Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Rheostāt“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 785
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Rheostāt. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 785. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Rheost%C4%81t (Version vom 19.04.2021)

[785] Rheostāt (griech.), Apparat, welcher dazu dient, in den Schließungskreis eines galvanischen Stroms Widerstände von bekannter Größe nach Belieben einzuschalten, ohne den Strom zu unterbrechen. Wheatstones R. (Fig. 1 u. 2) besteht aus einer horizontal

Fig. 1 Seitenansicht. Fig. 2 Vorderansicht.
Fig. 1 u. 2. Wheatstones Rheostat.

liegenden und um ihre Achse drehbaren Steinwalze mit eingeschnittener Schraubenlinie, in welcher ein Metalldraht verläuft. Das Ende desselben geht in die Steinwalze bis zu deren nicht durchlaufender Metallachse. Auf einem Metallstab a b, der horizontal neben der Walze liegt, befindet sich ein Messingröllchen r, dessen mit einer Rinne versehener Rand gegen den Schraubendraht der Walze drückt. Dreht man die Walze mittels der Kurbel h, so wird das Röllchen, den Schraubenwindungen folgend, auf dem Metallstab verschoben, so daß der durch die Klemmschraube s eintretende Strom von der Achse der Steinwalze aus die Drahtwindungen bis zum Röllchen durchlaufen muß, um von hier durch den Metallstab, dessen Widerstand ebenso wie derjenige der Achse unmerklich ist, zur Klemmschraube t zurückzukehren. Die Anzahl der vom Strom durchlaufenen Windungen wird an einer auf dem Stab a b angebrachten Teilung abgelesen, Unterabteilungen einer Windung mittels des Zeigers i an dem in 100 gleiche Teile geteilten Umfang der Walze. Der Stöpselrheostat von Siemens (Fig. 3) besteht aus einer zwischen zwei Brettern aufgestellten Reihe von Drahtspiralen, deren Widerstände 1, 2, 3, … Einheiten betragen. Über jeder Spirale befindet sich eine dicke Messingplatte a, b, c, …;

Fig. 3. Stöpselrheostat nach Siemens.

die erste a ist mit der Klemmschraube k, die letzte d mit der Klemmschraube k′ leitend verbunden. Das eine Drahtende jeder Spirale ist an die darüber befindliche, das andre an die nächstfolgende Messingplatte gelötet. An ihren gegenüberstehenden Seiten haben die Platten halbkreisförmige Ausschnitte, in welche messingene Stöpsel s eingesetzt werden können. Sind überall die Stöpsel eingesetzt, so geht der Strom von k nach k′ ohne merklichen Widerstand durch die dicken Metallplatten, ohne eine Spirale zu durchlaufen. Zieht man aber einen oder mehrere Stöpsel aus, so geht der Strom durch die zugehörigen Spiralen und erleidet den ihnen entsprechenden Widerstand. Die Rheostate werden gebraucht zur Regulierung der Stromstärke, bei der Bestimmung von Leitungswiderständen, elektromotorischen Kräften etc.; s. Ohmsches Gesetz.