Nachbarschafts- und Versöhnungsfeste
[260] Nachbarschafts- und Versöhnungsfeste. Seit Jahrhunderten pflegt man in gewissen Orten des Rheinlands und Westfalens einmal im Jahre ein Fest zu feiern, an dem das Kriegsbeil begraben wird: man vergißt geschehene Unbill, man versöhnt sich. Bald sind es ganze Orte, bald nur bestimmte Straßen, welche das Nachbarzehren, auch Nachbargelag genannt, begehen. Eine kirchliche Feier, bestehend in gemeinschaftlichem Gottesdienst, bildet in der Regel die Einleitung, später findet dann das eigentliche Fest, bestehend in gemeinsamem Essen, Trinken, in Vorträgen u. dergl., statt. Derartige Feste werden in Camp am Rhein, in Coesfeld, namentlich aber in Münster i. W. gefeiert. Hier giebt es mehrere St. Peter-Bruder- oder Nachbarschaften, so genannt, weil sie den Apostel Petrus zum Protektor erwählt haben.
Diese Vereinigungen sind zum Teil uralt. Die Gründung der Spiekerhofs-Nachbarschaft in Münster i. W. fällt nachweislich in das Jahr 1571, und zum Teil sind noch genaue Nachrichten und Schriftstücke aus dieser Zeit vorhanden. Nach und nach haben sich für die Begehung dieser Feste, über die Aufbringung der Gelder, oie Festordnung, ja über die Speisen und Getränke, bestimmte Regeln herausgebildet. Fremde dürfen sich im allgemeinen nicht daran beteiligen. Bd.