und sahen folgenden Tag / in einem Inwig oder Bucht / vor Uns ligen die treffliche Kauff-Handels-Stadt Columbo, so vier Meilen von Negumbo. & c.

Portugäsen Grimm wider die Holländer. Da die Holländer das andere mahl davor kamen / hätten es die Portugäsen wohl verwehren können / daß Jene nicht hätten landen mögen / und durch Stucken / und Mußqueten / mit übergrossen Verlust zu ruck getrieben werden müssen. Allein Sie liessen unser Volck willig aussteigen / weil Sie Sich schon die gewisse Victori eingebildet / auch das H. Sacrament darauf genommen hatten / keinem Holländer Quartier zu geben; Deßwegen auch nicht ehe essen / und trincken / biß Sie Ihre Händ in Holländischen Blut gewaschen hätten / und denn zusehen / ob Sie auch unserer Beyder Treffen. Schiffe Sich bemächtigen könnten. Aber GOtt der Allmächtige liesse Ihrem Grimm nicht zu. Denn da alles ans Land gesetzt / stellte es sich in guter Postur / und als man noch erst ein Gebet im Feld gethan / und das Wort genommen: GOtt mit Uns! gieng es mit einem grossen Courage Holländer Victoria. auf die Portugäsen zu / derer Wort war: Madore Des! Mutter Gottes. Darauf avancirte ein Theil auf den andern / und da unser Volck stunde / gaben die Portugäsen / in die neunhundert starck / die erste Salve, davon auf unser Seiten in die dreyssig geblieben / in die funfzig beschädigt wurden / worauf die Unserigen / die nur drey hundert Mann waren / die Nach-Salve gaben / und auf unserer Officier Zuruffen bald den Degen brauchten / (denn das ist der Holländer Gebrauch oder Manier / daß / wann Sie vor den Feind gehen / kurtze Saibel führen / fornen krum / und dabey breit) und mit solcher Furi auf die Portugäsen fielen / daß in kurtzer Zeit auf die sieben hundert Mann nidergemacht wurden / das andere über Hals und Kopf Sich retirirte.

Nun war einer von den Holländern Anno Christi 1643. ein Capitain, mitNegumbo unterlegt mit Pulver. Namen Sendemann / samt Seinem Diener Joan de Roes zu den Portugäsen übergangen / der / da Er sahe / daß Uns das Feld geblieben / und die Vestung in die Hand kommen wurde / Ihnen den Raht gab / daß Sie einen Lunten an das Pulver legen solten / das unter dem Forteresse Negumbo war / damit / wann Wir hinein kämen / samt derselben in die Luft sprängen. Das verkuntschaften etliche Gefangene / darunter ein Pater Capucciner war / den unser Volck in die Vestung mit gebracht hatte / und Seiner eignen Kutten / und Fells / schohnte / in Beysorg / Er müste auch vor der Zeit probiren, ob Er den Himmel erspringen künnte. Worauf unser Gouverneur, Herr Franciscus Charon, alsobald einem viertzig Reichsthaler versprochen / der Sich wagen / und den Zündstrick wegzuthun versuchen wolte. Wie der aber in den Keller kommen / ist das Feuer nur noch zwey Daumen lang von dem Pulver gehangen / daß also Gottes Gnädige Hand auch das Wird darch einen Capucciner entdeckt. verwehret hatte. Ein Hochteutscher aber / der eben den Pater gefangen bekommen hatte / war über Ihn gewaltig entrüstet / daß Er vorher still geschwiegen / und es nicht ehe entdeckt hatte / als da Er Selbst mit in die Gefahr kommen war / nahm Sein Rohr / und schoß Ihn an der Seiten unsers Commandeurs nider / daß dieser darauf sagte: Ihr Pursch! [92] Nur nicht näher! Wolt Ihr kein Quartir geben / so bringts nicht zu Mir!

Holland machet mit Portugall Fried auf zehen Jahr. Anno Christi 1643. ist eine grosse Flotte vor die Stadt Goa kommen / mit dieser Ordre, Fried mit den Portugäsen zu schliessen / doch mit solcher Condition, daß / wann diese / selbigen dato, das Forteresse Negumbo noch hätten / solten Sie es behalten / dabey mit dem Reservat, daß / wann die Portugäsen noch einen Sturm darauf thun wolten / es zu wagen stehen solte. Weil Sie aber keine Lust hatten / ist im folgenden 1644. Jahr der Fried publiciret worden / auf zehen Jahr ein Armistitium zu machen.

Holland bindet mit dem König von Ceilon an. Da Wir da Fried hatten / solte es / auf Anstiften der Portugäsen / mit dem König von Candi angehen / Anno Christi 1645. der Elephanten wegen. Denn / weil die Holländer keine Zahme hatten / boten Sich die Portugäsen an / um den halben Theil des Fangs / Ihnen die Ihrige zahme zu leihen / fielen demnach aus / und damit Sie eine Ursach haben mögten / nahmen Sie einsmahls des Königs von Candi vier beste Elephanten. Er aber / als ein verständiger Herr / schickte zu den Holländern / und ließ Ihnen Der König von Ceilon will Fried. bedeuten / daß Er wider Sie nichts zu tentiren begehrte. Sie solten dagegen dergleichen thun / die Er Selbst geruffen hätte / als Freunde / wider die Portugäsen Sich mit Ihm zu conjungiren; wolten derowegen vor seyn / daß Sie keine Völcker in Sein Gebiet setzeten.

