« 1. Kapitel Johann Jacob Saar
Ostindianische Kriegsdienste
3. Kapitel »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
[5]
Das Ander Capitul.
Was sich Anno 1645. zugetragen.

Der Autor segelt von Middelburg ab. WOrauf Wir / im Namen GOttes / Anno 1645. nach unsers HErrn und Seligmachers Geburt / den 8. Januarii, mit guten Ostwind ausgeloffen sind. Unser Provoß auf unserm Schiff war ein gebohrner Mohr: aber aus West-Indien / einem Ort / Angola Namens / und der erste / den Ich mein Tag gesehen hatte / gantz schwartz / von kleinen grausen Haaren / grosser breiter Nasen / von zimlichen Lippen / und so roth als Blut / Schiff Provos ein Mohr / Christlich und von vielen Sprachen.schneeweisen Zähnen: aber nur von einer / und der rechten / Hand. Dann Er die andere vor dem Feind / in Stadischen Diensten / für Dünkirchen / verlohren; Mit dieser einigen aber war Er dannoch so starck / als ein anderer mit zweyen ist. Denn wenn Er mit einem gefochten / hat Er mit selber Seinen Widerpart so fest gehalten / und mit dem andern Arm / oder Stumpf / so gewaltig stossen können / daß Er zu Boden sincken müssen. Zu Middelburg war Er zum Christlichen Glauben gebracht / auch daselbst getauft / und mit einer Seeländischen Frauen verheyrathet / mit welcher Er zwey Kinder / nicht so gar schwartz als Er: aber kraus von Haaren wie Er / erzeugt; In Seinem übrigen Leben so heilig und Gottesfürchtig / daß Er durchaus nicht kunte fluchen hören / nicht ums Gelt spielen sehen / oder solches alsobald weggenommen. Er hat sieben Sprachen reden können / als erstlich Seine eigene Mohrische: Fürs ander / Holländisch perfect. Zum dritten Spanisch. Zum vierten / Portugäsisch. Zum fünften / Dähnisch. [6] Zum sechsten / Englisch. Zum siebenden / Italianisch; Welche Sprachen Er / durch Sein Reisen hin und wieder an solche Ort / erlernet hatte. Ich habe Mich sonderlich an Ihn gemacht / und Freundschaft gesucht / ein und anders zu erfahren / die Er Mir auch so getreu / so beständig / und redlich erwiesen / als meine rechte Blutverwanten können und mögen.

Als Wir nun sechs Wochen unter Segel waren / sind Wir an ein Insul geloffen / mit Namen Isle de S. Tiago[WS 1],Insul Tiago und darinn eine Portugäsische Stadt / eben dieses Namens / neunhundert Meilwegs von Holland / worauf Wir frisch Wasser geholet / und alle Tag frisch Ochsen- oder Kühfleisch gespeiset haben.

Denn diese Insul ist / nach Zeugnus Jürgen Andersen / Seiner Orientalischen Reiß-Beschreibung / im 1. Buchs pag. m. 2. gar fruchtbahr / an Vihe-Zucht / Acker- und Baum-Früchten / Apfel / Birn / Pomerantzen / Limonien / Pisan /Coquos-Nüsse / Zucker-Reth / etc. Die Stadt ligt unten am Strande / mit einem starcken Blockhause / und mit grossen Stücken besetzet / und hat oben auf einem Felsen ein starck Schloß. Die Portugäsen haben diesen Ort innen / und mit 600. Mann besetzt.

Und weilen Wir viel Krancken auf dem Schiff hatten / haben Wir solche täglich ans Land geführet / und um den Abend wieder zu Schiff gebracht / weil Wir den Portugäsen nicht weiter trauen durften / als Wir sahen; sintemahl es ein untreu / heimtückisch Volck ist; Doch fiengen Wir an mit Ihnen zu handeln / gaben Ihnen Käß / Messer / Holländische Hemder / dafür Sie Uns Hüner / Eyer / Bennanas Bennanas eine Art Schotten. oder Fice gaben. Das ist eine Frucht / wie fast unsere Schotten oder Erbiß / doch länger / und haben in sich allezeit beysam ligen fünf schwartze Körner / in Gestalt eines Creutzes † die Sie / um Respect und Memoria von dem Creutz des HERRN JESU CHRISTI / überaus ungern leiden können / so mans nicht mit Fingern / [7] sondern Messern / anufzwenget / als mit welchen den Kernen bald ein Schad geschehen möge.

Es mag die Frucht seyn / die auch in West-Indien wächset / von welcher Hemmersam / pag. 42. dergleichen berichtet / und mit solchen Worten: Die Indianische Feige / Banana genant / wächst aus dem Baum / weil er keine Zweige / sondern Claffter-lange Blätter / dreyer Hand breit / hat. Die Türcken sollen es für Papier gebrauchen können. Der Baum hat kein Holtz / ist nur wie ein Strauch / von zusammen gewickelten Blättern / eines Mannes hoch / darzwischen komt eine Blume / in der Grösse / wie ein Strausen-Ey / Pfersig-farb / daraus wird ein Stengel / daran die Feigen eng aneinander wachsen / wie ein Traube. Wann es ausgewachsen / ist die Frucht Spannen-lang / und so dick als ein Kümmerling. Alsdenn wird nicht nur die Frucht / sondern auch der Stamm abgeschnidten. Aus der Wurtzel aber wächst in gar kurtzer Zeit ein anderer Baum. Wir Teutschen nennetens Backofen. So man aussen das gelbe / so ganz glat / abschehlet / sihet die Frucht inwenig Fleichfarb. Es seynd etliche der Gedancken / weil die Frucht so gar schön sey / obs etwan der Baum im Paradiß / dessen Früchte von GOTT unsern ersten Eltern verbotten worden / sey: Denn wann mans mit einem Messer zerschneidet / sihet man ein Creutz † darinnen / welches die Portugäsen / und Spanier / den Mohren für eine Sünde / und solches zu thun verbotten haben / sagend / daß solches / vor Christi Leyden / den Juden eine Anzeig geben habe / daß der Messias solte gecreutziget werden; und wird die Frucht also unzerschnidten / aus den Händen gessen von allen Völckern.

Sie gaben Uns auch weisen Zucker / kleine Citronen oder Limonien / welche Limonien Wir genommen zu zweyhundert oder dreyhundert / solche ausgepresset / und in Saltz gelegt / in die läre Faß / da Wir Brandwein innen gehabt / auf die hundert und funfzig / die Wir immer gantz in ihren eigenen Säften behalten / und ein oder zwey Löffel Oel darauf gethan / davon sie sehr frisch geblieben sind / und Uns / so Wir zur See waren / und täglich eine Limonien dienen wider den Scharbock. halbe / oder gantze / genossen / und einen Löffel ihrer Brühe darzu getruncken / statlich gedienet haben wider den Scharbock / wann Wir die Zähn damit gerieben und gewaschen haben.

Als Wir nun am vierzehen Tag an S. Tiago gelegen / und allerdings fertig waren fortzusegeln / ist ein Flöt-Schiff zu Uns kommen / die Jungfrau Schiff Jungfrau sicht zwey ganzer Tag mit Raubschiffen. genant / so von Amsterdam ausgesegelt / und wegen grossen Sturm in dem Spanischen Meer von seiner Flotte weg geschlagen worden / und vier Dünkirchner Raub-Schiffen in die Hände gerathen war / mit denen der Schiff-Capitain, der ein gut Soldat war / zwey gantzer Tag aneinander gefochten / und sich resolviret hatte / endlich lieber in die Luft zu sprengen: als Schiff und Volck in der Feind Hände zu liefern. Denn das der Ost-Indianischen Schiff die Maniere, daß Sie lieber eines kurtzen Todes zu sterben Sich entschlossen: als lang in den mörderischen Händen der Spanier / oder Portugäsen / zu seyn; sintemahl Ich es Selbst an Mir erfahren / da Ich in Indien zu Angerdotta, einem Paß auf der Insel Ceilon, auf die dreyzehen Wochen / bey den Portugäsen gefangen gelegen / und viel lieber unter den Heyden / oder Mohren / seyn wolte / als unter Ihnen. Denn Sie Uns eng in einen Stock an Füssen geschlagen / Salpeter stampfen / in der Pulvermühl mahlen / uns Hunger dabey leiden liessen / daß Wir erschwartzen mögten. Um deßwillen einer unter Uns / zu Unserer aller höchster und nechster Gefahr / etlichmahl / aus einer Desperation, manchen Funcken von Seinen Tobacktrincken mit allen Fleiß hingeworfen / in Meinung / das [8] Pulver und alles in die Luft zu jagen / Sich und Uns unsers Elends zu entledigen / welches aber der mildgütige GOTT also vätterlich abgewendet hat. Einer aus Frießland war damahls mit gefangen / ein junger schöner Mensch / der wagte es / und wolte durchgehen / überschmierte Sich deßwegen ganz schwartz / und gieng bloß allerdings wie ein Weibsbild gestaltet / kam auch schon ausser der Wacht / da Ihn ein schwartzer Jung an den Füssen gekennet / die eine weisse Haut herfür sehen liessen / und es anmeldete / und aber darüber so elendiglich zerschlagen wurde / daß Er Sich etliche Zeit nicht regen oder wenden kunte. Dannoch aber / wann Sie in dergleichen Noth kommen / können Sie Sich aufs allerdemüthigste stellen.

Seine Wiedererledigung. Denn da Mich GOtt wieder erlediget hatte meiner Gefängnus / welches zwischen Goa und Calutre geschahe / von unsern Schiffen / die auf die Schiffe / worauf Wir waren / als Feinde / loß giengen / und durch GOttes Gnad auch bestritten / erfuhr Ich recht Ihre feige Hertzen. Denn Sie sperrten Uns / als gefangene Holländer / zusamm / und deliberirten in dem Schiff / welches Wir alles hören kunten / ob Sie Uns wolten leben lassen / oder todt machen ? Theils riethen: Man solte Uns über Port schmeissen / damit wir Uns nicht an Ihnen rächen mötgen / so Wir es den Unserigen erzählten / was Courtoisie Sie an Uns gethan hätten. Theils mißriethen es / um der Esperance, Unsertwegen desto besser Quartir zu haben. Da Wir denn alle sehr leiß höreten / zumahl / da einer unter Uns mit etwas Droh-Worten um Sich wurf / als unsere Flaggen nun da waren. Dann einer unter den Hauffen schon mit dem Lunten auf den Pulver-Kasten zu wolte / und alles in die Luft sprengen / und gewiß gethan hätte / wanns nicht einer von Ihnen Selbst noch erwehret hätte.

Des Autoris Revenge. Ich habe aber für meine dreyzehen-wochige Gefängnus unter den Portugäsen meine Revenge wieder genommen / sonderlich auf der Insel Ceilon, da Ich in fünf / biß sechs Occasionen gewesen / und Wir Sie geschlagen haben. Denn / uneracht unsere Officiers rieffen: Messieurs, oder Soldaten ! Haben Wir den Namen der barmhertzigen Holländer / so lasset Uns die That auch haben / und gebt Quartir! thäten wir dannoch / als hörten Wirs nicht / schossen und schlugen lustig darein / so lang Wir Arm und Hände regen kunten / daß gewiß auf etlich hundert des Aufstehens vergessen. Dann / wie gemeldet / Sie spahren es Uns auch nicht / und wann Sie Uns gleich einen kurtzen Tod anthun könten / mit Ihrem Schieß-Gewehr / und eine Kugel für den Kopf brennen / thun Sie es doch nicht: sondern zerstossen und verwunden Uns mit Ihren langen Steggaren oder Degen / eine lange Zeit / ja noch wohl nach unsern Tod mit zehen oder zwantzig Stichen.

Das Schiff Jungfrau geht wieder weg. Weil nun GOTT der Allmächtige die Gnade gethan / daß obgedachtes unser Schiff / die Jungfrau genennt / der Feind Händen entkommen / viel Todte aufgehabt / viel Beschädigte / auch seinen grossen Mast verlohren / haben Wir ihm allen Beystand gethan / unsere Zimmerleut in einem Wald auf S Tiago einen andern Mast koppen lassen / und nach bester Ihrer Verpflegung / wieder im Namen GOttes fort voneinander gesegelt / und unseren Cours nach der Æquinoctial-Linien[WS 2] genommen. Als Wir aufs neu sechs / oder sieben / Tag auf dem Meer waren / und viel Wind hatten / der Uns nicht diente / bekamen Wir viel Krancke von Tag zu Tag; doch so viel nicht / als auf dem andern Schiff / Hof von Seeland / worauf unser Admiral Krankheit die Kindsbocken. war. Die meisten sind an Kindsbocken / oder Blattern[WS 3] / gelegen / und von [9] Blödigkeit des Haupts bey der Linea. den Alten viel daran gestorben: Der Jungen mehrentheils wieder aufkommen. Haben auch viel gehabt / die gantz in Kopf toll gewesen / an welcher Haupt-Schwachheit Ich Selbst gantzer acht Tag gelegen / daß / so man es nicht mit Gewalt verwehret hätte / Ich in das Meer gesrpungen wäre / welches auch ein Jung auf dem Schiff gethan / und Sich Selbst ersäufft hatte. Etliche sind so toll worden / daß man Sie gar vest hat binden müssen / Sich Selbst nur keinen Schaden zu thun / welche Blödigkeit die Linea verursachen soll / Uns / die Wir auf die andere halbe Welt-Kugel kommen; vergehet auch meinstens wieder von sich selbst / oder durch Gebrauch der Venæsection.

Jürgen Andersen / gedachten Orts im 2. Cap. erzehlet die beschwerliche Reiß / unter der Æquinoctial-Lini / also : Unter Uns begunten unterschiedliche gefährliche Kranckheiten zu entstehen / als Scharbock / Blutgang / Pestilentz / und andere hitzige Haupt-Kranckheiten / wovon ein grosser Gestanck in dem Schiff / und sind inner vierzehen Tagen bey 150. Personen umkommen / so theils die Kranckheit im Schiff aufgerieben / theils aus Raserey ins Wasser gesprungen / und ersoffen. Dann Ihrer etliche wurde / durch die hitzige Kranckheiten / Ihres Verstands also beraubt / daß unterschiedlich Sich einbildeten / Sie wären Könige / Propheten / Engel / Teufel; etliche / als sehen Sie den Teufel mit andern Höllen-Geistern stehen. Es waren in unserm Schiff auch viel von den Wiedertaufern / bey welchen der Teufel vielleicht Sein Spiel / Sie zur Verzweiflung zu bringen / desto kräftiger fortsetzte. Denn etliche sagten: Sie wären nicht getauft / und hätten Sich daher der Seeligkeit nicht zu getrösten. Etliche brülleten wie die Ochsen / bissen nach den Leuten / und redeten viel abscheuliche Gottslästerliche Wort / daß einem Gesunden / der solche Spectacul ansahe / und hörte / die Haar zu Berge stunden / etc. Albrecht Herport gedenckt des Unter-Kochs auf Seinem Schiff / der aus sonderbahrer Melancholey / durch die Port / in die See gesprungen / und da Er wieder eingeholet worden / und befragt / warum Er Sich Selbst in die See gestürtzet / zur Antwort gegeben habe: Seine Frau hab Ihm geruffen / deßwegen Er zu Ihr habe schwimmen wollen / Seiner Reiß-Beschreibung im 5. Blat. Erst-bemelter setzt noch einen wunderbaren Fall / der sich unter der Linie begeben soll / und damahls an einem Soldaten / mit Namen Peter Andree / sich befunden / daß / als Er Sich vergessen / und bey Nacht an dem Mondschein schlaffend gelegen / davon / ein Monat lang ungefehr / Seinen Mund / und die Augen / auf die eine Seiten / nach dem Lauf des Monds / Sich kehren habe müssen.

Den ersten April sind Wir die Linie passiret / viel Krancken / und einige Toden aufgehabt; Hoften über dem Tropico Cipricorni an das Capo de bona Esperance[WS 4] anzulauffen. Weil Wir aber um den Sund ein gantzes Monat nicht anderst / als mit der Fock[WS 5] / und mit der Pinnet / segeln kunten / und nun die Höhe vom dem Capo hatten / sind Wir durch Contrair Wind wieder zuruck geschlagen worden / daß Wirs musten lassen / und im Namen GOttes vorbey gehen.

Da Wirs gepassieret / ist Uns alle Tag eine halbe Kanne Wasser gegeben worden / weil all unser Bier aus war; von welcher Zeit an GOtt dagegen gnädiglich geholfen / daß Wir biß auf die Insul Javam majorem,[WS 6] und die darinn genannte Stadt Bataviam,[WS 7] guten Wind gehabt / und da Wir den 15. Jul. Strato de Sunda ist gefährlich. in die Straß-Sunda[WS 8] kommen / nur drey Tag lang darinn zugebracht und nur dreymahl den Ancker geworfen / da andere wohl auf die anderthalb Monat seyn müssen / und hundert und mehrmahl / den Ancker werfen / und wieder winden / welches denn sehr verdrießlich / daß / wann man so nahe bey [10] Batavia ist. (Dann die Straß de Sunda nur sechs und dreissig Meil lang ist) und so lange Reisen gethan / und oft viel Krancke auf hat / dannoch allererst da so langweilig ligen und schweben muß / daß oft Volck von Batavia kommen / und diesen neu ankommenden Gästen gar hinhelfen muß. Anno Christi 1647. hat sich zugetragen / daß ein Schiff / genant Delft / gantzer vierzehen Monat unterwegs gewesen / und ein hundert vier und siebentzig Toden / und in die hundert sieben und funfzig Krancken / aufgehabt / da doch sechs / oder sieben / Monat die gemeine Reisen aus Holland nacher Indien sind.

Die Insul Iava major. Die Heyden / die von der Insul Java / Javaner heisen / brachten Uns ankommenden / von Bantam;[WS 9] allerley Verfrischungen von Früchten / die nach so langen Verlangen treflich wohl kamen.

