Nächtliche Straße
Einführung
Der Artikel Nächtliche Straße zeigt die von Stefan Isensee im Rahmen seines Werkes „Hans Brass Bilder“ zusammengestellten Tagebuchauszüge zum Bild „Nächtliche Straße“. Textauslassungen wurden mit [...] gekennzeichnet, eingefügte Erläuterungen von Stefan Isensee in eckigen Klammern kursiv [Erläuterung].
Tagebuchauszüge
[...] [2] In der „Neuen Zeitung“ sah ich ein nächtliches Straßenbild, ein Foto, das mir so gut gefiel, daß ich es als Grundlage für eine Kohleskizze nahm. Die Skizze ist sehr hübsch geworden, vielleicht werde ich sie nach dem Fest als Bild malen. – [Das Zeitungsfoto war betitelt: „Die Turmstraße in Moabit in festlichem Gewand. Alles ist gerüstet zum heutigen Goldenen Sonntag“]
[...] [3]
[...] [3] Ich möchte jetzt gern aus der Kohlezeichnung einer Straße in nächtlicher Beleuchtung ein Bild machen. Die Zeichnung machte ich noch vor Weihnachten u. sie steht seitdem auf der Staffelei. Die Zeichnung ist zunächst einmal ganz impressionistisch u. enthält nichts weiter als die ungefähre Raum= u. Lichtverteilung. Ich glaube, daß sich daraus was machen läßt, allerdings müßte das Format ziemlich groß werden – wenigstens groß im Verhältnis zu den zuletzt gemalten Bildern aus Fangschleuse. Es reizt mich, dieses Bild zu malen, es wird etwas ganz anderes als wie die zuletzt gemalten Bilder werden, aber es wird nicht ganz leicht sein.
[...] [4]
[...] [4] Gestern besorgte ich einen neuen Keilrahmen u. spannte den Rest meiner noch vorhandenen Leinewand auf, die ich heute grundierte. Ich werde das nächtliche Straßenbild malen, zu dem ich schon im Dezember 1952 eine Kohlestudie machte. Ich glaube, daß ich dieses Bild sehr abstrakt malen werde. – Ich habe die Fangschleuse=Landschaften gründlich über, ich muß mal wieder etwas ganz anderes machen.
[...] [5]
[...] [5] Das neue Straßenbild wurde gestern fertig bis auf einige Kleinigkeiten. Seit längerer Zeit stelle ich fest, daß mir das Malen sehr viel leichter geworden ist, ich male jetzt ein Bild in drei bis vier Tagen, wo ich früher mindestens das Doppelte brauchte.
[...] [6]
[...] [6] Nachdem ich das Bild fertig hatte, habe ich gleich das frühere Bild „Nächtliche Straße“ nochmals vorgenommen. Das Bild ist gut, nur waren die Autos, besonders das im rechten Vordergrunde, zu „richtig“ gezeichnet. Das Wesentliche an solch einem nächtlichen Straßenbild ist ja gerade die Unwirklichkeit, alle Formen sind da zerrissen u. gehen ineinander über. Das habe ich jetzt hineingebracht u. ich finde es jetzt recht gut. [„das Bild“ bezieht sich auf das Bild „Zirkusbuden“, 53-110, von dem im übernächsten Kapitel die Rede sein wird.]