Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Safflor“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 167
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Safflor. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 167. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Safflor (Version vom 18.05.2024)

[167] Safflor (Kobaltsafflor), s. Kobalt und Kobaltoxydulsalze.

Safflor (Bastardsafran, falscher Safran), die getrockneten, dunkel rotgelben, röhrenförmigen Einzelblüten der Färberdistel (Carthamus tinctorius, s. d.), welche zur Gewinnung derselben in Ägypten, Persien, Ostindien, Mexiko, Kolumbien, Neusüdwales, auch in Spanien, Ungarn, Thüringen und in der Pfalz kultiviert wird. Der eingesammelte S. wird im Schatten getrocknet oder zunächst durch Waschen von einem wertlosen gelben Farbstoff befreit. In Ägypten zerdrückt man die Blüten zu diesem Zweck unter Mühlsteinen, wäscht den Brei mit Wasser, bildet aus der Masse durch Ausdrücken Klumpen und trocknet diese. So entsteht eine gleichmäßig braunrote, sehr weiche und elastische Masse. Ähnlich ist der Bombaysafflor, während der persische und bengalische nur gewaschen und in kleine Kuchen geformt ist. Als vorzüglichste Sorten gelten der persische und bengalische S., demnächst der ägyptische, welcher bei uns am häufigsten vorkommt, der Bombaysafflor, der ägyptische, spanische und der gewaschene ungarische. Die ungewaschenen europäischen Sorten sind die wertlosesten. Der S. enthält außer dem erwähnten gelben Farbstoff noch das Karthamin C14H16O7, welches im Handel als Safflorkarmin (Safflorrot, spanisches, portugiesisches, chinesisches, vegetabilisches Rot) vorkommt; es wird aus dem mit Soda bereiteten Auszug des Safflors durch Essigsäure gefällt, ist amorph, dunkel braunrot, grünlich schillernd, löslich in Alkohol und Alkalien, kaum in Wasser, nicht in Äther. Man benutzt den S. in der Färberei, entzieht ihm stets zuerst den gelben Farbstoff, dann mit schwacher Sodalösung das Karthamin und neutralisiert diese Lösung nahezu mit einer Säure. Um in der Seidenfärberei den gelben Farbstoff völlig auszuschließen, schlägt man aus jener Lösung das Karthamin zuerst auf Baumwolle nieder und entzieht es dieser dann wieder mit Soda. Man erhält auf Seide sehr schöne Nüancen mit S.; doch sind die Farben weder luft- noch lichtecht, widerstehen auch nicht der Seife, und gegenwärtig machen ihnen die Anilinfarben starke Konkurrenz. Das Karthamin kam früher auf Tassen, Teller oder Weißblech gestrichen (Tassen-, Tellerrot, Rosablech), kommt aber jetzt nur noch pulverförmig in den Handel und dient als Malerfarbe, zu Schminken und zum Färben von Likören und Konditoreiwaren.