Die Reè. Die Reé der Stadt Bantam selbst ligt wie in einem halben Mond / auf der Landseiten mit Mauren umfangen / und mit Stucken besetzet / aber ohne Graben Innwohner stark Volck / auch die zu Iapara. Starck Volck ist da; aber nicht lang von Statur. Mann / und Weib / von sehr dicken Arm und Beinen; dergleichen auch die Japarner sind / ein Volck / eben auf dieser Insul / in einer Stadt / Japara genannt: sechzig Meilwegs von Batavia Ostwerts / einem fruchtbaren Ort / von Kühen / Ochsen / Hünern / Reiß / Fischen / Pferden / die vor andern für nobel gehalten Ihre Farb und Kleidung werden; gelb unter dem Angesicht / und / was gemein Volck ist / oberwerts des Leibs gantz bloß / in der Mitte eine Gürtel / darinnen Sie Ihr Gelt tragen / und damit Sie das Unterkleid / das von allerley Farben / und Bildern / ist / wie ein bunter Teppich / und biß an die Waden gehet / üm Sich schnüren; an der Seiten aber mit einem Kriez[WS 10] oder Dolch versehen; von Ihre Haar und Bart. kurtzen und schwartzen Haaren / die Sie mit Clapper-Oel beschmieren / daß sie vor Schwärtze gleissen / darüber Sie denn / was ein wenig etwas ist / eine weise runde blatt aufliegend-gestärckte Hauben tragen / aber von Bart bey den meinsten gar nichts / weil Sie auch die Wurtzel mit kleinen Zänglein auszwicken / deßwegen / so Sie alt werden / abscheulich aussehen / wie ein Fabian.

Solche Kris, wie im dritten Buch Mandelsloischen Reiß-Beschreibung / pag. 191. bemeldet worden / werden auf der Insul Sumatra, und in einer Stadt / Malancabo genannt / gemacht / da es trefliche Schwerdfeger gebe / und weil Ihre Dolchen oder Punier für die beste gehalten werden / verführe man sie durch gantz Indien.

Ihr Häuser und Wohnungen. Ihre Häuser mit einem Dach von Bambus, und Clapperbaum geflochtenen Wedeln / abhängig gebauet / stehen nicht auf gleicher Erden: sondern ruhen auf vier Pfälen / daß man unten durchkriechen kann / und auf fünf / sechs / Staffeln hinauf steigen muß / bey dem gemeinen Volck sonderlich / duch enge kleine Thüren / fast mehr gebauet hinein zu kriechen / als aufgericht hinein zu tretten.

Es hat Bantam einen eignen König / wie auch die Insul Java neben dem einen eigenen Käiser / welcher sonst auch genennt wird / von seiner Käiser von Mataran. Residenz Mataran,[WS 11] der grosse Mataran, und wann Er nichts wolte folgen lassen / so würde Batavia, zu Land / sehr gesperret seyn / und grosse Noth haben / sonderlich / wann der König von Bantam dazu helfen wolte / welches nur zwölf Holländische Meil[WS 12] davon ligt / und ehedessen auch unter dem Käiser von Japara,[WS 13] dem genannten grossen Mataran, gewesen: Hernach aber von Ihm abgefallen / und Sich Selbst zum König gemacht hat / und den Holländern noch dato sehr zugethan verbleibt. [11] Jürgen Andersen sagt / Lib.I. Cap.XI.p.m. 14. Dieser König wäre ehedessen des von Mataran (Matram) Stadthalter in Bantam gewesen; nach der Hand aber die Unterthanen mit guten Worten / und List / nach Sich gezogen / Sie zur Rebellion wider Ihren König / und Ihn zum König zu erwehlen / bewogen / und soll diese Rebellion vor hundert Jahren vorgangen seyn. Also ist das halbe Königreich bey Ihm / und Seinen Nachkommen / geblieben biß heutigen Tag / und hat nunmehr der zu Matram den Osten- und der zu Bantam den Westen-Theil des Landes innen. Es ist diese Insul so volckreich / daß der zu Matram hundert und achtzig tausend streitbare Mann aufbrigen kann: der König zu Bantam aber nur achtzig tausend Mann. Herr von Mandelslo meldet / Lib.III.pag.m. 192. man rechne diese Insul nach der Länge auf hundert und funftzig Meilen; von der Breite aber will niemand was gewisses berichten / weil weder von den Holländern / noch Engelländern / oder Portugäsen / die Süder-Seit umfahren. Etliche meinen gar / daß es nur eine Pen-Insul / und am festen Land / so man terram australem oder Magellanicam nennet / hangen soll. Die Norden-Seite aber an der See ist nur bekannt.

Königliche Wohnung zu Bantam. Das Königliche Palais zu Bantam aber ist mit einiger Leimenwand umfangen / von schlechtem Splendor, darinn Wir dem König zu Ehren / auf unsers Officirs Commando, einiges Exercitium unserer Waffen / thun müssen / woran Er ein groß Belieben trug.

Mandelslo Lib. III. pag. m. 198. meldet: Er residire in der Stadt / und Sein Hof sey am grossem Marckt / nicht von sonderlichen Gebäuen. Denn diese Leut halten nicht viel auf gar grosse kostbahre Gebäu / und prächtige Palatien. Bey des Königs Hause aber stehe ein zimlich grosser Tempel / in welchen die gantze Gemein des Freytags gehe. In selbigem Tempel soll eine grosse Trummel hangen / auf welche / wann etwann Tumult, oder Gefahr / vorhanden / mit einem grossen Prügel geschlagen werden. Er / der König / lasse Sich sonst täglich von dem Frauenzimmer aufwarten / und Seine Nacht-Wacht durch Sie versehen; soll derselben wohl sechshundert [12] Stück haben / welche Abwechsels-weise mit Ihren Gewehren erscheinen müssen. Jürgen Andersen bezeugts auch / Lib. I. pag. m. 12. mit solchen Worten: Dieser König hält an Seinem Hof keine Soldaten zur Guardie: aber an dessen Statt zwölfhundert Weiber / von denen müssen alle Nacht vierhundert Wacht halten. Es ist aber gefährlich, mit des Königs Weibern all zu familiar umzugehen. Ein Exempel dessen haben Wir / spricht Er / an einem Holländischen Botsmann / Pieter von Alkmar / gesehen / welcher / um daß Er mit des Königs Weibern einer hat Unzucht getrieben / und darauf war erdapt worden / mit selbigem Weib auf den Marckt geführet / und dabey Ihr Verbrechen ausgeruffen. Darauf schnidten Sie Ihm den Bart / Nase / und beyde Ohren / ab / wie auch Sein Gemächte / und stiessen Ihn unter die alte Weiber / so daselbst Reiß / Hüner / und andere Sachen zu Kauff hatten / daß Sie Ihren Spott mit Ihm trieben; Das Weib muste eben solche Straffe am Kopf leiden. Können Sie nach solcher Straffe beym Leben bleiben / läßt mans geschehen; wo nicht / gilts gleich.

Der Innwohner Waffen. Ihre Waffen zu Feld sind sonderlich * Piquen von achtzehen Schuhen lang / damit Sie hurtig und geschwind sind / und mit grosser Resolution fechten / vorab / wann Sie / wie einer Latwergen[WS 14] Sich gebrauchen / die Sie / Affion macht sie toll und grimmig. meines Behalts / Affion[WS 15] genennet haben / graulicher Farb / und eines bittersüssen Geschmacks / wovon Sie so toll und frech-kühn werden / daß Sie / mit schaumendem und mächtig geifferendem Mund / grad an die Röhren des Schuß / oder Spitze des Stoß-Gewehrs / anlauffen / gantz blind und unbesonnen / um welches willen Wir an unsere Lad-Stecken eine Spitze machen musten / wann Wir nimmer zum Schuß kommen kunten / daß Wirs damit von Uns und niderstossen mögten. Zu Batavia brauchen Sich auch dieser Die Chineser mächtig geil. Latwergen häuffig die Chineser, † dadurch Sie also entbrant werden gegen das Frauen-Volck / daß Sie wohl eine gantze Nacht Ihr Plaisir haben / und doch kaum satt werden mögen.

* Joh. von der Behr[WS 16] / Lib. I. pag. 23. sagt / die Piquen wären mit geflammten Spitzen; führten auch Saibel / und Schilde / die von Rinden der Bäume gemacht wären. Herport setzt noch dazu / Pfeil und Bogen / Hassageyen oder Handpfeil; tragen auch an der Seiten einen kleinen Dolchen / den Sie Kritz nennen / und streichen Ihr Gewehr gemeiniglich mit Gift an; Dannenher / wann einer damit verwundet wird / muß Er sterben / oder das Fleisch alsobald ausgehauen werden; sind auch viel / die / wann Sie verwundet werden / alsobald s. h. Ihr Koht essen / damit Sie geschwind auswerfen können. L. c. p. 26. Er meldet auch p. 27. des Affion, oder Opii, also: Wann Sie in Krieg gegen Ihre Feind gehen / so essen Sie viel davon / und werden so toll und erhitzet / daß Sie nichts scheuen / und lieber in das Gewehr lauffen / als Sie es meiden; auch wann Ihnen etwas widerwertiges begegnet / und Sie erzürnet werden / brauchen Sie Sich dessen / darauf Sie auf freye Straß heraus lauffen / und mit Ihrem Kritz niederstechen / was Ihnen begegnet / welches auf Batavia auch vielmahl geschicht. Darum Jedem erlaubt ist / einen solchem um das Leben zu bringen / wie Er kann; sind aber sehr hart im Sterben. Dann auf eine Zeit einer mit einer Piquen durchstochen worden / welche Er Selbst geschwind durch Seinen Leib gestossen / und nach den Dolchen gegriffen / und den / der Piquen hielt / und Sie nicht verlassen wolte / noch übel verwundete.

† Und nicht allein die Chineser: sondern es ist in gantz Persien / in Türckeyen / und Indien gebräuchlich / zeuget Herr Olearius[WS 17] in Seiner Persianischen Reiß-Beschreibung / L. V. c. 17 p. m. 597. Er allegiret Bellonium, Lib. III. Observ. Cap 25. daß niemand in Türckeyen sey / der nur einen Pfennig habe / daß Er ihn nicht halb für Opium hingebe / und daß zu seiner Zeit wohl funfzig Cameel / mit [13] Opium beladen / aus klein Asien, in Türckey / Persien / und Indien / gegangen Opium wie es gesamlet wird. seyn. Also aber werde er gesamlet / sonderlich zu Ispahan[WS 18]. Die Maen-Köpf wann sie noch grün / werden geritzet / daraus ein weisser Saft dringet / welcher / wenn Er ein wenig gestanden / und schwartz geworden / abgenommen / und zum Gebrauch bequehm gemacht wird. Ihre Materialisten / und Apothecker / haben grossen Gewinst daran / weil dessen so viel gebraucht wird.

Wann Sie essen * / sitzen Sie / nach Türckischer Art / auf der Erden / mit Ihre Mahlzeiten. Creutz-weiß gewschlossenen Füssen / ohne Löffel / ohne Messer / und nur mit der rechten Hand zugreiffend.

* Essen fast alle Thier / ohne Büffel-Ochsen / und Schwein. Ihr Tranck ist Wasser / und Brantewein; auch haben Sie ein klein / und mit einer Mußcadnus schier vergleichliches / Gewächs / welches Sie Pinang nennen / und benebenst einigen grünen Blättern / Betels genannt / mit Kalch / den Sie gemeiniglich in einen messingen Büchslein verwahren / beschmieret / in Mund nehmen / und käuen / davon Sie truncken zu werden pflegen; wiewohl dieser Tummel Ihnen bald wieder vergehet. Vom Tabac halten Sie bey nahe so viel / als die Teutschen; inmassen Trinken auch Tabac. Sie ihn auch Selbst erbauen / den reiffen abpflocken / ganz klein zerscheiden / und dünn machen / da er dann dem ungezausten Safran nicht viel unähnlich ist. Bey Gebrauch des Tabacs haben Sie keine Pfeiffe / wie Wir: sondern nur ein dünnes Blat / so Sie einen Puncks heisen / in welches Sie / so viel / als Ihnen beliebt / zu wickeln / und sothan in Mund zu nehmen / und an zu zünden / gewohnet sind / nach Zeugnus Joh. von der Behr / pag. 23. Jürgen Andersen aber hat doch Tabacpfeiffen auch bey Ihnen in acht genommen / und auf die drithalb Ellen lang / dergleichen / was etwas Fürnehmes seyn wollen / Siech durch Seine Diener nachtragen lasse / l. c. p. 14.

Den Gottesdienst betreffend / sind Sie Mahummedisch[WS 19] / wie Sie dann Gottesdienst. Mahummedisch. alle Jahr / so es müglich ist / etliche nach Mecha[WS 20] schicken / und dem Mahummed opfern lassen / dessen Sarck daselbst im Tempel an einem Magnet hangen soll; Und weil Sie Mahummedischer Religion, tragen Sie für dem Schweinenfleisch einen gewaltigen Eckel / und hab Ich Sie nie besser erzürnen können / sonderlich / wann Ich etwas von Ihnen kauffen wollen / und bald expedirt seyn / als wann Ich ein Stuck Speck in die Hand genommen / dafür Sie so scheu sind / als / den Sprichwort nach / der Teufel für dem Creutz / und hab Ich Mir vor gewiß sagen lassen / daß / als einsmahls die von Japara einen Anschlag auf Bataviam gehabt / und bereit ein Aussenwerck dafür angefallen hätten / Elephanten angespannet / die die Palissades niederreissen solten / die Besatzung aber sehr schwach gewesen / durch das einige Mittel Sich mit errettet hätten / daß / da Sie nimmer zu schiessen gehabt / mit Speck * unter Sie gelauffen / und damit abgetrieben hätten.

* Neuhof am 35. Blat nennt was anderes / da die von Bantam die Holländer belagerten. Als den Belagerten aller Vorraht zur Gegenwehr gebrach / schöpften Sie endlich / spricht Er / aus den heimlichen Gemächern gar Menschen-Mist / und schmiessen Ihn mit vollen Töpfen auf die nackete Leiber der stürmenden Wilden / eben in der Stund / da die Belagerten in der Stadt einen Ausfall thäten / die Belägerer abzureiben / welche Sich dann zur Stund davon gemachet / und auf Javanisch geschryen hätten: O seytang Orang Hollanda de backalay sammatay, das ist: O Ihr Holländischen Teufel! Ihr fechtet mit Dreck! Denn Sie lieben die Reinigkeit nach der Mahummedischen Art / schreibt Jürgen Andersen / pag. 15 waschen Sich oft / sonderlich / wann Sie zum Gebet gehen wollen / und / nach gethaner Leibsnohtdurft / dero Glieder. [14] Halten die Beschneidung in grossen Ehren. Gebrauchen Sich auch der Beschneidung / und halten es für ein hohes heiliges Werck; Denn / als Sie einsmahls Bataviam bestritten / und von Uns ein Tambour überlieffe / und Sich beschneiden liesse; hernach aber / da es zum Frieden kam / als ein Uberlauffer / von unserm Herrn begehrt wurde / hielten Sie so starck und steiff über Ihn / daß / ehe Sie Ihn wieder in unsere Hände gelassen / ehe alles hätten zerschlagen lassen / daß unser Herr im End sagte: Um eines einigen Menschen und Renegaten willen / der Seine Seel nicht besser verwahren wollen / solte man das Friedenswerck nicht länger aufhalten / weil so vieler Nutzen darauf stunde.

Ihr Neu Jahr. Ihr Neu Jahr / das Sie im Monat Martio haben / und die Neumonden / halten Sie so sehr devot, daß Sie bey jenem / gantzer acht Tag bey Sonnenschein; und bey diesem / dem Plenilonio, nicht einen Bissen essen / biß er vorbey ist; dergleichen auch die Mohren zu thun pflegen.

Wunderliche Art Schiffen führen Sie. Wunderlicher Art Schiffen haben Sie / darinnen Sie auch nicht sitzen wie Wir: sondern nur hocken / wenn Sie fahren; die kleinesten doch / daß acht Personen innhaben können / und um Ihrer Geschwindigkeit willen / Flieger / von den Unserigen / genennet werden. Von fornen und hinden sind sie zugespitzet / nur von einem Mast / und einem strohenen langen Segel / mehrentheils auf beyden Seiten mit zweyen Stangen in die See / an deren Bambus. Spitzen ein Bambus gebunden ist / der das Schiff hält / daß es nicht umschlagen / oder untersincken / kann / weil der Bambus * wie ein Pantoffelholtz ist / der immer schwimmet / und kein Wasser fasset; sintemal er nichts anderst ist / als ein Canna oder Rohr / so dick / wo Ich den grösten gesehen / als ein Fuß bey seinen Waden ist: wächset auf freyem Feld / und gantz Büschweise / und so hart / daß / wann man einen solchen Busch anzündet / es nicht anders krachet / als wann eine gantze Armee eine volle Salve gebe. Von dem Bambus machen Sie auch eine gantze Flössen / auf denen Sie Fische nach Batavia führen / weil Sie diese so artlich und eng zusamm hengen können / mit Figuer. Stricken von Figuer gemachet (das ist ein Gemüß an den Bäumen / das Sie so steif und vest winden können / zu zwölf / achtzehen / Daumen dick / als wie nimmermehr die Sailer es machen;) Mit eben denen binden Sie obgemelter Schiff Seiten-Bretter / ohne andere Nägel und Band / daß nicht wohl ein Tropf Seewasser hinein dringen kann.

* Neuhof beschreibt den Bamboes also: Die Bamboes / so wie Bäume anzusehen / wachsen von Ihnen selber / auf morastischen Oertern / und zwar gerad in die Höhe / wiewohl sie oft / wann sie noch jung und zart / mit Fleiß gebogen werden / also / daß sie hernach zu Tragbahren sich desto füglicher schicken können. Man pflegt sie auch gemeiniglich zu Stangen / daran der Pfeffer in die Höhe wächset / zu gebrauchen. Unten sind sie etwann so dick wie ein Mann / und werden etliche so breit und dick von Holtz gefunden / daß man gantze Schiflein davon machet / welche man geschwinder / als ein schnel-lauffendes Revier abfleust / fortrudern kann; sonst wären die Glieder ein Hand-breit voneinander / die Blätter von Oelblättern gleich / inwendig hab es / wanns noch junge / ein süsses Marck oder Saft / den der gemeine Mann begierig heraus sauge. l. c. p. 331.

