Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Segel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 817818
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Segel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 817–818. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Segel (Version vom 14.11.2022)

[817] Segel, an den Masten eines Schiffs und an dessen Bord durch Taue befestigtes ausgespanntes Stück Segeltuch, welches mit Hilfe des Windes die Fortbewegung und das Manövrieren von Schiffen bewirkt. Die Breite des einzelnen Segeltuchs, deren mehrere aneinander genäht das S. bilden, heißt Kleid. Am Rand sind die S. mit einer eingenähten Leine (Liek), an der sich Schleifen (Legel) befinden, eingefaßt, damit die nötigen Taue an ihnen befestigt werden können. Bei den Raasegeln heißt der obere Rand des Segels das Ober- oder Raaliek, die Seitenränder Seiten- oder stehendes Liek und der untere Rand Unterliek; die schräg einwärts gebogene Seite eines Raasegels nennt man Gillung. Die beiden Unterecken der Raasegel heißen Schoothörner und die Oberecken Nocken. Bei den dreieckigen Segeln (Stagsegeln) heißt die Vorderecke der Hals und die Hinterecke Schoothorn, der Vorderrand das Vorliek und der Hinterrand Hinterliek. Die S. sind nach ihrer Form entweder Raasegel, die an einem wagerechten Baum befestigt sind, der horizontal, aber mittels der Brassen nach der Richtung des Windes gestellt wird; oder Sprietsegel, die ebenfalls viereckig sind, aber durch eine sie diagonal ausspannende Stange (Spriet) im Wind gehalten und sowohl auf kleinern Seeschiffen als auch auf Flußkähnen geführt werden; oder Gaffelsegel, die, unten breiter als oben, an eine starke, mit dem einen ausgeschnittenen Ende am Mast befestigte Stange (Gaffel) gebunden [818] und unten mittels einer Schoot angespannt werden; oder Stagsegel, dreieckige S., die an den Stagen und Leitern (Leittauen) eines großen Schiffs befestigt werden, und zwar so, daß die untere freie Ecke durch ein Tau, die Schoot, je nach dem Wind gestellt oder festgehalten wird. Gaffel- und Stagsegel pflegt man kollektiv Schratsegel zu nennen. Außerdem unterscheidet man nach den Masten und deren Verlängerungen, woran sie befestigt sind, Kreuz-, Groß- und Vor- sowie Unter-, Mars- und Bramsegel etc. und Vor- und Hintersegel, je nachdem sie vor oder hinter dem großen Mast angebracht sind. Alle zu einer vollständigen Takelage gehörenden S. eines Schiffs mit Ausnahme der Reservesegel bilden ein Stell S. Die S. werden geheißt mittels eines Flaschenzugs und Taues, den sogen. Fallen, welche an Deck bedient werden (s. Takelung). Das Befestigen der S. an den hierzu bestimmten Rundhölzern, resp. an den Stagen nennt man: S. unterschlagen, das Wegnehmen: S. abschlagen. Die S. der Einwirkung des Windes aussetzen heißt: S. setzen, und dieselben der Einwirkung des Windes entziehen: S. bergen oder S. festmachen; dieselben werden dann auf den betreffenden Raaen etc. dicht zusammengezogen (aufgegeit), aufgerollt und mit Beschlagzeisings zusammengeschnürt. S. kanten bedeutet, daß die S., wenn sie nicht kriegsschiffsmäßig stehen, gestreckt, resp. die Schooten vorgeholt und die Raaen besser gebraßt werden sollen. S. reffen, s. Takelung. Vgl. Heincks, Berechnung und Schnitt der S. (2. Aufl., Bremerhaven 1886).