Morgenlied (Eichendorff)
Morgenlied.
Ein Stern still nach dem andern fällt
Tief in des Himmels Kluft,
Schon zucken Strahlen durch die Welt,
Ich wittre Morgenluft.
Verödet noch vom Fest,
Liegt still der weite Freudensaal,
Und todt noch alle Gäst’.
Da hebt die Sonne aus dem Meer
Zur Erde geht, was feucht und schwer,
Was klar, zu ihr hinauf.
Hebt grüner Wälder Trieb und Macht
Neurauschend in die Luft,
Blau’ Berge durch den Duft.
Spannt aus die grünen Tepp’che weich,
Von Strömen hell durchrankt.
Und schallend glänzt das frische Reich,
Der Mensch nun aus der tiefen Welt
Der Träume tritt heraus,
Freut sich, daß alles noch so hält,
Daß noch das Spiel nicht aus.
Umsumsend Berg und Thal,
Agiret lustig Groß und Klein
Den Plunder allzumal.
Die Sonne steiget einsam auf,
Lenkt sie den ungestörten Lauf,
Zu stiller Glorie. –
Und wie er dehnt die Flügel aus,
Und wie er auch sich stellt:
Aus dieser Narrenwelt.