Sonderlich gut ists nicht / mit Ihnen genau umzugehen / weil Sie Ihre Kranckheit lues Venerea. sehr mit dem le Mal de Naples[WS 21] angesteckt sind / und wo Sie wieder curiret werden wollen / eine harte Penitence thun müssen. Denn Sie auf der vierzehen Tage auf dem Bauch ligen müssen / sehr warm gehalten / und mit dem Fett von einem beschnidtenen Schwein / mit Quecksilber vermischet / und wohl untereinander gestampfet / an allen inficirten Gliedern schmieren lassen [15] Dessen harte Cur./ schlecht und sparsam in Speiß / und Tranck / gehalten / einen gantzen Tag etwann über zwey / drey / Eyer nicht / oder wenig Köhl / sonderlich von keinem gesaltzenen Fleisch / da Sie denn so einfallen und mager werden / daß die Sonn durch Sie scheinen mögte. Wann nun der Unraht und die Seuch sich etwas verlohren / gibt man Ihnen von einer Wurtzel / so aus der Insul Wurzel Sina. Thuan, oder Isle Formosa,[WS 22] kommt / die Wurtzel Sina[WS 23] * genannt / zu trincken / davon Sie so erfrischt werden / und von Grund aus geheilet / daß Sie starck und schön / und baß vom Leib werden / als Sie wohl vorher jemahls gewesen sind.

* Von der Wurtzel Sina hat Neuhof also geschrieben / pag. 321. Die Wurtzel Sina ist im Jahr 1535. den Europäern allererst bekannt worden / da die Sineser Selbige in Indien / in die Stadt Goa[WS 24] zu Kauff gebracht. Sie wächset aber nicht in Sina allein: sondern auch in Cochinchina,[WS 25] an den Malabarischen[WS 26] Gräntzen / und an vielen andern Orten in Ost-Indien; wiewohl diese letzte nicht für die rechte / nach etlicher Scribenten Meinung: sondern nur für eine Art der falschen Wurtzel Sina gehalten wird. Hergegen hält man für die beste die jenige / so ohne Geschmack / fett / schwehr / nicht hohl: sondern gantz dicht / auch ohne alle Wurmstiche und Faulnus ist.

Es gibt diese Wurtzel ein sehr heilsames Medicament nit allein wider die Hispanische Pocken: sondern auch wider den Gicht / das Zittern / Gliederwehe / Podagra[WS 27] und dergleichen. Sie wird auch nützlich gebraucht wider die Schwachheit des Magens / eingewurtzelte Hauptpein / Blasenstein / und alle Gebrechen / so von der Kält ihren Wie es gebraucht werde. Ursprung nehmen. Die Sineser / und Indianer / gebrauchen diese Wurtzel gemeiniglich folgender Gestalt: Sie nehmen vier Lot[WS 28] von der Wurtzel / und ein Lot Petersilien / und kochen das in so viel Wassers / als etwann in zehen Holländische Mengel[WS 29] gehet / so lang / biß der dritte Theil davon einkochet; das übrige giessen Sie in einen glasurten irdenen Topf / und verwahren es wohl darinn; davon müssen dann die Krancken täglich einen guten Trunck / warm / zu Sich nehmen / und zwey Stund damit zu Bett liegen; hernach trincken Sie / zwo Stund vor den Abendessen / nochmahls dergleichen warmen Trunck / aber an statt Ihres täglichen Trancks / mögen Sie es kalt trincken; etliche nehmen auch alle Tag / Morgens und Abends / ein Quintlein dieser Wurtzel / gestossen / mit Wein ein / worauf Sie ohne alles Ungemach ausgehen / und Ihre Sachen verrichten können.

Engelländer und Holländer Comtoir zu Bantam. Die Engelländer haben Ihre Handlung gar starck zu Bantam: Die Holländer auch ein Comtoir daselbst; da sich dann dieser traurige Fall begeben / daß unser Kaufmann einer ein Kebsweib / eine Javanische Frau / gehabt / derer Er Sich fleissig bedienet; Sein Diener aber hat Seine Person auch præsentiret, und es so weit gebracht / daß die Dame Ihn lieber gewonnen als Seinen Herrn / und weil Sie gern des Herrn wäre loß worden / haben Sie beyde conspiriret, und einen Javaner dazu erkauffet / der unsern Kaufmann tod stechen solte; Eines Holländischen Kaufmanns Gefahr. Denn / wie gemeldet / die Javaner tragen an der Seiten ein kurtz Gewehr / wie ein Dolchen / den Sie Kriez nennen. Als nun einsmahls der Englisch- und Holländisch-Mann / auf dem Abend / um die Stadt spazirten / und der Javan Sein Blutgelt verdienen wolte / ist er an der Person irr geworden / und für Unserm / den Englischen Kaufmann nidergemacht; worauf Unserer alsobald zu den König gegangen / und es angezeigt / der den Javan nachgestrebt / und gefangen bekommen / welcher auch fluchs bekannt / daß Ers auf der Frauen / und des Dieners / Anstiften gethan / worauf Sie beyde auch eingezogen / und der Diener auf Bataviam geschickt / und mit dem [16] Schwerd gerichtet worden; Die Frau aber in unsere Hände gegeben / und in unserm Haus dergleichen Urtheil empfangen. Der Javan aber ist / nach Lands Gebrauch / für die Elephanten geschmissen worden. Denn das ist bey diesen Heydnischen König- und Käysern der Process, daß / wann Gerichts- Execution durch Elephanten. man das Leben verwirckt hat / den Elephanten fürgeworfen werden muß / * da man Ihn denn an einem gewissen Ort / für der Stadt / an einen Pfahl bindet / mit einem etwas länglichten Strick / und darauf einen gewissen Elephanten / der schon darzu abgerichtet ist / mit einem Schwartzen hinschicket / der mit Seinem langen Hacken ihn hinter die Ohren / woselbst er sehr empfindlich ist / und mit einer Mußqueten-Kugel tod geschossen werden kann) hauen muß / daß er mit desto grössern Grimm auf den Condemnirten gehe / wie er Ihn denn auch mit seinen beyden hervorragenden Zähnen anfällt / in die Höhe schleidert / und so Er wieder nider fället / mit Füssen tritt / daß Er alsobald tod ist.

* Jürgen Andersen / der dergleichen Execution an einem Dieb / bey dem grossen Matran, zu Japara[WS 30], gesehn / erzählet es also: Der Dieb wurde vor des Königs Pallast einem Elephanten vorgeworfen / dessen Zähne mit Stahl / scharf wie Spiesse / beschlagen waren. Zu diesen Elephanten gieng ein Priester / sagte ihm / was Er mit dem Sünder thun solte; Darauf erfasset der Elephant mit Seinem Rüssel den Dieb / schleudert Ihn dreymahl in die Höhe / und fasset Ihn wieder / und als Er Ihn zum viertenmahl in die Höhe wirft / lässet Er Ihn auf die Erden fallen / stosset Ihn mit den scharfen Zähnen durch / hebt Ihn damit ein wenig wieder auf / leget Ihn wieder zur Erden / und tritt Ihm mit Seinem Fuß die Brust entzwey. Denn fasset Er Ihn mit dem Rüssel bey den Beinen / und schlägt Ihn etlichmahl auf die Erde / daß das Gehirne um Ihn herum flog.

Durch Crocodil. Weil gedachter Autor das auch gesehen / und rarer ist zu vernehmen / daß / zu dergleichen Executionen / das Crocodil gebraucht worden / wollen Wirs hier mit anhängen. Es hatte eben der König / spricht Er / in einem verschlossenen Garten einen grossen Teich / und in demselben einen Crocodil / den Er an Statt des Henckers / um die Missethäter abzustraffen / gebrauchet. In demselben Garten wurde ein Dieb gebracht; dann kam einer von Ihren Pfaffen (oder vielmehr Teufelsbannern) stieg auf ein von Bambus dazu aufgebautes Theatrum, brachte mit Seinem Lesen oder Zauber-Kunst so viel zu weg / daß der Crocodill aus dem Wasser / als ein junger Teufel / herfür kam / ergriff den Sünder mit Seinem Rachen / und lieffe mit Ihm wieder ins Wasser / wurde auch nicht wieder gesehen. Biß hieher gedachter Autor, l. c. am 12. Blat.

Ankunft zu Batavia. Den 8. Jul sind Wir auf die Reve der Stadt Batavia kommen / da Wir sechs Monat / und zehen Tag / unterwegs gewesen / und auf unserm Schiff vierzehen Toden: aber nur zwey Krancke hatten / da des Admirals Schiff vier und funfzig Toden / und sechzig Krancken / hatte / welche folgenden Tags / den 9. Jul. da Wir mit Gottes gnädiger Hülf ans Land gesetzt wurden / was Soldaten waren / (denn die Schiffgesellen müssen auf den Schiffen bleiben) in das Hospital zwar gebracht wurden: aber innerhalb Monatsfrist meinstenstheils gestorben sind.

Mas Manier der Ankommenden. Es ist aber die Maniere, wann frisch Volck aus Holland kommt / und die Soldaten ans Land gesetzt worden sind / daß Sie in guter Ordre in das Castell Bataviæ, und für des darinn wohnenden Herrn Logiman zwey mahl vorbey marchiren müssen; das drittemahl aber steht man / worauf der General willkomm heiset / und dem Major den Befehl gibt / unter die vier Compagnien, die auf Batavia, wann viel Volck da ist / Ihre [17] Capitains, oder Hautptleut / haben / Uns zu vertheilen; da denn Ich unter dem Capitain Heinrichmann / aus Gilcherland[WS 31] / auf die Engelländische Seiten / auf das Werck / genannt Seeburg / commandirt worden / darauf Ich zwey Monat gelegen / und / nach selbigen Orts Gebrauch alle Tag / wanns heuter war / mit exerciret worden / damit unser Volck nur behend und hurtig Ihres Gewehrs Sich zu bedienen lerne.

Es ist sonst Batavia eine schöne Stadt / und vest / von den Batavis, oder Holländern / also benamset / da Sie es den Engelländern abgenommen Engellän- und Holländer Streit um Batavia. für ein dreyssig Jahren. Die Engelländern haben erstlich : darnach die Holländer / wegen des fruchtbahren Lands / und herrlichen Flusses / welcher aus dem Land in die See lauft / vorab wegen des guten Anckerplatzes / mit Bewilligung der Einwohner / alda Ihre Niderlagen oder Kaufhäuser gebauet! Die Engelländer auf der West- die Holländer auf der Ost-Seiten des Flusses. Als aber die Engelländer der Holländer Werck / und Fortun, im Handel sahen / stach Sie der Neid / und damit Sie es bey Zeiten abschnidten / fiengen Sie an / dem König von Bantam Sie verdächtig zu machen; worauf die Holländer Ihre Gebäu bevestigten / welches dem König die Suspicion vermehret / und getrieben / daß Er mit Seiner Armeé dafür geruckt / und Sie belagert / wozu Ihme die Engelländer / mit Raht und That / Hülf und Beystand geleistet. Die Belagerung wehrete lang / und wurde die Maur gewaltig zerschossen / und von den Belägerten obstinatè gedefendiret, also / daß Sie aus Mangel anderer Materialien, die Breche mit köstlichen Seyden- und Leinwath-Packen ausgefüllet. Als es aber aufs höchste kam / und Sie schon im Accord stunden / wurden Sie von Ihrem General Joh. Pererson Kühn (welcher unterdessen aus dem Insulen Moluccis[WS 32], und anderstwo alle Hülf / die Er gekönnt / zusammen gebracht) entsetzt / welches / als der König von Bantam Holländer behalten den Sieg. gesehen / zohe Er ab; darauf die Holländer solchen Muth schöpften / daß Sie über den Fluß setzten / die Englischen aus Ihrem Kaufhaus / welches auch zimlich vest / verjagten / und die Stadt Jaccatra, wie sie zuvor hiese / meinstentheils ruinirten, darauf eine neue Circumvallation und Stadt / neben der Vestung / auf beyden Seiten des Flusses zu bauen anfiengen / welche Sie Batavia genennet; Dahin Sich auch bald (weil der Holländer Handel gute Nahrung bracht) viel Chinesen, Maleyer, Bandanesen, Javanen, und andere Nationen, funden / die Stadt zu bewohnen.

Die gantze Belagerung ist weitlauffig von Neuhof beschrieben / und würdig zu lesen / Seiner Sinischen Reis-Beschreibung am 37. Blat / und seqq. auch was Mandelslo meldet Seiner Orientalischen Reis-Beschreibung im 3. Buch p. m. 197. seq.

Bataviæ Situs und Gelegenheit. Ligt schön eben / und ist nunmehr mit einer Wasser-Revier, durch und durch / auch versehen / daß Schiffe von funfzig biß sechzig Last[WS 33] einlauffen können. Auf der lincken Seiten der Einfahrt Nordwerts ist das Castell, Ihr Castell. gantz mit einem Wasser-Graben umfangen / sehr groß und weit / weil so wohl der General, und die sechs als ordinari Räht in Indien / darinnen wohnen / und den gantzen Zustand Indiæ / so wohl was den Krieg / als Kauf-Handel / als auch die Pollicey-Ordnung / angehet / dirigiren; nicht weniger die fürnehmste Pack- oder Handels-Häuser darinnen stehen / die immerzu auf drey Jahr mit Specerey versehen seyn müssen; Ingleichen alle der Compagnia Handwercks-Leut / als Schmidt / Schwerdfegrr / Zimmerleut / Schreiner / und dergleichen; Ferner auch die Ketten Sclaven, [18] so der Generalität Holtz / und Wasser : alle Abend aber auf die Pünten oder Bollwerck / wo die Soldaten wachen / gewisse Cloacen tragen / und Morgens frühe wieder abnehmen müssen / und den Chinesern für Taback / und Pinen / geben / welche damit Ihre Gärten / und Felder / düngen.

Dessen Bollwerck und Bevestigung. Es seynd aber bemelten Bollwerck vier; Das erste die Perlin[WS 34] genennet: Das andere der Diamant: Das dritte der Rubin. Das vierte der Saphier / welche alle von Steinen / die auf ein drey Meil davon / von den Klippen in etlichen Insulen / gebrochen werden / aufgeführet / abhangige Schieß-Löcher haben / und mit schönen fruchtbahren Bäumen / sonderlich Mangos, und Limonien / besetzt sind. Zwey Thor gehen in das Castell, die Wasserport / und das Landthor / welche beyde einen gewölbten Eingang haben / und ein Aufzieh-Brucken / mit einem starcken eisern Fall-Gattern / auf die Art / wie hier in unserm Patria unter den Thoren zu sehen.

Der Stadt Aussenwerck. Die Stadt selbst ist mit treflichen Aussenwercken eingefangen / als disseits des Wassers / fürs erste / mit der Pünte[WS 35] Küllenberg: Fürs ander / Seeburg / worauf Ich lange Zeit gelegen: Fürs dritte Gröningen: Fürs vierte / Ober-Issel: Fürs fünfte West-Frießland: Fürs sechste / Utrecht: Fürs siebende / Zeelandia: Fürs achte / Nassau: Fürs neunte / Dijes. Uber dem Wasser / an der neuen Port / wo die Hauptwacht / ist fürs erste / die Pünte Grünberg: Fürs ander / Hollandia: Fürs dritte / Amsterdam: Fürs vierte / Gelderland / welches Werck sehr groß und stattlich ist: Fürs fünfte / Rotterdam / daher es eben kommt / weiln den Einheimischen nicht zu viel zu trauen / daß Batavia immer auf die zwey tausend Mann Besatzung haben muste; deßwegen Sie Ihre Wachten / sonderlich zu Nachts / auch scharf bestellen. Gleich um sieben Uhr werden Sie aufgesetzt / und muß Jedwedere zwo Stunden stehen. Denn die erste wird um Glock neun abgelöset: Die andere um Glock eilf / und so fort. So bald Scharfe Wacht daselbst. als neun Uhr ist / und die Glocke in der Forteresse gelitten worden / darf die Schildwacht bey Lebens Straff keinen passiren lassen / Sie habe denn zuvor den Corporal von der Wacht geruffen / und von deme Licenz bekommen. Auf dem Wall aber lässet man um solche Zeit gar niemand / als die Haupt-Runde. Einer Schildwacht aber begegnete einsmahls ein lustiger Streich. Denn da Sie Jemands gewahr wurde / der eine zimliche Last auf den Rucken trug / und Ihn auf Indianisch anschrye: Wer da ? Dieser aber wieder auf Indianisch antwortete: Es wäre ein Maleyer! ruffete die Schildwacht Ihren Corporal. Der aber / da Er kam / und wissen wolte / Eine wunderliche Begebenheit. was Er im Sack hätte / und von Ihm hörete / daß Er Holländisches Fleisch trüge / stellte Er / Unser Corporal, Sich / als ob Er visitirn wolte; Mein guter Indianer aber / wurf den Sack geschwind herab / und sprang wie ein Hirsch davon. Als man aber den Sack öfnete / stack ein anderer Sack darinn / eine Holländische Dame / die gedachter Indianer in ein ander Haus / zu einer guten Compagnia bringen solte / um die Zeit zu kürtzen / weil Sie für der Noht / derer die Dame abhelfen solte / nicht schlaffen könten. Als mans aber recht besahe in der Wacht / baat Sie mächtig / Ihr williges Hertz auch andern Dürftigen zu dienen in Geheim zu halten / darum Sie ein merckliches der Wacht spendiren wolte. Da Ich weg zog / lebte die ehrliche Madame noch zu Batavia, derer auch der Name geblieben / daß mans von derselben Zeit an das Holländisch Fleich getituliret hat.

Ihre Müntz. Keine eigene Müntz führet die Compagnia daselbst / die Sie selber [19] prägte / welches Sie Sich zwar einsmahls unternommen / und Sorten wie Reichsthaler geschlagen / auf einer Seiten das Wappen von Batavia, ein Schwerd mit einem Rosen-Crantz umwanden / darauf die rund umgechriebenen Buchstaben B A T A V I A; Auf der andern Seiten der Compagnia Wappen: aber durch sondern Befehl der Herren Staden / und Prince von Uranien / wieder abthun müssen / und so wohl deren Müntz: als Portugäsische / Spanische / Mohrische Ducaten führen: an der Scheid-Müntz aber Stuber[WS 36] / und ander Holländisch Geld.

