Neue Trompeterlieder
Neue Trompeterlieder.
Lied jung Werners.
Der Wächter rief die Mitternacht
Im Städtlein unten am Rheine,
Da stand ich auf des Eggbergs Höh’,
Auf moosigem Gesteine.
Den finstern Pfad erhellet,
Die hab’ ich dort mit starker Faust
Hoch in die Luft geschnellet.
Der Wächter unten schlug ein Kreuz,
„Behüt’ uns, heil’ger Fridolin,
Vor Geistern und Irrwischen!“
Mein Lieb im Thal, erbange nicht,
Die flammenden Gespenster,
Nach deinem Erkerfenster.
Lied Margaretas.
Er sah mich an so fragend,
So treu, so stumm, so still,
Er sah mich an – ich weiß nicht,
Was er nur von mir will.
Die Welt ist groß und schön,
Und drin ist außer mir noch
Viel andres anzusehn.
Und doch – ’s möcht’ ihn betrüben,
Ich glaub’, ich muß ihn lieben,
Den schlanken, fremden Mann.
Aus Welschland.
Es ist ein Schnee gefallen,
Ein Schnee im welschen Land,
Hell glänzen rings die Berge
Im weißen Festgewand.
Solch’ Freude lang nicht ward.
Es fliegt dem Kapuziner
Der Schneeball in den Bart.
In Sommersgluthen lag ich
Verschmachtend wie die Blume,
Die lang kein Thau getränkt.
Und fruchtlos wollt’ dem Auge
Des Heimwehs Thrän’ entfliehn,
Eh’ sie zum Trost gediehn.
Drum heiß’ ich, scharfer Winter,
Dich tausendmal willkomm,
Vom Schnee umstöbert athmet
Durchweh’ mit deinem Hauche
Mir Lockenhaar und Kleid,
Und sing’ mir ’was von Tannen
Und deutscher Weihnachtsfreud’.
- ↑ Mit freundlicher Erlaubniß der Verlagshandlung (A. Bonz & Comp. in Stuttgart) der demnächst erscheinenden Sammlung nachgelassener Scheffelscher Gedichte „Aus Heimath und Ferne“ entnommen.