Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 6, 4)
Das nämliche Schicksal, und auf eben diese Art, hatte dieses Jahr den 25 April auf St. Markus Tag der erst neuerlich bey dem Wernecker Amts-Milizen-Corps aufgestellte Feldwaibel, Andreas Ziegler. Die Cent that allezeit ihre Schuldigkeit dabey. Man muß aber nicht glauben, daß der Treppe die Schuld beygemessen werden kann: denn sie ist ganz neu gebauet. Meinetwegen soll es der Procession auch nicht zum Nachtheil gereichen. Es wäre aber zu wünschen, daß die Policey nicht gleichgültig dabey bliebe, und, wo möglich, dergleichen Fälle zu verhüten suchte.
Der um das Schulwesen in den untern Teutschmeisterthums-Landen besonders verdiente Geheime Rath, Heinrich Weiß, ist von Se. Kurfürstlichen Durchlaucht dem Herrn Hoch- und Teutschmeister, seiner anderweitigen dem Vaterlande geleisteten Dienste wegen, unter Erhöhung des Gehalts zum wirklichen Canzleydirector befördert worden. Man wartet nur auf friedlichere Zeiten, um an allen Orten der obern und untern Teutschmeisterthums-Lande das heilsame Reformationsgeschäfft im Erziehungswesen abermahls vorzunehmen und zu beendigen. – Seit dem 1 Januar dieses Jahrs erscheint das zu Mergentheim herauskommende Wochenblatt ökonomischen Inhalts, wovon schon einmahl im Journal die Rede war, unter der Aufsicht des geschickten und aufgeklärten Herrn Abele, zweyten Lehrers der Philosophie, und gewinnt immer mehr an Gemeinnützigkeit und Reichhaltigkeit.
Von der in dem gegenwärtigen Journal II B. S. 308 auch erwähnten Rechenmaschine des Herrn Prahll, welche für 3 Conventionsthaler verkauft wird, ist im Anzeiger 1793. I B. n. 101 bemerkt, daß sie nichts weiter sey, als: die Nepperischen Stäbchen, in mehrere Kreise vertheilt, in Kupfer gestochen und auf eine Pappe geklebt; daß also dieselbe keine 3 Thaler werth sey.
Am 11 April starb hier Herr D. Johann Heinrich Sommer, Consulent des Ritterorts am Steigerwald im 64sten Jahre seines Lebens und dem 38sten Jahre seines Dienstes. Er hatte sich durch seine unter Ayrers Vorsitz in Göttingen vertheidigte Doctorsdisputation bekannt gemacht.
Am 7 April verloren wir einen hoffnungsvollen jungen Gelehrten, Herrn M. Joh. Christian Kapp, Conrector des hiesigen Gymnasiums, im 29 J. seines Alters durch den Tod. Die bereits gelieferten Proben seiner philologischen Gelehrsamkeit versprachen noch manche vortreffliche Frucht seines Fleißes, die wir jetzt entbehren müssen.
Noch vor Ausgang des Aprils haben die Königsberger wieder einen neuen Superintendenten bekommen. Er heißt Johann Christian Schwesinger und war 44 Jahre Pfarrer in Seydungstadt. Er gibt sich für nicht älter als 69 Jahre an. Das zugegeben, was aber sein Ansehen zu widerlegen scheint, so haben die Königsberger doch bald wieder einer neuen Veränderung entgegen zu sehen. Denn wie viele Männer sind noch bey Annäherung der 80er Jahre zur Führung eines so wichtigen und mühevollen Amts geschickt?
Der verdienstvolle Stifter und erste Lehrer des Schullehrerseminars zu Meiningen, Herr Adjunct Walch, der im August vorigen Jahrs Diakonus an der dasigen Stadtkirche wurde, hat nun die offen gewordene Superintendur zu Salzungen, auf welche er schon längst eine Expectanz hatte, zu seiner Belohnung erhalten. Der Caplan und Rector Keyßer zu Sonneberg hat seine Stelle im Seminar erhalten.
Bey diesem nützlichen Seminar ist auch die Anstalt getroffen, daß die Seminaristen von einem Hofgärtner in der Baumpflege, und im verbesserten Feldbau unterrichtet werden.
Eine meiner interessantesten Lectüren dieses Jahrs waren des Lieutenant Grabners Briefe über die vereinigten Niederlande, die im vergangenen Jahre bey Ettinger zu Gotha mit Kupfern herausgekommen sind; und eine der merkwürdigsten Stellen für mich war die Behauptung dieses erfahrnen Mannes:
„die Güte der holländischen Butter und des Käses ist weniger Folge der Weide, als der sorgfältigen Zubereitung.“
Als Landwirth in einer der gesegnetesten Gegenden unsers Frankenlandes konnte mir diese Behauptung unmöglich gleichgültig bleiben, und als Freund der wahren Industrie wünschte ich mir eine auf Erfahrung gegründete genaue Beschreibung, wie der Holländer seinen Käs und seine Butter macht. Ist die Grabnerische Behauptung richtig; so müßte es nicht gut seyn, wenn man im Itzgrunde, woraus jährlich so viele Ctr. Schmalz ausgeführt werden, in der Zubereitung nicht eben so sorgfältig zu Werk gehen könnte, als in Holland oder Friesland. Ich sollte freylich eine solche Frage zu thun, nicht nöthig haben, da ich selbst in Holland vor 30 Jahren mehrere hundert Gulden verzehrte: allein bedenken Sie nur, daß man es vor 30 und mehr Jahren weit unter der Würde eines Fränkischen Dorfjunkers hielt, sich um die Verfertigung des Holländischen Käses und der Holländischen Butter genau zu erkundigen. Wir hatten nur die Namen der Orte zu merken, durch die wir gekommen waren, welches der Anstrich der Häuser war, wo die schönsten Gärten, und in welchen die herrlichsten Tulpen, Hyacinthen und Nelken waren, und wo man irgend sich einfallen ließ, messerrückenbreit von den Aussprüchen des Synodi Dordracenae abzuweichen.