Orbis sensualium pictus/XLII. Anima Hominis – Die Seele des Menschen

XLI. Sensûs externi et interni – Euserliche und innerliche Sinnen. Orbis sensualium pictus (1658) von Johann Amos Comenius
XLII. Anima Hominis – Die Seele des Menschen.
XLIII. Deformes et Monstrosi – Ungestalte und Mißgeburten.
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


XLII.
Anima Ho-
minis.
Die Seele des
Menschen.

     Anima
est vita corporis,
in toto una:
     Tantùm Vegetativa,
in Plantis;
     Simul Sensitiva,
in Animalibus;
     Etiam Rationalis,
in Homine.
     Haec, consistit
in tribus:
     In Mente [Intellectu]

     Die Seele /
ist des Leibes Leben /
einig in dem gantzen:
     Allein eine Wachstümliche /
in den Pflantzen;
     Zugleich eine Sinnliche /
in den Thieren;
     Auch eine Vernünftige /
in dem Menschen.
     Diese / bestehet
in dreyen Dingen:
     Im Verstand [Vernunft]

quâ cognoscit
et intelligit,
Bonum ac Malum,
vel verum,
vel apparens;
     In Voluntate,
quâ eligit,
et concupiscit,
aut rejicit,
et aversatur,
cognitum;
     In Animo,
quo prosequitur
Bonum electum,
vel fugit
Malum rejectum.
     Hinc Spes,
et Timor,
in cupidine
et aversatione.
     Hinc Amor
et Gaudium,
in fruitione:
     Sed Ira
ac Dolor,
in passione.
     Vera rei cognitio,
est Scientia:
falsa, Error,
Opinio, Suspicio.

wodurch er erkennet
und verstehet /
das Gute und Böse /
entweder das Warhafte
oder das Scheinbare;
     Im Willen /
wodurch er erwählet
und verlanget /
oder verwirft
und verabscheuet /
das Erkandte;
     Im Gemüte /
wodurch er nachstrebet
dem erwählten Guten /
oder fliehet
das verworffne Böse.
     Daher Hoffnung
und Furcht /
in der Begierde
und Abscheu.
     Daher Liebe
und Freude
in der Geniessung:
     Aber Zorn
und Schmerze /
in der Leidenschaft.
     Die wahre Erkäntnis eines dings /
ist eine Wissenschaft:
die falsche / ein Irrtum /
Wahn / Verdacht.