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Titel: Mahnung an eine Königsbraut
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aus: Die Gartenlaube, Heft 39, S. 655
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[655] Mahnung an eine Königsbraut. Ein Brief der Königin Louise. Die Gartenlaube hat im Jahrgang 1866, Seite 294, in dem Artikel: „Der letzte Ritter des Frankenlandes und seine Tafelrunde“ von einer Schwester der Königin Louise von Preußen, der Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen erzählt, die eine der größten Sängerinnen und zugleich die Mutter einer der schönsten Prinzessinnen ihrer Zeit war. An letztere, ihre Tochter Therese, richtete Königin Louise den nachfolgenden Brief, als ihr die Verlobung derselben mir dem Kronprinzen Ludwig von Baiern, Maximilian’s des Ersten Sohn, angezeigt worden war. Wir machen den Leser auf die Zeit aufmerksam, zu welcher diese Zeilen geschrieben sind: es war die von Preußens tiefstem Fall, und darnach würdige man den Inhalt.

Potsdam, den 11. Mai 1810.

Liebe Therese! Ich gratulire Dir von Herzen zu Deiner bevorstehenden Verbindung, und wünsche aufrichtig, daß sie sich zu Deinem Glück schließen möge. Viel, ja sehr viel wird dabei auf Deine Aufführung ankommen. Liebe und besonders der Rausch der Liebe kann nicht immer dauern; aber Freundschaft und Achtung kannst Du verdienen, wenn Du rein und unbescholten dastehst und wenn Klugheit Deine übrigen Schritte in der Welt leitet. Dazu gebe Dir Gott Kraft und Willen! Er leite Dich auf ebner Bahn und segne Dich und sei Dir nahe mit seinem Geist und seiner Gnade! Amen.

Dieses sind die aufrichtigen Wünsche meines Herzens für Dich, liebe Therese! Ich kann Dir keine großen Beweise meiner Liebe geben, ich schicke Dir hiebei eine Eventaille mit meinem Namen in bunten Steinen. Sie ist ganz einfach, ohne Juwelen, wie die Zeit es mit sich bringt. Kommt sie mal besser, so bekömmst Du noch etwas.

Noch vor einer Sache warne ich Dich. Laß die Eitelkeit, die Klippe der Jugend, nicht überhand nehmen. Bedenke, daß Du in ein gänzlich ruinirtes Land kommst, wo eine allgemeine Drangsal das Volk erdrückt. Bestrebe Dich, Gutes zu thun und Wohlthaten zu streuen, damit die Unglücklichen Deinen Namen segnen und nicht die marchandes de mode Dich loben. Dies kommt Dir jetzt vielleicht lächerlich vor, daß man zwischen den beiden Wegen nur wählen könne. Doch wirst Du recht wählen, dafür bürgt mir Dein Herz und das Beispiel Deiner unvergleichlichen Mutter, aber in Gefahr wirst Du doch manchmal kommen, wo Kopf und Herz nicht einig sein werden. Behalte diesen Brief, und kommen solche Gelegenheiten, so denke Deiner Tante, die durch Unglück und Trübsal der großen Bestimmung entgegenreifte.

Adieu, gute liebe Therese! Der Himmel sei bei Dir, mit Dir, um Dich! Behalte fest Deine Grundsätze und laß Dich nicht wanken in dem, was Du einmal für Recht erkannt hast!

Deine treue Tante und Freundin
Louise.

Nur zehn Wochen später hatte die gefeierte Königin ihre „große Bestimmung“ erreicht, ohne ihre schöne Nichte wieder gesehen zu haben. Die Mahnung der „Tante und Freundin“ blieb dieser aber heilig, sie ist in der That eine Wohlthäterin der Armen geworden und geblieben bis an ihren Tod, am sechsundzwanzigsten October 1854. Den vorstehenden Brief verdanken wir der Güte des Diaconus Dr. Armin Radefeld in Hildburghausen, der ihn, als Copie, von einer Kammerfrau der Königin Therese, Fräulein Stein, erhielt. Das Original ist offenbar in München zu suchen.