Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Spinell“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Spinell“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 15 (1889), Seite 147
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Spinelle
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Spinell
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Spinell. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 15, Seite 147. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Spinell (Version vom 26.06.2024)

[147] Spinell, Mineral aus der Ordnung der Anhydride, findet sich in gewöhnlich kleinen, regulären Kristallen, einzeln ein- oder aufgewachsen, sehr häufig, namentlich auf sekundärer Lagerstätte, in Kristallfragmenten u. Körnern. S. ist meist rot, auch braun, blau, grün und schwarz. Der rote wird beim Erhitzen vorübergehend grün, dann farblos, nach dem Erkalten aber wieder rot. Die licht gefärbten Spinelle sind durchsichtig, die dunklern durchscheinend bis undurchsichtig, alle glasglänzend. Härte 8, spez. Gew. 3,5–4,1. Der rote, durchsichtige (edle) S. ist ein Magnesiumaluminat MgAl2O4, wahrscheinlich durch etwas Chrom gefärbt. Eine blaue Abart enthält bis 2,5 Proz. Eisen, der grasgrüne Chlorospinell 6–10 Proz. Eisen und etwas Kupferoxyd als färbendes Prinzip, während der schwarze S. (Pleonast, Ceylanit) nach der Formel (Mg,Fe),(Al,Fe)2O4 zusammengesetzt ist. Edler S. (s. Tafel „Edelsteine“, Fig. 14) findet sich fast nur auf sekundärer Lagerstätte, in Ceylon, Ostindien und Australien, der blaue zu Aker in Södermanland. Chlorospinell entstammt einem Chloritschiefer von Slatoust; Pleonast tritt in Silikatgesteinen und Kalken oder auch lose auf, so besonders am Monzoniberg in Südtirol, am Vesuv, auf Ceylon, zu Warwick und Amity in New York. S. ist ein geschätzter Edelstein und besitzt in seinen gesättigt ponceauroten Varietäten etwa den halben Wert eines gleichgroßen Diamanten. Tiefroter S. kommt auch als Rubinspinell, licht rosenroter als Rubinbalais (Balasrubin), violetter als Almandinspinell und gelbroter als Rubicell (Rubicill) in den Handel. Die zuletzt genannten drei Sorten stehen den edlen Spinellen an Wert bedeutend nach. Kochenille- und blutroter S. kursiert wohl auch als Goutte de Sang („Blutstropfen“). Pleonaste dienen als Trauerschmuck. Eine Anzahl von Mineralspezies, deren einzelne Glieder als isomorphe Körper untereinander eng verknüpft sind, faßt man als Spinellgruppe zusammen. Sie kristallisieren sämtlich im regulären System, am häufigsten in Oktaedern und oktaedrischen Zwillingen, nach dem sogen. Spinalgesetz und sind übereinstimmend nach der allgemeinen Formel zusammengesetzt. Die folgende Tabelle gibt die wichtigsten Spezies der Gruppe und die Elemente, welche sich an der Zusammensetzung beteiligen, in der Reihenfolge ihres Vorwaltens in der betreffenden Verbindung:

Arten
Edler Spinell Mg, vielleicht Cr Al
Blauer Spinell Mg Al, Fe
Chlorospinell Mg, etwas Cu Al, Fe
Pleonast Mg, Fe Al, Fe
Pikotit Fe, Mg Al, viel Cr
Chrompikotit Fe, Mg Cr, zurücktret. Al
Hercynit Fe, wenig Mg Al
Automolit (Gahnit, Zinkspinell) Zn Al
Kreittonit Zn, Fe, Mg Al, Fe
Dysluit Zn, Fe, Mn Al, Fe
Franklinit Zn, Fe, Mn Fe, Mn
Chromit (Chromeisenerz) Fe, Mg, Cr Cr, Al, Fe
Magneteisen (Magnetit) Fe Fe
Talkeisenstein Fe, Mg Fe
Jacobsit Mn, Mg Fe, Mn
Magnoferrit (Magnesioferrit) Mg Fe
Uranpecherz U U