Allein Sie suchten von Anfangs den Krieg mit Gewalt. Weil denn der König sahe / daß nicht anderst seyn kunnte / führte Er durch Seiner FeldherrnAus Noht wehrer Er Sich. einen Saude, oder / wie bey Uns ist / einen Grafen auf die 60000. Mann zusamm / meinstentheils Nigriten, ausser wenig Volck Portugäsen / die ehe dessen gefangen / und Sich in Seine Dienst begeben hatten / weil Er nimmer trauen wolte / nach dem Er Sich einmahl von den Holländern hintergangen fand / die vorher zwar versprochen hatten / Ihre Völcker aus Seinem Territorio zu führen / und aber unter dem Schein selbige abzufordern / und Victuaille auf die Rückreis zu bringen / zu lassen / durch sechs und dreyssig Mann Convoy, in Ihre grosse Fässer ein kleines eingesteckt / mit Pulver / und Munition, und solches mit Reis / und Fleisch / allenthalben umleget hatten / welches von einem Uberlauffer von unserm Volck Ihm verkuntschaft worden.

Herrn von der Stält Treffen mit den Ceilonischen Völckern. Da nun folgend Anno Christi 1645. im Monat Maji, der Herr von der Stält aufs neu gecommandirt wurde mit hundert und funfzig Mann auserlesen Volck / vieler Munition, Pulver / Bley / und andern Materialien, was der Krieg braucht / samt zwey Feldstücken; Diesen aber der Heydnische Saude auf einem kleinen Feld antraff / und zu schlagen keinen Befehl hatte / (weil der Käiser immerzu den Krieg declinirte) deßwegen Sich in einen Wald zog; gaben die Holländer mit Ihren Stücken / und Hand-Gewehr dapfer Feuer auf Sie / daß bey vier hundert davon geblieben / und viel beschädiget wurden. Weiln denn die Holländer offensive giengen / wolte es Ihr Saude defensive an Sich auch nicht ermangeln lassen / begab Sich aus der Boscage, und umrunge all unser Volck / und setzte mit solcher Force an / daß Sie dem Herrn / von der Stält / der in einer Palanquin oder Sänften / mit rohten Scharlack bekleidet / getragen wurde / den Kopf abschlugen / auch von dem Volck / das hundert und funftzig Mann war / ein hundert [93] Herr von der Stält wird geschlagen / und bleibt im Treffen. und drey Köpf kriegten: Denn die übrige in den Wald flohen / und Sich versteckten so gut als seyn kunnte. Da das Geschrey dem König zu Ohren kommen / der unsern davon hielte / kam Er geschwind herbey / und uneracht Er hörte / daß Sie zum Schlagen wären gezwungen worden / ward Er doch etwas Leinischer; Liesse alsbald die Trummel schlagen / und ausruffen: Keinem Holländer / der Sich in den Wald retirirt, König von Ceilon sihet es ungern. mehr nider zu machen: sondern lebendig zu Ihn zu bringen / denen Er auch gut Quartir gegeben / und es mit Seinem Gott betheuret / daß Er an Ihren Blut / und Tod / unschuldig wäre / Gibt den Flüchtigen gut Quartir. und alsobald befohlen / dess Herrn von der Stält Haupt in eine silberne Schüssel zu legen / mit einem weissen Tuch zugedecket / und von einem aus den Gefangenen / Ihrem Capitaine in das groß Lager zu überbringen / Herrn von der Stält abgeschlagenes Haupt wird übergeschickt / im Holländischen Lager ehrlich begraben. und zu sagen / daß das des Herrn von der Stält Haupt wäre; Seinem Leib aber / auch die andere einhundert und drey Cörper / wolte Er Selbst ehrlich begraben lassen; dabey auch vermelden / wenn Er Ihn / den Capitain, in drey Tagen noch im Feld / oder in Seinem Land fünde / wolte Er mit hundert tausend Mann kommen / und Ihn / samt allen bey Sich habenden / abholen. Das Haupt nahm zwar der Capitain an / und ließ im Lager begraben / und drey Salve drüber geben; weil Er aber den Ort zu quittirn kein Ordre von dem Gouverneur zu S. Galle gehabt / wolte Er ohne Commando auch nicht weichen. Worauf der König von Candi mit einer Macht von hundert tausend Mann kommen / und Ihn belagert / König von Caudi gehet auf der Holländer Lager. auch in einer Nacht solch ein Bollwerck aufgerichtet / daß Er in das Lager schiessen kunnte / und Sich kein Soldat von den Unserigen sehen lassen durfte.

Nachdem nun der Käiser von Ceilon acht Tage lang vor obgedachtem Lager gelegen / und unserem Volck / das auf fünf hundert Mann drinnen war / es an Vivres mangelte / und doch auch durchzugehen keinen Paß fande / weil es gantz umschlossen war / Gewinnet selbiges mit allen und jeden / und gibt guten Accord. muste es Sich endlich an die Heyden ergeben / mit allen / was Sie hatten. Der Käiser aber war so Courtois, und ob Er schon ein Heyd ist / ist er doch ein überaus verständiger Herr / daß Er nicht nur in Seinem gantzen Lager: sondern in Seinem gantzen Reich ausruffen liesse: Bey Leibs- und Lebens-Straff / keinem Holländer / einiges Leid zu thun / wie Er Sie denn auch Selbst nicht als Gefangene gehalten: sondern als ob Sein eigen wären; ja gar in Person für Sich kommen lassen / welches ein Zeichen einer sonderbahren Käiserlichen Gnade war. Gehet auf der Holländer kleines Läger.

