Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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Die lateinische Schule wird von drey geistlichen Lehrern in dem Kollegium zu St. Ludwig gehalten; sie besteht aus sechs Klassen, wovon jeder Lehrer zwey zu besorgen hat, und aus einer Elementarklasse der lateinischen Sprache, der ein eigner Lehrer vorsteht. Die Lehrgegenstände sind: Lateinische, deutsche und griechische Sprache, biblische Geschichte, Welt-Natur- und Vaterlandsgeschichte, Geographie, Arithmetik, Technologie, Religionslehre, Poesie und Rhetorik. Der Unterricht in der französischen Sprache, im Zeichnen und der Musik wird den Studenten von den Lehrern dieser Gegenstände gleichfalls in eignen dazu bestimmten Stunden gegeben. Zur Vakanz unter der Woche sind, wie auch in der deutschen Schule, zwey halbe Täge bestimmt, die zur Sommerszeit zu gymnastischen Uebungen im Freien, wie Ballspielen, Ballonschlagen u. dergl., als für den Körper sehr nützliche und besonders nach der sitzenden Schularbeit für die Jugend so wohlthätige Vergnügungen benutzt werden können und sollen: aber der Sinn und die Freude für diese sonst so beliebte und zweckmäßige Spiele scheinen unter unsrer studirenden Jugend größtentheils verschwunden zu seyn. Am Ende des Schuljahrs werden in der lateinischen, wie auch in der deutschen Schule, zur Belohnung und Aufmunterung des Fleißes Prämien, bestehend in nützlichen und brauchbaren Büchern – immerhin die geeignetesten Prämien für Studirende – an die verdientesten öffentlich ausgetheilt: eine Anstalt, welche man, ohne sie zu mißbrauchen, nicht so leicht sollte abkommen lassen, wie man es schon hie und da, aber gewiß nicht zum Frommen der studirenden Jugend geschehen ließ.

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Die Spiele unsrer Jugend sind im Winter vorzüglich Schlittenfahren, Schleifen und Schlittschuhfahren auf dem Eis. Selten sieht man zwar Beschädigungen und Verletzungen von Bedeutung, als Beinbrüche u. dergl. dabey sich ereignen; wohl aber sind Erhitzungen während dem anhaltenden Springen und darauf folgende Verkältungen durch schnelle Abkühlung häufig, wovon Seitenstiche, Husten und andere katarrhalische Beschwerden nicht selten die Folgen sind. In den andern Jahreszeiten sind Ring- und Ballspiele u. dergl. die gewöhnlichen Ergötzungen, so wie auch das Baden in dem nahen fließenden Wasser unter den Knaben im Sommer sehr üblich ist; eine für die Reinlichkeit und Gesundheit des Körpers gewiß sehr ersprießliches Vergnügen, wenn nur auch ehender mit Ernst darauf gesehen würde, daß es ohne Beleidigung des Anstandes und der guten Sitten nicht ganz ohne Aufsicht und gerade an Orten geschähe, wo öffentliche Wege vorbeyführen. Sonst will man in den Sitten und dem Betragen unsrer Jugend mehr freyes und zum Theil ausgelassenes Wesen, und im Ganzen weniger Ehrenbietig- und Folgsamkeit gegen die Eltern, Lehrer und Vorgesetzte als vor dem wahrnehmen, woran wohl auch nicht wenig schuld seyn mag die heut zu Tage mehr empfohlene und beliebte meist unzeitig schonende und oft tändelnde Erziehungsart, wo nur zeitiger Ernst und kluge Strenge an rechter Stelle wären, zumal in Betreff des so nöthigen frühen Warnens und Ahndens der ersten, so gerne und wohl oft noch mit heimlichen Wohlgefallen darüber unbeachtet und ungerügt gelassenen Jugendfehler bey der ohnehin stets überwiegenden Neigung