Ostern (Lingg)
Ostern.
Eiszeitstürme rissen sich los
Von Gletscherhöh’n, schwarz die Nacht,
Schwarz die Erde, Stromgetos,
Hagelschauer und Wolkenschlacht. –
Finster noch ist sein Antlitz, seine Brauen
Seh’n drohend umschattet, Kampf ist sein Loos.
Es trotzten ihm Frost und Nebelgrauen,
Es trotzt verschlossen der Erde Schoos.
Wie ein Erob’rer nur im Zerstören groß.
Aber bald regt es sich milder, es thauen
Frühere Morgen, Herzen erglühten,
Herzen erglühen, und Veilchen schauen
Jetzt führt er, ein Sieger, sein dampfend Gespann
Jauchzend über Bergesspitzen –
Unter Blumen dann, weil er die Schlacht gewann,
Schlummert er ein, gekrönt von Blitzen.
Ahnungsvoll nah,
Leuchtet schon wärmerer Schimmer,
Ostern ist da!
Ostern! Lieblicher Name, gestickt
Schon aus duftenden Kelchen blickt
Sonnengold wieder und Himmelsazur!
Ostern! Ihr jubelnd Frohlocken
Schmettert die Lerche dem Aether zu,
Menschenherz, frohlock’ auch du!
Ueberall breiten im Frühlingssegen
Deiner Sehnsucht, liebenden Armen gleich,
Sich die Wunder der vom Todtenreich
Ostern ist da!
Hermann Lingg.