Franz Joseph Werfer
Versuch einer medizinischen Topographie der Stadt Gmünd
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kleine Stunde westwärts von der Oberamts-Stadt Geißlingen liegenden Pfarrdorf Ueberkingen in dem romantischen Filsthal, wohin eine erst seit einem Jahr neu angelegte Straße führt. Einen Beweiß der gesunden Lage des Orts und des wohlthätigen Einflusses des Sauerwassers auf die Gesundheit der Einwohner, die es nicht nur ihrem gewöhnlichen Trank, sondern auch zur Zubereitung ihrer Speisen gebrauchen, giebt die geringe Sterblichkeit des Orts, die nach dem 25jährigen Durchschnitt auf 31 Menschen nur einen gestorbenen giebt, wobey noch die durch Blatternepidemie vermehrte Mortalität nicht in Anschlag gebracht wird.

Die äussere Gestalt des Erdbodens unsrer Gegend bietet dem Auge eine manchfaltige Abwechslung dar. Von allen Seiten der Stadt sieht man nahe und ferne größere oder kleinere Hügel und Berge sich erheben, deren die östlich und südlich 1 bis 2 Stunden entlegenen, und zum Theil an die schwäbische Alp sich anschliesenden, als der Bernhardiberg, der Stuifenberg, der Rechberg und Hohenstaufen die höchsten sind, welche gewöhnlich schon früh im Herbst und spät noch im Frühjahr mehr oder weniger mit Schnee bedeckt sind, und nicht wenig daher zu dem oft spätern Eintritt der warmen Frühlingswitterung in unserm Thal beytragen mögen. Uebrigens sind diese Berge auch die höchsten derselben nicht ganz kahl und unfruchtbar, sondern man sieht sie theils mit Bäumen überwachsen, theils in Aecker und Wieswachs von unten an bis fast gegen die Mitte derselben, besonders von der Südseite aus, umgeschaffen und urbar gemacht. Große Strecken unsers Bodens sind mit dichten Wäldern

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bedeckt, und ziehen sich zum Theil von der Nordseite her nahe an die Stadt hin; die meisten darinn vorkommende Bäume sind Fichten, Tannen, Buchen, Eichen und Birken. Vor Jahren (1789) machte man auch Versuche mit Anpflanzung der sonst so vortheilhaft geschilderten Akazien Bäumen; allein sie scheinen nicht von erwünschten Erfolg gewesen zu seyn, und wurden nicht ferner fortgesetzt, und man sieht daher auch gegenwärtig nur hie und da noch einen und den andern solchen stehen. An Holz leiden wir eigentlich keinen Mangel, obwohl hin und wieder über Theure desselben geklagt wird. Die vielen Thäler unsrer Gegend, welche durch die weite Bergkette abwechselnd gebildet werden, werden meistens zu Wieswachs, seltener zur Baumzucht benutzt, und sind der vielen Quellen und Bäche wegen, so dieselben in verschiedenen Richtungen durchströmen und bewässern, ziemlich fruchtbar und ergiebig; beträchtliche Ebnen und Haiden sieht man nur auf den Anhöhen, fern von der Stadt, hie und da in den benachbarten Markungen.

Der Erdboden ist im Ganzen sehr fruchtbar, und wenige Früchten sind, die da nicht fortkommen, doch darf das Dungen nicht vernachläßiget werden. Er ist mehr locker als fest; Thon- und Kalkerde mit Sand und Letten vermengt bilden mit stärkerer oder geringerer Vorwaltung eines oder des andern Bestandtheils die innere Beschaffenheit und verschiedene vorkommende Erdarten desselben; Moorgrund kommt sehr wenig oder gar nicht vor. Kalk- und Thonschiefergelage sind nordöstlich von der Stadt an einigen Orten beträchtlich, und versteinerte Conchylien finden sich da oft in Menge. Die um die Stadt gelegene Hügel, Berge