Meine Gräber (Fontane)
Kein Erbbegräbniß mich stolz erfreut,
Meine Gräber liegen weit zerstreut,
Weit zerstreut über Stadt und Land,
Aber all in märkischem Sand.
Vorüber schlängelt sich der Rhin,
Ueber weiße Steine, zerbröckelt all’,
Blickt der alte Ruppiner Wall,
Die Buchen stehn, die Eichen rauschen,
Und Haferfelder weit auf und ab, –
Da ist meiner Mutter[1] Grab.
Und ein andrer Platz, dem verbunden ich bin:
Berglehnen, die Oder fließt dran hin,
Gelbe Mummeln schwimmen darauf.
Am Ufer Werft und Schilf und Rohr
Und am Abhange schimmern Kreuze hervor,
Auf eines fällt heller Sonnenschein, –
Liegt auf dem weiten Teltow-Plateau,
Dächer von Ziegel, Dächer von Schiefer,
Dann und wann eine Krüppelkiefer,
Birken hier und da eine Weide,
Zuletzt eine Pappel am Horizont, –
Im Abendstrahle sie sich sonnt.
Auf den Gräbern Blumen und Aschenkrüge,
Still bleibt das Grab und der Schläfer drin, –
Der Wind, der Wind geht drüber hin.