Nützet die Sommerferien
[499] Nützet die Sommerferien! Von verschiedenen Seiten wurde die Frage aufgeworfen, ob die Ferienkolonien den schwächlichen unbemittelten Kindern einen Nutzen bringen, der im wünschenswerten Verhältnis stehe zu den Ausgaben, die mit der Reise verbunden sind. Man meinte, daß es auch genügen könnte, die unbemittelten Kinder in der Stadt zweckmäßig zu ernähren und zum fleißigen Spazierengehen anzuhalten. Diese Frage wurde jüngst von ärztlicher Seite in entscheidender Weise beantwortet. Dr. Schmid-Monnard in Halle a. d. S. hat regelmäßige Beobachtungen an 1000 Ferienkolonisten, an 1300 zurückgewiesenen und etwa einer gleichen Anzahl normaler Kinder angestellt und den Nutzen der Ferienkolonien aufs überzeugendste dargelegt. Durch Wägungen, Messungen der Länge und des Atmungsumfangs der Kinder wurde zunächst festgestellt, daß die schwächlichen Ferienkolonisten tn ihrer körperlichen Entwicklung im Durchschnitt um ein volles Jahr hinter der gleichalterigen normalen Volksschuljugend zurückstanden. Auf diese schwachen wirkte nun ein dreiwöchiger Aufenthalt in einer Ferienkolonie so günstig, daß sie während dieser kurzen Zeit an Körpergewicht und Atmungsgröße etwa um ein Jahr zunahmen. Ein derartiger Erfolg ist innerhalb der Mauern der Fabrikstädte trotz der besten Ernährung nicht möglich, da hier der wohlthätige anregende Einfluß der reinen Luft fehlt. Gerade der Umstand, daß die Ferienkolonien im Gebirge oder in ausgedehnten Waldungen eingerichtet werden, wirkt auf die Lungenthätigkeit der Kinder so günstig ein. Man sollte darum das gute Werk mit aller Kraft fortführen, denn es vermag einen großen Teil unserer kränkelnden Volksschuljugend zum späteren Kampf ums Dasein wesentlich zu stärken oder vor frühzeitigem Siechtum zu bewahren.
Anderseits können auch bemittelte Eltern aus diesen Thatsachen eine wichtige Lehre ziehen. Der Nutzen der Sommerfrische für die Schuljugend wird durch die Ermittelungen Schmid-Monnards ins rechte Licht gerückt. Durch ein richtiges Ausnützen der Sommerferien geben wir unsern Kindern das kostbarste Gut, das wir ihnen vermachen können, Kraft und Gesundheit. *