MKL1888:Photographie
[16] Photographie (griech., „Lichtbild, Lichtbildnerei“), die Kunst, die Veränderung chemischer Präparate unter dem Einfluß des Lichts zur Herstellung von Bildern zu benutzen. Die einfachste Form derselben ist der Lichtpausprozeß, welcher zum Kopieren von Zeichnungen vielfach Verwendung findet. Man übt ihn aus, indem man ein Stück mit Silbersalzen (salpetersaurem Silber und Chlorsilber) getränktes Papier (Lichtpauspapier) unter der zu kopierenden Zeichnung dem Licht aussetzt. Dieses scheint durch alle durchscheinenden Stellen der Zeichnung hindurch und färbt das darunter befindliche lichtempfindliche Papier schwarz. Die schwarzen Striche der Zeichnung aber halten das Licht zurück, und hier bleibt das Papier weiß; so erhält man eine Kopie in weißen Konturen auf schwarzbraunem Grund, welche durch Behandeln mit einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron, die alle Silbersalze auflöst und dadurch die Ursachen der Lichtempfindlichkeit entfernt, fixiert wird. Die durch das Licht hergestellte Kopie, in der Licht und Schatten das Umgekehrte des Originals bilden (das Negativ), deckt man wiederum auf ein Stück lichtempfindlichen Papiers und erhält nun eine positive Kopie, die mit dem Original übereinstimmt. In dieser Weise werden Zeichnungen in Bau- und Maschinenwerkstätten mit Hilfe des Lichts kopiert. Dieser Prozeß gestattet jedoch nur das Kopieren ebener Zeichnungen oder Pflanzenblätter u. dgl. mit Hilfe des Lichts. Um körperliche Gegenstände mit Hilfe des Lichts bildlich darzustellen, entwirft man von denselben zuerst ein ebenes Bild mit Hilfe der Camera obscura, d. h. eines Kastens, dessen Rückwand eine matte Scheibe trägt, und in dessen Vorderwand eine Glaslinse eingesetzt ist. Diese entwirft von den vor ihr befindlichen Gegenständen ein verkehrtes Bild auf der [17] matten Scheibe. Durch Einschieben oder Ausziehen der beweglichen Rückwand der Camera „stellt man das Bild scharf ein“. Je näher der Gegenstand der Linse, desto größer wird das Bild, je weiter, desto kleiner; außerdem hängt die Größe des Bildes noch von der Brennweite der Linse ab: je größer diese, desto größer ist das Bild. Das oben erwähnte Silberpapier ist zu wenig lichtempfindlich für Reproduktion des relativ lichtschwachen optischen Bildes. Man benutzt deshalb eine viel lichtempfindlichere Substanz, nämlich Jodsilber oder Bromsilber oder eine Mischung beider. In den ersten Zeiten der P. stellte man empfindliche Jodsilberflächen durch Räuchern einer Silberplatte in Joddämpfen dar (Daguerreotypie); diese läuft dadurch unter Bildung von Jodsilber gelb an. Bringt man eine solche Jodsilberschicht an die Stelle, wo in der Camera das Bild sichtbar ist, so empfängt die Schicht einen Lichteindruck, ohne jedoch sichtbar verändert zu werden. Erst durch Räuchern der Platte in Quecksilberdampf (Entwickelungs- oder Hervorrufungsprozeß) kommt ein deutlich sichtbares Bild und zwar ein positives zum Vorschein, indem die weißen Quecksilberkügelchen sich dort am stärksten verdichten, wo das Licht am kräftigsten gewirkt hat. Die Daguerreotypie liefert direkt nach der Natur ein positives Bild von großer Feinheit, aber starkem Spiegelglanz, ein Bild, welches jedoch nur auf dem gleichen umständlichen Weg der Camera-Aufnahme eine Kopie gestattet. Dieser Prozeß wurde verdrängt durch das Negativverfahren Talbots, aus welchem sich später das Kollodiumverfahren entwickelte. Nach diesem putzt man Glasplatten sehr sorgfältig und übergießt sie mit einer Lösung von Kollodiumwolle und Jod- und Bromsalzen in Alkohol und Äther. Der Überzug trocknet zu einer gallertartigen Masse ein und wird sofort im Dunkeln in eine Auflösung von salpetersaurem Silber (Silberbad) gebracht. Hier wandeln sich die Jodsalze in Jod- und Bromsilber um, und diese bleiben in der Kollodiumschicht fein verteilt. Die so präparierte