Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Walze“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 376
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Walze. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 376. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Walze (Version vom 03.05.2024)

[376] Walze, mechanische Vorrichtung mit einem cylindrischen Körper als Hauptteil, zum Festpressen des Erdbodens auf Straßen oder Äckern. Straßenwalzen müssen sehr schwer sein und sind in der Regel so konstruiert, daß das Gewicht durch Steine, Wasser etc. je nach der zu verrichtenden Arbeit reguliert werden kann. In neuerer Zeit wendet man meist hohle gußeiserne Walzen an, vorteilhaft von 2 m Durchmesser, 1–1,10 m Breite, 0,07 m Wandstärke, mit Speichen an beiden Enden zur Anbringung der Achse und mit einem geeigneten Rahmen zur Anspannung von sechs und bei starken Steigungen bis zehn Pferden. Die Pferde können beiderseitig angespannt werden, so daß eine den Weg aufwühlende Drehung an den Enden vermieden wird. Das Gewicht einer derartigen W. beträgt rund 3300 kg und kann durch Belastungsquadern auf 7000–7500 kg erhöht werden. Bei Dampfstraßenwalzen (s. d.) wird das Gewicht der Dampfmaschine und ihres Kessels als Nutzlast für den Walzprozeß mit benutzt. Beliebt sind namentlich die bezüglichen Konstruktionen von G. Kuhn in Berg bei Stuttgart und von Aveling u. Porter in Rochester. Im Äußern hat die Anordnung derselben viel Ähnlichkeit mit derjenigen der neuern Straßenlokomotive, von welcher sie sich im wesentlichen nur durch die walzenförmigen Räder unterscheidet. Die Ackerwalze dient zum Zertrümmern eines scholligen Bodens, um ihn für die Egge vorzubereiten; zur Herstellung eines für die Kulturpflanzen geeigneten festen Bettes in lockerm, zumal tief gelockertem Boden; zur Beförderung der Zufuhr der Bodenfeuchtigkeit aus tiefern Schichten, indem auf tief gelockertem, tiefscholligem und hohl liegendem Boden die Kapillarität eine mangelhafte ist, durch ein schweres und festes Walzen die Hohlräume verringert werden, mithin die Bodenfeuchtigkeit gleichmäßiger und in größerm Umfang nach der trocknern Oberfläche, resp. der Wurzelregion der Kulturpflanzen steigen kann. Die weitverbreitete Ansicht, durch die W. die Bodenfeuchtigkeit „festzuhalten“ im Boden, beruht auf irrigen Voraussetzungen. Ferner dient die W. zum Brechen von Krusten, welche sich besonders auf thonhaltigen Sandböden und den Übergängen bis zum Thonboden leicht nach einem starken Regen und nachfolgendem Sonnenschein bilden. Diese Krusten sind, sobald sehr stark, am schnellsten durch entsprechend schwere Walzen zu brechen, damit keimende und junge, zarte Pflanzen nicht leiden. Zweckmäßig walzt man seine Sämereien, welche nur schwach mit Boden bedeckt werden dürfen, in den Boden ein. Endlich kann die W. bei allzu üppigem Stande der Cerealien benutzt werden, sofern dieselben noch nicht schossen, um durch Niederwalzen die untern Internodien der Sonne auszusetzen und eine Unterbrechung im Wachstum hervorzurufen. Zu letzterm Zweck sind nur leichte Walzen zu verwenden, um die Halme nicht zu zerquetschen. Man unterscheidet: 1) Glatte cylindrische Walzen, meist aus Gußeisen gefertigt, von denen in der Regel mehrere entweder auf gemeinschaftlicher Achse oder auf zwei Achsen, die hintereinander gelagert sind, in Verwendung kommen; vornehmlich zum Ebnen des Ackers, zum Einpressen der Saat und Nachwalzen der jungen Pflanzen benutzt. Da glatte Walzen die Verkrustung des Bodens befördern, so werden ihnen in neuerer Zeit die folgenden Formen meist vorgezogen. 2) Ringelwalzen, zusammengesetzt aus einer größern Anzahl scheibenförmiger Ringe auf einem gemeinschaftlichen Kern. In der Regel werden zwei Ringelwalzen derartig in dem nämlichen Gestell angeordnet, daß sie mit ihren Scheiben in Eingriff stehen und sich somit gegenseitig von anhaftender Erde befreien. 3) Prismawalzen, deren Umfang aus einer großen Anzahl quadratischer Stäbe gebildet wird, welche derartig gestellt sind, daß die scharfen Kanten nach außen stehen. Nach erfolgter Abnutzung können die Stäbe umgedreht werden. 4)[WS 1] Schollenbrecher, d. h. Walzen, welche aus einzelnen an ihrem Umfang gezackten Scheiben bestehen, die dicht nebeneinander auf gemeinschaftlicher Achse aufgezogen sind und sich lose auf derselben und unabhängig voneinander drehen. Diese von Croskill in Beverley erfundene und sehr verbreitete W. dient vornehmlich zum Zerkleinern der Erdschollen auf schwerem Boden, in England auch zum Unterbringen und Nachwalzen der Saat. Sie wiegt bis 800 kg, die erforderliche Zugkraft beträgt 3–4 Pferde. Vgl. Kaven, Der Wegebau (Hannov. 1870); Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen Maschinenwesens, Bd. 1 (2. Aufl., Jena 1880).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 3)