Med. Topographie Gmuend:025
Franz Joseph Werfer Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd | |
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[46] nöthiges Futter, noch eben so nöthige Streu gereicht werden kann, will ich nicht entscheiden, erachte es aber jederzeit für räthlicher, dieselbe so lange nicht einführen zu zwingen, bis man vorher auch in Stand gesetzt ist, alle oder wenigst die ersten und daher nothwendigsten Bedingnisse, welche eine zweckmäßige von guten Erfolg seyn sollende Stallfütterung erfordert, erfüllen zu können, wenn man der guten Sache nicht mehr schaden als nutzen, und durch eine übereilte und unüberlegte Ausführung manchen vielleicht den kleinen Nutzen, den er auf jene Art sich erzielte, vollends entziehen will, ohne ihm einen Ersatz dafür reichen zu können. Zudem ist es ganz natürlich und eine ausgemachte Sache, daß eine frische und reine Luft mit freyer Bewegung in derselben dem Wachsthum und der Gesundheit der Menschen und Thiere zuträglicher ist, als anhaltende Ruhe in eingesperrter, dumpfer und unreiner Luft. Die robuste und blühende Landbewohner, so wie der blühende Zustand des großen und starken Viehes derselben beweißen uns beides zur Genüge. Daher in Gegenden, wo die Stallfütterung soll eingeführt werden, vor allem für hinlängliche Quantität guten Futters, dann für gesunde, lichte Ställe und für zweckmäßige Wartung und Pflege gesorgt werden muß, um widrigenfalls nicht Schaden und Nachtheil statt Nutzen der Gemeinde zu bringen; denn bekannter massen wird die Entstehung der Seuchen und Krankheiten leichter und schneller in dumpfen, finstern und zu kleinen Ställen, wo noch dazu schlechtes Futter, schlechte Wartung und vernachlässigte Reinhaltung des Viehes wie des Stalls gewöhnlich an der Tagesordnung sind. Dagegen sehen wir [47] in Gegenden, wo zweckmäßige, gute und gesunde Waiden sind, wie auf den Alpen, im Tyrol, in der Schweiz u. a. die seltesten und leichtesten Seuchen entstehen, und noch dazu das schönste und beste Vieh gedeihen; denn wo der natürliche Instinkt der Thiere unterdrückt und vernachlässiget wird, da kann schlechterdings auch ihr Wachsthum nicht gedeihen, und zu seiner natürlichen Bestimmung gelangen. Die edlere Stämme haben wir nur in Ländern, wo zweckmäßige, freilich schon von Natur aus begünstigte Waiden, gute Fütterung, Reinlichkeit, fleißige Wartung, und freye Bewegung und freye gesunde Luft dieselben genießen; die andern bilden Ausartungen. Daß übrigens die großen Anstalten, die schöne und kostspielige Einrichtungen reicher Oekonomen und großer Güterbesitzer hierinn nicht zum Beweiße der gelungenen Ausführung, nur zum Beyspiele dienen können, indem die mittlere und geringere Leute, welche doch immer den größten Theil ausmachen, bey bewandten Umständen das gleiche unmöglich, ja nicht einmal zum Theil mit Erfolg ins Werk zu setzen vermögen, wird wohl jeder erkennen und gestehen müssen. Die Pferdezucht in der Stadt ist von keinem Belang; es werden von den Wirthen, Müllern und einigen andern Bürgern nur so viele Pferde gehalten, als es das Bedürfniß ihres häuslichen Zustandes erfordert. Wohl aber wird dieselbe auf dem Lande fleißig gepflegt, und man findet daselbst mitunter schöne und zu verschiedenen Diensten brauchbare Thiere, nur werden dieselben meistens zu früh zu schweren Arbeiten angehalten, und bleiben daher gewöhnlich in ihrem Wachsthum und natürlicher Ausbildung zurück. |