Nach diesen gieng Er auch auf das kleine Lager / ließ es Kriegsmanier nach / aufbieten. Der Lieutenant aber / der darinn lag mit sibenzig Mann / liesse Ihm wieder zuentbieten / daß Er anders nichts vor Ihn hätte: als Pulver / und Kugel / und die Spitze von Seinem Degen / das alles Er Das wehret sich biß auf den vierzehenden Tag dapfer. Ihme auch biß an den vierzehenden Tag wiese / viel Tode / und Beschädigte / machte / daß der Käiser Selbst sagte: Es müssen keine Holländer: sondern lauter junge Teufel darinn ligen! Darauf Seiner Gefangenen einen gefragt / was der Lieutenant für einer Nation wäre? Und da Sie sagten: Ein Allemand wäre Er / und die meinsten / die Er bey Sich hätte / wären auch Allemans, das ist / Hochteutsche / sprach der Käiser wieder: Der Commandeur, ein Teutscher / wird von König von Ceilon hoch gehalten / und accordiret mit grossen Ehren. Wann Er Ihn bekommen werde / wolte er Ihn lieber haben / und in grössern Ehren halten / als den Holländischen Capitaine! Da Seiner Herrn einer die Ursach wissen wolte / antwortete Er: Dieser Capitain hat [94] fünfhundert Mann gehabt in Seinem grossen Lager / und nicht fechten wollen / für Seinen Herrn / und für Sein Vatterland. Der Allemand aber / der nur den Holländern diene / wäre mit so wenig Volck Ihnen so getreu geblieben / und hätte lieber sterben / als Seine Ehr verliehren wollen.

Sandte darauf in der Nacht einen gefangenen Holländer / der den Lieutenant kannte / zu Ihn / zu persuadirn, daß Er accordirte; worauf der Abgesandte Ihn mit Namen geruffen / und bedeutet / daß die Partey des Herrn von der Stält geschlagen / und Er Selbst tod wäre: Der Capitain in grossem Lager mit allem Volck Sich ergeben: Er sote dergleichen thun / weil keine Müglichkeit wäre / durchzukommen. Da aber der Lieutenant darüber mit Seinem Volck consultirte, gab Er Ihm die Antwort: Wenn der Käiser nicht den besten Accord gebe / so sey Er resolviret, Sich zu wehren / biß auf den letzten Mann; wolte Er aber den geben / und halten / so wolle Er zuvor noch einmahl / mit Seiner Besatzung darüber Rath halten / und das Lager mit Ihrer aller Consens übergeben. Königs von Ceilon Legat bekräftigt den Accord mit einem Eid. Des folgenden Tags schickte der Käiser einen Seiner grossen Herren / mit einem weissen Fähnlein / der mit dem Lieutenant den Accord schliessen solte / und dabey sagen: Es verlange Ihn den Allemand, und Sein Volck / zu sehen / weil Sie so gute Soldaten wären / und Ihrem Herrn so getreu dienten / auch im Namen Seiner einen Eid thun / daß Er den geschlossenen Accord halten wolle! So hoch ist die teutsche Dapfer- und Redlichkeit / auch mitten im Heydenthum gerespectiret! wie es denn gedachter Lieutenant in dem Werck erfahren / nach dem der vom Käiser Abgeordnete Seinen Eid abgeleget Wie sie einen Eid schwören. hatte. Wann diese Heyden einen offentlichen Eid thun / so heben Sie eine Hand voll Sands auf / und haltens in die Höhe / und reden einige Wort dazu / lassen darauf den Sand wieder fallen / und solches alles halten Sie alsden vest und unwiederrufflich auf das allerletzte Punctlein.

Da nun die Besatzung auszog / und der Lieutenant mit allem Volck / und brennenden Lunten / Kugel im Mund / Degen an der Seiten / für dem Käiser gebracht wurde / that Er erstlich / samt Seinen Soldaten / drey Wie man Audienz für dem König habe. Fußfäll. Das ist die Maniere, wann auch sonst ein Fürnehmer Herr in Ambassade von den Holländern / zu den Käiser von Ceilon will / daß Er zum drittenmahl auf Seine Knye: Sein eigen Volck aber / die Heyden / dreymahl auf die Erde / mit dem Angesicht gerad für Sich hin / fallen muß; Auch † Seine gröste Herren / wann Sie mit Ihrem Käiser reden wollen / dürfen Sich nicht umkehren: sondern so lang Sie Ihn in Gesicht haben / hinter Sich wieder zu ruck gehen. Das gemeine Volck aber darf gar nicht nahe zu Ihn tretten: sondern alles durch andere Herren anbringen lassen: Die Holländer aber dürfen für Ihm tretten / und in Person mit Ihm sprechen.

