Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schwarze Kunst“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 694
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Schwarze Kunst. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 694. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schwarze_Kunst (Version vom 15.05.2021)

[694] Schwarze Kunst, s. v. w. Hexerei oder Zauberei. Die Bezeichnung verdankt anscheinend einem etymologischen Mißverständnis ihre Entstehung. Im klassischen Altertum waren nämlich die thessalischen Hexen und Zauberer wegen ihrer vermeintlichen Kunst am meisten berüchtigt und unter ihnen wieder die Bewohner der Stadt Atrax. Danach wurde bei den Dichtern die Bezeichnung ars atracia als Bezeichnung der „thessalischen Kunst“ oder Zauberei gebräuchlich. Da nun diese Künste nächtlicher, das Licht scheuender Art sind, so entstand daraus durch Sinnverschiebung die Bezeichnung ars atra oder s. K. Die Neuplatoniker und mystischen Schriftsteller der spätern Zeiten unterschieden demgemäß eine mit Hilfe der bösen Dämonen hervorgebrachte schwarze Magie von einer unter Anrufung der guten Geister und mit ihrer Unterstützung zu vollbringenden weißen Magie. Der Gegensatz des Ahriman als des Wesens der Finsternis und des Ormuzd als des Lichtwesens mag schon im persischen Magismus diese Unterscheidung angebahnt haben (s. Magie). In der deutschen Volkslitteratur dürfte die Verwechselung des im Volksbuch lebenden Taschenspielers Faust mit dem Buchdrucker Faust (Fust) viel zur Popularität des Ausdrucks Schwarzkünstler beigetragen haben, und hier verrät sich zugleich eine genetische Beziehung der Bezeichnungen: schwarze Kunst und Schwarzkunst.