Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Reich“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 673
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Reich. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 673. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Reich (Version vom 20.09.2021)

[673] Reich (lat. Regnum), im allgemeinen s. v. w. Herrschaft, Regierung; dann Gebiet, Herrschaftsgebiet (z. B. R. der Träume, des Zufalls etc.) und der Inbegriff des auf einem gewissen Gebiet im Verhältnis der Zusammengehörigkeit Stehenden (z. B. Pflanzen-, Mineralreich etc.); im Staats- und Völkerleben endlich Bezeichnung eines großen Staatskörpers, an dessen Spitze ein einzelner Staatsbeherrscher steht (Kaiser-, Königreich), auch ein Gesamtstaat, welcher verschiedene Einzelstaaten umfaßt (Bundesreich). Der Name R. schlechthin war namentlich zur Bezeichnung des alten Deutschen Reichs gebräuchlich, und zwar dachten sich die Publizisten des 18. Jahrh. das R. selbst gewissermaßen als Subjekt der Regierungsgewalt, welche nach der Reichsverfassung, da das R. ein Wahlreich war, dem Kaiser übertragen wurde, daher oft von „Kaiser und R.“, als den Inhabern des Reichsregiments, die Rede war. Auch das jetzige Deutsche R. wird vielfach schlechthin das „R.“ genannt.

Reich, 1) Philipp Erasmus, verdienter Buchhändler, geb. 1. Dez. 1717 zu Laubach in der Wetterau, lernte zu Frankfurt a. M., besuchte London, stand dann einer Buchhandlung in Stockholm vor und kam 1747 in die Buchhandlung des 1743 verstorbenen Hofrats Weidmann in Leipzig, die damals dem Verfall nahe war und nur durch Reichs glückliche Spekulationen gerettet wurde. Im J. 1762 trat er als Associé in die Handlung ein, die nun die Firma „Weidmanns Erben u. Reich“ führte, und entwickelte seitdem auch für die Reform des deutschen Buchhandels eine große Thätigkeit, indem er 1765 auf der Leipziger Ostermesse einen neuen Buchhändlerverein gründete, dessen Vorstand er wurde, und auch gegen den Nachdruck und für die Anerkennung des litterarischen Eigentums wiederholt (doch anonym) schriftstellerisch auftrat. Nach seinem Tode, der am 3. Dez. 1787 erfolgte, ging die Handlung einem Vertrag gemäß in den alleinigen Besitz seiner Geschäftsteilhaberin, Weidmanns einziger Tochter, über und nahm nun die Firma „Weidmannsche Buchhandlung“ an.

2) Ferdinand, Physiker, geb. 19. Febr. 1799 zu Bernburg, studierte in Freiberg unter Werner, ward 1819 Gehilfe bei den Freiberger Hütten und wirkte dann von 1824 bis 1869, in welchem Jahr er in Ruhestand trat, an der Freiberger Bergakademie, von 1827 an als Professor der Physik; gleichzeitig war er Assessor beim Oberhüttenamt in Freiberg. Er starb 27. April 1882 in Freiberg. Er lieferte 1838 und 1847–50 Bestimmungen der mittlern Dichtigkeit der Erde mit Hilfe der Drehwage; auch stellte er in Freiberger Gruben Fallversuche zum Beweis der Erdrotation an und berichtete über letztere in einem besondern Schriftchen (Freiberg 1832).