Ihre Victuales Sonst ist allerley Victuales[WS 37] allda zu haben / mit gewissen Maas / und Gewicht / welches alle halbe Jahr / ein gewisser darzu verordneter Officier visiret, und mit einem sonderlichen Zeichen bemercket / wie bey Uns das / so genandte / Aichen ist. An Getranck ist das Zucker-Bier treflich gut: An Speisen ist gut Brod / Käß / Reiß / Eyer / Kümmerling / Salat ; ein sonderlicher Fleisch- und Fischmarck / von welchem nicht weit / Anno Christi 1657. mitten inder Stadt / eine neue Pünte oder Werck aufgeführet worden ist. So pflegen auch die Sclaven in Körben Brod / und Milch / herum zu tragen / und auszuschreyen / auf die Art / wie es allhier zu geschehen pfleget durch Bauren-Mägde. Es hat seine ofne Garkücken / darinn man gebraten / und gesotten / haben kann / Hühner / Gänß / allerley Fleisch / was das Land trägt / und bey den Chinesen, die da häufig wohnen / auf Ihren Buden oder Laden / Salat / ein Schüssel mit Pfeffer / Krüglein mit Oel und Essig / das alles einer Selbst nehmen / und Sich nach eigenen Belieben Wildpret. zurichten kann / um ein gewiß Geld / wie er will. So fehlet auch an Wildpret nichts / Schweinen / Hasen / Hirschen / wilden Hühnern / und Hahnen / die man Buschhüner nennet / und von der Schwartzen in Wäldern mit Tygerfleisch und Steinbock gutes Geschmacks. Schlingen gefangen / und verkauffet / werden. Es finden sich auch Tyger / derer Fleisch sonderlich für die Engbrüstigkeit helfen soll / und Mir gutes Geschmacks fürkommen ist; Steinböck / die so gut als junge Rehlein zu essen sind; Büffel / Elend / die ein trocknes Fleisch haben / und deßwegen Das Elend hat ein trocknes Fleisch. mit Speck wohl durchzogen werden muß / so mans geniessen will.

Rhinocer starck Thier Es halten sich im Wald auch Rhinocer auf; Das ist ein ungeheuer Thier / und hat * zween Schild auf seinem Leib / auf der Nasen ein starckes Horn / an den Füssen einem Elephanten gleich / dessen Meister es auch wird / wenn sie miteinander streiten; sintemahl es einer unglaublichen Stärck / also / daß es auch zimliche starcke Bäume umreissen kann; massen dann Anno 1647. eines / nachdem es zween / zwar nicht tödliche Schüsse bekommen / lebendig gefangen worden / und weil es noch sehr jung / als thäte man grossen Fleiß / dasselbige zahm zu machen / und aufzubringen; An denselben befunde man / wiewohl es kaum drey Spananne hoch war / solche Stärcke / daß Sich Jedweder darüber verwunderte / und wiewohl kein Fleiß an ihm gespahret wurde / kunte es doch nicht gebändiget werden / sondern starb in wenig Tagen; sonsten werden ihrer oftmahls gefällt / und dem General die Haupter / oder Rüssel / samt dem Horn (welches in hohem Werth gehalten wird) gebracht: seynd aber wegen ihrer Stärck und † Graumsamkeit nicht wohl lebendig zu bekommen.

* Joh. von der Behr gedenckt dessen auch / L. c. pag. 22. Neuhof aber schreibt am 348. Blat / es wärtn keine Schild: sondern nur viele Kerben / Streifen und Falten / wie Schilde anzusehen. Sonst sey die Haut am Ihm dunckel / aschenfarbig / wie des Elephanten / der Leib glatt / und ohn alles Haar / auch die Haut so voll Streifen und Falten / so über einander liegen / und so hart / daß mans mit einem ponischen [20] Saibel[WS 38] kaum durchhauen kann. Es hat ein Maul / spricht Er ferner / dem Saurüssel fast ähnlich / doch nicht so stumpf: sondern was spitziger / und über Seine Gestalt. den Nasenlöchern führt es ein spitziges scharfes aufwertsstehendes Horn / so gemeiniglich schwartz / zum öftern aschenfarbig / und bißweilen / wiewohl nur selten / weiß vom Farbe. Seine Grösse / und Dicke / aber ist beynahe wie des Elephanten / ohne daß es viel kürtzere Bein hat / welches sein Ansehen weniger verringert. Sein Futter ist stachlicht Laub / und Dornzweig / welche Ihm die Zunge / weils überaus hart / im geringsten nicht verletzen; es gruntzet wie die Schwein; Sein Fleisch aber welches die Mohren essen / ist so hart und zehe / daß es stählerne Zungen seyn müssen / die es zerbeissen wollen. Es ist sonst die Art und Natur dieses Thiers / daß es niemand Schaden thut / es sey denn von Ihm beleidiget / und zum Zorn gereitzet / und wo das geschehen / wütet und tobet es greulich / nicht allein wider Seinen Beleidiger: sondern alles / was auf dem Weg gehet / und stehet / so gar / daß es auch grosse Bäum mit Gewalt zur Erden wirft. Wann es einen Menschen nidergeworfen / lecket es Ihn mit Seiner rauhen und scharfen Zungen zu tod; darnach frisset es Haut / und Fleisch / und lässet die Knochen liegen; anderst wie der Löwe / welcher auch die Gebeine zermalmet.

Seine Graumsamkeit. † Ein sehr denckwürdig Exempel der Graumsamkeit dieses Thiers / erzählet der berühmte Scribent Jacobus Bontius[WS 39]: Als ohnlängst / spricht Er / der Secretarius unserer Stadt Batavia, auf der Insul Java, Ditericus Jemming mit zween andern zur Lust in den Busch geritten / traf Er an einem morastigen Orte einen Rhinoceros mit seinen Jungen an; welcher / als Er diese Leuthe sahe / aufstund / fein langsam zurück gieng / und seine Jungen / vor sich her / nach dem Busche trieb / auch dieselben / wo Sie bißweilen stehen blieben / mit dem Rüssel fortstieß. Inmittels war einer von den dreyen hinter dem Thier her / und gab Ihm mit einem Japonischen Säibel von hinten zu einen Hieb nach den andern; aber die Haut war so dick / daß auch der stärckste Hieb nicht durchgieng: sondern nur etliche weisse Strieme sich auf den Rucken und Lenden sehen liessen. Das Thier lidte alles mit Gedult / so lang / biß es die Jungen unter die Dornbüsche verstecket: Nachgehends aber fieng es an heftig zu gruntzen / brummen / rumoren / wüten und toben / flohe auf den Reuter zu / und erwischet Ihn / da Er noch fechten wolte / bey den Hosen / welche bald kürtzer wurden; das Pferd aber / so vielleicht klüger / als der Aufsitzer / sprang eilig zurück / und nahm die Flucht / dem folgete das Thier mit aller Macht und war im Lauffen gantze Bäume / und alles was im Wege stund / mit grossen Knall zu Boden. Als der Reuter wieder an den Ort kam / da Er Seine Geferten gelassen / und das Thier Selbige ansichtig ward / verließ es den Reuter / und gieng auf die andern loß / welche / dessen Grimm zu entgehen / Sich hinter zween Bäume / so kaum zween Füß voneinander stunden / verkrochen. Da wolte das tumme Thier / zu Ihren Glück / zwischen die beyde Bäume durchdringen / wovon selbige / nicht anderst / als Rieth / gebeuget wurden / kunte aber doch Seinem dicken Leib keinen Durchgang verschaffen. Unterdessen bekamen die hinter den Bäumen / Zeit und Gelegenheit / Ihre Röhr zu lösen; davon das Thier mit einer Kugel recht durch das Gehirn geschossen / und gefället ward. Neuhof l. c. p. 348. In Bengala,[WS 40] solls / Mandelslo Bericht nach / L. III. p. m. 182. die größten Rhinocer geben / derer Hörner / und Blut / man für ein gewiß Remedium wider den Gift halte.

Ziebethkatzen. Ferner finden sich auch daselbst Zibethkatzen[WS 41] / zu welchen allerley Waidwerck der General in dem Castell, und andere hohe Officiers, Ihre eingene Wildmeister haben / die immerzu etwas bringen.

In Bengala wird auch viel Ziebeth[WS 42] gesamlet / welchen aber die Einwohner sehr verfälschen / wie ingleichen Mandelslo bemercket / l. c. Von den Biesenkatzen[WS 43] / [21] und wie sie in West-Indien gefangen werden / ist wehrt zu vernehmen / was Hemmersam[WS 44] in Seiner Guineischen Reis-Beschreibung / am 28. Blat / meldet / es wären Fallen vom starcken Holtz gemachet / in der Mitte abgetheilet; in hindertheil werde ein Hahn gesetzet / wann solcher schreye / und von diesen Ziebeth- oder Biesen-Katzen gehöret werde / lauffen Sie hinein / solchen zu fangen / und fangen sich selbst / und werden zu zehen / auch zwantzig / Gulden verkaufft. Solcher Katzen werden auch in Ost-Indien viel gefunden. Die Mohren nennens Kankan. Der Agali,[WS 45] so Sie ihnen abnehmen / und saubern wissen / wird theuer verkauffet; wollen wohl gehalten seyn im Essen / und halten sich doch sauber; sind gestalt wie ein Fuchs / haben einen Schwantz wie ein Katz / und sind am Leib gesprengt wie ein Wie man ihnen den Biesen nehme[..] Leupart[WS 46]. Die Männlein / und die wildesten / sind am besten. Und ferner spricht Er am 88. Blat: Wann man ihnen den Biesen nehmen will so langt ein Mohr mit einem langen Sprüssel / einer Hand breit / hinein / die Katz vest zu halten; ein anderer aber ziehet Sie bey dem Schwantz durch das Gitter / oder Sprüssel / heraus / auf die Helfte / und hat das Männlein am Hintern ein Fell wie ein Säcklein / welches eine Mohrin umwendet / und mit einem höltzernem Messer den Biesen abschabt / welcher gantz weiß aussiehet / wie ein Eyter / und riechet gar starck / und dieses thun Sie die Wochen zweymahl / und werden gar wohl gewartet mit lauter guter Speiß als Hühner / Tauben / Geißfleisch und dergleichen.

Was sonsten auf der Insul Java, untern den Thieren daselbst / sonderlich für grosse Schlangen anzutreffen seyn / davon wird unten Meldung getahn werden. Herport[WS 47] sagt pag. 20. auch von Salamandern einer Spannen lang / von denen die Physici Salamander sind giftig. zwar schrieben / daß sie in keinem Feuer verbrennt werden; es wäre aber in der That befunden worden / daß sie / wie andere Thier / verbrennen; (Der alte Dioscorides[WS 48] hat das auch schon zu Seiner Zeit wahrgenommen / da Er wiese / zu was dessen Aschen dienen. L. II. c. 67.) wiewohl sie in der grösten Noth Ihr Wasser von sich schössen / welches sehr scharf und vergiftet sey. Nach Jürgen Andersen Aussag Heiset Jecko. / L. I. p. 10. ists das Thierlein / so Sie Jecko[WS 49] nennen / und in den Gemächern / und Löchern der Erden hin und wieder / gefunden werde / von Grösse / und Proportion, eines Eydexes / sehr giftig / und gefährlich / bey den Einwohnern. Denn / wie Er ferner schreibt / p. m. 31. wann einer von dem Jecko gebissen wird / ist kein Remedium[WS 50] dar / muß unfehlbar sterben. Sein Gift ist so durchdringend / daß wann sein Urin auf einen Menschen fällt / Er davon vergiftet wird / und komme in Lebens-Gefahr. Ich / sind ferner Seine Wort / habe in Batavia auf der Rüstkammer gesehen / daß der Urin des Jecko / so auf den Harnisch gefallen / daß harte Eisen / in Tag und Nacht / durchgefressen hatte / gleich wann es das schärfste Scheidwasser Affen / Ratten und Mäuß mit Flügeln. gewesen. Man fände auch fliegende Affen / fliegende Ratten / spricht Herport weiter / und eine Gattung fliegende Mäus / die so groß wären / als eine gemeine Katz / und ihre Flügel als die Storchflügel / und waren doch geformiret wie eine gemeine Jahrvögel. kleine Fledermaus; ingleichen allerley Gattungen Papagey / Jahrvögel / die alle Jahr / so lang sie leben / auf ihrem Schnabel ein Zeichen bekämen. Von Ratten hat obgedachter Andersen das bemeldet / daß nicht viel kleiner / als ein Bratfercken wären / und nach den Katzen nicht viel fragten / auch gemeiniglich die Victori wider sie erhielten / wie Er denn in Ihrer Factorey alldar gesehen / daß eine Ratte der Katze / so nach ihr bisse / an die Nase gefahren / und vest gehalten / daß sie laut zu schreyen angefangen / und froh wurde / daß sie von der Ratte errettet worden.

Wald-Menschen. Noch eines sollen wir sonderlich nicht auslassen. Eine Art Affen / schreibt Er / sey da / welche von den Einwohnern Orang Urang,[WS 51] das ist / Wald-Menschen genennet würden. Was das für Sorten seyn / kann der schon oft-gedachte / und um so vieler Experienz, und Selbst um vielfältigen eingenommenen Augenscheins [22] willen oft in Ehren zu gedencken würdige Neuhof / mit solchen Worten bemerket: Im Reich Gannan[WS 52] ist ein Tiehr / Fese genannt / welches beynahe eine menschliche Gestalt hat. Es ist lang von Armen / schwartz / und rauch / auf dem Leib / schnell von Füssen / und lachet überlaut wie ein Mensch; aber es frisset und verschlingt den Menschen / wo es Sein mächtig wird. Deßgleichen werden auf dem Berg Toyung bey Cungking[WS 53] in der Provinz Suchuen,[WS 54] Affen gefunden / so an Gestalt / und Grösse / dem Menschen gar ähnlich sind. Diß Thier hat an den Weibern einen Narren gefressen / daher es oft etliche entführet / seine Lust damit zu büssen. Nun setzet Er ein neues Zeugnuß darzu / Herren Nicolai Tulpen / Artzten und Burgermeistern zu Amsterdam / dessen Arnold Montanus,[WS 55] in denckwürdigen Gesandschaften an den Käiser zu Japan, p. m. 128. auch erwehnet / daß Er in Seinen Medicinischen Anmerkungen Ein Indianischer Satyr. / dieses bezeichnet habe : Es ist zu unserer Zeit ein Indianischer Satyr aus Angola gebracht / und Seiner Hoheit dem Printzen von Oranien, Friedrich Heinrich / zum Geschenk præsentiret worden. Selbiges war ein vierfüssiges Thier / dem Menschen sehr ähnlich / und wird von Indianern Oran Outang, das ist / ein wilder Mensch genannt. Es war so lang ein dreyjähriges / und so dick / wie ein sechsjähriges Kind: Sein Leib war weder fett noch mager / etwas viereckigt / fein hurtig und artig / auch von so vesten und starcken Gliedern und Armen / daß es schier thun kunte / was es nur wolte; von fornen war es gantz kahl; von hinten hat es überahl schwarze Haar. Das Angesicht war rauch / und gestalt wie ein alt Zahn-loses Weib / mit einer eingedruckten breiten oder blatten Naser; es hatte Ohren / wie ein Mensch; es hatte Brüst / (weil es ein Weiblein ist) mit zweyen runden Zitzen; der Bauch hatte einen was tieffern Nabel; die ober und unter Glieder waren den Menschen so gleich und ähnlich / wie ein Ey dem andern ist. Der Elnbogen hatte seine gebührende Gelenck / die Händ ihre vollkommene Finger; der Daum die rechte Gestalt eines Menschen-Daumens. Die unter Glieder ihre Waden / und die Füsse rechte natürliche Fersen / und solcher feinen und wohlgestalten und formirten Gestalt / konte es gerad und aufrichtig gehen / auch eine zimliche schwehre Last gar leichtlich aufheben und tragen; wenn es tranck / fasset es mit der einen Hand den Handgriff der Kannen / und mit der andern lenckt es dieselbe zum Mund; Und wenn es truncken / wuste es fein zierlich das Maul / wie ein höflicher Menschen / zu wischen; Im Schlaffen war es so behend / daß es den Kopf was höhers / und gleichsam auf ein Küsse leget / auch den Leib so artig zudeckte / als ob da ein zarter Mensch wäre gelegen. Der König zu Sambaces, hat meinem Nachbarn / Samuel Plommert / erzählet / daß diese Satyren / sonderlich die Männlein / auf der Insul Borneo, so arg und kühn seyn / auch so starcke Arme haben / daß sie wohlgewapnete Männer anfallen dürffen / nicht weniger Weibs-Personen / die sie zuweilen in ihrer Brunst nohtzüchtigen: Dannenhero die Indianischen Weiber solche Puschagien / darinn diese unverschämten Thiere sich aufhalten / fliehen und meiden / wie eine Pestilenz. So weit Neuhof / p. m. 352.

Allerley Nationen da / die stärckste doch die Chinesen, so ein künstlich Volck. Von allerley Nationen ist es sehr populiret; die Stärckesten aber sind doch die Chineser, ein nahrhaft Volck / in allerley Negoce mit kauffen und verkauffen / auch in allerley Handwercken / geübet; können auch alles nachmachen / was die Holländer machen / ausser daß Sie keine Wagen-Winden machen können.

Ihre * Kleidung betreffend / haben etliche weise: etliche blaue Küttel Der Chineser Kleidung. an / oberwarts des Leibs / die grosse lange Ermel inn haben / daß man / wann Sie einher tretten / keine Hand sehen kann; dergleichen Farb sind auch die Unterhosen: aber sehr weit; vorwerts haben Sie Ihre Beutel hangend / worinn Sie Ihr Geld verwahren: breite Schuh / oder viehlmehr

[22a]

Das Spatium, diese beyde Kupffer hinein zu drucken / hat der Buchdrucker zu machen übersehen : derowegen der Buchbinder solche dem 22. Blat beyfügen wolle : Die Beschreibung des untersten Kupffers / wird der günstige Leser an dem 44. Blat finden. [23] Pantöffel / darein Sie nur schlieffen ; es sey denn daß regne / so gehen Sie auf Holtz-Schuhen / nach der Capucciner Art.

