Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schraudolph“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Schraudolph“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 14 (1889), Seite 625
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Schraudolph. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 625. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schraudolph (Version vom 04.04.2023)

[625] Schraudolph, 1) Johann, Maler, geb. 1808 zu Oberstdorf im Algäu, erhielt seine künstlerische Bildung seit 1825 auf der Akademie zu München unter Schlotthauers Leitung. Dann führte er die Zeichnungen von H. Heß zu einem für den Regensburger Dom bestimmten Glasgemälde aus und unterstützte denselben bei Ausführung der Freskomalereien in der Allerheiligenhofkapelle und der Basilika zu München. Von den Kartons zu den Glasmalereien in der Kirche der Vorstadt Au sind Christus im Tempel sein alleiniges, die Heimsuchung Mariä, der Tod Mariä und die Kreuztragung sein und Jos. Ant. Fischers gemeinsame Werke. Seine umfassendste Arbeit ist der Gemäldecyklus aus dem Leben des heil. Bernhard im Dom zu Speier (1845–53). 1844 besuchte S. Italien. Im Maximilianeum zu München befindet sich eine Geburt Christi und unter den Arkaden des neuen südlichen Kirchhofs daselbst eine Erweckung der Tochter des Jairus von ihm. Er starb 31. Mai 1879 in München.

2) Claudius, Maler, Bruder des vorigen, geb. 1813 zu Oberstdorf, widmete sich unter H. Heß der Malerei, besuchte mit E. Förster im Auftrag des damaligen Kronprinzen Maximilian Italien, um daselbst alte Freskomalereien etc. des Mittelalters zu zeichnen, und arbeitete dann in der Allerheiligenhofkapelle sowie in der Basilika zu München. In der Residenz zu Athen führte S. einige Freskobilder aus und unterstützte seinen Bruder Johann bei der Ausführung der Malereien im Dom zu Speier. Später gab er seine Kunst auf, um in ein Kloster zu treten.

3) Claudius, Maler, Sohn von S. 1), geb. 1843 zu München, war Schüler seines Vaters und Gehilfe an den Malereien im Dom zu Speier und malte anfangs religiöse Gemälde, wandte sich aber seit 1866 der Genremalerei zu. Von seinen zart behandelten und empfindsam aufgefaßten Bildern sind die hervorragendsten: Mädchen am Klavier, Osterspaziergang aus „Faust“, Quartett auf einer venezianischen Terrasse, Dolce far niente. Er hat auch zahlreiche Illustrationen für den Holzschnitt gezeichnet und dekorative Malereien ausgeführt. Seit 1883 ist er Direktor der Kunstschule zu Stuttgart.