Med. Topographie Gmuend:026
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
---|---|
« Zurück | Vorwärts » |
fertig | |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
|
[48] Die Schafzucht ist sehr in Aufnahme, und wurde schon lange her stark betrieben und fleißig gepflegt; auch die Veredlung durch spanische Abkömmlinge findet bey uns viele Freunde und Liebhaber. Mehrere tausend Schafe überwintern jährlich in den vielen um die Stadt zerstreuen Schafhäusern; man füttert sie größtentheils mit Heu, die Kleefütterung, welche den Schafen gesund, und seit Varro’s Zeiten (1601) bereits bekannt und mit vielen Nutzen eingeführt worden ist, hat noch nicht allgemeine Liebhaber gefunden. Zur Sommerszeit werden die Schafe auf die benachbarte, hiezu bestellte Waiden, und bis auf das Heertsfeld getrieben; die Sommerpferchfütterung ist nicht gebräuchlich. Die Schweinezucht ist sehr unbedeutend, und nur auf dem Land sieht man hie und das die Nachzüglung mehr oder weniger pflegen; die Mastung der Schweine hingegen wird in der Stadt und auf dem Lande häufig betrieben. Im Sommer treibt man die hiezu bestimmte Schweine gewöhnlich eine Zeitlang auf die Waide, und stellt sie dann erst zur Mastung ein. Geisen werden auch von mehrern Bürgern gehalten, und machen immer eine Heerde von etlichen fünfzig Stücken aus, deren Milch und Fleisch gerne genossen werden. Hunde wurden vordem viel häufiger hier gehalten; seitdem aber eine Hundstaxe und jährliche Musterung derselben eingeführt worden, wobey die zu alten, und unbrauchbare oder sonst schädliche Thiere ausgemerzt und getödtet werden, was zum Theil auch nebenher die leichtere Entstehung der Hundswuth verhindern mag, sieht man die Anzahl derselben immer mehr und mehr sich vermindern. [49] Katzen giebt es in der Stadt und auf dem Lande viele, doch scheinen solche auf letztern nicht hinreichend zu seyn, um die Mäuse und Ratten daselbst genugsam zu tilgen und unschädlich zu machen; weswegen der Landmann immer noch in die Stadt um Mäusegift (Arsenic. alb.) kommt, was aber zufolge neuer eingeschärfter Giftverbothe nicht mehr, oder höchstens unter gewissen Beschränkungen abgereicht werden kann und darf. Die Ratten will man erst in den 1790er Jahren hier zum erstenmal bemerkt haben, und scheinen damals durch die viele und große Mehl- und Haber-Magezine der östreichischen Armeen zu uns gebracht worden zu seyn. Von Federvieh werden vorzüglich Gänse, Enten, Hühner, und Tauben gehalten und gezogen; aber meistens werden solche vom Land in die Stadt zum Verkauf gebracht. Auch die Bienenzucht wird häufig, jedoch nur in seltnen Jahren mit gutem Ertrag betrieben; öfters und mehr vortheilhaft sieht man sie dagegen in den umliegenden Ortschaften gerathen, wozu die natürliche Pflege, Lage und Umgebungen gar vieles beytragen mögen. |