Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Sokotŏra“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 15 (1889), Seite 6
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Sokotŏra. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 6. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Sokot%C5%8Fra (Version vom 02.07.2023)

[6] Sokotŏra (Socotra, verderbt aus dem griech. Dioskorides), Insel im Indischen Ozean, 220 km östlich vom Kap Gardafui, der Ostspitze Afrikas, 3579 qkm (65 QM.) groß mit 12,000 Einw., ist mit Ausnahme eines schmalen Küstenstrichs von hohen, bis über 1360 m aufsteigenden Gebirgen erfüllt, nur in einzelnen Thälern unweit der Küste fruchtbar, in welchen vorzugsweise die nach der Insel benannte Aloe und Dattelpalmen gedeihen, welche nebst Drachenblut, Schildpatt, Zibetkatzen etc. ausgeführt werden. Die Bevölkerung ist ein Mischvolk von Arabern, Somal, Negern und Indern. Ihre Hauptbeschäftigung bilden Handel, Viehzucht (Kamele, Rinder, Schafe, Ziegen) und etwas Ackerbau. Der Hauptort ist Tamarida an der Nordküste. – Von den alten Kulturvölkern Dioskorides genannt und auch im Periplus erwähnt, wurde die Insel im 15. Jahrh. von Niccolò Conti und 1503 von Pereira besucht und 1506 von Tristan da Cunha erobert. Doch stellte 1510 der arabische Scheich von Keschin seine Autorität wieder her. Damals befand sich eine im 4. Jahrh. von Arabien aus gegründete christliche Gemeinde auf der Insel, die später den Arabern weichen mußte. Von 1835 bis 1839 hielten englische Truppen die Insel besetzt, 1876 schloß die englische Regierung mit dem Scheich von Keschin einen Vertrag ab, wodurch sie das Vorkaufsrecht erwarb, und 30. Okt. 1886 ließ der britische Resident in Aden die Insel besetzen. Schweinfurth hat dieselbe 1881 erforscht. Vgl. Robinson, Sokotra (Lond. 1878).