Ceiloner / wie Sie mit Ihrem König reden. † Herport setzt darzu / pag. 175. Wann Seine Räht mit Ihm reden wollen / gehen Sie nur auf einer Seiten / und sehen hinter Sich. So bald Sie Seine Stimme hören / bucken Sie Sich zur Erden / hören also Seinen Befehl an / hernach gehen Sie wiederum auf einer Seiten hinweg. Wan Sie denn den Befehl des Königs ausrichten / und so vielmahl Sie den König nennen / schreyen / und weinen / Sie überlaut. Dieser König wird für einen Zauberer gehalten; doch heisen Ihn Seine Unterthanen Ehede, das ist / Ihren Gott. Noch setzt Er dazu / pag. 176. [95] Vor etlichen Jahren / da der König den Holländern / in einem Streit / bey vierhundere Mann in einer Vestung / die Sie aus Mangel haben übergeben müssen / gefänglich mit Sich nach Candien geführet / und Sich hernach etlichmahl hat erlustigen wollen / hat Er etliche dieser Gefangenen für Sich kommen lassen / und Sie Will den Titul von Holländern nicht annehmen. in Portugäsischer Sprach angeredet; welche denn aus guter Meinung Ihm auf Seine Rede antworteten / und das Wort Ehede auch gebrauchten / wusten aber nicht / was es bedeutete. Darüber Sie der König gestrafft / und gefragt: Warum Sie Ihn einen Gott hiesen / da Sie doch einen andern anbeteten / und verehrten. König von Ceilon ehret und betet der Christen Gott an. Denn eben derselbige sey auch Sein Gott / welchen Er auch anbäte; es sey aber Seinen einfältigen Einwohnern solches unbewust.

Da demnach gedachter Lieutenant mit Seinem Volck drey Fußfäll gethan / nahm Er Seinen Degen / selben dem Käiser zu præsentiren. Dieser bedanckte Sich aber / und befahl / den wiederKönig von Ceilon hält Seinen Accord stattlich. an Seine Seiten zu hängen: aber Seinem Volck solte man das Gewehr abnehmen. Gab noch dabey Ordre: Man solte alle Gefangene / derer auf die sechshundert wären / alle Tag dreymahl wohl tractiren / und was Jedwederm abgenommen worden wäre / wieder zustellen: Wo ein Gefangener kommen würde / und darüber klagen / der solte alsobalden für die Elephanten geschmissen werden: Dem Lieutenant aber / als einem dapfern Teutschen Soldaten / verehrte Er ein Pferd / einen Elephanten / und eine grosse guldene Ketten / und muste Ihm allezeit an der Seiten reiten / mit männiglichs Verwunderung.

Sendet zu ben Holländern noch einmahl um Frieden zu tractiren. Nach diesen allen sendete Er noch zu den Holländischen Gouverneur in S. Galle einen Ambassadeur, und liesse sagen: * Er hätte Elephanten / und Zimmet / genug. So fern Sie Ihm Seine vier Haupt-Elephanten wurden wieder geben / und kein Feldlager mehr in Sein Land schlagen / so wolle Er / so lang Sonn / und Mond / scheinet / mit Ihnen Fried und Freundschaft halten; auch alsobalden die sechshundert Mann wieder loß geben: Unser Gouverneur aber wolte den guten Willen nicht annehmen / und liesse dem Abgesandten / und allen bey Sich habenden / die Augen verbinden / Holländer wollen keinen Fried. und blind so weit führen / biß Sie die Stadt nimmer sehen kunnten / da man erst das Tuch wieder abgenommen hat / welches den Käiser mächtig verdrossen / und mit Seinem Volck / und Gefangenen / nach der Stadt Candi zugegangen / da Er Seine Residentz / und Schatzkammer / hat.

* An Seinem Hof allein / sagt Herport / pag. 177. hat Er allezeit bey hundert Elephanten.

Wie der König von Ceilon Seinen Schatz verwahret zu Candi. Alle Jahr pflegt Er einmahl dahin zu kommen / auch alle Jahr nur einmahl in Seine Schatzkammer zu gehen / da einer von Seiner Leibquardi mit einem Liecht mit gehen muß / und wann Ers besehen / so gehet der Käiser vor: Dem Diener aber wird / so bald Er an die eusserste Porten kommen / der Kopf abgeschlagen / daß niemand eigentlich wissen kann / wo der Käiserliche Schatz lige. Dergleichen Gewohnheit haben auch andere Heyden; Nicht minder die Portugäsen / die / wann Sie von Ihrem Feind belagert worden / und einer Ubergab besorgen / einen von Ihren Sclaven nehmen / der eine grosse tieffe Gruben graben muß / darinn Sie Ihre beste Mittel verwahren / und wann solches geschehen / bringen Sie Ihn dabey geschwind um / auf daß nicht verrahten werde / wo es lige. Ich hab Selbst gesehen / da man solch einen Schatz gegraben / daß Menschen-Gebein dabey gelegen sind / welches in India gar gemein ist.

