Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Weil“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 488
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Weil. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 488. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Weil (Version vom 11.10.2022)

[488] Weil, 1) (W. der Stadt) Stadt im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Leonberg, an der Würm und der Linie Zuffenhausen-Kalw der Württembergischen Staatsbahn, 406 m ü. M., ist noch mit Mauern und Türmen umgeben, hat eine schöne Stadtkirche (von 1492) mit antiquarisch wertvollen Schätzen, 2 ehemalige Klöster, Teppich-, Bijouterie-, Zigarren- und Schuhfabrikation und (1885) 1790 meist kath. Einwohner. Auf dem Marktplatz Denkmal Keplers (von Kreling), der hier geboren ist. W. ist wahrscheinlich römischen Ursprungs und war von 1275 bis 1803 freie Reichsstadt. Vgl. Hartmann, Denkwürdigkeiten der Reichsstadt W. (Stuttg. 1886). – 2) Dorf im bad. Kreis Lörrach, an der Linie Mannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn (Station Leopoldshöhe), hat eine evang. Kirche, Weinbau, Baumwoll- und Seidengarnfärberei und (1885) 1462 meist evang. Einwohner. Dabei das Friedlinger Feld, bekannt durch die unentschiedene Schlacht 14. Okt. 1702 zwischen Villars und dem Markgrafen von Baden. – 3) Lustschloß bei Eßlingen (s. d.).

Weil, 1) Gustav, Orientalist und Geschichtschreiber, geb. 25. April 1808 zu Sulzburg, studierte erst Theologie, dann in Heidelberg Philologie, Geschichte und orientalische Sprachen, in Paris noch insbesondere das Arabische und lebte hierauf fünf Jahre in Kairo. Nach seiner Rückkehr ward er Kollaborator an der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, 1838 Bibliothekar, 1848 zum außerordentlichen, 1861 zum ordentlichen Professor der orientalischen Sprachen ernannt; starb 30. Aug. 1889 zu Freiburg i. Br. Als Schriftsteller trat er zuerst auf mit der Übersetzung von Samachscharis „Goldenen Halsbändern“ (Stuttg. 1836), welcher zunächst „Die poetische Litteratur der Araber“ (das. 1837) sowie die Übersetzung von „Tausendundeine Nacht“ (das. 1837–41, 4 Bde.; 4. Aufl. 1871–72 u. öfter) und die „Historisch-kritische Einleitung in den Koran“ (Bielef. 1844, 2. Aufl. 1878) folgten. Seine Hauptwerke sind: „Mohammed, der Prophet“ (Stuttg. 1843); die vorzügliche „Geschichte der Kalifen“ (Mannh. u. Stuttg. 1846–51, 3 Bde.), der als Ergänzung (Bd. 4 u. 5) die „Geschichte des Abbassidenkalifats in Ägypten“ (das. 1860–62) folgte; ferner die Übersetzung vom „Leben Mohammeds nach Mohammed Ibn Ishak, bearbeitet von Abd el Malik Ibn Hischam“ (das. 1864, 2 Bde.) und eine „Geschichte der islamitischen Völker von Mohammed bis zur Zeit des Sultans Selim“ (das. 1866).

2) Heinrich, Philolog, geb. 26. Aug. 1818 zu Frankfurt a. M., studierte in Bonn, Berlin und Leipzig, erwarb sich 1845 in Paris das Diplom eines docteur ès lettres, wurde Suppléant des Professors der alten Litteratur an der Faculté des lettres in Straßburg, ließ sich 1848 naturalisieren, wurde 1849 Professor der alten Litteratur an der Faculté des lettres in Besançon, 1866 korrespondierendes Mitglied des Instituts und 1876 Professor der griechischen Litteratur an der École normale supérieure zu Paris sowie an der École des hautes études. W. hat sich besonders um die griechischen Tragiker und um Demosthenes verdient gemacht. Von jenen edierte er die Tragödien des Äschylos (Gieß. 1858–67; neue Bearbeitung, Leipz. 1884), dazwischen „Morceaux choisis“ (Par. 1881) sowie kleine Schulausgaben des Prometheus (das. 1884) und der Perser (das. 1884), „Sept tragédies d’Euripide“ (das. 1869; 2. Ausg., das. 1879), „Un papyrus inédit, nouveaux fragments d’Euripide et d’autres poètes grecs“ (das. 1879), von diesem: „Les harangues de Démosthène“ (das. 1873, 2. Aufl. 1881), „Les plaidoyers politiques de Démosthène“ (das. 1877–86, 2 Tle.). Außerdem nennen wir: „De l’ordre des mots dans les langues anciennes comparées aux langues modernes“ (Par. 1845, 3. Aufl. 1879) und „Théorie générale de l’accentuation latine“ (mit Benloew, das. 1855).