Moderne Kaffeeverfälschungen

Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Moderne Kaffeeverfälschungen
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aus: Die Gartenlaube, Heft 4, S. 72
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1875
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[072] Moderne Kaffeeverfälschungen. Herr Dr. Franz spricht sich im polytechnischen Notizblatt 1874, Seite 43 über Kaffeeverfälschungen in neuerer Zeit aus, und wir glauben, daß es für unsere Hausfrauen von Interesse sein dürfte, wenn wir das, was er sagt, hier kurz mittheilen, sowie wir hoffen, daß es Herr Dr. Franz gestattet, seine für das Allgemeinwohl veröffentlichten Bemerkungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen.

Man hat nicht mit Unrecht die grüne Farbe der Kaffeebohnen als ein Merkmal der Güte betrachtet, aber in neuester Zeit hat dieses Zeichen seinen Werth verloren, weil man häufig die schlechteren Sorten grün färbt, und leider geschieht dieses mit einer Kupfer enthaltenden Farbe, die unbedingt der Gesundheit nachtheilig ist. Dr. Franz räth daher die rohen Bohnen mit heißem Wasser zu übergießen, sie zu trocknen und dann erst zu rösten. Die Kaffeebohne verliert durch dieses Verfahren nicht an Werth, da die wirksamen Bestandtheile des Kaffees erst durch das Rösten zur vollen Entwickelung gelangen. Unterläßt man dagegen das Waschen des Kaffees, so werden die etwaigen anhängenden Farbstoffe durch das Rösten erst recht dem Kaffee einverleibt. Um das Wasser, mit dem man die Kaffeebohnen gewaschen hat, auf Kupfergehalt zu prüfen, empfiehlt er die bekannte Probe: man setzt dem Wasser ein wenig Säure hinzu, taucht eine blankgeputzte Messerklinge hinein und läßt sie einige Minuten darin. Ist das Wasser kupferhaltig, so hat sich die Klinge mit einem dünnen rothen Anfluge (Kupfer) bedeckt.

Daß der geröstete, gemahlene Kaffee zuweilen mit Cichorie gefälscht wird, ist bekannt, da dieser Zusatz billiger als der Kaffee ist, und obwohl diese Fälschung sich, wenn man darauf achtet, schon durch den Geruch kundgiebt, so führen wir doch eine einfache von Franz angegebene Methode zur Prüfung der Echtheit an. Man lasse durch den gemahlenen Kaffee kaltes Wasser laufen. Ist in demselben Cichorie vorhanden, so erhält man eine braune Brühe, der unverfälschte Kaffee aber giebt keine gefärbte Flüssigkeit, wenn man kaltes Wasser durchlaufen läßt.

Ueber den sogenannten homöopathischen Kaffee spricht sich Franz dahin aus, daß dieser die Benennung Kaffee nicht verdiene, da das Fabrikat nur aus gebranntem Roggen bestehe, welcher weder eine heilsame noch heilende Wirkung besitze, indessen doch unschädlicher sei, als der sogenannte deutsche Kaffee, das heißt gebrannte und gemahlene Cichorienwurzel. Die Cichorienwurzel enthält einen Bitterstoff, auch bildet sich beim Rösten eine geringe Menge brenzliches Oel, welches dem Aufgusse der reinen Cichorienwurzel ein wiewohl etwas widerliches Aroma ertheilt. Jedenfalls fehlt diesem Getränke der wesentliche Bestandtheil des echten Kaffees. Wir stimmen im Allgemeinen zwar diesem Ausspruche bei, bemerken jedoch, daß an und für sich die Cichorienwurzel keine nachtheiligen Wirkungen herbeiführt, wenn sie zweckmäßig genossen wird, daß vielmehr die wilde Cichorie eine magenstärkende Kraft besitzt, wogegen die geröstete Wurzel, als Getränk genossen, Blutwallungen verursacht, auf die Dauer wohl von nachtheiligen Folgen ist und sich daher als Kaffee ersetzendes Getränk nicht eignet. Das Surrogat wurde anfänglich sehr billig hergestellt und veranlaßte große Nachfrage und demgemäß auch Steigerung des Preises, dies aber führte, wie gewöhnlich, zu Fälschungen des Fabrikats. Anfangs verwendete man hierzu Mohrrüben, weiße Rüben, Runkelrüben etc. und um dem Fabrikate das brenzliche Oel zuzufügen, röstete man diese Ersatzmittel mit Speck, indessen blieb man hierbei nicht stehen und trieb die Fälschung so weit, daß man selbst gepulverten Bolus, Sand, Ziegenmehl in demselben findet.

Will man ein unschuldiges, billiges Surrogat für den Kaffee haben, so mag sich Jeder selbst Roggen, Gerste und Eicheln rösten, er weiß dann wenigstens, was er genießt.