[96] Wie er die gefangene Holländer tractirt. Nun denn / wie gemeldet / der Käiser auf Sein Schloß / in Candi, kommen war / gab Er alsobald Befehl / die Gefangene sechs hundert Holländer in Sein Land / unter die Bauren / und in die Stadt / zu vertheilen / Sie aber nirgend Hunger leiden lassen / bey höchster Ungnad; benebenst Ihre Weiber / Kühe / und Ochsen / und dergleichen wohl verwahren. Denn die Holländer das Frauen- und allerley süß Fleisch sehr liebten. Wenn denn nachmals eine Klag kommen / über dergleichen Schaden / ward Ihnen vom Hof zur Antwort: Man hätte Sie vorher gewarnet! Warum Sie es nicht besser verwahret hätten? Es wären des Königs Holländer! Und wann ein Bauer solch Seinen Gast nicht genug mit Alimentation versehen wollen: Dieser aber zu Ihn gesagt: Gebt mir Essen / ins Käisers Namen! Er Sich aber geweigert / und solches für dem Käiser kommen / hat Er alsobalden für die Elephanten geschmissen werden / und nach dem Er von ihm erwürget worden / Landgebrauch nach / unbegraben ligen bleiben müssen.

Denn dergleichen trug sich auch unter unserm Volck zu / in der Stadt Candi, daß ein mitgefangener Fendrich / Cornel Salvegad, von Utrecht / Was der König von Candi für Iustice halte. Seinen Capitain geschlagen / wiewohl der den ersten Streich gethan / Jener Sich nur gewehret hatte; Doch gleichwohl / da es für den Käiser kommen / der keine Unruhe zwischen unsern Volck dulten wolte / ließ Er den Capitain fragen: Was bey den Holländern für ein Recht wäre / wann ein Unter-Officier, Seinen Ober-Officier schlage? Da der zur Antwort gab: Ein Unter-Officier hätte das Leben verfallen; gab Er Befehl / den Fendrich in Arrest zu nehmen. Acht Tage hernach / wurde Ihm das Urtheil / daß Er vor den Elephanten solte / und wiewohl unser Volck / auch der Capitain Selbst / Seinetwegen einen Fußfall thaten / und um Gnad baten / [97] Execution der Elephanten. blieb es doch bey des Käisers Mandat / und wurde Ihnen diese Antwort: Also wäre es Herkommens / daß Ihres Herrn Gebot unwiederrufflich müste gehalten werden. Worauf der amre Mensch fortgeführet / und an einen Pfal gebunden wurde / in Hofnung nach Perdon zu erlangen. Weil Er aber sahe / daß alles aus war / betete Er über die Maß fleissig / und befahl Sich andächtiglich Gottes Barmhertzigkeit. Als nun der Mohr mit dem krummen Hacken / selbigem bedeutete / den zum Tod verdammten niderzurichten / wolte die sonst wilde Bestia durchaus nicht / fieng gewaltig an zu schreyen / wurf den Kopf hin und wieder / als gantz nicht an den Fendrich zu gehen. Weil aber einmahl die Execution folgen muste / muste auch der Mohr den Elephanten gantz böß machen / und mit den Hacken ihn so lang hinter die Ohren stossen / biß er ergrimmet / aus lauter Zwang auf den Armen lieffe / und die zwey Zähne durch Ihn schoß / und in die Höhe schleuderte / auch / da Er wieder zur Erden fiel / mit Füssen geschwind auf den Leib trat / daß Er nur bald Seiner Marter abkäme; worüber unser Volck so wohl als die Heyden: ja der Käiser Selbst Sich verwundert / und bey vielen der Gedanck entstanden: Dem armen Menschen wäre unrecht geschehen. Denn / wenn der Elephant sonst einen Mohren / oder Heyden / umbringen soll / ist er bald fertig dazu / und braucht gar keines Antreibens / von sich selbst also ergrimmet; wiewohl nicht alle Elephanten (ob schon derer viel auf der Insul Ceilon sind) die Justice administriren: sondern von dem König allezeit nur zween dazu gehalten werden. Es sollicitirte unser Volck noch einmahl um die Gnad / daß Er begraben werden mögte. Allein es kam vorige Antwort: Des Käisers einmahl gegebenes Wort wäre ewiglich unwiederrufflich; Muste es also mit Gedult überwunden werden!

Einsmahls waren die Portugäsen funfzehen hundert Mann starck / Portugäsen schlagen den König von Candi. und schlugen den Käiser damit / daß Er Sich auf die hohe Lande retirirn muste. Sie verfolgten Ihn aber biß auf Candi; nahmen Ihm auch die Stadt weg; bekamen erstlich treffliche reiche Beuten / und machten Sich lustig mit Schiessen / Fressen / und Sauffen. Der Käiser liesse Sie die Personnage stattlich agiren; dachte aber inzwischen auf Seinen Vortheil auch / und liesse in der Still den Wald verhauen / und wie Er merckte / daß Munition, und Vivres, schier aus war / gieng Er auf Sie wieder loß / und weil die Passage abgeschnidten war / und Sie weder hinter / noch für Sich / Der König revènchirt Sich. kunnten / musten Sie Hunger / und Durst / leiden. Wann dann einer übergeloffen kam von den Portugäsen / gab der Käiser Befehl / man solte Sie erst fragen / warum Sie überlieffen? So Sie den Hunger / und Durst / klagten / solte man / fürs ander / Ihnen / essen / und trincken / genug geben / und wenn Sie / fürs dritte / sagten / Ja / Sie wären satt! solte man darauf Ihnen alsobald den Kopf abschlagen. Da nun die meinste Hungers / und Dursts / gestorben waren / nahm Er endlich den Uberlauffer / ließ Ihn genug tractiren, gab Ihm auf acht Tag Victuaille, und eine Convoy von viertzig Mann mit / daß Er wegen der Elephanten / und anderer Heyden / sicher fortkäme / auf Columbo zu / woselbst Er den Vice-Roy sagen solte / wie es Ihm / und Seinen Cameraden ergangen / die alle tod wären. Es wurde aber der Vice Roy also darüber ergrimmet / daß Er Ihn auch alsobalden aufhängen liesse / und sagte: Wo die funfzehen hundert gebliebe wären / solte Er auch geblieben seyn!

