Noch einmal Heine’s Memoiren

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Titel: Noch einmal Heine’s Memoiren
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 99
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[99] Noch einmal Heine’s Memoiren. Nach dem Tode Gustav Heine’s sind die Memoiren des Dichters wieder einmal ein Gegenstand verschiedener Feuilletonnotizen geworden: in mehreren Zeitungen wurde erwähnt, daß Herr Julia in Paris eine Publikation beabsichtige, in welcher er „nachweisen“ werde, daß keine Memoiren von Heine mehr existiren, natürlich außer denjenigen, welche seiner Zeit unsere „Gartenlaube“ veröffentlichte; denn von Herrn Julia hatte Herr Eduard Engel zu Anfang des Jahres 1884 im Auftrage der „Gartenlaube“ das Manuskript der Heine’schen „Memoiren“ gekauft. Als ob es solches Nachweises nach Ed. Engel’s damaliger Beweisführung noch bedürfte! Es wäre viel besser, Herr Julia könnte uns beweisen, daß und wo noch wirkliche Memoiren des Dichters sich finden lassen. Jetzt kommt auch Alexandre Weill in Paris im „Figaro“ noch einmal auf dieselben zurück: was er aber die Verstümmelung der Memoiren, über das Herausreißen aller derjenigen Blätter sagt, welche die Chronik der Heine’schen Familie und die Charakteristik ihrer Mitglieder mittheilt, ist ja seiner Zeit schon in unserer „Gartenlaube“ von Eduard Engel in der Einleitung zu den Memoiren berichtet worden. Durch irgend welche neue Aufzeichnungen wird schwerlich den von uns mitgetheilten etwas Wesentliches hinzugefügt werden können.

Nach dem Tode Gustav Heine’s hat sich auch Eduard Engel’s vor drei Jahren in der „Gartenlaube“ geführter Beweis vollkommen bestätigt: Gustav Heine hat kein Blatt von Heine’s Memoiren hinterlassen. Die Geschichte dieser Memoiren ist damit endgültig abgeschlossen, und kein vordringliches Geschwätz der „guten Freunde“ von Heinrich oder Mathilde Heine kann irgend etwas Wissenswerthes und Glaubwürdiges hinzufügen.

Alexandre Weill, ein langjähriger Freund des Dichters, setzt aber aus dem Schatze seiner persönlichen Erinnerungen noch Einiges hinzu, wodurch die Selbstbiographie des Dichters ergänzt wird. Er meint, die Memoiren hätten jenes Schicksal, das sie zu einem Torso machte, nicht erlebt, wenn nicht plötzlich ein Bruch seiner fünfzehnjährigen Freundschaft zu Heine erfolgt wäre: dann würden die Memoiren, da er der einzige des Deutschen mächtige Freund der Familie in Paris gewesen, wohl seinen Händen anvertraut worden sein. Ferner rechnet er uns die Einnahmen des Dichters vor, welche wohl ausreichend gewesen wären, wenn dieser einigermaßen haushälterisch damit umgegangen wäre; doch er rechnete als Neffe eines Millionärs Solomon Heine auf eine große Erbschaft. Weill behauptet, daß es für Heine ein vernichtender Schlag gewesen sei, als er von Hamburg aus die ihn betreffende Stelle des Testaments seines Onkels erfuhr: „Ich quittire von meinem Neffen Heinrich Heine Alles, was er an Geld jemals von mir empfangen, und vermache ihm eine Summe von zehntausend Mark (15 000 Francs). Von diesem Tage an sei Heine’s Krankheit chronisch geworden, während sie bis dahin nur gelegentlich aufgetreten; durch das Testament des Onkels sei das Leben des Dichters mindestens um 10 Jahre verkürzt worden. Auch das kleine Legat ging dem Dichter verloren: er gab das Geld dem Schwager Lassalle’s, der damals in Paris war und in Prag eine Gasgesellschaft begründet hatte, zu diesem Unternehmen. Der Rest war Schweigen.