MKL1888:Romberg
[922] Romberg, Name einer zahlreichen Musikerfamilie, von deren Gliedern hier Erwähnung verdienen:
1) Andreas, Violinvirtuose und Komponist, geb. 27. April 1767 zu Vechta (Oldenburg), vollendete seine musikalische Ausbildung um 1790 zu Bonn, fand sodann eine Anstellung in Hamburg, unternahm von 1800 bis 1802 längere Kunstreisen mit seinem Vetter Bernhard, lebte später wieder in Hamburg und ging 1815 als Kapellmeister nach Gotha, wo er 10. Nov. 1821 starb. Seine zahlreichen Werke bestehen in Violinkonzerten, Streichquartetten, Symphonien und Ouvertüren, Gesangstücken mit Orchesterbegleitung (worunter die allbekannten Kompositionen zu Schillers „Glocke“ und „Macht des Gesanges“), Opern, Rondos und Capriccios für Violine, einem Tedeum, lateinischen Kirchenstücken, einer Missa mit großem Orchester u. a.
2) Bernhard Heinrich, Vetter des vorigen, geb. 11. Nov. 1767 zu Dinklage im Großherzogtum Oldenburg, war mehrere Jahre Lehrer des Violoncellspiels am Konservatorium zu Paris, wurde 1805 erster Violoncellist in Berlin, von wo aus er wiederholte Kunstreisen durch ganz Europa machte, und lebte nach seiner Pensionierung (1820) abwechselnd in Berlin und Hamburg, in welch letzterer Stadt er 13. Aug. 1841 starb. Als Virtuose wie als Komponist von gleicher Bedeutung, wirkte er für sein Instrument in ähnlicher Weise wie Spohr für die Violine und wurde das Haupt einer Violoncellistenschule, welche ihren Einfluß weit über die Grenzen Deutschlands hinaus geltend gemacht hat. Unter seinen zahlreichen gediegenen Kompositionen haben namentlich seine Konzerte als Muster ihrer Gattung allgemeine Anerkennung gefunden.
3) Cyprian Friedrich Marianne, Sohn von R. 1), geb. 28. Okt. 1807 zu Hamburg, bildete sich unter Bernhard Rombergs Leitung zum Cellisten, war lange Jahre Kammervirtuose in Petersburg, lebte dann zurückgezogen in Hamburg und fand 14. Okt. 1865 bei Ottensen seinen Tod in der Elbe. – Sein Bruder Heinrich R., Violinvirtuose, geb. 1802 in Paris, war seit 1827 eine Reihe von Jahren als Konzertmeister und zuletzt als Operndirigent in Petersburg thätig; starb 1859 in Hamburg.
Romberg, Moritz Heinrich, Mediziner, geb. 1795 zu Meiningen, studierte bis 1817 in Berlin, dann in Wien, habilitierte sich 1828 in Berlin als Privatdozent, wurde 1838 außerordentlicher Professor, leitete seit 1840 die Universitätspoliklinik, erhielt bald darauf die ordentliche Professur der speziellen Pathologie und Therapie und starb 17. Juni 1873 in Berlin. R. suchte die Vorgänge im kranken Organismus auf physiologischer Basis zu erklären und begründete mit seinem „Lehrbuch der Nervenkrankheiten“ (Berl. 1840, 3. Aufl. 1857) die wissenschaftliche Behandlung der Nervenkrankheiten in Deutschland. Er erweiterte die Grundlagen einer scharfen Diagnose und vereinfachte und präzisierte die Therapie. Er schrieb noch: „Neuralgiae nervi quinti specimen“ (Berl. 1840), „De paralysi respiratoria commentatio“ (das. 1845) und übersetzte auch Werke von Bell und Marshall.