Noch einmal das Thierleben an der Eisenbahn

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Noch einmal das Thierleben an der Eisenbahn
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 93–96
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1867
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Blätter und Blüthen
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Bearbeitungsstand
fertig
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[96] Noch einmal das Thierleben an der Eisenbahn. Ich fuhr vor einigen Jahren sehr oft von der unsrer Stadt naheliegenden Station Bornitz, zwischen Riesa und Oschatz, nach Leipzig. Wie überall, wo die Bahn nicht vor der Thür, sondern entfernt vorübergeht, war auch ich immer zeitiger als nöthig in Bornitz und unterhielt mich bis zur Ankunft des Zuges mit dem freundlichen Bahnwärter Schmidt, der gleichzeitig als Billeteur fungiren muß, weil Bornitz Nebenstation ist. Die Bahn läuft dort eine ziemliche Strecke geradeaus und eines Tages, als ich wieder auf den Zug wartete und aus langer Weile auf einem Schienengleise balancirend hin und her ging, fiel mir in einiger Entfernung vom Bahnwärterhause ein dunkler Punkt in der unmittelbarsten Nähe der Schienen auf; ich befragte hierüber Schmidt, der mir denn sagte, daß dies ein „Lerchennest“ sei und daß die Alten eben jetzt Junge hätten. Ich ging sofort hin und fand seine Aussage zu meinem Erstaunen bestätigt. Das Nest war an der Außenseite der Schienen, wohlweislich, weil innen der Räderfalz geht (ist dies auch blos Instinct?), fest an die Schiene angebaut, und munter flogen die Alten ab und zu und fütterten. Spaßhaft, aber auch zugleich rührend war es, nach Aussage Schmidt’s, wenn ein Zug kam, als die Alte brütete, und später, als die Jungen ausgekrochen waren. Die Frau Mama hat sich beim Kommen des Zuges nicht vom Nest gerührt, sich niedergeduckt und erst nach Hinwegrollen des Zuges das Nest verlassen. Später, als die Jungen größer geworden, die Alte mithin dieselben nicht mehr bedecken konnte, die Jungen auch beim Kommen des Zuges unvorsichtig aus dem Neste guckten, hat Schmidt aus Vorsorge, es möchte einem derselben einmal doch das Köpfchen zerfahren werden, das Nest weggenommen und seitwärts an den Bahndamm gesetzt, wo denn auch sämmtliche Junge glücklich ausgeflogen sind.

Es ist dies jedenfalls ein neuer Beweis von der Vorliebe, mit welcher viele Thiere sich gerade an den Eisenbahnen heimisch machen, ein neues Beispiel zu den neulich in Ihrem Blatte angeführten, und es würde mir unglaublich erschienen sein, wenn ich nicht selbst es gesehen hätte.