Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Truēba“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 869
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Truēba. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 869. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Tru%C4%93ba (Version vom 01.06.2024)

[869] Truēba (T. y la Quintana), Antonio de, span. Dichter und Novellist, geb. 24. Dez. 1821 im baskischen Dörfchen Montellana (Provinz Viscaya) als der Sohn armer Landleute, kam mit 15 Jahren nach Madrid, um die Kaufmannschaft zu erlernen, trieb nebenbei mit großem Eifer Studien und erlangte an der Universität mehrere Grade. 1846 endlich dem Handelsstand Valet sagend, wandte er sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu und machte sich durch seine in Zeitschriften erscheinenden Lieder und Gedichte einen Namen. Königin Isabella ernannte ihn 1862 zum Archivar von Viscaya mit einem Gehalt von 18,000 Realen und verlieh ihm den Titel eines Poeta de la reina, den er nach der Revolution von 1868, infolge deren er sein Amt verlor, mit dem eines Poeta del pueblo vertauschte. Seitdem wieder in Madrid lebend, starb er daselbst 10. März 1889. T. ist der populärste spanische Dichter der Gegenwart. Seine Lieder, gesammelt in dem oft aufgelegten „Libro de los cantaras“ (Madr. 1852), leben im Munde des Volkes und haben ihm den Namen des „spanischen Béranger“ verschafft. Sie verherrlichen vorzugsweise die baskische Heimat des Dichters und zeichnen sich aus durch Treuherzigkeit der Gesinnung, gefällige Form und natürliche Sprache wie durch Tiefe der Empfindung bei meist melancholischem Grundton. Außerdem veröffentlichte er eine große Anzahl von Erzählungen (Novellen, Märchen, Schwänke) unter verschiedenen Titeln: „Cuentos de color de rosa“ (1859), „Cuentos campesinos“ (2. Aufl. 1862), „Cuentos de vivos y muertos“ (1866), „Maria Santa“ (1874), „Cuentos de varios colores“ (1874), „Narraciones populares“ (1875), „Cuentos de madres é hijos“ (1879), „Nuevos cuentos populares“ (1880) etc., welche gleiche Beliebtheit wie sein Liederbuch erlangten und zum Teil auch ins Deutsche, Französische, Englische, Russische und Italienische übersetzt wurden. Sie sprechen an durch die natürliche Einfachheit der Erzählung und die Anmut in der Beschreibung des ländlichen Lebens, lassen aber die reaktionäre Gesinnung und ultramontanen Sympathien des Verfassers zu sehr hervortreten. Endlich sind von T. auch historische Romane, wie „El Cid Campeador“, „El redentor moderno“ (1876) u. a., und seine neuesten Werke: „Arte de hacer versos“ (1881), „De flor en flor“ (1882), „El gaban y la chaqueta“ (1884), zu erwähnen. Eine Auswahl aus seinen Schriften enthält die „Coleccion de autores españoles“ (Leipz. 1874 ff.).