* Neuhofs Beschreibung nach ists / mit der Chineser Kleidung in Ihrem Chineser tragen keine Hemder über den blossen Leib. Land / also bewandt: Uber den blossen Leib tragen Sie keine Hemder von Leinen / wie die Europæer: sondern weisse baumwollene Röcke / die Sie unten / nahe bey den Schuhen / um die Beine zubinden. Uber diesen Unter- oder Leib-Rock haben so wohl die Weiber / als die Männer / einen langen / biß auf die Füsse hangenden / Uber-Rock Ihr Habit von grüner Farb am meisten[WS 56]. dazu die Grossen und Fürnehmen gläntzendes Seiden-Zeug / mit Drachen-Bildern gezieret: gemeine Leut aber gar schlechtes Seiden-Zeug / oder Baumwollen-Tuch / gebrauchen / wobey aber allerseits die grüne Coleur am üblichsten ist / und befindet sich in Gestalt solcher Männer- und Weiber-Röcke kein Unterschied / ohne daß die Ermel der Weiber Röck oben / und unten / gleich weit; der Männer Röck aber vor den Händen was enger seyn. Die Männer schlagen Ihre Röcke im gehen / vor der Brust / übereinander / und haben das über- und untergeschlagene unter den Armen vest gemachet; aber die Weiber binden sie nur um der Brust mit einer Gürtel zusammen.

Chineser Schuhe. † Die Schuhe / so man in Sina trägt / sind den unseringen / beydes die Form / und Materie, betreffend / sehr ungleich. Denn Sie viel eine zierlichere Gestalt haben / forne spitz zulauffen / und einen gar bequehmen Gang geben. Schuh vom Leder / wie in Europa überahl gebräuchlich / tragen daselbst nur die Geringen und Armen / und ist solches Leder gemeiniglich gelb gefärbet; aber die Grossen und Reichen lassen Ihre Schuh oben von blauen / oder rothen / Seiden-Zeug / und unten von wöllenen Tuch / zurichten / weil Ihnen auch beschwehrlich fället / auf ledernen Solen zu gehen; Und von dero Weibern ist bekannt / daß Sie mehrentheils Ihre Schuh mit eigenen Händen machen / forne mit Perlen / und Rubinen / besetzen / auch zuweilen mit gesticktem Laubwerck zieren.

Chineser Hüte. Die Hüte sind rund / und von Pferd-Haar gemachet; der Gelährten aber allein [24] sind viereckigt. Des Winters braucht man Mützen von Seiden-Zeug / oder Baumwollen-Tuch / die gemeiniglich mit einem Zobeln Rand versehen.

Wie es Jürgen Andersen[WS 57] befunden / wollen Wir noch dazu setzen / um weniger Zweifels willen. Die Chineser / schreibt Er Lib. III. p. m. 135. tragen keine Hemder: sondern an derer Statt lange Unter-Röcke / und sind also gemachet / daß man sie an den Beinen / als Hosen / zubinden kann. Etliche tragen auch Hosen / die man um den Leib zuschnüret. Hierüber haben Sie einen langen Rock / mit sehr weiten Ermeln. Auf dem Kopf tragen Sie / an Statt des Huts / einen Deckel / wie eine Stürtze über den Topf / so gemeiniglich von Pferd-Haar gemachet; des Winters aber eine gefütterte Mütze / mit ein wenig Rauchwerk umher; Die was Fürnehmes seyn wollen / gebrauchen Sich auch der Zobeln. Die Schuhe sind in gemein von gelben Leder / etliche auch mit blau Seiden-Zeug überzogen.

Chinesen halten viel auf Ihre Haar. Sonderlich nett sind Sie in Ihren Haaren / * die Sie alle acht Tage durch Ihre Barbierer / reinigen / und flechten / lassen / wie bey Uns die Weiber / die Ihre Zöpfe Schlangen- oder Schnecken-weise legen; Mitten durch haben Sie eine silberne Haarnadel gezogen / und zu End der Haar einen Kamm von Schildkröten / darüber ein Netz / wie ein Haarhauben / gezogen ist von schwartzen Pferdhaaren / welches in Batavia sehr kostbahr gehalten wird / daß / wer erstesmahls einen jungen Chinesen sihet / nicht anderst meinet / als ob Er ein Weibs-Person sehe; halten auch so vest über ihre Haar / † daß / wie Sie denn gewaltig gern spielen / wann Sie Hauß und Hof / Weib und Kind / Haab und Gut / aufgesetzt / und verspielt haben: Zu Chinesen spielen gern. allerletzt erst um Ihre Haar spielen / und so das auch hin ist / Sich willig in Dienste begeben / Freyheit / und alles / ungeachtet.

* Jürgen Andersen confirmirets / Lib. III. p. m. 134. feq mit solcher Erzählung: Sie lassen Ihre Haar alle Morgen kämmen / oder kämmen Sich Selbst / so wohl Arme / als Reiche / und führen sie aufwarts am Kopf / und winden es auf dem Wirbel in einen Knotten / oder schlagen Sie / wie die Europæer Ihren gehechelten Flachs / in Reisen zusammen. Sie setzen auf den Kopf von Gold / Silber / oder Pferd-Haar / als ein Netz / gestickte Mützigen / oben mit einem runden Loch / aus welchem der gewundene Haar-Knotten gehet / und haben denselben gemeiniglich mit einer güldenen / silbernen / oder kupfernen Nestel-Nadel / wie nach Er vermögend ist / bestochen. Die jungen Leut aber haben Ihre Haar abgeschohren / ohn allein auf dem Wirbel zeugen Sie einen Haarlocken / den Sie herunter hangen lassen; wann Sie aber zu Ihren mannlichen Alter / ins zwantzigste Jahr / kommen / lassen Sie selbige / wie die Alte / wachsen / und handtiehrens auch also.

Joh. Neuhof / da Er die Ubergab der Stadt Xaoking dem Tartar / erzählet / spricht: Selbige ergab sich bald / wäre auch wohl dabey geblieben; ja vielleicht hätten alle Süder-Städte Ihr darinn gefolget / wann nicht die Tartarn so schleunig und hart auf das Haar-abschneiden gedrungen. Da Sie aber ein ernstlich Mandat publiciret / daß Jedermann die Haar / bey Verlust Seines Kopfs / nach Tartar Manier solte schehren lassen / haben so wohl Bürger / als Soldaten / zum Gewehr gegriffen / und so lang für Ihre Haar gestritten / biß Sie die Siegenden und Triumphirenden Tartaren / nicht allein zur Stadt hinaus: sondern auch wieder zuruck / über den Fluß Cienthang, geschlagen / etc. Bißher gedachter Autor Seiner Sinischen Reiß-Beschreibung / p. m. 400.

Ich habe derer Selbst gekennet / die durch das Spielen dreymals reich / und wieder arm / worden sind. Einer unter Uns / Namens Hans Heinrich von Wehrt / vexirte Sich einsmahls / und setzte einem Chinesen Sein Kostgeld / welches auf anderthalb Reichsthaler lieffe / und gewunne [25] Ihm Haus und Hof / Weiber / und Kinder / und alle Sein Haab und Gut / ligend und fahrend / ab / welches die andere Seine Landsleut auf die drey tausend sechs hundert Holländische Gülden geschätzet haben. Das Geld aber und die Güter behielt Er. Sein liebstes Weib / und Kinder / gab Er Ihm wieder: Die übrige wurden gleicherweiß zu Geld gemachet.

† Herport nennet Ihr Spiel / theils mit Karten / theils / und meinstentheils mit Zahl-Pfenningen / am 107. Blat. Johann von der Behr nennet auch Seiner Cameraden einen / namentlich Jean Clauß von Enckhausen / der auch ein anderthalb Taler an einen Chinesen gewagt / und mit dem wenigen Geld / Hauß und Hof / Weib / und Kinder / und alle Seine fahrende / und ligende / Güter abgewonnen habe / auf die vier tausend Holländische Gülden.

Von Bärten sind Sie zwar lang / aber nicht dick: sondern einzählhärig / und können durchaus nicht leiden / daß man Sie betaste.

Von Ihren Nägeln hat Andersen auch etwas gemercket / das Er Selbst gesehen hat. Die Manns-Personen / spricht Er / Lib. III. p. m. 135. lassen an Mitteltheils an Gold-Finger / der lincken Hand / die Nägel lang wachsen / daß Sie forne zusamm gehen / fast wie die Vogel-Klauen. Ich habe gesehen / daß etlich Chinesen selbige an Statt der Ohr-Löffel gebraucht. Etliche lassen auch alle Nägel an der lincken Hand wild wachsen / und schneiden Sie nimmer ab; sonderlich die / so selbige Hand zur Arbeit nicht viel zu gebrauchen haben. Hemmersam / pag. 36. hat das auch an den Mohren gefunden / daß / welcher für andern angesehen seyn wolte / sehr lange Nägel / an vorhin langen Fingern / wachsen lasse; hieltens aber sauber / und wären Ihnen oft nütz- und dienstlich zum eiligen Gold-auswägen / wenn Sie keine Löffel hätten / solches damit aufzufassen.

Chinesen Weibervolck. Ihre Weiber sind / zu Batavia, meinstentheils erkaufte Sclavinen, von der Insul Baly,[WS 58] oder Maccasser,[WS 59] nicht schwartz / wie die Mohrinnen: sondern gelb / und derer einer so viel haben darf / als Er kauffen / und erhalten / kann / und wenn Er stirbt / werden Sie von Seinen Freunden / und nechsten Erben / entweder behalten / oder wieder verkauffet / biß auf eine / die Er am liebsten gehabt hat / welche einen Frey-Brief bekommt / und hin heyrahten darf / wo Sie will; dergleichen denn öfters / sonderlich so Sie wohl begüttert Chinesen und Holländer wonen untereinander. waren / und Christinnen wurden / an die Holländer / die nicht selten mit den Chinesen in einem Hause wohnen / obern oder untern Gahden / Sich vermählet haben. Zu meiner Zeit sagte man vor gewiß / daß nicht mehr: als drey rechte gebohrne Chinesen-Weiber / * sehr klein von Person / zu Batavia Man findet nit viel Mägdlein unter Ihnen. wären / wiewohl auch sonst wenig Mägdlein unter Ihnen zu finden sind: aber viel Knaben / und als Ich einsmahls nachfragte / wie das käme? vertrauete Mirs ein Chineser, und sagte: Wann eine unter Ihnen schwanger wäre / so behielten Sie es drey / vier / Monat / ehe Sie gebähre / daheim / damit nicht erfahren würde / wann Sie niderkäme. Brächte Sie nun ein Mägdlein / so würgte mans alsbald: wäre es ein Knab / so liessen Sie Ihn leben. Darum hielten Sie es so verborgen / daß Sie nicht in Gefahr kämen / weil Ihnen der Hals wieder darauf stünde / oder mit grosser Summa Gelds Sich lösen müßten. Wann Sie säugen / nehmen Sie einen Reif von einem Faß / oder eine starcke Weiden von einem Baum / und zwengen damit Ihre Brüste in die Höhe vest zusammen / auf daß sich die Milch nicht verlauffen mögte.

* Hugo von Lindschotten setzt die Ursach / warum die Chinesen-Weiber so klein wären / L. d. c. 23. p. m. 63. Sie halten es für eine Zierd / spricht Er / wenn Sie kleine Füß haben / binden Ihre Füß derhalben gantz vest von Jugend auf / damit Sie [26] nicht vollkömlich auswachsen. Sie können sehr schwehrlich zu Fuß gehen / stellen Sich / als ob Sie halb lahm wären / welchen Gebrauch / und Fund / die Männer haben aufbracht / damit Sie Ihnen das viel hin und wieder Lauffen wehreten und erleideten. Denn Sie sind sehr eiferig / und über die masse geil; Jedoch hält man es ohne das für eine Zierd und Wohlstand am Weibs-Volck.

Neuhof schreibt abermahl / l. d. p, 263. Alle Weiber in Sina sind kleiner Statur, und meinen / daß die höchste Schönheit in der Füsse Kleinheit bestehe. Um welcher Ursache willen Ihre Füsse / von Kindheit auf / gar hart in Schechte gebunden / und bewunden werden / damit Sie ihre natürlich Grösse nicht bekommen: sondern gantz zart / schmahl und klein bleiben mögen. Es läst sich ansehen / als ob dieß eines verschlagenen und arglistigen Kopfs Findlein sey / um dergestalt das Weiber-Volck nur im Hauß zu behalten / und Ihr vielfältiges Ausgehen / welches da zu Land den Weibern eine grosse Schand / und Ihren Männern keine geringe Verkleinerung ist / zu verhindern; Wiewohl man saget / daß weiland eine Käiserin in Sina gewesen / die Sich nicht wohl zu Fuß / im übrigen aber sehr lieblich und wohlgestalt befunden. Dieser zu gefallen haben die Weiber anfänglich den Gang verstellet / und Ihr was nachgehincket; endlich habe solche Gewohnheit dermassen überhand genommen / daß die Weiber / so am schwehrsten gehincket / vor die Vollkommensten gehalten worden. Diß Einschnüren und Zusammenbinden verursachet oft in den jungen zarten Füssen / daß sich der Wachstuhm daraus verlieret / und Sie gantz verdorren / und lahm werden.

Johann von der Behr schreibt in Seinem Diario, pag. 31. daß zu Seiner Zeit nicht mehr als Sechs zu Batavia gewesen seyn sollen; auch sonsten wenig Mägdlein. Die Rationem rationis aber hätte Er nicht penetriren können. Neuhof aber weisets. In etlichen Provincien in Sina selbst / spricht Er / l. d. p. 268. sey der Kinder-Mord / zumahl der Mägdlein / unter dem Pöfel sonderlich / nicht heimlich: sondern geschehe offentlich für Jedermans Augen / und solches nur aus Furcht / damit Sie hernach die Noht nicht zwingen möge / Ihre Kinder feil zu bieten / und unbekannten Leuten hinzugeben. Gleichwohl duncket Ihnen solche Grausamkeit durchaus nicht abscheulich / in Ansehen des Irthums / so die Versehung der Seelen aus einem Leib in den andern genennt wird. Dann weil Sie glauben / daß die Seelen der Sterbenden in andere Leib fahren / beschönen Sie solche abscheuliche Grausamkeit mit dem Deckel der Gottesfurcht / und sagen / daß Sie bey den Kindern / die Sie ums Leben bringen / sehr wohl thun / weil Selbe aus Ihren erbärm- und kümmerlichen Zustand / desto eher zu einen bessern und glückseligern befördert werden.

Chinesen Hochzeiten. Wann Sie allda Hochzeit machen / gehen Männer / und Weiber / in einer absonderlichen Procession und des Manns nechste Freunde tragen Seinen Reichthum öffentlich in Händen vorher / als Sein Silber-Geschmeid / Geld / Ring / Ketten / und dergleichen. Für Ihren Häusern (wie auch innwendig) sind die Säulen (welche gemeiniglich bey den Eingang stehen) mit allerley Gesträuß und Wedeln umwunden und gekleidet; gebrauchen Sich dabey eines Instruments / wie einer Schalmeyen[WS 60] / und haben Ihr Hochzeitmahl zuweiln im Haus / an einer grossen Tafel; Zuweiln in einem Schiff / unter einem Scharlacken-Himmel / mit Frantzen behänget; wie Sie denn auch / wann Sie unter Segel gehen wollen / und Ihre grosse Schiff schon allerdings geladen / und proviantiret sind / noch einmahl mit Ihrem Boot / in der Stadt herum fahren / auf einer wie Heerbaucken[WS 61] trummeln / Feuer in den Schiffen haben / lustig und frölich mit Ihren Weibern / und Kindern / essen und trincken / und / wenn Sie hernach zu See Sturm haben / tuhn [27] Sie anderst keine Rettung / als daß Sie Ihre Segel einnehmen / obbemeldte Ihre eingeflochtene Haar loß machen / Sich in das Schiff legen / und selbige / weil sie sehr lang / in das Meer hängen / Ihren Gott ruffen / und ferner erwarten / wie es gehen werde.

Chinesen Religion und Gottesdienst. Ihr Gottes- oder vielmehr Abgottes-dienst / wie Ichs bey theils zu Batavia gesehen / ist also: In einem viereckigten Kästlein Ihrer Wohnstuben haben Sie wie einen Altar / darinn ein Bild von Thon gemachet ist / anderthalb Spann lang / schwartz im Angesicht / mit grossen Augen / und rohten runden Strichen herum / einer Papagoy Nasen / und Hörner auf / von unterschiedlichen Farben / das heisen Sie Josin. * Für dem schlagen Ihr Abgot heiset Josin. Sie die Händ zusamm / streichen Ihn gar mit Händen aufs freundlichste / daß Er Ihnen nichts böses thun wolle. Denn ob Sie wohl wissen / Ihren Worten nach / daß ein GOtt sey / der Himmel / und Erden / gemacht habe / den Sie auch oft ein gut Mann heisen: Meinen Sie doch dabey / der Josin sey ein böß Mann / † den müssen Sie ehren / nur / daß Er nicht schade / wie Sie Ihm denn bey nächtlicher Weile / rohte / und gelbe / Wachskertzen brennen / Speis / und Tranck / opfern / und nicht wissen / wie Sie Ihm nur Reverentz genug anthun sollen / und doch den folgenden Tag hernach das geopferte wieder nehmen / und zu Ihren Nutzen verkauffen.

* Was für ein Hauffen Tempel / und Götzen / in Sina sind / ist nicht zu beschreiben. Mit Verwunderung wird eines lesen in mehrerwehnten Neuhofs Beschreibung des Reichs Sina, im 8. und 9. Cap. Wiewohl Er / so viel Ich Mich erinnere / des Namens Jofin nicht gedacht. Dessen aber / derer Chineser zu Batavia, gedenckt gleicherweiß Johan von der Behr / Seiner Reis-Beschreibung am 34. Blat; ingleichen Albert Herport / der noch zweyer anderer dazu Meldung thut / die Sie auch in allen Ihren Häusern hätten / gleichsam auf Altären / welche rund umher / mit allerley gemahlten / und vergülten / Papier / behänget sind; den Sie alle Tag frische Speisen fürtrügen / die Sie hernach Ihren Sclaven zu essen geben. Vor Ihnen brenneten Sie Tag / und Nacht / drey Wachs-Kertzen / oftermahln für jeglichem drey / so mit rohter Farb gemahlet / und mit vergüldeten Buchstaben beschrieben. Sie räucherten auch alle Tag vor Ihnen mit köstlichem Rauchwerck / vergülten Papier / und Sandel-Holtz[WS 62]; wiewohl Sie sonsten / ob schon blinde Heyden / doch glaubten / daß ein GOtt sey / der Himmel / und Erden / erschaffen / Sonn / und Mond / regiere; auch allen Pflantzen und Gewächs der Erden das Wachsthum gebe; welchen GOtt Sie / in Ihrer Sprach / Ziqua nenneten.