[98] Die Ceilonesen sind hurtig auf die Bäum. Das ist gewißlich wahr: In dem Wald sind die Heyden wie die Katzen. Leicht mags seyn / daß Sie ein kleines Stricklein haben / damit Sie die Füsse in einer Enge behalten können / sind Sie schnell auch auf einen höchsten Baum / und wird man dem Käiser von Ceilon darinn nicht viel abgewinnen: Aber auf dem freyen Feld trauen Sie nicht. Wann drey hundert Christen sind / so gering Volck es auch ist / so werden Sie doch ein drey tausend Ihrer jagen.

König von Ceilon will noch einmahl Fried mit den Holländern tractiren. Im Jahr Christi 1647, den 2. Febr. sandte der Käiser einen Ambassadeur nacher Negumbo, und liesse unsern Herrn wissen / daß Er ehstens auch auf Pünte de Galle einen Ambassadeur senden wolte / um Frieden zwischen Ihnen zu tractiren, zumahln die Portugäsen den schon bey Ihm suchen lassen; mit denen Er aber / Seines ermordeten Bruders wegen / nicht tractiren könne. Als unser Herr das erfahren / liesse Er umfragen unter den Kaufleuten; Ob jemand Lust und Lieb hätte / und freywillig / als ein Legat, zu den Käiser von Candi wolte? Dergleichen geschahe auch unter den Soldaten / derer zwölf mit einem Kaufmann / fort solten / aus freyen lautern Willen. Das thun die Holländer darum / daß Sie / wanns übel ausschlüge / Ein Legation zu ihn schicken / ist gefährlich die Soldaten nimmer lösen dürfen. Denn wenn zwischen beyden Parteyen keine Alliance getroffen werden kann / behält Er die Abgesandte wohl auf die zehen Jahr / ja Ihr Lebenlang bey Sich; Wann aber einer wieder von Ihm zu ruck kommt / so gibt Er dem Ambassadeur eine guldene Ketten / und jedem Soldaten einen guldenen Ring / mit schönen Steinen; werden auch hernach von den Holländern an Ihrer Charge erhoben. Aber es ist grosse Gefahr dabey.

Dann es Anno 1643. ein Ambassadeur von dem König in Bengala erfahren. Dieser König sendete dem Käiser von Candi einen lebendigen Rhinoceros. Neben dem / das Er dem Käiser verehren solte / gab Er Ihm viel Gold mit / Elephanten von Ihm abzukauffen. Ob nun zwar dieser in Bengala auch viel gibt / wolle Er doch nur versuchen / ob dem so / daß Seine Elephanten / für denen in Ceilon auf die fördern Füssen niderfallen / ihre Subjection damit gleichsam anzudeuten.

Elephanten von Bengala neigen sich vor den Elephanten auf Ceilon Nun ist in Wahrheit / so ein plumpes ungeschicktes Thier ein Elephant scheinet / doch fast eines † Menschen-Verstands dabey / und was vorgemeldtes betrifft / hab Ich es Selbst Anno 1659. mit Augen gesehen / auf Bat via daß / da dieser beyder Landen Elephanten ohngefähr zusamm kommen / * die von Bengala vor denen aus Ceilon alosbalden die Füsse geneiget haben / um Ursachen / die Gott bekannt.

Vor dem König von Ceilon beugen Seine Elephanten die Füsse. † Von denen hundert Elephanten / die Herport sagte / daß der König von Candi an Seinem Hof habe / setzt Er noch / pag. 177. daß Sie alle / so Sie den König sehen / Ihre fördere Füsse biegen Ihm zu Ehren; Sie gehen auch bey der Nacht / spricht Er / an Statt einer Patrollien, durch alle Strassen der Stadt / da Sich dann Niemand für Ihnen sehen lassen. Wo Sie aber einen antreffen / tractiren Sie Ihn Patrolliren eine gantze Nacht. erbärmlich. Von einem andern Elephanten / der ganz weiß gewesen / zeuget Herr von Mandelslo / p. m. 184. den der König in Siam gahabt haben solle / der sehr klug / und fast Menschen-Verstand gehabt Elephant ganz weisser Farb. hätte / und sich gleicher weise gegen den König freundlich / und demühtig / zu erzeigen gewust habe / welchen Er auch so hoch gehalten / daß Er ihm fast Fürstlich aufwarten / und aus güldenen Schalen tractiren lassen. Obs vielleicht der ist / den ein König von Pegu aus Siam bekommen / [99] und selbigen / weil es ein Wunderwerk der Natur / und ein Geschenk der Götter / geschätzet worden / so hoch geliebet / und geehret / hat / als wenn er einer aus der Zahl Ihrer Götter gewesen wäre / und nach des seel. Mandelslo Bericht / Lib. III. p. m. 183.

