MKL1888:Pulsomēter
[458] Pulsomēter, ein von Hall in New York erfundener Apparat zum Heben von Wasser oder andern Flüssigkeiten durch direkte Wirkung des Dampfdruckes auf dieselben, ohne Zuhilfenahme eines Kolbens oder ähnlicher bewegter Teile. Das P. lehnt sich seiner Idee nach an die alte, aus dem Jahr 1698 stammende Savarysche Dampfmaschine an, bei welcher durch Verdichtung von Dampf in einem geschlossenen Gefäß eine Luftleere erzeugt und infolgedessen dasselbe durch ein hineinmündendes Saugrohr voll Wasser gesaugt wurde. Ließ man hierauf durch Öffnen eines Dampfhahns den Kesseldampf auf das Wasser wirken, so wurde das Wasser auf eine durch die Größe des Dampfdruckes begrenzte Höhe gedrückt. Der Dampf, welcher dann das Gefäß füllte, verdichtete sich nach erfolgtem Schließen des Dampfhahns infolge der Abkühlung durch noch zurückgebliebenes Wasser und die
Fig. 1. Schematische Darstellung des Pulsometers. | Fig. 2 u. 3. Hallsches Pulsometer in Längs- und Querschnitt. |
kalten Gefäßwände, und das Spiel begann von neuem. Von dieser Maschine unterscheidet sich das P. prinzipiell nur durch die selbstthätige Steuerung. Die schematische Fig. 1 diene zur Erläuterung der Wirkungsweise der P. Die beiden Kammern a und a1 endigen oben in flaschenhalsförmigen Verlängerungen bc, welche sich schließlich zu dem Dampfzuleitungsrohr vereinigen. Über den Hälsen der Kammern befindet sich eine Kugel, welche jene abwechselnd abschließen und öffnen kann, und im untern Teil jeder Kammer je ein nach innen aufgehendes Saugventil dd1, welches die Kommunikation mit dem Saugrohr e vermittelt, und je ein nach dem Raum g, bez. im Anschluß daran nach dem Druckrohr hin sich öffnendes Druckventil ff1. Das Saugrohr steht mit einem in der Figur punktiert angegebenen Saugwindkessel h, welcher heftigen Wasserstößen vorbeugen soll, in Verbindung. Es werde angenommen, daß das bei cb angeschlossene Rohr mit einem Dampfkessel in Verbindung stehe, e in ein Wassergefäß eintauche, daß ferner a ganz mit Dampf, a1 ganz mit Wasser gefüllt sei, während die Kugel c die obere Öffnung von a verschließe. Dann wird der durch b eintretende Dampf [459] auf das in a1 befindliche Wasser drücken und es unter Verschluß des Saugventils d1 aus dem geöffneten Druckventil durch g ins Druckrohr treiben. Inzwischen verdichtet sich der in a enthaltene Dampf, so daß ein luftverdünnter Raum entsteht, unter dessen Einwirkung durch e und das geöffnete Saugventil d Wasser angesaugt wird, während das Druckventil f durch den äußern Luftdruck geschlossen gehalten wird. Wenn der Wasserspiegel in a1 bis unter das Druckventil gesunken ist, so tritt Dampf ins Druckrohr ein, wodurch unter heftiger Wirbelbewegung der Dampf verdichtet wird. Infolge der hiermit verbundenen Druckverminderung legt sich die Kugel auf die Öffnung von a1. Dann ist a mit Wasser und a1 mit Dampf erfüllt, die Ventile d und f1 schließen sich, d1 und f öffnen sich, der Dampf drückt das Wasser aus a ins Steigrohr, während das durch die Verdichtung in a1 gebildete Vakuum Wasser aus e ansaugt, bis schließlich die Kugel e wieder umgesteuert wird. So wechselt das Spiel der beiden Kammern fortwährend ab. Fig. 2 u. 3 zeigen ein ausgeführtes P. Hallscher Konstruktion in Längs- und Querschnitt. Hier sind A1 A2 die Kammern, D1 D2 die Druckventile, S1 S2 die Saugventile (in Form von Gummiklappen ausgeführt), B das Saugrohr mit dem Saugwindkessel W und einem Rückschlagsventil (ebenfalls eine Gummiplatte), E die Steuerkugel, C das Dampfrohr mit Regulierventil V. K ist eine Kammer, welche durch die Kanäle a1 und a2 mit den Kammern A1 und A2 kommuniziert. Zwischen der Kammer K und den Kanälen a1 und a2 sind die Druckventile eingeschaltet, während das Steigrohr H von obenher in die Kammer einmündet. L ist ein Luftventil für den Saugwindkessel. Jede der Kammern ist mit einem kleinen, nach innen aufschlagenden Ventil L1 und L2 versehen, welche den Zweck haben, während der Saugperiode eine kleine Menge Luft in die Kammern treten zu lassen. Durch Stellung dieser Ventile kann man die Menge der angesaugten Luft und damit die Dauer der Saugperioden regulieren. Außerdem bildet die angesaugte Luft in der folgenden Luftperiode eine die Wärme schlecht leitende Zwischenschicht zwischen Dampf und Wasser, wodurch die vorzeitige Verdichtung vermindert wird. Die P. werden in außerordentlich verschiedenen Formen und Konstruktionen ausgeführt (P. von Hall, Neuhaus, Hase, Ulrich etc.), wobei die Ventile in Gestalt von Klappen, Tellerventilen oder Kugeln auftreten und das Steuerorgan bald als Kugel, bald als Klappe oder Schieber erscheint.
