Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Revolver“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 769
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Revolver. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 769. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Revolver (Version vom 03.11.2024)

[769] Revolver (engl., Drehpistole), kurze Handfeuerwaffe mit Drehmechanismus, welche in Schnelligkeit des Feuerns das Repetiergewehr übertrifft, weil die Griffe zum Öffnen und Schließen fortfallen und durch das Abfeuern alle diese Verrichtungen ausgeführt werden. Als Magazin dient die um eine der Laufachse parallel liegende Achse drehbare Kammerwalze, welche in der Regel sechs Patronen aufnimmt; durch ihre Drehung schiebt sich eine Kammer nach der andern vor den Lauf zum Abfeuern. Die älteste von dem Amerikaner Colt angegebene Konstruktion erfordert das Aufziehen des Hahns mit der Hand, wobei gleichzeitig ein Hebel angezogen wird, der in eine Verzahnung der Walze eingreift und diese dadurch dreht. Von unten tritt dabei ein Stift in die Walze, um diese während des Schusses zu fixieren. In dem System von Adams-Deane geschieht das Drehen der Walze und Spannen des Hahns durch das Anziehen des Abzugs. Die Walze hat an ihrer hintern Fläche so viele schiefe Ebenen wie Kammern, gegen welche ein Hebel drückt, der die Walze nach der entgegengesetzten Richtung dreht, nach welcher die schiefe Ebene abfällt. Diese R. haben Papierpatronen und Zündhütchen. Lefaucheux richtete den Adamsschen R. für

Lefaucheux-Revolver nebst Patrone.

die Patronen seines Gewehrsystems ein (s. Abbild.). Zum Laden ist in der hinter der Walze stehenden festen Bodenplatte seitlich eine Klappe angebracht. Obgleich dieser R. durch die Munition einen Vorzug vor dem Adamsschen hat und sich auch leichter abdrücken läßt als dieser, ist er doch als Kriegswaffe der Patrone wegen nicht geeignet. Bei der englischen, preußischen, französischen und amerikanischen Marine ist der Adamssche R. eingeführt.

Bei einem R. für den Kriegsgebrauch ist die Metallpatrone mit Zentralzündung unerläßliche Bedingung. Dieser entsprechen die Konstruktionen von Gasser, Smith-Wesson (Rußland, Österreich), von Chamelot-Delvigne-Schmidt (Schweiz) und Galand (Frankreich), Mauser, Dreyse und der deutsche R. M/80 und M/83. Sie sind sechsschüssig, haben ein Mittelschloß, Chamelot 10, Smith-Wesson und Gasser 11, Galand 12 mm Kaliber; die Entzündung geschieht direkt durch den Hahn, welcher mit einer konischen Spitze durch eine Öffnung der Bodenplatte gegen das Zündhütchen der Patrone schlägt. Das Entfernen der leeren Patronenhülsen geschieht meist durch einen in der Trommelachse schiebbaren Auswerfer, dessen sternförmiger Kopf hinter dem Bodenrand der Patronenhülsen liegt. Durch einen jedem System eigentümlichen Mechanismus wird beim Aufkippen des Laufs (die Mündung nach unten) der Auswerfer nach hinten hinausgeschoben und hierbei die Trommel mit einemmal entleert, worauf sie wieder geladen werden kann. Einschließlich des Ladens können durchschnittlich zwölf Schuß in der Minute mit diesen Revolvern abgegeben werden. Steiger in Thun hat einen R. mit automatischem Auswerfer, Köchlin einen solchen konstruiert, bei dem die leeren Hülsen durch den Hahnschlag des folgenden Schusses ausgeworfen werden. Bei Major Schmidts (Schweiz) R. M/75 dreht sich die Ladetrommel so weit seitlich, daß alle sechs Hülsen durch einen Druck auf den Auswerfer gleichzeitig entfernt werden und die Kammern sich wieder laden lassen. Revolvergewehre haben den langen Lauf der Infanteriegewehre als Magazin, aber eine Lade- oder Magazintrommel wie die R. (vgl. Handfeuerwaffen, S. 108).