Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Neue Schiffsmaschinen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 46, S. 763–764
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[763] Neue Schiffsmaschinen. Unlängst fand im Beisein des Generalpostdirectors Stephan die sehr gute Hoffnungen erweckende Probefahrt eines von G. Howaldt in Kiel erbauten Dampfers statt, welcher weder durch Räder noch durch Schrauben, sondern vielmehr durch einen von Dr. Fleischer construirten sogenannten Hydromotor bewegt wird, eine Maschine, die aus dem Schiffshintertheile große Wassermengen – man spricht von 20,000 Liter per Minute – heraustreibt und dadurch einen Gegenstoß erzeugt, der das Schiff wie eine Rakete vorwärts treibt. Es ist das eigentlich keine neue, sondern vielmehr eine uralte Erfindung, deren sich bereits die ältesten Kahnfahrer bedienten, von denen wir etwas wissen, nämlich die Nautiliten der Primärzeit nebst ihren Verwandten. Noch heute schießen die Tintenfische und Kraken vermittelst eines hervorgeschleuderten Wasserstrahls pfeilschnell im Meere dahin, und manche andere Seethiere machen es ähnlich.

Von den Rädern und Schrauben und andern künstlichen Bewegungs-Mechanismen, deren Vorbilder sich nicht in der Natur finden, kehrt man so wieder zur Natur zurück, von der man ausgegangen war. Denn der Ruderkahn ist doch schließlich nichts anderes als eine Nachbildung des Fischkörpers mit seinen Ruderflossen, und selbst die Schiffsschraube findet eine Art Vorbild in der Rückenflosse der bekannten Seepferdchen und ihrer Verwandten, die man jetzt häufig in den Aquarien sieht. Ihre häutige, in regelmäßigen Zwischenräumen von kräftigen Flossenstrahlen gestützte Rückenflosse bewegt sich nämlich wie eine schwimmende Natter oder Seeschlange in Wellenlinien, und ein Herr C. Becker in London hatte vor einigen Jahren ein Boot gebaut, welches an seinem „Bauche“ mit einer ähnlichen, durch eine Propellerschraube belegten „schlängelnden Flosse“ versehen war und sich ganz der Erwartung gemäß im Wasser bewegte. Aber die neue den Polypen abgelauschte Bewegungsart scheint sich noch besser zu bewähren. Den Zeitungsberichten zufolge hat das 110 Fuß lange und 17 Fuß breite Schiff, welches einen Gehalt von [764] 100 Tonnen und einen Tiefgang von 5½ Fuß besitzt, bei der Probefahrt 9 Seemeilen in der Stunde zurückgelegt, soll aber eine Maximal-Geschwindigkeit von 10 Knoten erreichen, wenn es erst vollkommen seetüchtig sein wird.

Einen vorzüglichen Vortheil bietet noch die mittelst desselben hydromotorischen Apparates vorliegende Möglichkeit, das Schiff schnell zum Stehen zu bringen, es rechts und links wenden zu lassen, kurz mit Leichtigkeit jedes Manöver ausführen zu können, je nachdem man das Wasser nach hinten oder vorn, nach rechts oder links austreten läßt. Schon vor fünf Jahren wurde dieses Auskunftsmittel von dem französischen Schiffslieutenant Boucher vorgeschlagen, um den schweren Panzerschiffen der Neuzeit die für den Seekrieg erforderliche Beweglichkeit zu geben. Man denke sich zwei einander entsprechende Röhren, von denen die eine am Backbord, die andere am Steuerbord, natürlich beide unterhalb des Wassers, mündet! Das mittelst einer Dampfpumpe (Rotationspumpe) eingesogene Meerwasser kann je nach der auszuführenden Schwenkung aus der einen oder der anderen Röhre mit Heftigkeit ausgestoßen werden, wodurch sofort eine Bewegung des Kolosses nach der entgegengesetzten Richtung erfolgt. Die Leitung des von der Dampfmaschine getriebenen Pumpenstrahls kann eine einzige Person besorgen.