Platte wird aus dem Silberbad herausgenommen und noch feucht von anhängender Silberlösung in einem lichtdicht schließenden Kästchen (Kassette) in die Camera obscura gebracht, hier der Lichtwirkung ausgesetzt und alsdann im Dunkelzimmer mit einer Eisenvitriolauflösung übergossen. Diese schlägt aus der an der Platte hängenden salpetersauren Silberlösung sofort metallisches Silber als dunkles Pulver nieder, und dieses hängt sich an die belichteten Stellen der Platte um so stärker, je intensiver das Licht gewirkt hat. Das Bild wird nach dieser Hervorrufung noch verstärkt, indem man durch Aufgießen einer Mischung von Eisenvitriol und zitronensaurer Silberlösung noch einen zweiten Niederschlag von Silberpartikeln veranlaßt, die sich zu den erstniedergeschlagenen lagern, so daß das Bild nun in den dicksten Stellen hinreichend undurchsichtig ist, um den Durchgang des Lichts beim Kopierprozeß zu verhindern. Das Negativ wird nun fixiert, d. h. das noch darin enthaltene Jod- und Bromsilber durch eine Lösung von unterschwefligsaurem Natron, welches beide auflöst, herausgeschafft, schließlich gewaschen und mit Alkoholfirnis überzogen. In dem so erhaltenen Glasnegativ erscheinen die hellen Teile des Originals dunkel und die dunkeln Teile des Originals hell (in der Durchsicht). Vor einem dunkeln Hintergrund erscheint es als positives Bild, indem an den durchsichtigen Stellen der schwarze Hintergrund sichtbar wird und gegen diesen das graue Silberpulver, welches auf den dicken Stellen des Negativs liegt, wie weiß erscheint. Dieser positive Effekt tritt am schönsten hervor, wenn die Platte sehr kurze Zeit in der Camera belichtet worden ist. So fertigte man Positive mittels Kollodiums direkt auf dunklem Glas (Panotypen) und auf schwarz lackiertem Eisenblech (Ferrotypen). Gegenwärtig werden ganz allgemein bei den Aufnahmen nach der Natur negative Bilder gefertigt und diese in der Weise auf Papier kopiert, wie es oben beim Lichtpausverfahren angegeben ist. Hierzu dienen besondere Papiere (photographische Papiere), von denen die mit Eiweiß (Albumin) überzogenen Bilder von hohem Glanz, die mit Stärke (Arrowroot) überzogenen stumpfe Bilder liefern. Das Albuminpapier wird jetzt bevorzugt, weil es die feinsten Details wiedergibt. Zur Herstellung des Albuminpapiers schlägt man Eiweiß mit Chlorammoniumlösung zu Schaum und läßt den Bogen auf der klaren Flüssigkeit, die sich aus dem Schaum abscheidet, eine Minute schwimmen. Das getrocknete Papier wird im Dunkelzimmer auf eine Lösung von salpetersaurem Silber gelegt, wobei es sich mit Chlorsilber und Silbernitrat imprägniert, und getrocknet. Man legt das Negativ mit der Kollodiumseite nach oben auf die Glasplatte, welche den Boden des sogen. Kopierrahmens bildet, deckt das Papier mit seiner empfindlichen Seite nach unten auf das Negativ und schließt den Kopierrahmen so, daß das Papier fest gegen das Glasnegativ gepreßt wird, dreht dann den Rahmen herum, so daß das Negativ dem Licht zugekehrt ist, und läßt es so lange am hellen Tageslicht liegen, bis alle Teile des Bildes kräftig sichtbar sind, wäscht das Bild behufs Entfernung des noch darin befindlichen salpetersauren Silbers mit Wasser aus und bringt es nun in das sogen. Tonbad, eine Lösung von Goldchloridkalium und essigsaurem oder borsaurem Natron in Wasser. Der rotbraune Ton des Bildes verwandelt sich darin in einen purpurblauen; man kann aber auch andre Nüancen durch eine passende Abänderung des Bades erhalten. Das getonte und ausgewaschene Bild wird in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron fixiert und dann sehr sorgfältig ausgewaschen. Wird das unterschwefligsaure Natron nicht vollständig ausgewaschen, so bildet sich Schwefelsilber, welches das Bild gelb färbt. Die getrockneten Bilder werden schließlich passend geschnitten, aufgeklebt und zwischen Walzen geglättet (satiniert).
