Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Romanzow“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 922
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Romanzow. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 922. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Romanzow (Version vom 20.11.2024)

[922] Romanzow (Tikei), Laguneninsel des südöstlichen Polynesien, zum Archipel der Tuamotu gehörig, 2 qkm groß, 1722 von Roggeveen entdeckt, 1816 von Kotzebue besucht und nach dem Grafen Romanzow (s. d. 3) benannt.

Romanzow (Rumjanzow), 1) Alexander Iwanowitsch, russ. General, geb. 1680, stieg durch die Gunst Peters d. Gr. rasch empor, ward 1722 Oberbefehlshaber der Armee in Persien, ging dann als Botschafter nach Konstantinopel, ward 1732 von der Kaiserin Anna wegen verschwenderischer Verwaltung der Kroneinkünfte nach Kasan verbannt, 1735 Gouverneur daselbst, kämpfte unter Münnich gegen die Türken und schloß 7. Aug. 1743 den Frieden von Abo, wofür er von der Kaiserin Elisabeth in den Grafenstand erhoben ward; starb 15. März 1749.

2) Peter Alexandrowitsch, Graf, russ. General, Sohn des vorigen, geb. 1725, nahm im Siebenjährigen Krieg als Kommandant des Zentrums an der Schlacht bei Kunersdorf teil und eroberte 1761 Kolberg. 1770 mit dem Oberbefehl im Türkenkrieg betraut, schlug er 28. Juni unweit der Räbnia Mogila 20,000 Türken in die Flucht, trug 18. Juli am Fluß Larga einen entscheidenden Sieg über das 80,000 Mann starke Heer des Tatarenchans davon, schlug 31. Juli bei Kagul mit nur 17,000 Mann die 150,000 Mann starke Armee des Großwesirs und schloß 21. Juli 1774 den Frieden von Kütschük Kainardschi. Für seine Siege ward er durch den Titel Sadunaiskij (d. h. Überschreiter der Donau) ausgezeichnet und von der Kaiserin mit dem Feldmarschallsrang und einer Besitzung von 5000 Leibeignen beschenkt. Er starb 19. Dez. 1796. Obelisken zu Zarskoje Selo und zu Petersburg erinnern an ihn. Sein Leben beschrieben Sasonow (Mosk. 1803, 4 Bde.) und Tschitschagow (Petersb. 1849).

3) Nikolai Petrowitsch, Graf, russ. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 1754, war 1779–96 bevollmächtigter Minister zu Frankfurt a. M. und nach Alexanders I. Thronbesteigung Kommerzienminister und Oberdirektor der Wasser- und Wegebauten. 1807 zum Minister des Auswärtigen und bald darauf zum Reichskanzler ernannt, begleitete er den Kaiser 1808 nach Erfurt und schloß 17. Sept. 1809 mit Schweden den Frieden von Frederikshamn. Nachdem er sich 1812 aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen, rüstete er auf eigne Kosten das Schiff Rurik unter Führung des Leutnants Otto v. Kotzebue zu einer Reise um die Welt aus, errichtete ein Museum, welches 1861 nach Moskau gebracht wurde, und sammelte Materialien zur russischen Geschichte; auch schrieb er zahlreiche historische und litterarische Abhandlungen. Er starb 15. Jan. 1826. Allen drei Romanzows weihte Alexander I. ein gemeinsames Denkmal, welches, von Canova 1817 verfertigt, in einer Kolossalstatue des Friedens besteht.