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Titel: Orientalischer Mohn
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 548 d
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[548 d] Orientalischer Mohn. Es sieht gar schön aus, wenn das wogende Getreidefeld von roten Mohnblumen durchzogen ist. Die glänzenden Farben des Mohns haben uns schon längst bewogen, ihn als Gartenpflanze, wenn auch in anderen Formen, einzubürgern. Es giebt weißen Mohn, gelben Mohn und roten Mohn in allen Schattierungen, einfach und mit gefüllten Blumen, aber was ist unser gewöhnlicher Mohn gegen seinen orientalischen Vetter? Er kann sich kaum neben ihm sehen lassen, seine Gestalt und seine Blumen erscheinen winzig bei diesem Riesen.

Der orientalische Mohn ist eine Modeblume. Wir finden ihn auf den Hüten unserer Damen in den verschiedensten Stellungen künstlich nachgebildet, aber überall in imponierender Größe. Der orientalische Mohn hat auch noch etwas anderes vor unserem Mohn voraus. Er ist ausdauernd und kommt in jedem Jahre wieder.

Man kann sich sehr leicht einige orientalische Mohnstöcke im Garten pflanzen, wenn man im Herbst daran denkt und sich von den langen, ungeschliffenen Wurzeln kauft. Im Frühjahr ist das Anwachsen nicht so sicher. Die im Herbst gepflanzten Stöcke bringen schon im folgenden Jahre prächtige Blumen, die, mit langem, oft meterlangem Stiel geschnitten, herrlich für die Ausschmückung des Zimmers geeignet sind. Auf sonnigem Stande, bei nahrhaftem Boden und zeitweiliger Düngung im Herbste vergrößern sich die Stauden von Jahr zu Jahr und bilden, wenn man beispielsweise den orientalischen Mohn im Park vor dem Gebüsch auspflanzt, mit der Zeit prächtige Blüteninseln auf grünem Rasen.