† Was sonst seel. Reisender meldet / daß Sie Ihren Jofin ehren / damit Er Ihnen nicht schade / dergleichen werden Wir unten von den Ceilonesern auch hören / und von den Mohren hat Hemmersam / in Seiner Guineischen Reis-Beschreibung am 65. Blat / dergleichen auch gemeldet: Sie bekennen / schreibt Er / und glauben / daß Fetisso der Mohren Abgott wird ausgebetet / daß Er Ihnen nicht schade. ein GOtt sey / welcher from / und Ihnen nichts Böses thue. Aber Ihren Fetisso (so nennens Ihren Abgott) müssen Sie zum Freund behalten mit Opfern / damit Er Ihnen nichts Böses wiederfahren lasse; Und solche Fetissi oder Götter sind bey Ihnen unterschiedlich. Der eine glaubt an einen Baum / der ander an ein Wasser / etliche an Stein / oder Stücker Holtz; Und so Sie essen / oder trincken / legen / oder giessen / Sie etwas auf Ihren Fetissum, damit Er Sie behüten und bey Gesundheit erhalten wolle.

Würdig ist da Herrn Olearii Anmerckung zu lesen / über Jürgen Andersen Erzählung von der Benjanen Abgott / p. 57. Es ist zu verwundern / spricht Er / und höchst zu bejammern / daß es der Teufel bey den Kindern des Unglaubens so weit gebracht / [28] daß Er von unterschiedlichen Nationen in Ost- und West-Indien / nicht nur als ein Fürst der Welt: sondern als ein Gott öffentlich geehret / und angebetet / wird / da Er doch der ärgste Gottes- und Menschen-Feind / und suchet nur / wie Er den wahren GOtt / Seinen Schöpfer / schimpfen / und die Menschen um Ihre Seel / und Seeligkeit / bringen / und in Abgrund der Höllen stürtzen möge. Das wissen die armen Leuthe zum theil wohl / und meinen / Ihn mit öffentlichen Opfer / und Anbeten / zu versöhnen / und gedencken nicht / daß der wahre GOtt / Schöpfer Himmels / und der Erden / über den Teufel zu gebieten habe / daß / ohne Sein Zulassen / der Teufel auch keinem ein Haar krümmen / viel weniger Schaden thun kann. Solcher Teufels-Dienst gehet noch heute / nicht nur in Ost-Indien / sonderlich im Königreich Siam,[WS 63] wie davon Jod. Schutzens Beschreibung dieses Königreichs mit Bestürtzung zu lesen; sondern auch in West-Indien / nicht allein auf dem vesten Lande / am meinsten in Mexica;[WS 64] und Nova Hispania,[WS 65] sondern auch auf den Insulen / wie darvon der vornehme vom Adel / Herr Heinrich von Uchteritz / aus der Insul Barbados[WS 66] glaubwürdig Bericht mitgebracht hat. Dann / als derselbige Anno 1651. im Dienst des jetzigen Königs in Engeland / vom Cromwel[WS 67] gefangen / und in die Insul Barbados zur Sclaverey verkauffet worden / und unter den wilden Leuthen / als ein Sclave / schwehre Arbeit thun müssen / hat Er gesehen / wie die eingebohrne Wilden dieser Insul den Teufel / in einem abscheulichen Bilde / als ein Gott öffentlich geehret / und angebetet. Die armen Leuthe haben vorgeben: Sie wüsten wohl / daß GOtt / welcher im Himmel wohnet / ein guter frommer Mann wäre / der niemand etwas Leides thäte. Der Teufel aber sey sehr grimmig und böse / thäte allen Schaden / der unter Ihnen geschehe / darum müsten Sie Ihn fürchten / ehren / und anbeten / daß Er Sie verschohnete.

Chinesen Mahlzeiten.Wunderliche Maniere haben Sie im essen. Denn Mann / und Weib / ein jedes absonderlich Seine Mahlzeit verrichtet / und / an Statt der Messer und Gabeln / führen Sie beyde / An statt Messer und Gabel führen Sie zwey Creutzweiß gelegte Höltzlein.in der rechten Hand / (die Lincke aber ist gantz verächtlich / weil Sie damit die Posteriora[WS 68] reinigen / und deßwegen einen Eckel tragen / so Sie jemands lincks essen sehen)* zwey Steckelein einer Spann lang / von braunrothen Holtz / die halten Sie / wie gemeldet / in der rechten / Creutzweiß / und sind doch sehr hurtig damit / die Speisen / wie mit einer Scheer / zusamm zu zwicken / und mit auf das Maul zu eilen / weil es alles schon zerlegt / und in kleine Stücklein und Bissen geschnidten ist / ehe mans aufträgt / und so etwas von Fischen ist / ist es von allen Gräten schon abgesondert / daß es keiner Mühe im Schneiden / oder aussuchen / brauchet; Halten auch solche sehr reinlich mit Wasser gesäubert / wie bey Hocken nur auf der Erden / so Sie essen. Uns die Löffel; sitzen aber nit bei Ihren Essen: sondern hocken nur auf der Erden / auf einer Matten von Bintzen geflochten / eine lange Zeit; vor Sich habend ein / drey Schuhe lang / und einen oder anderthalben breites Bret / neben um eingefasset / worinn † Ihre Schüsselein stehen / und wann Sie auch sonst schon recht sitzen auf einem Stuhl / lassen Sie die Füsse nit hangen: sondern haltens Creutzweis übereinander / um Ursachen / die Ich nicht hab erfahren können: aber das hab Ich wohl gesehen / daß Sie mit den Füssen sehr gelenck sind / und nicht nur stehend zum Mund: sondern Chinesen Spiel und Comædien Majan gar in den Nacken legen können. Ihre Spielen ** oder Comœdien aber / die Sie den Majan nennen / sind Mir nicht übel zu sehen fürkommen. Die Reichsten und Fürnehmsten unter Ihnen / machen für Ihren Häusern / auf freyen Gassen / eine rechte Bühn auf / spielen auf instrumenten und Trummeln / haben gewisse Personen / die in allerley Maschera,[WS 69] wie bei Uns / agiren, reden eine langsame gravitätische Sprach / gar manierlich und schön zu [29] sehen; sintemahl es alles bey nächtlicher Weile geschicht / gegen sieben Uhr / mit unterschiedlichen Lampen / schön viereckigt gedrehet / also / daß auf allen vier Ecken ihre Zacken mit hellen Liechtern brennen von Clapperbaum-Oel[WS 70] / werfen dabey viel Racketen / und tantzen über die Maas zierlich / bey einem Instrument von zwantzig / dreyssig / Glöcklein gemachet / die Sie mit höltzernen Schlägelein so behend und wohlklingend schlagen können / daß es sehr anmuhtig lautet / treiben auch oft solche Täntze / biß der helle Tag anbricht.

* Im Land China selbst / bezeuget Neuhof pag. 249. sey der Gebrauch / daß Sie weder Löffel / noch Messer / noch Gabel brauchen: sondern runde Steckelein / anderthalb Hand-Breit lang / womit Sie / nicht ohne sonderbahre Behendigkeit / allerhand Speise in den Mund zu stecken wissen / also / daß Sie dieselbe mit keinem Finger berühren; Diese Steckelein aber wären gemeiniglich von Ebenholtz / Elfenbein / oder anderer harten Materi, gemachet / und an dem Ende / womit die Speise berühret wird / mit Silber / oder Gold / beschlagen / die darum desto bequehmlicher wären / weil alle Gerichte in Stücklein zerschnidten auf die Tafel gebracht würden / ausgenommen weiche Speisen / als Eyer / Fische / und dergleichen; denn man selbige mit gemeldeten Steckelein voneinander thut.

† Ein jede Person / sagt Herport / pag. 108. hat Seine Speiß sonderbahr vor Sich / in kleinen Porcellanen Schüsselein / derer manchsmahl einer ein gantz Dutzet unterschiedlicher Speisen hat / und wann das gröbere Essen heraus ist / setzen Sie das Schüsselein an den Mund / und scharren das übrige / als Brühe / und Reiß / mit dem gedachten Höltzlein hinein. Ihr Tranck / so Sie bey den Essen trincken / ist starck / trincken Selbiges gantz heiß / wird genannt Gucii. Daneben brauchen Sie durch den Tag das Tee-Wasser / welches Sie von dem Kraut Tee, das in China wächset / kochen / trincken selbiges auch gantz heiß / dazu Sie Confect[WS 71] von allerley Zucker-Werk essen. Dieses Wasser vom Tee wird nicht nur von den Chinesen: sondern von allen Indianern / und von den Holländern daselbst / also gebraucht / und wird für eine gute Artzney gehalten.

Was oft Ehren-gedachter Herr Olearius davon meldet / ist wohl wehrt / daß mans dabey wisse. In Seiner Persianischen Reis-Beschreibung / Lib. V. p. m. 599. spricht Er also: Die Perser trincken ein heiß schwartz Wasser / welches gekochet wird aus einem Kraut / so die Ußbeckischen Tartern von Cisatti in Persien bringen. Es hat länglicht spitze Blätter / etwa einen Zoll lang / und einen halben breit / siehet / wenn es gedürret / schwärtzlich / rollet und krümmet sich als Würme zusammen. Es ist aber eben das / was wie Tzineser Thee / die Japaner und Indianer / Chia Chaa nennen; dann bey diesen Nationen dis Kraut in hohem Werth gehalten wird. Die Perser kochen es mit klarem Wasser / Aniß / oder Fenchel[WS 72] / etliche thun auch ein wenig Negelken darzu / und versüssen es mit Zucker. Hat eine constringirende oder zusammenziehende Art. Es wird diesem Wasser von den Persern / Chinesern / Japanern und Indianern / eine fürtreffliche Kraft und Wirckung zugeschrieben: Es solle dem Magen / Lung / und Lebern / dem Geblüte / ja allen Visceribus[WS 73] des Menschen heilsam seyn / selbige reinigen / stärcken / den Stein vertreiben / das Hauptwehe / und alle übrige Feuchtigkeiten / wodurch der Mensch träge und schläfferig wird / benehmen. Einer / der diß Wasser fleissig gebrauchet / soll etliche Nacht munter und wachsam / ohne Beschwehrung des Schlaffs / sitzen / und Kopf-Arbeit mit Lust verrichten können. Wenn es mässig genossen wird / soll es den Menschen nicht alleine allezeit bey guter Gesundheit erhalten / sondern auch zu einen hohen Alter bringen. Darum halten es auch die Chineser so hoch / als die Alchimisten Ihren Lapidem Philosophorum,[WS 74] setzt Neuhof dazu / der es auch / und weitläuffiger / beschrieben hat / p. m. 324. seq. [30] ** In solchen Comœdien / sagt Neuhof pag. 240. thun Sie es den Europæischen Völckern weit zuvor. Die Comœdianten aber oder Schauspieler / so Sich gar häuffig in Sina aufhalten / wären meinstentheils junge Leuth / und rische Pursch. Etliche unter Ihnen reiseten das gantze Land / von einem Ort zum andern / durch; etliche nur nach den berühmtesten Kauf-Städten / und auf die fürnehmen Gastereyen und Hochzeiten / Sich gebrauchen zu lassen. Die Comœdien / die Sie spielen / wären entweder aus wahrhaften Historien genommen / oder purlauter Gedicht; wären auch durchaus nicht verdrüßlich: sondern mit solchen Lust anzusehen / daß man oft Essen / und Trincken / darüber vergesse.

Chinesen Wart un Pfleg in Kranckheiten Ihr Aderlassen. Wann Sie kranck werden / und Ihre Medici (die erfahrne Leut sind) zu einer Aderlaß rahten / so nehmen Sie den Patienten / binden und würgen Ihn um den Hals / rütteln und schütteln Ihn niderwarts / daß Er erschwartzet / und das Blut dapfer in Kopf lauffet; denn kommen Sie mit einer Lanceten / und lassen Ihn auf der Stirn / legen ein klein viereckigt von Catton Tüchlein darüber / und verbinden es um den Kopf; wiewohl nicht wenig auch auf den Armen lassen / und des Jahrs oftermahls. Wenn Sie Ihr Schrepfen schrepfen / brauchen Sie an Statt der / bey Uns gewöhnlichen / Köpfe / wie ein Pulverhorn / darein blasen Sie / und schlagens behend an den Leib / daran es steif klebet / und wanns die Haut zimlich aufgezogen hat / bicken Sie mit einer Lanceten darauf herum: oder / wann Sie meinen daß ein Ihr Karabazen Fluß an Ihnen umgehe / * so legen Sie Sich auf eine Banck nach allerlängs / lassen einen jungen Knaben kommen / der Sie gemächlich von unten biß oben / hinten und fornen / mit Fäusten stossen und schlagen muß / darnach die Haut / auf dem Bauch sonderlich / gegen die Länge streichen / und wieder zu sich zwengen / welches sie Karabazen nennen.

* In den Indianischen Bädern ist dergleichen etwas gewöhnlich / den Flüssen / bey Gesunden / fürzukommen. Wie es Herr von Mandelsloh / zu Lahor[WS 75] / Selbst gesehen / wollen Wir beysetzen. Da Er die Badstuben daselbst beschrieben / wie sie gebauet / und was darinn gewöhnlich sey / spricht Er / Lib. I. p. m. 89. also: Nach diesen kam ein andere kleinere Person / die hieß Mich auf den Bauch legen / knyete auf meinen Rücken / und wiche mit den Knyen / und Händen / zum öftern zu den Seiten ab. Weil Er nicht gar schwehr war / kunt Ichs aushalten; war sonst zimlich verdrüßlich: Diß / sagte Er / wäre im Bad das beste / dienete zur Gesundheit; denn dadurch zertheilte sich das Geblüt / daß es nicht faul würde / und Krankheiten verursachete. Jürgen Andersen hats auch also in der Königlichen Haupt- und Residenz-Stadt Agra[WS 76] befunden / darinnen vierhundert Haman oder Badstuben wären / welche täglich von unterschiedlichen / und von den meinsten fast wöchentlich / besuchet werden. Nach den Reiben / spricht Er / Lib. I. p. m. 42. kommt ein anderer / und tritt einem auf den Rucken / welches nicht gar sanft thut; soll für das Fieber / und Scharbock[WS 77] / gut seyn / weil / wie Sie sagen / das zehe Geblüt zertheilet / und wieder in seinen Gang gebracht wird. Herr Salomon Schweigger seel. erzählet dergleichen auch / das zu Constantinopel[WS 78] bräuchlich gewesen sey. In Seines andern Buchs am 33. Capitul / p. m. u. 3. schreibt Er also: Sie sitzen / und hocken / alle auf dem Boden herum; In der Mitte der weiten Badstuben stehet ein niederer Herd / eines Schuhes hoch von Marmorstein / zum Schwitzen verordnet; dann daselbsten ist die Hitz am grösten; So bald einer hinein kommt / sitzt Er auf diesen Herd / da kommt ein Badknecht / der umfahet Ihn / renckt Ihm den Leib hin und her / als wolt Er Ihm den Leib ineinander richten; deßgleichen dehnet Er Ihm auch die Glieder / Arm / Händ / und Schenckel / als wolt Er mit Ihm ringen; darnach legt Er Ihn nach der Läng auf den Herd / stehet Ihm auf den Leib / doch sänftiglich; daher unter Unsern Gesind [31] die Schimpf-Red entstanden ist: Ich will gehen / und Mich für die lange Weil lassen mit Füssen tretten / das ist / Ich will ins Bad gehen. Solch Rencken und Dehnen des Leibs bekommt einem fast wohl / davon Er Sich etwas ringer und leichter befindet. Von Aderlassen haben zwar die West-Indianische Mohren keinen Verstand / nach Hemmersams Bericht; Für Kopfwehe / und Flüsse / aber nehmen Sie / an Statt eines Schrepfeisens / ein Stück Stahl / den Sie scharf wetzen / schneiden einen in die Stirn / Wangen / oder Arm / damit / nehmen / an Statt eines Laßkopfs / eine Coccos-Nuß / setzens darauf / und ziehen das Geblüt dadurch heraus / und solche Nußschalen sind eines Apfels groß / sind auch Hemmersams Wort / pag. 77.

So einer denn gar verschieden ist / wird der tode Cörper erstlich rein gewaschen / darnach am gantzen Leib beschohren: Folgend in ein weiß Gewand Art / Ihre Toden zu begraben. gelegt / um den Kopf mit einem weisen Tuch gewickelt / darein Sie Geld binden / zur Vorsorg / so Er in die andere Welt komme / daß Er nicht gar bloß und ohne alle Mittel käme. Unter den Kopf stecken Sie einen neuen Hafen[WS 79] / um Ursachen / die Ich auch nicht erfahren können. Darauf legen Sie Ihn in einen Sarg / den sechs Personen in Schwartz gekleidet / auf Ihren Kirchhof / etwas von der Stadt gelegen / tragen / mit Ihrer Freund Opfern Ihren Toden. Comitat und Procession, † die Ihm nachmals zu gewissen Zeiten zu opfern pflegen / wie Ich Selber zweymahl gesehen / daß auf gedachtem Kirchhof / den Sie von der Compagnia erkauffet haben / ein Weib Ihrem Mann / der ein reicher Chines war / und dessen Cörper daselbst / in einem viereckigten Gewölb / Tag und Nacht / von vier Sclaven bewachet wird / weil Er viel Gold und Geld bey Seinem Grab hatte / mit Ihren / und Seinen gewesenen / Freunden geopfert / und von Kost und Früchten / mit gebracht hatte. Ihre Grabstein / derer Sie Sich auch gebrauchen / ligen Ihre Grabstein sind aufgerichtet. nicht flach wie bey Uns: sondern sind aufgerichtet / und stehen in die Höhe; haben auch ihre gewisse Uberschriften / darunter der Tode mit dem Angesicht Ostwerts geleget / und ehe Er gar vergraben / mit einer Hand voll Sand zu guter letzt von den Umstehenden überworfen wird.

