Mehr deutsch – bitte!

Textdaten
<<< >>>
Autor: Bn.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Mehr deutsch – bitte!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 707
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[707] Mehr deutsch – bitte! Betrachtet man eine der großen eleganten Papierauslagen unserer Hauptstädte mit ihren geschmackvoll aufgebauten Gegenständen: den matt glänzenden langen und viereckigen Kästchen, deren zartfarbiger Inhalt fein gebändert und verführerisch aus den offenen Deckeln schaut, so muß man sich über die großen Fortschritte unserer Industrie freuen. Tritt man aber näher und mustert die Goldaufschriften der verschlossenen Kasten: Pine Paper, Papier crèole, Papier surfin, The Mary Mill rose note paper, Papier Mazarin etc., findet man bei genauerer Umschau, daß kaum da und dort eine deutsche Aufschrift diese zweifellos alle aus deutschen Fabriken stammenden eleganten Packungen schmückt, obgleich doch wahrhaftig kein Mangel an hübschen und geschmackvollen deutschen Bezeichnungen sein könnte, so muß man sich fragen: was bedeutet diese seltsame Ausländerei im Deutschen Reiche? Sollte nicht unsere Papierindustrie auf ihre großen Fortschritte stolz sein, statt durch heuchlerische fremdländische Ueberschriften die traurigen Zeiten zu verewigen, wo ein deutscher Briefbogen ohne den Stempel „Bath“ keine Abnehmer fand? Damals, in früheren Jahrzehnten, war das englische Briefpapier besser als das deutsche, und die Falschbezeichnung hatte einen Sinn, der ihr heute abgeht, wo das deutsche Fabrikat ebenbürtig geworden ist. Möchten doch unsere Fabrikanten etwas mehr vaterländischen Stolz gewinnen und das Publikum mit ihnen! – Freilich, so lange in deutschen Straßen immer noch zu lesen ist: Grand Restaurant français, Hôtel d’Angleterre etc., so lange jeder halbwüchsige Schusterjunge noch unter die bezahlte Rechnung ein unorthographisches: „pur aquit“ malt, so lange sind wir weit entfernt von dem freudigen Stolz, der sich ohne Ueberhebung des eigenen Wertes bewußt ist und das Einheimische vor dem Fremden liebt und schätzt. In einzelnen Zweigen der Industrie ist die Aufschrift „Deutsches Fabrikat“ bereits zum Ehrenzeichen geworden, möchte es doch in allen ohne Ausnahme ebenso sein! Bn.