Wehrt ist zu lesen / was Herr Olearius in seinen Notis, über diese Mandelslotsche Erzählung / setztet / p. m. 183. 185. Um Weitläuffigkeit willen aber zu vermeiden / haben Wirs nicht mit anfügen wollen. Was Er aber in Jürgen Andersen Reiß-Buch / bey fernerer Nachricht / was andere Autores in der Insul Ceilon geschrieben / meldet / pag. 87. ist noch hieher zu setzen / von einem Elephanten in Cochin. Als dieser einsmahls von seinem Aufwarter / nicht zu rechter Zeit seine Speiß bekommen / hat Er Ihn angeplarret / und gleichsam gescholten. Der Mann weiset auf den irdenen Topf / aus welchem Er essen solte / daß der entzwey geporsten Elephanten fast von Menschen Verstand. wäre / müste bey dem Schmidt erst wieder gemacht werden. Der Elephant trägt den Topf mit dem Rüssel zum Schmidt / zeiget den Schaden an. Der Schmidt vernimmt die Meinung / klimpert an den Topf / gibt dem Elephanten denselben / doch ungebessert / wieder. Als sein Aufwarter den Betrug sihet / zeiget Ers dem Elephanten; dieser gehet mit dem Topf wieder hin zum Schmidt / macht Sich auf Seine Weise gar unnütz. Als ihn nun der Schmidt geflicket / nimmt der Elephant den Topf / gehet zum Bach / und probiret ihn / ob er auch gantz / und Wasser halten wolte. Als er ihn nun richtig befindet / ist er zu frieden / und bringt ihn seinem Aufwarter / und fordert darinn sein Deputat. Biß hieher obgedachter. So weit hat solches die Cingalesen gebracht / daß etliche / nach Herports Zeugnus / pag. 181. gar die Elephanten-Köpf anbeten / vermeinende / von denselben Weißheit und Verstand zu erbitten.

* Herport hat / pag. 188. solches auch also gemeldet: Wann diese Elephanten von Ceilon auf andere Länder kommen / werden sie von allen andern Elephanten geförchtet / und gleichsam geehret / indem sie ihre fördere Knie gegen sie biegen. Vor den Elephanten auf Ceilon, daß sich andere demühtigen / hat Johann Hugo von Lindschotten[WS 60] auch observiret / im andern Theil der Orientalischen Indien. Cap. XIV. fol. m. 41. Ein grosse Meng der Elephanten / spricht Er / ist da / die man für die allerbeste und edelste in gantz India hält. Es hat sich in Wahrheit also / und noch täglich / befunden / daß / wenn die andern Elephanten zu diesen kommen / daß sie diesen ihre Reverenz und Ehrerbietung anthun.

Damit Ich aber aufs vorige komme / da der Käiser von Ceilon des Ambassadeurs Anbringen vernommen / wie Er viel Gelt von Seinem König hätte / und Ihm Elephanten abhandeln solle; verdroß es Ihn mächtig / und sprach: Er wäre kein Kaufmann! So verkauffe Er auch keinen Elephanten: sondern die Holländer handelten damit / bey denen Sie zu suchen wären. Nahm Ihn aber darauf in Arrest / auf die funfzehen gantzer Jahr / biß Er all Sein Geld verzehret / das Ihm Sein König mit gegeben hatte. Darnach ließ Er Ihn Selbst wieder loß / und verehret Ihm noch zwey Elephanten dazu / und befahl Seinem König zu sagen: Er solte hinfüro um dergleichen bey den Holländern nachfragen lassen / die würden Sein Geld gern annehmen / und noch mehr dazu.

Weil Wir nun die Gefahr / und das Exempel / wusten / wolte sichs Ein Legat gehet zum König von Ceilon. von Anfang etwas sperren in Ambassada nacher Candi zu gehen; doch resolvirten Sich endlich etliche / ein Kaufmann mit zwölf Soldaten / und giengen über Land von Pünte de Galle, den I. April ab / und da Sie ankamen / [100] musten Sie sechs Tag warten / ehe Sie Audienz bekommen. Denn diese Heyden mächtige Tagwähler sind / und zu Ihren Actionen, sonderlich Ceilonesen sind treffliche Tagewähler. den Sonntag / und Donnerstag / wählen. An einem Freytag aber nicht das geringste handeln lassen / so gar / daß auch ein anderes Kleid anzulegen / es möge ein Fall seyn wie er wolle / Capital wäre. Den 6. liesse Er unsern Ambassadeur citiren, den Portugäsischen Abgesandten auch / und fragte den zum ersten: Ob Sie die Macht vom Volck hätten / die Holländer wieder von der Insul zu treiben? Da Er Nein sagte / weil dieser Zeit kein Volck aus Portugall zu hoffen / sintemahl Sein König einen grossen Krieg mit Spanien führete; fragte Er dagegen den Holländischen: Ob Sie Sich getraueten / die Portugäsen von der Insul zu jagen? Und da dieser es allerdings bejahete / nahm der Käiser des Portugäsen Ihm gegebenes Præsent / nemlich einen Hut mit einem Hacken von Gold / und etlichen König von Ceilon läst Portugall / und will mit Holland tractiren. Steinen / auch mit einem Paradiß-Vogel / als einer Plumache, gezieret / und gabs in beysein jenes unserm Ambassadeur; begehrte aber von Ihm zum gegen-gratial ein kleines Hündlein / daß Er mit Sich führte / welcher Tausch wohl zu thun war / und unserm Legato hoch angenehm kam / worauf der Portugäsische ohne Verrichtung abziehen muste.