Das neuerdings in Aufnahme gekommene Gelatineverfahren beruht auf folgenden Grundlagen. Löst man Gelatine mit Bromkalium in Wasser auf und setzt (im Dunkeln) salpetersaures Silber zu, so bildet sich Bromsilber, welches in sehr feiner Verteilung in der Flüssigkeit schweben bleibt (Emulsion); die Empfindlichkeit derselben ist nicht sehr groß. Kocht man jedoch diese Emulsion einige Zeit, oder behandelt man sie mit Ammoniak, so nimmt ihre Empfindlichkeit ganz bedeutend zu. In der Kälte erstarrt die gekochte Emulsion und läßt sich dann leicht fein zerteilen und die darin befindlichen Salze durch Wasser entfernen. Die wieder geschmolzene Emulsion trägt man auf Glasplatten und läßt sie darauf erstarren und trocknen (Gelatineplatten). Diese Platten zeichnen sich gegenüber Kollodiumplatten durch ihre Haltbarkeit aus, so daß sie auf Reisen bequem mitgeführt werden können; sie sind ferner sechs- bis zehnmal empfindlicher als Kollodiumplatten und gestatten deshalb Aufnahmen in viel kürzerer Zeit; dadurch ermöglichen sie die leichte Herstellung von Momentbildern; sie lassen sich ferner für den Handel im Vorrat fertigen und ersparen dem Amateur die mühsame Selbstpräparation. Dadurch haben sie der Liebhaberphotographie und der Anwendung [18] derselben in Kunst und Wissenschaft einen außerordentlichen Aufschwung gegeben. Der Kollodiumprozeß tritt dem gegenüber mehr und mehr zurück. Die P. wird zu einer Universalkunst.
Ein sehr großer Übelstand der P. bestand darin, daß die photographischen Platten sich wesentlich nur für blaue Strahlen empfindlich zeigten, für grüne, gelbe und rote aber wenig oder nicht. Daher wurden blaue und violette Kleider in der P. oft weiß, gelbe und rote dagegen schwarz. Die P. nach farbigen Gegenständen (Gemälden) begegnete dadurch den allergrößten Schwierigkeiten. Leuchtende Wolken in Sonnenuntergangsbildern erschienen z. B. in der P. schwarz, der dunkelblaue Himmel dagegen hell etc., und nur durch Negativretouche konnte man diese Mängel verdecken. Die Ursache dieser Empfindlichkeit photographischer Platten für Blau und Violett wurde darin erkannt, daß die Platten wesentlich nur das blaue und violette Licht verschluckten (absorbierten), und daß nur diese absorbierten Strahlen auf die Platte wirkten, die übrigen nicht. H. W. Vogel versuchte nun bereits 1873, dem Bromsilber Stoffe beizumischen, welche das grüne, gelbe und rote Licht absorbierten, um die photographische Platte dadurch auch für jene Strahlen empfindlich zu machen. Der Versuch war von Erfolg gekrönt und wurde die Basis zur Entwickelung der farbenempfindlichen (isochromatischen, resp. orthochromatischen) Verfahren. Vogel benutzte als optische Sensibilisatoren, d. h. als Stoffe, welche das Bromsilber gelb-, resp. rotempfindlich machen, im Licht leicht verschießende Farbstoffe, wie Fuchsin, Cyanin, Eosin etc. Zuerst versuchte Ducos de Hauron dieses Prinzip praktisch anzuwenden. Die nachteilige Wirkung der Sensibilisatoren auf die photographischen Chemikalien stellte aber der Praxis Hindernisse in den Weg, die hauptsächlich durch Einführung der Gelatinetrockenplatten beseitigt wurden. Attout Tailfer brachte 1883 mit Eosin gefärbte isochromatische Gelatineplatten in den Handel; 1884 entdeckte Vogel die optisch sensibilisierende Kraft des Jacobsenschen Chinolinrots und präparierte mit diesem unter Zusatz von Chinolinblau die farbenempfindlichen Azalinplatten. Alle diese isochromen Platten bedurften aber zur Abschwächung des zu stark wirkenden blauen Lichts noch der Einschaltung einer Gelbscheibe bei der Aufnahme. Diese Mängel überwand H. W. Vogel durch Einführung des Eosinsilbers als optischen Sensibilisators. Durch seine und Obernetters Bemühungen entstanden die Eosinsilberplatten, welche sich von den herkömmlichen farbenempfindlichen Trockenplatten durch bedeutend größere Empfindlichkeit auszeichnen. Nur für Aufnahmen von Gemälden bedürfen dieselben noch zuweilen (bei leuchtend blauen Tönen) einer Gelbscheibe, bei Landschaften, Porträten etc. nicht. Neuerdings hat man nach E. Alberts Vorgang Kollodiumemulsionen (Kollodium, in welchem Bromsilber fein verteilt ist) mit Vorteil zur farbenempfindlichen P. verwendet.
