Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Ranuncŭlus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 576
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Ranuncŭlus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 576. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Ranunc%C5%ADlus (Version vom 14.09.2022)

[576] Ranuncŭlus L. (Hahnenfuß, Butterblume, Ranunkel), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, meist ausdauernde Kräuter mit scharfem, mehr oder weniger giftigem Saft, ungeteilten oder (häufig handförmig) geteilten Blättern, einzeln endständigen, gelben oder weißen, glänzenden Blüten und kurz gespitzten Schließfrüchtchen. Etwa 160 Arten, meist in den gemäßigten und kältern Klimaten der nördlichen Erdhälfte (45 in der deutschen Flora). Mehrere Arten bilden einen hervorragenden Bestandteil der Wiesenflora, in welcher sie sich durch ihre leuchtend gelben Blüten bemerkbar machen, während der Wasserhahnenfuß (R. aquatilis L.) mit seinen weißen Blüten stehende und fließende Gewässer schmückt. Seine untergetauchten Blätter sind haarförmig zerteilt, die schwimmenden, wenn überhaupt vorhanden, nierenförmig, drei- bis fünflappig. Als besonders scharf gilt der Giftranunkel (Froschpfeffer, R. sceleratus L.), mit hohlem, kahlem Stengel, untern dreiteiligen Blättern mit rundlichen oder verkehrt-eiförmigen, vorn kerbig eingeschnittenen Abschnitten, obern dreizähligen Blättern, behaarten Blütenstielen und zurückgeschlagenem Kelch. Er wächst an feuchten Stellen, in Gräben und Sümpfen in Europa und Nordasien und war früher offizinell. Auch die auf Äckern als Unkraut wachsenden R. arvensis L. und R. Thora L., auf Bergwiesen und in Bergwäldern Süddeutschlands und der Schweiz, in Frankreich, Ungarn und Oberitalien, sind sehr scharf. Aus letzterer Art wurde in früherer Zeit ein sehr wirksames Pfeilgift bereitet. Von R. acer L., auf Wiesen, in feuchten Wäldern und Gebüschen, und von R. repens L., auf Wiesen, werden gefüllte Varietäten (Goldknöpfchen) in Gärten als Zierpflanzen gezogen. Besonders aber ist R. asiaticus L. (Gartenranunkel), aus Griechenland und dem Orient, mit zottigem Stengel und Blättern und großen, gelben, weißen oder roten, auch bunten und gefüllten Blüten, seit etwa 300 Jahren als Zierpflanze sehr beliebt und wird durch Knöllchen (Klauen) fortgepflanzt. Am geschätztesten ist die türkische Ranunkel (römische, Turbanranunkel), welche zur Topf- und Freilandkultur benutzt wird. Einige niedrige Arten mit verhältnismäßig großen Blüten wachsen in der arktischen Region und auf den höchsten Gebirgen fast der ganzen Welt. R. Ficaria, s. Ficaria.