† Johann von der Behr bezeugt das auch / daß Ers zweymahl gesehn hab / pag. 34. Neuhof pag. 261. schreibet / das sey bey Ihnen eine Gewonheit / daß Sie / zu gewissen Zeiten des Jahr / Ihre Gräber besuchten / und allerhand Speiß / und Tranck / mit Sich nehmeten / da Sie denn mit Vergiessung vieler Thränen / und Anstellung mancherley Jammer-Klagen über Ihre liebste Freund / grosse Wehmuht und Traurigkeit sehen liessen / und gehe etlichen die Sorge dergestalt zu Hertzen / daß Sie nicht wieder von dar wegzubringen wären / und daher unter die Toden gerechnet würden.

Eines wollen Wir noch hinzu thun von der Chineser Waffen / Im Land China darf man nicht viel Gewehr tragen. davon Reisender nichts gemeldet / vielleicht / weil Er keine an Ihnen gesehen hat. Denn im Land China Selbsten / wie Neuhof zeuget / pag. 221. wirds weder Soldaten / noch Kriegs-Obersten Selbst / noch Gelehrten / zugelassen Wehr und Waffen zu tragen / es sey denn / daß Sie Musterung halten / oder in Gewehr Sich üben / oder zu Feld ziehen / wiewohl einige Adeliche Personen mit Gewehr die Regenten comitiren. So hab auch innerhalb des Hauses niemand ein Gewehr / ohn zuweilen einen rostigen Dolch / welchen man wider die Strassenrauber / auf öffentlichen Wegen / gebrauche. Unter Sich aber / wie Jürgen Andersen bemercket / pag. 136. können Sie um ein liederlich Ding dapfer mit Fäusten Sich schlagen. Zu Kriegs-Zeiten Was Ihre Waffen in Kriegszeiten. aber was Sie für Waffen führen / hat Herport / als der es mit Augen gesehen / also beschrieben / pag. 65. Die Waffen / so die Chinesen führen / sind Seitenmesser. Das sind grosse Säibel / welche an Stangen angeschlagen / gleich einer [32] Hellenbarten / welche Sie mit beyden Händen fassen; Item / Bogen und Pfeil: denn hat unter vier Mann einer ein Fähnlein / mit einer langen stahlenen Spitz / die Sie an Statt der Piquen gebrauchen; etliche sind lang / und schmahl / gleich einem Wimpel eines Schiffs / welche Ihre Triumph-Fahnen sind; andere dann sind wie eine Standarde / auch etliche zerschnidten / von zwölf oder mehr Flügeln / und sind von vielerley Farb Seiden gemacht / auch mit Silber / und Gold / von allerley Bildern gestickt / als sonderlich Ihrer Götter / deren unterschiedliche / als Ihren Jofin, neben andern Abbildungen des Teufels / auch Drachen und Schlangen.

Diese Chinesen sind auch gewapnet / von dem Kopf biß auf die Knye / tragen auf dem Haupt einen Helm / darmit Sie das gantze Haupt / und den Hals / ausgenommen die Augen / schirmen können / oben auf dem Helm ist ein Stachlichter Spitz / mit welchem Sie einen leichtlich durchstossen können.

Halten im Krieg gute Ordnung. Haben auch unter Ihrem Volck eine gute Ordnung. Ihre Officirer reiten meinstentheils / als Gelegenheit ist / zu Pferd / einer vornen an der Tropp / zwölf an beyden Seiten / und zween hinter der Tropp / die so bald mit Ihren Saibeln darunter hauen / als nur einer ein Fuß zu weichen begehrt.

Als Ich nun in die zwey Monat in Batavia gelegen / sind drey tausend Mann mit zwey Capital / und noch andern Jagt–Schiffen / nach einer Insul commandirt worden / von Batavia auf etliche sechzig / oder siebenzig / Meil Insul Engano Wegs gelegen / gegen Westen / die Insul Engano genannt / für welcher die Holländer ehedessen noch nie gewesen; Sich aber zu besorgen hatten / die Innwohner mögten auf die Schiffe / die da vorbey müsten / einmahl einen Anschlag thun / und wegnehmen. Da Wir nun erst ankamen / trachteten Wir / daß Wir etliche Wilde erlangen mögten / der Insul Condition zu recognosciren. Als Wir nun ein paar bekommen / und auf des Admirals Schiff gebracht / war niemand der Sie verstehen kunnte; um weßwillen unser Admiral beschlossen / Sie in seidene Kleider zu kleiden / und gantz betruncken wieder lauffen zu lassen / damit andere Wilde / wann Sie das seheten / [33] daß man Ihr Volck soliberal tractiret, desto eher zu Uns kämen aus Ihren Wäldern / entweder williglich; oder / damit Wir Ihrer / so Sie Sich heraus begebeten / eher habhaft würden / wie Wir denn deßwegen unsere Schiffs-Gesellen mitnahmen / die viel Strick / mit Holländischer Säiffen geschmieret / zu Sich fassen musten / die Wilde / die Sich in die Blösse gaben / und von Uns umschlossen wurden / geschwind umzuschlingen / und mit auf die kleine Booten zuzueilen / massen Wir denn damahls nicht nur viel tod Der Insul Engano Einwohner. geschossen: sondern in die sibentzig Manns- und Weibs-Personen angefesselt / und alsbald wieder auf Bataviam zugegangen sind. Die Manns-Personen / so schwartz-gelb / sind sonst gantz bloß / ausser daß Sie der Natur zu Ehren / Sich mit grossen Feigenblättern bedecken / wolten aus Kümmernus nicht essen / wie Sie denn meinst gestorben sind; Das Weiber Volck aber / eben der Coleur, und Bekleidung / wurden unter die Fürnehmste Holändische Dames, die in Batavia waren / ausgetheilt. Es haben aber diese Das Weibs-Volck sehr gelernig. Heydnische Weiber so schön nehen lernen / und in einem Jahr die Holländische Sprache also begriffen / daß unter den andern Heyden Ihres gleichen Wir nicht befunden / die so bald in unser Mutter-Sprache mit Uns parliren oder reden kunnten.

Der Autor geher auf Amboina. Auf bemeltem Batavia, da Ich aufs neu dritthalb Monat gelegen / gieng eine neue Flotte von dar nacher Amboina,[WS 80] und andern Insulen / die gegen Osten * bey den Moluccis ligen / im Monat November / mit dreyhundert / funfzig Mann / und sind folgende Schiff gewesen / Als erstlich / das Schiff Middelburg / darauf dißmahl der Admiral; Ich aber auch disesmahls / und schon ehedessen mit in Indiam frisch und gesund kommen bin.

* Jürgen Andersen erinnert nicht übel / pag. 184. Vor diesen wären die fünf Welche Insulen heutigs Tages die Moluccæ heisen. Eylander / Ternate,[WS 81] Tidor,[WS 82] Macian, Modiera,[WS 83], und Baffian, nur Insulæ Moluccæ genannt worden; Jetzt aber wollen auch die benachbaurte / oder nicht gar ferne abgelegene Insulen / darunter mit begriffen werden / sonderlich Amboina, Ceram, Leaffer, Manipus, Marigora, Mindano, Meno, Bantam (oder viel eher Banda) und andere mehr. Ternate ist unter allen die fürnehmste / und der König darauf der mächtigste / hat zwey und siebentzig Insulen zu Seinen Gehorsam.

2. Das Schiff genannt der Wasserhund / darauf der Vice-Admiral war.
3. Das Schiff die wachende Bühl / der Schauet bey Nacht.
4. Das Schiff der guldene Hering.
5. Das Schiff genannt der Gabing.
6. Das Schiff der Delphin.
7. Das Schiff genannt Bourgor.

Sind auch alle glücklich und wohl / den zwantzigsten November / bey Amboina arriviret, und als Wir acht Tag in dem Hafen / oder auf der Reé vor Kommt daselbst glücklich an. vor dem Castello Victoria genannt / still gelegen / ist das Schiff Middelburg mit Nägeln[WS 84] beladen / wieder nacher Batavia gesegelt / an dessen Statt zum Admiral der Wasserhund substituiret worden.

Auf bemeldte Insul Amboina ist ein enge Anfuhrt / weil es auf beyden Der Insul Amboina Beschreibung. Seiten gefährliche Klippen hat / zwischen welchen der Strom of so gewaltig entgegen schlägt / daß immer zu besorgen stehet / es werde das Schiff an einen Fels jagen; um weßwillen man denn zu weilen auf acht Tag davor mit grossen mächtigen Verdruß schweben / und nur laviren muß / und nicht gar hinein kommen kann / biß GOtt Seinen starcken Wind Castell, Victoriæ. gibt / daß man Sich des Stroms bemächtigen kann. Das Castellum Victoriæ ligt noch ein paar Stund davon / zur Rechten / so man anfähret; [34] wiewohl Ich / um eilender Negocien unserer Flotte / nicht gar hinkommen können / und † deßwegen Selbst besehenen Bericht nicht thun kann.

† Was aber Herr von Mandelslo davon berichtet / wollen wir beysetzen. Die Insul / schreibt Er / pag. 210. ist sehr reich von allerhand Indianischen Früchten; sonderlich gibt sie / neben den Negelein / viel Pomerantzen[WS 85] / Citronen / Bananas, Zucker-Reht[WS 86] / und Coccer-Nüßbäum. Die Portugäsen haben diese Insul lange Zeit innen / und eine Vestung darauf / gehabt. Sind aber von den Holländern / im Jahr 1606. ausgetrieben worden. Selbige besitzen die Holländer noch heutiges Tages. Denn daselbst kein König; haben starcke Vestungen / und Besatzung darinn / mit welcher Sie nicht allein diese: sondern auch viel umliegende kleine Insulen / auf welchen Sie Ihre Comptoren[WS 87] haben / beherrschen / gleich Sie auch auf den Moluccischen / und Bandanischen / Insulen[WS 88] thun / und schätzet man Ihre Herrschaft / in dieser Gegend / auf etlich hundert Meilen herum. Es mögen aber jetzt die Engelländer / und andere Nationen / mit Darlegung grossen Tributs an die Holländer / wohl handeln.

Das Eyland hat unterschiedliche grosse / und kleine / Städte / welche sehr Volkreich sind / und Ihre meinste Handlung mit den Nägelein haben.[WS 89] Von Natur sollen Sie wild / ungetreu / und diebisch / seyn / wolten Sich gern der Holländer Gesellschaft entbrechen / wann Sie nur könnten. Sie sind theils Christen / theils Mahummedisten[WS 90] / und theils Heyden. Die Christen sind Anfangs von Portugäsen zum Glauben gebracht worden. Die Holländer halten jetzo auch Schul daselbst / die Jugend in Christenthum zu unterrichten; die klagen aber über der Jugend Unfleiß / und Hartlernigkeit.

Die Heyden ehren / und opfern dem Teufel / welcher Sich Ihnen auch / nachdem Er von Ihnen beschwohren wird / in mancherley Gestalt sehen lässet / und Antwort gibt / wenn Sie Ihn fragen. Sebastian Dankert / Holländischer Priester in Amboina, gedencket / in der funfzehenden Schiff-Fahrt / Anno 1627. daß zu Seiner Zeit viel getaufte Amboiner noch heimlich in Büschen / dem Teufel mit Ehrerbietung Opfer gebracht haben; und die offenbahre Heyden sollen jeglich Dorf; ja jegliche Familie Ihren eigenen Teufel / mit eigenen Namen / haben / die Sie ehren. Unter denen soll ein General- oder Oberster Teufel seyn / welchen Sie Lenthila, das ist / grosse Lust nennen. Sie sollen in Ihren Häusern Ihm eine gewisse Stelle zugeeignet haben / woselbst Sie Ihm brennende Liechter aufstecken. Sie wissen zwar nicht / was der Teufel sey / oder / woher Er komme; meinen aber / es sey ein so gewaltiger Herr / welcher Ihnen Böß thun könne. Darum / wenn Jemand Unglück habe / vesuchten Sie Ihn mit allerley Opfer zu versöhnen. Wenn Sie Ihn bißweilen um Raht fragen / und ruffen / erscheinet Er nicht / als nur in eines bekannten Königs Gestalt. Sie sollen auch nichts thun oder anfangen / wenn es wichtig / Sie ruffen und bitten Ihn / daß Er in Ihren Vornehmen Ihnen nicht wolle verhinderlich oder schädlich seyn: nicht aber / daß Er Ihnen solle beförderlich seyn. Denn Sie wissen wohl / daß Er das nicht thut / auch nicht thun kann. Ihre Gewehr sind Wurfspiesse / Saibel / und Schild / wissen auch mit Büchsen umzugehen / welches Sie von den Europæern gelernet.

Herr Olearius setzt in Seinen Notis das noch darunter: Die Holländer hätten drey starcke Castell darauf. Erstlich Victoria, die gröste / mit Steinen gemauret / derer auch Saar Meldung thut. Fürs ander / Hiten, und drittens / Lufen. Die Principal-Vestung sey allein mit fünf und sechtzig Metallen- und Eisernen Stücken besetzet. Sie führten allhie einen so grossen Stat, als Sie an einem Ort in Indien thun mögen; Sie hätten Ihre Land- und Justitien-Räht; Sechshundert Personen / ohne Soldaten / forderten Monatlich Ihre Besoldung / hätten dreyhundert [35] Sclaven zu Ihrer Aufwartung; hergegen hätten Sie auch grosse Einkünften / auf alle Dinge / allerdings auf jeglichen Baum / der Frucht bringet / Tribut, und müsten alle ein- und ausgehende Wahren / gleich zu Batavien, grossen Zoll geben.

Was sonst Herr Olearius noch dazu setzet / daß Er von einem Schleßwiger / Namens Hans Nickelsen / der auch in Amboina gewesen / berichtet worden sey / hat der seel. Herr Saar Mir auch / nachdem Sein Werk schon fertig war / erzählet / daß / wann diese Amboineser getauffet worden / von den Holländern graue Hüt / welche Sie gern tragen / empfangen hätten / die / da Sie abgetragen / oder verkauft / worden wären / wärens wiederkommen / und noch einmahl zur Tauf angebotten / daß einen neuen Hut empfangen könnten. Freylich war denen mehr um einen weissen Hut / als um Ihre Seligkeit zu thun.

Jürgen Andersen erzählet / Lib, II. cap 15. p.m. 98. dergleichen von den Thiolen, einer Nation auf Cormandel, die um ein roth Kleid / nach der Christen-Art gemachet / zum Christlichen Glauben Sich erkauffen lassen; wären aber so listig / daß / wann Sie getauffet / und unterrichtet / worden wären / nach erhaltenen Kleid wieder in vorigen Irrtuhm fielen.

Der Innwohner Färb. Zwischen der Zeit aber / da Ich zuweilen mit ans Land setzte / sahen wir derer Amboineser unterschiedlich / der Farb nach zwar gelb: aber doch so gelb nicht: als die Javanen sind: sondern braunschwärtzlich. Enge Ermeln trugen Sie / an langen / bey etlichen grünen / bey etlichen rohten / etlichen blauen / auf der Brust übereinander geschlagenen / und gegen die Ihre Kleidung lincke Seiten zusamm gebundenen / Kütteln / auf die Art / wie bey Uns die Fuhrleut Ihre Küttel tragen; unterwarts aber bloß. Die Fürnehmen und Herrn haben um den / oben blossen Kopf eine gemeiniglich blaue Binden / hinderwarts mit einer Schlingen gewunden / darab grosse guldene Ihr Gewehr. Spitzen hangen: Auf der Seiten führten Sie einen Kriez oder Dolch / derer Gefäß mit Gold / und Edelgesteinen / trefflich versetzet waren / daß ein solch Gewehr wohl auf die vier biß fünf hundert Reichsthaler geschätzet worden. An Gewehr / und Bärten / gleich den Bandanesern, davon bald hernach geredet werden soll.

Nägelein kommen daher. Weil * die Nägeln von Amboina kommen / gelustete Mich auch zu sehen / wie sie wiechsen. Weil es aber an der Zeit noch nicht war / daß mans abnahm / sahe Ich doch so viel / daß ein gantzer Wald voll kleiner Bäumlein stunde / an denen sie gantz klumpen-weiß eines Kopfs groß hiengen / an der Farb röhtlich.

* Weil die Nägelein nur in Moluccischen Insulen wachsen / anderswo aber / auch in Sina selbsten / gar wenig / und an wenig Orten / ist Ihr Wachstuhm / wie es Neuhof beschrieben / würdig zu lesen. Der Baum / spricht Er / pag. 334. darauf die Nägelein wachsen / ist so groß / wie ein Europæischer Birnbaum / hat bißweilen einen geraden / bißweilen auch wohl einen krummen Stamm / der so dick / wie ein Mann / und dessen Rinde des Oelbaums Rinde nicht ungleich seyn; Die Blätter / deren etliche allein / etliche bey Häufflein zusammen sitzen / und fast wie die Blätter unser Birnbäume / hangen an länglichten Stengeln / und haben mitten in die Länge einen dicken Strich / davon an beyden Seiten viel kleine Strichlein abgehen. Der Baum hat sehr viel grosse / und kleine / Zweige / welche sich zuletzt mit zarten Schößlichen enden / aus dero Spitzen gehen dünne Stengel herfür / darvon die Nägelein bey zehen / oder zwantzig / zusammen sitzen / oben im Kopfe befindet sich die Blume / welche aus vielen aneinander gefügten Fässerlein bestehet / im blühen weißlicht / darnach grünlicht / folgends röthlicht / endlich schwartz ist / und ja so starcken Geruch / als die Frucht selbst / von sich gibt / jedoch einen stärckern bey trucknem / als nassem Wetter: [36] woran auch die Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit dieser Bäume hänget / weil Sie in trucknen Jahren daran mehr Früchte / als Blätter / befinden. Inmittels gibt die Erfahrung / daß auch bey guten Wetter / die Fruchtbarkeit derselben nicht alle Jahr gleich sey; dann Sie ums andere / oder dritte / bißweilen auch ums siebende Jahr weniger Früchte bringen / nicht anders / als ob dann die Natur / so durch grosse Fruchtbarkeit erschöpfet / Sich wieder erholen wolte.

