Textdaten
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Titel: Michael Bakunin
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 3, S. 48
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1862
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[48] Michael Bakunin, schreibt man aus London, ist nicht nur aus Sibirien entflohen, sondern auch zum Christfest hier in London angelangt. Gewiß wird es Viele in Deutschland interessiren zu hören, daß der Mann, dem man in Oesterreich Ketten an die Füße legte, und den man mit einer Kette um den Leib an die Wand schmiedete, den man an Rußland auslieferte, wo er in den feuchten Gefängnissen von Schlüsselburg am Scorbut alle Zähne verlor, der dann endlich seit 1857 in Sibirien als Verbannter lebte – daß er all diese Qual überstanden hat und noch kräftig an Körper, besonders aber unverwüstlich frisch und energisch an Geist und Herz, sich endlich wieder in Freiheit auf englischem Boden befindet. Von seiner interessanten Flucht, den Amur hinunter, über Japan, den stillen Ocean, Californien, Panama, New-York und das atlantische Meer bis hierher, hoffen wir aus seiner eigenen Feder bald Mehreres zu hören. Für Sibirien ist er sehr eingenommen, er sagt, es sei ein Land, das eine gute Zukunft habe und in welchem herrliche Menschen wohnen, zum Theil die Nachkommen der politischen Verbrecher, meist freier, edler Menschen. Ganz besonders haben, wie er sagt, die Polen dort ungemein viel für die Civilisation gethan.

Dem Vielgeprüften begegnete überall, schon in Amerika und so auch hier, die freudigste Theilnahme. Schon vor seiner Ankunft erhielt sein Freund, A. Herzen, eine Adresse englischer Arbeiter, die ihre Freude über seine Befreiung aussprachen. In Amerika weigerte man sich in den Läden, Geld von ihm zu nehmen, als man seinen Namen hörte, da man wohl denken konnte, daß des Flüchtlings Casse nicht übervoll ist, und man es sich zur Ehre rechnete, ihn mit dem Nöthigen zu versehen. In London kömmt ihm die allgemeinste Theilnahme entgegen.