Nach der Schlacht an der Traktirbrücke

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Titel: Nach der Schlacht an der Traktirbrücke
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aus: Die Gartenlaube, Heft 35, S. 462
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1855
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Bericht vom Krimkrieg 1855
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Nach der Schlacht an der Traktirbrücke.


An der Traktirbrücke, unweit Sebastopol, wurde nochmals eine Schlacht geschlagen, und von Neuem trank der unersättliche Boden Blut in Strömen. Glücklich sind die Todten! Im Kampfe zu sterben ist nichts; grauenhaft aber ist es, verwundet zu sein, doppelt grauenhaft, den brennenden Schmerz fürchterlicher Wunden tragen zu müssen, ohne die Entscheidung näher gerückt zu sehen, einen nutzlosen Sieg erkämpft zu haben oder gar geschlagen zu sein. Da liegen sie umher auf dem Schlachtfelde, das man „ein Feld der Ehre“ nennt, jammernd und hülflos, denn obwohl namentlich bei den Alliirten viel gethan worden ist, die Verwundeten bald aufzusuchen, fortzuschaffen und ihnen Linderung zu bringen, so reichen die Anstalten doch meist nicht aus, den Hunderten, ja Tausenden, sofort die nöthige Pflege und Hülfe zu bringen, und Viele haben es nur dem Mitleid und der aufopfernden Freundschaft von Kameraden zu danken, daß sie, auf dem Schmerzensfelde verschmachtend, unbeachtet und vergessen nicht liegen bleiben. Ein Schlachtfeld nach der Schlacht macht eines Theils durch den Anblick so vieler Hunderter von Verstümmelten und Blutenden einen herzzerreißenden Eindruck, durch die zahllosen Beispiele aufopfernder Nächstenliebe aber auch einen erhebenden, denn mit der zärtlichsten Sorgfalt nehmen sich die Gesunden der verwundeten Kameraden an; trotz eigener Ermattung stützen und tragen sie Unglückliche, und ruhen nicht, bis sie dieselben an einen sichern Ort gebracht haben. Unser Bild läßt uns einen Blick thun in solche Scenen des Leidens und Mitleidens, und es zeigt uns zugleich eine der Vorrichtungen, deren man sich zum Fortschaffen Verwundeter bedient. Es sind dies eine Art Stühle, welche von Pferden, Maulthieren u. s. w. getragen werden und auf die man die Verunglückten setzt und legt. Außerdem haben aber die Engländer namentlich dazu besonders gebaute leichte Krankenwagen, die in der Nähe der Schlachtfelder halten, und in die man die Verwundeten legt, um sie ohne viel Rütteln nach den Hospitälern u. s. w. zu befördern. Noch zahlreicher sind zweckmäßig eingerichtete Wagen mit gepolsterten Lehnen, auf denen man Verwundete fortträgt. Aber alle diese Mittel reichen noch nicht aus und wenn Wagen und Wege fehlen, werden Verwundete auf Gewehre, auf Stangen u. s. w. gesetzt und in dieser Weise von den Kameraden hinweggebracht.

Für die Russen, die auf den Schlachtfeldern bluten, ist noch weit weniger gesorgt. Was diese erleiden, ist gar unsäglich, wie ein Lied einigermaßen andeutet, das nach einer bekannten russischen Melodie gesungen wird und in dem es auch heißt:

„Müd’ sind wir all’ und satt des langen Lagerns,
Der bösen Fieber und der feuchten Nächte.
Die Meerburg sollen wir dem Kaiser schirmen.
Viel Frost ist dort und Hunger auch zu dulden,
Und Seuch’ und Durst und manches andre Elend,
und nackt sind wir und barfuß! …
Da liegen wir in unserm Blut gebadet,
Vom Meeresstrand bis hin gen Inkermann,
Ein Jeder statt verheißne Heiligthümer
Des Morgenreifes Schimmer in den Haaren,
und an der Brust anstatt der goldnen Orden
Den rothen Stern von einer Todeswunde!“ etc.

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Verwundeten-Transport der Alliirten nach der Schlacht.