Nach dem nun unsere Abgesandte / acht Monat lang / von dem Käiser zu Candi gehalten wurden / und allezeit Ihre Ordinari-Posten / nacher Pünte de Galle an unsern Herrn Gouverneur, offen hatten; der Kaufmann aber zum Theil die Intelligence nicht hatte mit dem Käiser zu accordiren, schickte dieser im Monat December eine absonderliche Post zu unsern Gouverneur, und begehrte / einen Soldaten / und keinen Kaufmann / mit Ihm tractiren zu lassen; worauf auch der Alte abgefordert / und von dorten mit guten Willen abgelassen worden ist.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. geradbrecht - das Zerschmettern der Glieder vor dem Rädern.
  2. aufs Rad gelegt worden - besser bekannt als Rädern.
  3. Ammunition - Munition.
  4. Ceilon - seit 1972 bekannt als Sri Lanka.
  5. Pünte de Galle - wohl die Stadt Galle.
  6. Columbo - heute bekannt als Colombo.
  7. Cingalen - [[1]] (Cingalen, Geogr.), Einwohner von Ceylon; ihre Sprache (cingalesische) ist wohlklingend, hat wenig Wörter aus dem Sanskritischen.
  8. Canell - oder Zimmet-Bäume - Zimtbäume
  9. "so ein ungeachtet und verworfen Volck" bis "und Javanen / haben." - beschrieben werden die „Unberührbaren“, die Mitglieder der untersten indischen Kaste.
  10. Gamron - Niederländischer Handelsstützpunkt in der heutigen iranischen Stadt Bandar Abbas.
  11. Schönpart - bärtige Maske (auch: Schönbart).
  12. Vorlage: wenu
  13. Bramanes - besser bekannt als Brahmanen.
  14. Candi - heute bekannt als Kandy.
  15. Guly - heute bekannt als Kuli.
  16. Elend - heute bekannte als Elentier, bzw. Elch.
  17. Mecha - heute bekannt als Mekka.
  18. Lucern - heute bekannt als Luzern.
  19. Cysatus - wohl Johann Leopold Cysat.
  20. Schweitzerischen Städt-Beschreibung - wohl die Beschreibung des Vierwaldstättersees, Luzern 1661 (VD 17 3:605573N).
  21. Amadabath - heute bekannt als Ahmedabad.
  22. Vorlage: Schlaugen.
  23. fünf und zwantzig Spannen - ca. 5 m, abhängig von der hier verwendeten Defintion
  24. fünf Spannen - ca. 1 m
  25. Bahia de todos los sanctos - heute bekannt als São Salvador da Baía de Todos os Santos.
  26. Medicus - Lat. für Arzt bzw. Doktor.
  27. acht und zwantzig Schuhe - Commons ca. 8,17 Meter (bei Verwendung des Fußmaß aus Baiern).
  28. Keyman - gemeint sind Kaimane.
  29. dritthalb Ellen -Commons; ca. 2,9 Meter (bei Verwendung des Ellenmaß aus Baiern)
  30. vier und zwantzig Haupt-Schuhe - ?
  31. Schmidt - gemeint ist ein Schmied.
  32. Tausendbein - Tausendfüßer
  33. grosse Spann - Große Spanne; ca. 20 cm
  34. Terra Firma - ?
  35. Muscieten - besser bekannt als Moskitos/(Malaria-)Stechmücken.
  36. Eduard Lopetz - port. Reisender, der zwischen 1578 und 1589 Niederguinea und andere Länder bereiste.
  37. Meerkatzen - Affenart in Guinea und Afrika, früher auch in Indien.
  38. Amadabath - heute bekannt als Ahmedabad, eine Stadt in Nordwest-Indien.
  39. Zimmet-Baum - gemeint ist der Ceylon-Zimtbaum.
  40. Vorlage: darzn
  41. Hakra - ?
  42. schwartze Zucker - ?
  43. Sursack - heute bekannt als Stachelannone.
  44. Citronen-Pomerantzen-Bäum - heute bekannt als Bitterorangebäume.
  45. Granaten-Bäum - besser bekannt als Granatäpfel.
  46. Wasser-Limonien - ?
  47. Kujasen - ?
  48. Kaschauen - ?
  49. Mumpelbouse - ?
  50. Puppunen - ?
  51. Potazen - ?
  52. Kecerey - ?
  53. Gajan - ?
  54. Cossebares - ?
  55. Arnold Montanus - holländischer Theologe und Philosoph.
  56. Cardamumen - heute bekannt als Kardamom.
  57. Borriborri - Borriborri scheint das heutige Kurkuma oder Gelbwurz (Curcuma longa) zu sein: Philosophical Transactions of the Royal Society of London, Vol. LXIX for the Year 1779, S. 481: "Radix Curcumæ, quæ communi nomine in Indiis appellatur Borriborri, et at sinem Currii additur, sequentem in modum præperatur."
  58. Orlog-Schiffe - Kriegsschiffe, von niederl. Orlog=Krieg.
  59. Ambassadeur - franz. für Botschafter.
  60. Johann Hugo von Lindschotten - Jan Huygen van Linschoten, holländischer Entdecker und Kaufmann.