Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Torgau“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 762763
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Torgau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 762–763. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Torgau (Version vom 14.04.2021)

[762] Torgau, Kreisstadt und Festung im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, liegt an der Elbe, über welche zwei Brücken (darunter eine Eisenbahnbrücke) führen, und an den Linien Halle-Guben und T.-Pratau der Preußischen Staatsbahn. Die Festung (seit 1811) besteht aus acht Bastionen, zwei Lünetten, dem Brückenkopf, dem Fort Zinna und dem sogen. Neuen Werk (seit 1866). Das auf einem Felsen an der Elbe liegende [763]

Wappen von Torgau.

Schloß Hartenfels (von Johann Friedrich dem Großmütigen erbaut) dient jetzt als Kaserne. Von den 3 Kirchen (2 evangelische und eine katholische) ist die Stadtkirche mit Gemälden von Lukas Cranach und dem Grabstein der Katharina von Bora, von sonstigen Gebäuden das altertümliche Rathaus und das Zeughaus bemerkenswert. Die Bevölkerung beträgt (1885) mit der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 72, ein Pionierbataillon Nr. 3 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 19) 10,988 Seelen, meist Evangelische, welche Wagen-, Handschuh-, Thonwaren-, Zündschnur-, Dungmittel-, Zigarren-, Mostrich-, Biskuit- und Mineralwasserfabrikation, Bierbrauerei, Dampfschneidemüllerei, Kalk- und Ziegelbrennerei, Schiffahrt und Getreidehandel betreiben. T. hat ein Landgericht, ein Gymnasium und eine Sammlung sächsischer Altertümer. In der Nähe das königliche Hauptgestüt Graditz (s. d.). Zum Landgerichtsbezirk T. gehören die 16 Amtsgerichte zu Belgern, Dommitzsch, Düben, Eilenburg, Elsterwerda, Herzberg, Jessen, Kemberg, Liebenwerda, Mühlberg, Prettin, Schlieben, Schmiedeberg, Schweinitz, T. und Wittenberg. – T. war häufig Sitz der sächsischen Kurfürsten. Hier wurde im März 1526 das Torgauer Bündnis zwischen Sachsen und Hessen gegen die katholischen Reichsstände geschlossen. Auch verfaßten hier Luther und seine Freunde 1530 die Torgauer Artikel, die Grundlage der Augsburgischen Konfession, und 1576 ward zur Beilegung der kryptocalvinistischen Streitigkeiten hier das Torgauische Buch (s. Konkordienformel) veröffentlicht. In der Nähe von T., bei Süptitz, wurden 3. Nov. 1760 die Österreicher unter Daun von Friedrich d. Gr. geschlagen (Denkmal daselbst). 1811 ward T. auf Napoleons I. Befehl befestigt, hielt Ende 1813 eine dreimonatliche Belagerung durch Tauenzien aus und kapitulierte erst 10. Jan. 1814. T. fiel 1815 an Preußen. 1889 wurden die Rayongesetze aufgehoben. Vgl. Grulich, Denkwürdigkeiten der altsächsischen Residenz T. aus der Zeit der Reformation (2. Aufl., Torg. 1855); Knabe, Geschichte der Stadt T. bis zur Reformation (das. 1880).