Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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um die Mitte und besonders gegen das Ende des Monats kamen häufig Seitenstiche, Hals- und Lungenentzündungen unter jedem Alter und Geschlecht vor, welche letztere anfänglich gewöhnlich eine Aderlaß, und dann ein Zugpflaster nebst dem innerlichen Gebrauch erweichender und auflösender Mittel und vieler schleimichter Getränke mit vegetabilischer Diät erheischten; die bisher bestandne rheumatisch-katarrhalische Constitution ging später ganz in die rein entzündliche über, die aber bey uns selten über einen Monat unvermischt Bestand hält. Im Anfang des Monats waren Durchfälle, Hämorrhoidalkoliken, und von chronischen Uebeln der weiße Fluß, bey Kindern leichte Hautausschläge und Würmer etwas häufiger; übrigens war die Sterblichkeit diesen Monat geringer als sonst, und von meinen 50 Kranken starb ein Mann an der Lungenentzündung.


1811

Dieses Jahr gehörte nicht zu den gesündesten, wenn schon die Sterblichkeit nicht beträchtlicher als sonst war; schnelle Sterbfälle kamen mehrere denn gewöhnlich vor, doch gab es keine bösartige epidemische Krankheiten, und das Scharlachfieber und die natürlichen Blattern kamen nur sporadisch vor. Der besondere Krankheitscharakter war anfänglich mehr entzündlich-katarrhalisch, gieng dann ins Entzündlich-rheumatische, und später ins Rheumatisch-gallichte über, während dem als allgemein stationäre Constitution das Sthenisch-entzündliche die Oberhand im Jahr hindurch behauptete. Der Barometerstand war im Durchschnitt mehr hoch als tief; die Temperatur

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frühzeitig mäßig warm, und mit Anfang des Sommers trat eine anhaltende Tröckne mit Hitze ein, dauerte bis in die Hälfte des Novembers, und selten nur wurde dieselbe durch kurze, aber starke Regen unterbrochen, und die Atmosphäre dadurch abgekühlt. Die Fruchtbarkeit war mittelmäßig; der anhaltenden Tröckne wegen gab’s weniger Futter, und die Erndte hätte erträglicher seyn können; auch gab es nicht viel Obst, dagegen war es für den Weinstock ein vorzüglich Jahr.

Der Januar fieng mit strenger Kälte und vielen Schnee an; die Tage waren meistens ungetrübt und heiter die Nächte; um die Mitte desselben brach sich die Kälte, und Regen mit Schnee vermischt hielt einige Tage an. Den 20ten stieg die Kälte wieder, und heitre Tage wechselten mit trüben, an denen gewöhnlich viel Schnee fiel; zuletzt kam wieder Regen, und naßkalte, frostige und unangenehme Tage schlossen den Monat. Der herrschende Wind war N. und N. O. Der Barometerstand war im ganzen mehr hoch; die größte Kälte war am 3ten –6°, des Morgens –11°, und der gelindeste Tag war der 31te +6°. Die herrschenden Krankheitsformen waren vorzüglich hitzige Katarrhfieber, Pleuresien, Lungen- und Halsentzündungen, welche des prädominirenden entzündlichen Charakters wegen im Anfang gewöhnlich Aderläße, dann Nitrosa, erweichende und gelind auflößende Mittel indizirten. Das Katarrhfieber befiel gern alte Leute, doch schonte es nicht des mittlern Alters. Hie und da war auch das Puerperalfieber wieder vorkommend, jedoch leicht und ohne Gefahr. häufiger waren diesen Monat wieder Menstruationsfehler,