Die P. zeichnen sich aus durch Einfachheit der Konstruktion, außerordentlich geringen Raumbedarf, durch das Fehlen jedes äußern bewegten Teils (besonders des bei Pumpen erforderlichen Gestänges), durch möglichst leichte Aufstellung und Inbetriebsetzung (einfach mittels Anschluß an irgend einen Dampfkessel) und durch die Möglichkeit, bei einer Saughöhe bis 6 m und darüber, je nach der disponibeln Dampfspannung, sehr variable Förderhöhen (5–40 m) zu erreichen, ferner durch geringe Anschaffungs- u. Reparaturkosten u. Ersparnis von Schmier- u. Putzmaterial. Dagegen ist der Dampfkonsum ein größerer als bei guten Pumpen, da durch die Erwärmung des Hubwassers Wärmeverluste entstehen. Die Anwendung des Pulsometers erscheint besonders für provisorische Zwecke, also zur Entwässerung von Baugruben, bei Wasserbauten, beim Abteufen von Schächten etc., empfehlenswert, für dauernde Verwendungsarten dann, wenn die Erwärmung des Wassers erwünscht ist, z. B. bei den Wasserstationen der Eisenbahnen, in Badehäusern etc. S. auch Syphonoid. Vgl. Weisbach-Herrmann, Ingenieur- und Maschinenmechanik, Tl. 3, Abteil. 2 (2. Aufl., Braunschw. 1880); „Handbuch der Ingenieurwissenschaften“, Bd. 4 (Leipz. 1883); Schaltenbrand, Der P. (Berl. 1877); Eichler, Die Anwendung des Pulsometers (das. 1878); v. Hauer, Wasserhaltungsmaschinen (Leipz. 1879).
[752] Pulsometer, zum Heben von Flüssigkeiten, welche mit den gebräuchlichen Pulsometern nicht gehoben werden dürfen, weil sie sich durch die dabei unvermeidliche Berührung mit dem Dampf in unzulässiger Weise verdünnen, erwärmen oder chemisch verändern würden (z. B. Säuren, Laugen etc.), dient die Pulsometerpumpe von Haußmann in Magdeburg-Sudenburg. Dieselbe besteht aus der Verbindung eines einkammerigen Pulsometers mit einer Membranpumpe. Die zu hebende Flüssigkeit wird durch das Ventil A (s. Figur, S. 753) angesaugt und durch das Ventil B in die Druckleitung gepreßt und zwar dadurch, daß die Membran C, wie bei der bei „Pumpen“ [753] (Bd. 17) beschriebenen Membranpumpe, abwechselnd hin und her bewegt wird. Die Durchbiegung der Membran wird hier jedoch nicht mittels eines Kolbens, sondern durch Dampfdruck hervorgebracht. Wenn die Pulsometerkammer D zum größten Teil mit Dampf gefüllt ist, welcher durch das Dampfventil F eintritt, so wird durch den Druck der äußern Luft auf die Membran G und durch eine unter ihr befindliche Feder das Dampfventil F mittels der Stange H geschlossen, worauf der Dampf in D sich abkühlt und verdichtet. Das so herbeigeführte Vakuum saugt die
Pulsometerpumpe von Haußmann. | |
Membran C an und gleichzeitig kaltes Wasser, welches die Kondensation beschleunigt, durch das sich öffnende Wassersaugventil J, bez. die Brause K in die Dampfkammer. Durch die Einbiegung der Membran öffnet sich das Saugventil A unter Eintritt von Flüssigkeit in den Raum zwischen A und B. Ist nun das Wasser in D bis zu einer gewissen Höhe aufgestiegen, so wird die Membran G nach außen durchgedrückt und öffnet mittels der Stange H das Dampfventil F, so daß der unter Druck einströmende Dampf das unter ihm befindliche Wasser bei sich schließendem Wassersaugventil J gegen die Membran C drückt und diese nach der Pumpe hin aufbläht, während ein Teil des durch den Dampf erwärmten Wassers durch den Kanal L und das Wasserdruckventil M entweicht. Zugleich findet ein Ausstoßen der durch die Membran gepreßten Flüssigkeit durch das Druckventil B statt. Ist der Wasserspiegel in D genügend gesunken, so schließt sich das Dampfventil F wieder, es beginnt eine neue Saugperiode, der dann wieder eine Druckperiode folgt u. s. f. Nach Angabe Haußmanns beträgt die notwendige Wassermenge etwa 5 Proz. der zu fördernden Flüssigkeitsmenge. Die Pulsometerpumpe wird in fünf Größen für eine Förderung von 33–500 Liter pro Minute gebaut.