Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Roteisenstein“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 992
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Roteisenstein. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 992. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Roteisenstein (Version vom 23.09.2021)

[992] Roteisenstein (Roteisenerz), Mineral aus der Ordnung der Anhydride, bildet die mikro- und kryptokristallinischen Varietäten des Eisenglanzes (s. d.), besteht demnach wesentlich aus Eisenoxyd (mit 70 Proz. Eisen), das allerdings meist durch fremde Substanzen (Thon, Quarz, Kalk) verunreinigt ist. Man unterscheidet: faseriges Roteisenerz (roten Glaskopf), nierenförmige, traubige und stalaktitische Aggregate von faseriger Struktur, die langfaserigen (Blutstein, Hämatit) oft zu eigentümlich keilförmigen Stücken mit glatten, metallisch glänzenden Begrenzungsflächen abgesondert; dichtes Roteisenerz, derb und eingesprengt, auch als Pseudomorphose, von flachmuscheligem und ebenem Bruch, bräunlichrot bis dunkel stahlgrau schimmernd; ockeriges Roteisenerz (roten Eisenocker), derb und eingesprengt, als Überzug, blutrot bis bräunlichrot, von erdigem Bruch, matt und abfärbend. Dem R. würden ferner alle diejenigen Thoneisensteine, Kieseleisensteine und oolithischen Eisenerze beizuzählen sein, die im Gegensatz zu den braunen Strichfarben der Brauneisensteine (s. d.) eine rote bis rötlichbraune Strichfarbe besitzen. R. tritt, und zwar gewöhnlich gleichzeitig in allen oben unterschiedenen Varietäten, als Lager oder auf Gängen in sehr verschiedenen Formationen auf, besonders in den azoischen (Thüringen, Sachsen, Böhmen) und den ältern Sedimentformationen: im Silur (Harz, Böhmen), im Devon (Nassau, Westfalen), im Kulm, der untern Abteilung der Steinkohlenformation (Nassau), seltener und weniger mächtig gelegentlich auch in jüngern Formationen. Über den Zusammenhang der devonischen Roteisensteinlager Nassaus mit den Schalsteinen derselben Gegend s. Schalstein. Ganz außerordentlich verbreitet, wenn auch nur in mikroskopischen Mengen, ist der R. als färbende Substanz an sich farbloser Mineralspezies (Quarz, Feldspat etc.). R. dient namentlich zur Eisengewinnung, wobei die Beschaffenheit und die relative Menge der Verunreinigungen bei der Ähnlichkeit der Natur sowohl der beiden Eisenerze als auch der beigemengten Substanzen dieselbe Bedeutung wie beim Brauneisenstein besitzen. Ferner dient R. als Schleif- und Poliermaterial, der thonreiche, weiche Thoneisenstein (Rötel, bei Saalfeld, im Alpenkalk Tirols, Bayerns, Steiermarks) als Anstreichfarbe und zur Herstellung der Rotstifte, betrügerisch als Beschwerungs- und Färbungsmaterial. Der magnesiahaltige Magnoferrit vom Vesuv gehört zur Gruppe des Spinells (s. d.).