Ostern (Eduard Paulus)
Von
Eduard Paulus.
Nach des Winters langer Plage
Diese lichten Ostertage,
Sanftes Grün auf sanften Matten,
Weiche Luft und klare Schatten;
Traumhaft aus der Erde Kräften
Quillt es auf in Lebenssäften,
Daß die zarten Knospen glänzen,
Die den Lindenbaum bekränzen.
Rauschend über Stein und Wiesen
Brünnlein von den Bergen fließen,
Und mit stillen Augen schauen
Veilchen schon — und leuchtend blauen
Dort die schönen kühngezackten
Felsgebirge, ihre nackten
Stirnen, fast im Himmel droben,
Noch vom letzten Schnee umwoben.
Drüben von des Waldes Saume,
Auf dem höchsten Eichenbaume,
Singt die Drossel ihre Lieder,
Und mit neuem Glanze wieder
Aus des Himmels kühler Ferne
Blicken groß die Abendsterne,
Die aus fremden Paradiesen
Strahlen auf dir Erde schießen.
Und die lieben Osterglocken
Läuten wieder mit Frohlocken
Aus dem Thal mit vollen Klängen,
Alle Kerkernacht zu sprengen,
Dir noch stockt in Menschenherzen —
Jedem seine Osterkerzen,
Siegend über Tod und Sünden,
Flammend wieder anzuzünden.