Melpomene/Band 1/032 Bei dem Grabe einer Frau, die Vieles zu leiden hatte

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aus: Melpomene
Seite: Band 1, S. 139-141
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[139]

32. Bei dem Grabe einer Frau, die Vieles zu leiden hatte.

Melod. V.

Tiefe Wehmuth füllet unsre Seelen
Bei dem Grabe unsrer Schwester hier.

1. Denn schon eh wir es verhoffen,
Stehn auch uns die Gräber offen,
Und in banger Ahnung beben wir.

2. Alles, was da lebt auf Erden,
Muß des Grabes Beute werden,
Und bald senkt man unsern Leib hinab.
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3. Was wir immer thun und treiben,
Es verschafft uns hier kein Bleiben,
Und in Bälde ruft der Tod uns ab.

4. Aber nur der Leib vermodert,
Und im Glaubenslichte lodert
Unser Geist zu Gottes Thron empor.

5. Aber ach! wer soll nicht beben?
Denn von unserm ganzen Leben
Nimmt der Richter dort sein Urtheil vor.

6. Und nachdem wir bös gehandelt,
Oder aber fromm gewandelt,
Steht uns Strafe oder Lohn bevor.

7. Dieses lehret uns die Leiche,
Derer Geist vom Erdenreiche
Sich erhob in eine beßre Welt.

8. Ach! was hatte sie zu leiden,
Bis in ihrem letzten Scheiden
Ihre schwere Leidenskette fällt!

9. Große Leib- und Seelen-Schmerzen
Wechselten in ihrem Herzen
Unaufhörlich ohne Maß und Zahl;

10. Endlich hat sies überstanden
Und im letzten Hauch verschwanden
Alle Leiden, Schmerzen, Pein und Qual.

11. Gottes Willen ganz ergeben
Gab sie hoffnungvoll ihr Leben
Hin in seine treue Vaterhand,
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12. Und wir können billig hoffen,
Daß sie dort den Himmel offen,
Und beim strengen Richter Gnade fand.