Zu dem Fortschritt der P. haben aber auch die zahlreichen Vervollkommnungen der Objektive, d. h. der photographischen Linsen, beigetragen. Früher benutzte man einfache achromatische Linsen, welche behufs Erzielung scharfer Bilder stark „abgeblendet“ werden mußten. Infolgedessen gaben sie sehr lichtschwache Bilder, die eine lange Expositionszeit nötig machten. Ein großer Fortschritt war die Erfindung des Porträtobjektivs von Petzval, einer Doppellinse, die bedeutend hellere Bilder lieferte und die Aufnahme von Porträten in kurzer Expositionszeit ermöglichte. Zur Aufnahme von Landschaften, Architekturen etc. ist weniger Lichtstärke, aber ein großer Gesichtswinkel notwendig. Die gewöhnlichen Landschaftsobjekte umfassen nur einen Winkel von 30 bis 45°, der meist zu klein ist. Man benutzte dazu früher ausschließlich einfache Linsen, später aber die Tripletobjektive, seit 20 Jahren jedoch sehr allgemein die von Steinheil eingeführten Aplanate. Zu diesem System gehören auch die Euriskope, rapid rectilinear lenses etc. Diese geben bei einem Gesichtsfeld von ca. 60° eine hinreichende Lichtstärke, um in heiterm Sommerwetter selbst Momentaufnahmen zu gestatten. Ist ein noch größeres Gesichtsfeld als 60° nötig, so nimmt man Weitwinkellinsen, wie Buschs Pantoskop, Dallmeyers Wide angle lens, Steinheils Weitwinkelaplanat, Voigtländers Weitwinkeleuriskop, die ein Gesichtsfeld von 75 bis 100° besitzen. Die Größe des Bildes hängt von der Brennweite der Linse ab. Je größer diese, desto größer ist das Bild. Um die Camera für Linsen verschiedener Brennweite benutzen zu können, ist sie mit einem Auszug versehen, der gestattet, sie zu verlängern, resp. zu verkürzen. Ist bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen ganz nahe liegender Vordergrund mit weit entfernten Gegenständen im Bild enthalten, so muß man, um alle gleich scharf zu gewinnen, eine Blende anwenden. Dadurch werden aber die Bilder der Camera lichtschwächer, und dieses macht Aufnahmen von dunkeln Innenräumen (Interieurs) meistens in hohem Grad langwierig.
Das Atelier des Photographen erfordert, besonders zur Aufnahme von Porträten, gardinenähnliche Vorrichtungen, um das Licht passend zu regulieren. Wie dieselben anzuwenden sind, muß von dem Photographen für jeden einzelnen Fall mit künstlerischem Verständnis bestimmt werden. Der Erkenntnis der künstlerischen Grundsätze, worauf die P. beruht (z. B. Stellung des Aufzunehmenden, Beleuchtung desselben), verdankt man die wichtigsten Fortschritte im Felde der Porträtphotographie. Zu diesen Elementen tritt noch die Negativretouche, durch welche man diejenigen Teile, die zu hell, d. h. zu durchsichtig, erscheinen, durch Bearbeiten mit Bleistift oder Tusche weniger durchsichtig macht und dadurch verhindert, daß sie beim Kopieren zu schwarz werden. Die Negativretouche wird jetzt in der Porträtphotographie ganz allgemein vorgenommen, ehe man zum Kopieren des Bildes schreitet.
