Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Protoplásma“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 13 (1889), Seite 422423
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Protoplásma. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 13, Seite 422–423. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Protopl%C3%A1sma (Version vom 09.04.2024)

[422] Protoplásma (griech., „das zuerst Gebildete“, Plasma, Sarkode), diejenige Substanz im tierischen und pflanzlichen Körper, an welche das Leben gebunden ist, daher auch in jeder einzelnen Zelle, aus denen die genannten Organismen zusammengesetzt sind, der wesentliche, ihnen allen gemeinsame Inhalt (im Gegensatz zu den mehr zufälligen und auch nicht jeder Zelle zukommenden Teilen, wie Zellhaut, Zellkern, Stärkekörner, Fettkügelchen etc.). Das P. besteht im chemischen Sinn aus einer eiweißartigen Materie, über deren Zusammensetzung jedoch noch keine genauen Angaben vorliegen. Es ist im lebenden Zustand zähflüssig, vermag sich, falls es nicht in unnachgiebige Wände eingeschlossen ist, von der Stelle zu bewegen, empfindet äußere Reize und zieht sich [423] dann zusammen (ist sensibel und kontraktil), vergrößert sich durch Aufnahme und Aneignung (Assimilation) passender Nahrung und teilt sich unter gewissen Umständen in zwei Stücke, die jedes zur vollen Größe auswachsen können (Fortpflanzung). In diesen seinen Eigenschaften stimmt es mit manchen niedern Wesen überein (s. Protozoen), die fast ganz aus nacktem, d. h. von keiner Hülle umgebenem, P. bestehen. In den übrigen Organismen nimmt es zwar manchmal dem Raum und Gewicht nach nur einen kleinen Teil ein, bedingt jedoch als Träger des Lebens die mannigfaltigen Äußerungen desselben, wie sie uns an Tier und Pflanze entgegentreten. Dabei führt auch in ihnen das P. jeder einzelnen von den vielen sie zusammensetzenden Zellen bis zu einem gewissen Grad seine eigne Existenz und bleibt mitunter sogar nach dem Tode des Gesamtorganismus noch längere Zeit unverändert. An geeigneten Objekten kann man teils die vom P. bewirkten Wanderungen ganzer Zellen im Körper (z. B. der weißen Blutzellen bei den Wirbeltieren), teils die Bewegungen und Strömungen des Protoplasmas im Innern fester Zellen beobachten, besonders gut an Pflanzen. Als Deutoplasma bezeichnet man neuerdings die Gesamtheit der nicht aus P. bestehenden Substanzen im tierischen Ei, welche bei der Bildung des Embryos keine thätige Rolle zu spielen, sondern nur als Material zum Aufbau desselben zu dienen scheinen. Das P. wurde zuerst in seinen wesentlichsten Eigenschaften 1835 von Dujardin erkannt, der es bei niedern Wesen als sogen. Sarkode beschrieb, aber als von dem P. der höhern Tiere und Pflanzen verschieden ansah. Die heutigen Anschauungen über dasselbe stammen im wesentlichen von Max Schultze (1861) her. Vgl. Dujardin, Observations sur les Rhizopodes (Par. 1835); Schultze, Über das P. der Rhizopoden und Pflanzenzellen (Leipz. 1863); Kühne, Untersuchungen über das P. und die Kontraktilität (das. 1864); Schwarz, Morphologische und chemische Zusammensetzung des Protoplasmas (Bresl. 1887); v. Hanstein, Das P. (populär, Heidelb. 1879).


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 750
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[750] Protoplasma, s. Zelle.