MKL1888:Praga
[311] Praga, Vorstadt, s. Warschau.
Praga, Emilio, ital. Dichter, geb. 1839 in der Lombardei, widmete sich zunächst der Malerei und nebenbei der Poesie und veröffentlichte 1862 eine Gedichtsammlung, „Tavolozza“ betitelt, welche ganz eigentümlich frische Gemütstöne anschlug. Bald folgte eine zweite Sammlung: „Penombre“ (1864), in welcher ein gewisser Naturalismus in ungeschminkter Darlegung innerer Zerrissenheit schon greller hervortrat. Die Zerstörung seines Familienglücks, der Verlust von Weib und Kind, zerrüttete das Gemüt des Dichters immer mehr. Er suchte Aufregung und Vergessenheit im Wein, aber seine Schaffenslust erschlaffte nicht. Er veröffentlichte: „Fiabe e leggende“ (1867, 2. Aufl. 1884), poetisch behandelte mittelalterliche Sagenstoffe, die großen Beifall fanden, und versuchte sich auch im Drama. Indessen vermochten weder die Komödien: „Le madri galanti“ (mit Boito) und „Il capolavoro d’Orlando“ (1867) noch die dramatische Szene „Il fantasma“ (1867) und das Drama „Altri tempi“ einen Erfolg zu erringen. In den letzten zehn Jahren seines Lebens erteilte P. Unterricht an einem Konversatorium zu Mailand, wo er 26. Dez. 1875 starb. Aus seinem Nachlaß erschienen: „Trasparenze“ (Turin 1878), Poesien, welche die lyrische Begabung des Dichters ungeschwächt zeigten. Man kommt gegenwärtig mit zunehmender Bewunderung auf P. zurück als einen Dichter, welcher Realist war, ohne den Kult des Ideals zu verleugnen. P. Heyse und Jul. Schanz haben einiges von ihm übersetzt.