Der chemische Prozeß, auf welchem das photographische Verfahren beruht, ist in manchen Stücken noch rätselhaft. Chlor-, Brom- und Jodsilber erleiden im Licht eine Farbenveränderung, die bei Chlorsilber am stärksten, bei Jodsilber am schwächsten ist. Bei der Belichtung von Chlor- und Bromsilber werden Chlor und Brom frei, und es entsteht ein Silbersubchlorid, resp. Silbersubbromid. Beim Belichten des Jodsilbers bemerkt man kein Freiwerden von Jod, aber alle Körper, welche Jod chemisch binden, erhöhen die Lichtempfindlichkeit des Jodsilbers beträchtlich. Jodsilber gehört also zu den lichtempfindlichen Körpern, die sich nur bei Gegenwart eines Körpers kräftig zersetzen, der sich mit einem der frei werdenden Bestandteile verbindet. Dahin gehören: Höllensteinlösung, Tannin, Gallussäure, Pyrogallussäure etc. Solche Körper nennt man Erreger oder chemische Sensibilisatoren. Bei der Belichtung der Jodsilberplatte in der Camera findet demnach eine Reduktion statt. Über die Entwickelung und Verstärkung des Bildes beim Kollodiumprozeß wurde schon gesprochen. Bei der Entwickelung der Trockenplatten benutzt man eine stark reduzierend wirkende Flüssigkeit, entweder Pyrogallussäure mit Ammoniak [19] oder kohlensaurem Alkali, oder aber oxalsaures Eisenoxydul, gelöst in neutralem oxalsauren Kali. Diese Flüssigkeiten reduzieren das vom Licht getroffene Bromsilber zu metallischem, grauschwarzem, pulverigem Silber. Das so entstehende Negativ ist in den meisten Fällen kräftig genug, um eine Verstärkung überflüssig zu machen, und bedarf nur noch der Fixierung (Entfernung des Bromsilbers) durch unterschwefligsaures Natron. Nachher ist aber ein sehr langes Waschen erforderlich, um die der Gelatineschicht hartnäckig anhaftenden Fixiersalze zu entfernen.
Die hohe Empfindlichkeit der Gelatinetrockenplatten beruht in der Bildung einer hochempfindlichen Bromsilbermodifikation durch Kochen der Emulsion; erstere wurde bereits 1874 von Stas entdeckt. Der positive Prozeß besteht in einer durch das Licht bewirkten und durch Gegenwart der organischen Papierfaser beförderten Reduktion des Höllensteins und Chlorsilbers zu metallischem Silber von brauner Farbe, welches die Konturen des Bildes bildet. Die im Papier enthaltenen Silbersalze werden nur zum kleinsten Teil reduziert; der Überschuß derselben muß durch Waschen, resp. durch Baden in der unterschwefligsauren Natronlösung entfernt werden. Beim Tonen der Bilder in Goldlösung wird ein Teil des Goldchlorids in der Lösung durch das metallische Silber reduziert, und es schlägt sich dann metallisches Gold an Stelle der Bildkonturen nieder, welches die Farbe des Bildes angenehmer macht. Somit besteht das fertige Papierbild teils aus Silber, teils aus Gold. Auf 4 Teile Silber kommt etwa 1 Teil Gold. Das Quantum edler Metalle ist aber sehr gering, es beträgt in einem Visitenkartenbild etwa 1/500 g. Vgl. Vogel, Die chemischen Wirkungen des Lichts und die P. (2. Aufl., Leipz. 1884).
Zum Kopieren der Negative können mit gleichem Vorteil auch andre lichtempfindliche Metallsalze verwendet werden, zunächst Eisensalze. Tränkt man das Papier mit einer Mischung von zitronsaurem Eisenoxyd und rotem Blutlaugensalz und exponiert noch feucht, so erhält man ein blaues Bild, welches durch Waschen in Wasser fixiert wird. Dieser schon 1840 von Herschel entdeckte sogen. Blauprozeß hat zum Kopieren von Zeichnungen im Lichtpausprozeß Verwendung gefunden. Uranoxydsalze werden auf damit getränkten Papieren im Licht zu Uranoxydulsalzen reduziert, die dann in Silberlösung sich kräftig dunkel färben. Die Anwendung derselben für die Praxis hat sich jedoch nicht bewährt. Das Kohleverfahren oder Pigmentdruckverfahren gründet sich darauf, daß Gelatine, wenn man sie mit einem chromsauren Salz dem Licht aussetzt, in Wasser unlöslich wird. Ist ihr ein Farbstoff (Pigment) beigemischt, so halten die unlöslich gewordenen