Diese Früchte / die Nägelein / sind zehe / so lang Sie wachsen / aber hart / wann Sie Ihren Wachstuhm erreichet; Ihre Farb ist anfänglich roth / und wird hernach schwartz; Ihre Erndte oder Einsammlung geschicht nur einmahl im Jahr / vom October biß in Februarium; etliche werden mit Händen abgelesen / etliche mit Stangen / oder Flegel / abgeschlagen. Die jenigen / so alsdann auf den Bäumen sitzen bleiben / fallen im folgenden Jahr von sich selber ab; da Sie zwar nicht so scharf am Geschmack / als die abgeschlagenen / doch grösser und dicker sich befinden / auch dahero theurer geschätzt / und zu Samen gebrauchet / werden; um welcher Ursachen willen die Indianer sie der Früchte Mütter zu nennen pflegen. Wo etliche von diesen selbst abgefallenen Nägelein auf der Erden liegen bleiben / und der Grund gut ist / geschichts / daß sie unter sich wurtzeln / und über sich grünen / und innerhalb acht / oder neun Jahren / erwachsene Bäume werden / die / neben andern / gewöhnlicher Zeit Früchte bringen.

Es sind die Nägelein / wenn sie erst von den Bäumen kommen / röthlicht / auch ein wenig schwärtzlicht / und damit sie gantz schwartz werden / trucknet man sie in der Sonnen; auch werden sie / zu Verhütung der Wurmstiche / eine gewisse Zeit über in Saltz-Seewasser gelegt / und hernach in der Sonnen wieder getrucknet / wenn sie dergestalt zugerichtet / können sie dauren / und überahl in die gantze Welt / wie geschicht / gesandt werden; sonderlich wachsen sie gern auf dem Gebürge / da sie zum öftern so dick stehen / daß auch das Tagliecht nicht durchdringen kann.

Zu des günstigen Lesers Urtheil will Ich noch beyfügen / was Volquard Iversen / Seiner Ost-Indianischen Reise / p.m. 183. von den Holländern meldet. Als Ich mein Wesen auf Ceram hatte / spricht Er / lag Ich in der Vestung Overburg / welche die Einwohner Luven nennen; war nur mit vier und zwantzig Europæischen Soldaten besetzt. Weil auf diesen und herumligenden Moluccischen Insuln / und sonst nirgends / die Nägelken reichlich wachsen / und die Holländer den Nägelken-Handel gern allein haben wollen / musten Wir / zu gewissen Zeiten des Jahrs / Partey weise ausgehen und auf denen Insuln / von welchen die Holländer (wegen grossen Uberfluß so Sie auf den nächsten Insuln haben) nicht alle samlen lassen wolten / die Nägelken ruiniren und abschehlen / damit sie verdorren: die kleinen Bäume / als Fingers dick / die musten Wir mit den Wurtzeln ausräuffen. Unterweilen haben Wir in einem Monat funfzehen- in sechtzehen-tausend Bäume zu nicht gemacht. Dergleichen thun Sie auch mit den Muscadnüssen / und Bäumen / daß Sie oft grosse Hauffen verbrennen. Ich habe Mirs anfänglich zu Gemüth gezogen / die so reichlich verlihene Gaben GOttes / da dem Nähesten mit gedienet seyn könnte / zu vernichten. Warum Sie aber dieses thun / geben Sie Ursach; Es kostet ein groß Geld / solche Schiffe nach Indien auszurüsten / müstens hernach dahin wagen / daß / wann Sie mit köstlichen Specereyen beladen / etliche durch Ungewitter / und andern Unglück / untergehen / daß Sie also alle nicht allezeit glücklich zu Haus kommen; Wann nun Jedermann solche Wahren dort habhaft werden / und heraus verhandeln / solte / würden sie wegen der Menge in schlechten Preiß / und Ihr Gewinst gar geringe seyn / dann die Wenigkeit eines Dings erhält den höhern Preiß. [37] Der Baum Saga. Einen Baum wiesen Sie Uns auch / den Sie † Sagebaum[WS 91] hiesen / welchen man auch häuffig in Banda findet / von stachlichten Blättern / dessen Kern wie ein Meel in sich hat / das mit Wasser gemenget / einer Spann lang / und eine halbe Spann breit / formiret und gebachen / wieder in der Sonnen getrucknet / an Statt des Brods gebraucht / und / gleich wie der Baum / Sagem genennet wird / weil kein Reis daselbst zu finden / als den Brod Sagem. die Compagnia von Batavia hinbringet. Solcher Sagem, so er noch neu gebachen / ist eine Speise zwar elend genug wie Holtz; aber um der Noht willen noch bässer zu geniessen: als wann er älter wird / da er nicht wohl anderst als im Wasser / oder einer Suppen / geweichet / da es mächtig quillet / genossen werden kann. Wann mans auf der Gassen ligen sihet / solte es der Hunderteste für ein Spahn Holtz ansehen; doch ist das von weissen Sagem gebachen / das sonderlich aus Ceram kommt / noch erträglicher / als welches von rohten kommt / und Coffebares heiset / derer Vögel Speise / die dahero auch also genennet werden.

† Diese Bäum / wie Sie Volquard Iversen beschreibet / Lib. IV. pag. 186. daß Ers in Amboina, und Bantam, gesehen habe / und Sagumante oder Sagubäum / nennen hören / sind gar dick / und gerad aufgewachsen; die Rinde ist eines Daumens dick / und sehr hart / und gantz stachlicht. Dieser Baum wird abgehauen / und in der Mitte gespalten / das Innerliche / welches gar weich / zart / und weiß wie Meel / selbiges wird erst durch ein Tapis, (ist ein Tuch von Bast gewebet) gesichtet / hernach mit Wasser vermischet / und zu einer dünnen Milch gleichsam gemachet / in eine Renne gegossen / so lauffet das Wasser ab / und bleibet das Sagumanta auf dem Grund ligen. Selbige Massa, so weiß / und rein / als Meel / wird in ein irden Gefäß / und Forme / von Tohn gemachet / gethan / etwan als ein Finger dick mit Blättern zugedeckt / und ins Feuer gesetzet / daß es ein wenig trucken wird / alsdenn kann man es essen; hat einen zimlichen guten Geschmack; wanns aber kalt / und gantz dürr / ist / will es so wohl nicht schmäcken.

Amboinische Bocken und deren Cür. Sonderlich sind die Amboinische Bocken im Geschrey / als eine Land-Kranckheit / da einer ausschlägt am Kopf / hinten im Hals / und auf der Stirn / zuweiln an Händ / und Füssen / und an Füssen sonderlich / daß man das rohe Fleisch sihet / und nicht besser / * als mit Dotor-Blättern geheilet werden kann / die man darüber schlägt / oder / so mans bald loß werden will / mit dem gesaltzenen Seewasser Sich waschen / und mit Limonien darüber reiben muß / daß das Blut häuffig / und mit grausamen Schmertzen / und Schreyen / hernach laufft. Manche bekommen es alle Jahr / manche / zwey / drey / Jahr einmahl / und müssen Sich in solcher Zeit aller hitzigen Speiß / und Tranck / enthalten / weil solche mächtig entzünden. Es findet sich eine andere Kranckheit / die zu Banda, und Ceilon, auch regieret / und Kranckheit Barbiri.Barbiri genennet wird / und die Innwohner nicht so sehr / als die Fremden / plaget / die an einem Stab herein gehen müssen / und die Füsse / wie gebrochen / von Sich startzen / weil die Adern und Sennen gantz steiff worden sind / und deßwegen mit Nägelein- und Muscad-öl / über einer Kohlen / an den Waden sonderlich / starck geschmieret werden müssen / und mächtig warm gehalten / biß sich das Geäder wieder gelinder und thätiger erzeigt / welches auf ** die vierzehen Tag / und länger / wäret.

* Auf der Insul Java major wächsets / nach Zeugnus Jürgen Andersen / pag. 13. gar gemein / und hat ein Kraut / oder Blätter / von Grösse / und Gestalt / der [38] Cardobenedicten, oder auch wie Bärenklau / hat einen bittern Geschmack / haben Blumen wie Roßmarin / aus welchen eine Frucht wächset / wie einer Wallnus groß / so voll von Samen. Was für Operation mehr solches thue / wird zu seiner Zeit bemeldet werden.

† In der Insul Ceilon, sagt Johann von der Behr / pag. 49. feq. sey die Kranckheit / und Ihr Name / auch bekannt / und soll aus dem Trunck Wassers von Cocos-Nüssen herrühren / welches den ankommenden Holländern bald in die Bein schlage / daß Sie fast nicht von der Stelle / oder doch schwehrlich / und mit grossen Schmertzen / gehen können. Die Ursach sey die Kält des Wassers / um welcher willen das Geblüt im Leib gantz erstarre / daß die Glieder gleichsam gelähmet / und folgentlich ein paar höltzerne Bein herfür gesucht werden müssen.

** Viel eine längere Zeit benennt Johann von der Behr / pag. 50. daß in Ceilon diese Kranckheit wäre / und zu ihrer Cur brauche / nemlich / vier / biß fünf / Jahr; könne auch / nach beglaubter / und mehr Opinion, anderst nicht / als auf folgende Art / curiret werden. Es müsse nemlich dergleichen Patient des Mittags / bey hellen Sonnenschein / die Beine / so weit Sie erstorben / in heissen Sand vergraben / und ein / zwey / drey / Stunden darinnen stecken lassen / und damit etliche Monat continuiren / biß das Geblüt erwärmet / und Er zu den völligen Leibs-Kräften wiederum gelanget sey / daß Er die unglückseeligen Holtzbeine wiederum wegschmeissen könne.

Was für Thier daselbst befindlich seyn / hat Reisender / weil Er nicht viel ans Land kommen / und nicht lang zu Amboina gewesen / nicht melden wollen. Volquard Iversen aber nennet / pag. 187. wilde Büffel / wilde Schweine / auch wilde Böcke / und Hirschen / allerhand Art Fische / Crocodil / grosse Schlangen / viel Vogelwerck. Eines absonderlichen aber gedencket Er / welches die Innwohner Babirussa nennen / und sey in Grösse eines Hirschen / habe auch solche hohe Beine / solche Haut / und glatte Haar / ausser den Kopf / der sey einem Schweins-Kopf ähnlich; habe auch einen solchen Rüssel / und wühle in der Erden als ein Schwein. Unten und über der Nasen habe es lange über Sich gebogne Eber-Zähn / so krum / daß Sie auch mit den Enden die Haut berühren; das Corpus ist gar fleischicht / und gutes Geschmacks. Es habe den Namen von Seiner Gestalt. Denn Babi heise ein Schwein / und Rusa ein Hirsch.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Isle de S. Tiago - Die kapverdische Insel Santiago (S. Tiago = Santiago, der heilige Jakobus)
  2. Æquinoctial-Linien - Der Äquator
  3. Blattern - Heute bekannt als Pocken
  4. Capo de bona Esperance - Das Kap der guten Hoffnung.
  5. Fock - Als Fock werden verschiedene Arten eines Vorsegels auf Segelschiffen bezeichnet.
  6. Javam majorem - Die heute indonesische Insel Java.
  7. Bataviam - Batavia, heute Jakarta.
  8. Straß-Sunda - Eine Meerenge zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java, genannt Sundastraße.
  9. Bantam - die Stadt Alt-Banten (Indonesisch: Banten Lama), frühere Hauptstadt des Sultanats Banten. Sie ist heute Teil der neuen Hauptstadt Serang.
  10. Kriez - Kris, ein schlangenartig geformter Dolch aus Südostasien.
  11. Mataran - die heutige Stadt Mataram auf der Insel Lombok gelegen.
  12. Holländische Meil - eine holländische Meile sind 7400 m.
  13. Japara - ehmaliges Königreich an der Nordküste Javas und gleichnamige Hauptstadt.
  14. Latwerge – ein eingekochtes Obstmus.
  15. Affion - mit Ambra und Safran zu Dicksaft eingekochtes Opium.
  16. Joh. von der Behr - Johann von der Behr, deutscher Weltreisender und Verfasser eines Reiseberichts über eine neun-jährige Reise nach Java, Indien, Ceylon und Persien.
  17. Olearius - Adam Olearius, deutscher Schriftsteller und Diplomat.
  18. Ispahan - das heutige Isfahan oder die Provinz Esfahan im Zentrum des heutigen Iran.
  19. Mahummedisch - von Mohammedanisch, also islamischer Religion.
  20. Mecha - das heutige Mekka.
  21. le Mal de Naples - die Syphilis, damals auch als „lues Venera“ bezeichnet.
  22. Thuan, oder Isle Formosa, - die heutige Insel Taiwan.
  23. Sina - das ist die als China- oder Pockenwurzel bekannte Wurzel der China-Stechwinde (Smilax China L.).
  24. Goa, - die heutige Stadt Alt-Goa.
  25. Cochinchina - alte Bezeichnung für den Süden Vietnams und des östlichen Kambodschas.
  26. Malabar - Region im Süden Indiens, heutiger Name Malankara.
  27. Podagra, - Form der Gicht am Großzehengrundgelenk (auch: Fußgicht).
  28. Lot - alte Gewichtseinheit, zwischen 10 und 20 Gramm.
  29. Hohlmaß, das regional unterschiedlich und je nach Art der Flüssigkeit (Wein, Bier, Öl) zwischen 0,2 und 1,2 l Inhalt fassen kann.
  30. Japara: Anfang des 16. Jahrhunderts Stadt und Königreich an der nördlichen Küste der Insel Java mit damals bedeutendem Hafen. Heute "Jepara".
  31. Heute Jülich.
  32. Moluccis - die Molukken oder Gewürzinseln.
  33. 1 Last (Hohlmaß) ca 33 Hektoliter.
  34. Perlin - vulkanisches Glas, besser bekannt als Perlit.
  35. Pünte - ist eine Fähre.
  36. Stuber - auch als Stüver oder Stuiver bekannte holländische Kleinmünzen, im Nordwesten Deutschlands nachgeprägt unter dem Namen Stüber.
  37. Victuales - heute bekannt als Viktualien, historische Bezeichnung für Lebensmittel.
  38. japonischen Säbel - wohl das Wakizashi oder Shotō.
  39. Jacobus Bontius - der niederländische Arzt Jakob Bontius.
  40. Bengala - Bengalen, historische Region im Nordosten des indischen Subkontinents.
  41. Zibethkatzen - Asiatische Zibetkatze, Gattung der auf Java lebenden Zibetkatze.
  42. Ziebeth - heute bekannt als Zibet, Duftstoffe der Zibetkatzen.
  43. Biesenkatzen - anderer Name für Ziebethkatzen.
  44. Hemmersam - Michael Hemmersam, Verfasser u.a. der West-Indianischen Reißbeschreibung.
  45. Agali - anderer Name für Zibet.
  46. Leupart - Leopard.
  47. Herport - Albrecht Herport.
  48. Dioscorides - Pedanios Dioscurides, griechischer Arzt im 1. Jahrhundert.
  49. Jecko - heute Gecko.
  50. Remedium - Heilmittel.
  51. Orang Urang - besser bekannt als Orang Utan.
  52. Gannan - Region und Bezirk im heutigen Tibet.
  53. Cungking - heute bekannt als Chongqing.
  54. Provinz Suchuen - heute bekannt als die Provinz Sichuan.
  55. Arnold Montanus - auch Arnoldus Montanus, deutscher Schriftsteller, gestorben 1669.
  56. Im Original steht "meinsten".
  57. ADB:Andersen, Jürgen
  58. Baly - heute bekannt als Bali.
  59. Maccasser - Bewohner des ehemaligen Sultanats Makassar mit der gleichnamigen Stadt auf Celebes, heute Sulawesi.
  60. Schalmeyen - heute Schalmei, Holzblasinstrument.
  61. Heerbaucken - Pauke mit kupfernem Kessel.
  62. Sandel-Holtz - Sandelholz, Handelsbezeichung für verschiedene riechende Hölzer u.a. zum Räuchern.
  63. Siam - historisches Königreich, das etwa dem heutigen Thailand entspricht.
  64. Mexica - heute bekannt als Mexiko.
  65. Nova Hispania - Neu-Spanien, Vizekönigreich in Latein-Amerika.
  66. Barbados - karibische Insel innerhalb der kleinen Antillen.
  67. Cromwel - Oliver Cromwell, englischer Lordprotektor und Feldherr des britischen Parlamentsheeres.
  68. Posteriora - lat. für „das Hintere“, also das Gesäß.
  69. Maschera - Maskerade.
  70. Clapperbaum-Oel - das sehr fettreiche Öl der Kokosnuss (Klapper, niederländisch für Kokosnuss).
  71. Confect - auch Konfekt, allgemeine Bezeichnung für feine Zucker- und Backwaren.
  72. Aniß und Fenchel - Anis und Fenchel sind Gewürz- und Heilpflanzen.
  73. Visceribus - Eingeweide.
  74. Lapidem Philosophorum - Stein der Weisen
  75. Lahor - Lahore, zweitgrößte Stadt des heutigen Pakistans an der Grenze zu Indien.
  76. Agra - Agra, eine heute im Norden Indiens gelegene Stadt, die bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts Hauptstadt des Mogulreiches war.
  77. Scharbock - heute bekannt als Skorbut.
  78. Constantinopel - das heutige Istanbul.
  79. ”Hafen“ ist ein Topf.
  80. Amboina - ist die Molukken-Insel Ambon.
  81. Ternate ist die Hauptinsel der nördlichen Molukken.
  82. Tidor ist die Insel Tidore der nördlichen Molukken.
  83. Modiera ist die indonesische Insel Madura.
  84. Nägeln - besser bekannt als Gewürznelken, im folgenden auch Nägelein genannt.
  85. Pomeranzen - auch bekannt als Bitterorangen.
  86. Zucker–Reht ist Zuckerrohr.
  87. Comptoren - heute bekannt als Kontor.
  88. Bandanischen Insulen - Banda-Inseln, Inselgruppe südlich der Molukken.
  89. Punkt fehlt im Original.
  90. Mahummedisten - gemeint sind Mohammedaner, heute bekannt als Muslime.
  91. Sagebaum - heute bekannt als Sagopalme.