Stellen diesen mechanisch zurück. Überzieht man Papier mit solcher Mischung und exponiert es unter einem Negativ, so kann man durch Auswaschen mit heißem Wasser ein Bild erhalten. Da aber die Wirkung des Lichts an der Oberfläche beginnt und sich mehr oder weniger tief durch die Dicke der lichtempfindlichen Schicht erstreckt, so werden unter den im Licht unlöslich gewordenen Stellen noch einzelne unmittelbar auf dem Papier liegende Gelatineteilchen löslich bleiben, welche in heißem Wasser sich lösen und den darüberliegenden „Halbtönen“ ihren Halt rauben. Um dieses zu vermeiden, hebt man das auf der Oberfläche der belichteten Schicht liegende, anfangs unsichtbare Bild ab. Für diesen Zweck preßt man ein Stück mit gegerbter Gelatine überzogenen Papiers auf das sogen. Übertragspapier. Dieses klebt dann auf der Oberfläche fest. Behandelt man jetzt die zusammengepreßten Papiere mit heißem Wasser, so werden alle nicht vom Licht getroffenen Stellen gelöst; das erste Papier, welches nur als Träger der lichtempfindlichen Gelatineschicht diente, löst sich ab, und die Bildstellen, aus unlöslich gewordener farbiger Gelatine bestehend, haften am Übertragspapier. Ist dieses mit einer feinen Harzschicht eingerieben, so ist die Haftung nur locker. Preßt man alsdann ein zweites Stück Gelatinepapier auf, so haftet das Bild auf der zweiten Fläche stärker als auf der ersten und kann demnach in dieser Weise zum zweitenmal übertragen werden. Das beim ersten Übertrag erhaltene „Pigmentbild“ ist verkehrt, d. h. es erscheint als Spiegelbild des Gegenstandes; das zweimal übertragene Bild ist dagegen in richtiger Stellung. Man kann diese Pigmentbilder auch auf Glas übertragen und erhält dadurch schöne transparente Fensterbilder. Die Bilder vergilben nicht wie die Silberbilder (s. oben), sind aber mechanisch leicht verletzbar. – Das Anilindruckverfahren von Willis dient zur Darstellung von positiven Bildern nach Positiven. Man läßt Papier auf einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali u. Schwefelsäure, resp. Phosphorsäure schwimmen und im Dunkeln trocknen. Dann exponiert man unter einem positiven Bild, z. B. einer Zeichnung, bis die Zeichnung gelb auf grünem Grund sichtbar wird, und entwickelt das Bild, indem man es an dem Deckel einer Kiste befestigt, auf deren Boden ein Blatt Löschpapier liegt, welches mit einer Lösung von Anilin in Benzol getränkt ist. Das Bild entwickelt sich rasch und wird nach dem Waschen in Wasser blauschwarz. Dies Verfahren eignet sich vortrefflich zum Kopieren von Karten, Plänen und Zeichnungen. Es beruht darauf, daß an den durch die schwarzen Striche der Zeichnung geschützen Stellen sich unveränderte Chromsäure befindet, welche in Berührung mit den Anilindämpfen eine intensive Anilinfarbe erzeugt. In allen übrigen Stellen ist die Chromsäure durch das Licht zerstört, und hier bleibt das Papier farblos. – Bei dem Staubverfahren mischt man chromsaures Salz mit Gummilösung und Traubenzucker und läßt diese Lösung auf Glas eintrocknen. Die Schicht verliert im Licht ihre Klebrigkeit. Belichtet man sie unter einem positiven Bild, so bleibt sie unter den schwarzen Bildkonturen klebrig, und wenn man dann trocknes Farbenpulver aufstäubt, so haftet dieses an den klebrig gebliebenen Stellen, und in dieser Weise kommt das Bild in Staubfarbe zum Vorschein. Dieses Verfahren ist von Pizzighelli („Anthrakotypie und Cyanotypie“, Wien 1881) mit einigen Abänderungen unter dem Namen Anthrakotypie zur Herstellung von Lichtpausen auf Papier benutzt worden. Hat man ein negatives Bild als Orginal benutzt, so erhält man wiederum ein negatives Bild. In dieser Form bildet das Staubverfahren auf Glas ein wichtiges Hilfsmittel zur Reproduktion der zerbrechlichen photographischen Negative. Stäubt man mit Porzellanfarbe ein, so erhält man ein einbrennbares Bild, welches nach dem Überziehen der Schicht mit Kollodium sich unter Wasser leicht vom Glas ablösen und auf andre Flächen (Porzellan- und Glasgeschirr) übertragen und einbrennen läßt. So erhält man die eingebrannten Bilder auf Glas und Porzellan. Nach Grüne fertigt man nach einem Negativ mit Hilfe der Camera obscura ein positives Kollodiumbild an. Dieses wird in eine Platinlösung getaucht, und hier reduziert das [20] Silber der Bildkonturen das Platin. Dieses schlägt sich an den Bildstellen nieder, und so entsteht ein Platinbild, welches sich vom Glas abziehen, auf Porzellan übertragen und einbrennen läßt. – Hierher gehört auch der Platindruck von Willis. Zur Ausführung desselben wird ein mit Eisenchlorid und Platinchlorür getränktes Papier benutzt, welches im Handel zu haben ist. Dasselbe liefert, unter einem Negativ belichtet, ein schwach sichtbares Bild, welches durch Eintauchen in eine heiße Lösung von neutralem oxalsauren Kali kräftig schwarz hervortritt. Die Bilder sind chemisch fast unveränderlich (vgl. Pizzighelli u. Hübl, Die Platinotypie, Wien 1882). Neuerdings hat das Bromsilbergelatinepapier im Positivprozeß Boden gewonnen; es dient hauptsächlich zum Kopieren von Papierbildern mittels Lampenlicht (s. S. 21: Vergrößerungen). Auch das Chlorsilbergelatinepapier (zuerst empfohlen von Eder) findet jetzt für diesen Zweck Verwendung. Vgl. Eder, P. auf Bromsilber und Chlorsilbergelatine (Halle 1885).
Das Problem, Photographien in natürlichen Farben herzustellen (Heliochromie, Photochromatie), ist streng genommen noch ungelöst, trotz interessanter und folgenreicher Versuche in dieser Richtung. Man erhält farbige Bilder nach der Natur, wenn man nach Niepce Silberplatten in eine Lösung von Kupferchlorid und Eisenchlorid taucht. Sie laufen dann dunkel an unter Bildung von Silberchlorür. Wenn man die Platten unter farbigen Bildern kopiert, so bekommt man in der That farbige Bilder, welche annähernd die Naturfarbe zeigen, aber leider nicht fixiert werden können. Poitevin erzeugte ähnliche Bilder auf Papier. Nach seinem Verfahren wird Salzpapier auf Silberlösung sensibilisiert, ähnlich dem photographischen Positivpapier, dann behufs Entfernung der Silberlösung gewaschen, nachher in einer Lösung von Zinnchlorür dem Licht ausgesetzt. Hierbei bildet sich aus dem weißen Chlorsilber violettes Silberchlorür. Das Zinnchlorür wirkt nur als Reduktionsmittel. Dieses Papier ist für sich allein wenig farbenempfindlich; behandelt man es aber mit einer Lösung von chromsaurem Kali und Kupfervitriol, so nimmt seine Empfindlichkeit bedeutend zu, so daß man transparente farbige Bilder mit Leichtigkeit damit kopieren kann. Die Farben sind jedoch niemals so lebhaft als die des Originals; am deutlichsten reproduzieren sich noch die rötlichen Töne. Nach dem Kopieren wäscht man die Bilder mit Wasser aus, um sie weniger lichtempfindlich zu machen. In diesem Zustand halten sie sich im Halbdunkel ziemlich lange; aber ein Mittel, sie absolut haltbar zu machen, ist noch nicht gefunden. Das Fixiernatron der Photographen zerstört die Farben sofort. Die französischen Photochromien sind gewöhnliche Photographien mit eingedruckten Farben.
Das populärste Feld der P. ist das Porträtfach. Die Erzielung eines gefälligen Porträts hängt nicht nur von der sorgfältigen Beobachtung der technischen Regeln der P. ab, sondern auch von der Erfüllung künstlerischer Bedingungen in Stellung des Aufzunehmenden, richtiger Lichtverteilung, Arrangement der Umgebung, zugleich aber auch von der glücklichen Disposition des Originals, der Stimmung desselben und der Fähigkeit, ruhig zu sitzen. Zur Sicherung der Unbeweglichkeit während der Aufnahme war früher bei Anwendung des weniger empfindlichen Kollodiumverfahrens der Kopfhalter ganz unbedingt notwendig, damit wenigstens der wichtigste Teil des Porträts, das Gesicht, scharf werde. Neuerdings, bei Anwendung hochempfindlicher Gelatineplatten, welche kurze Expositionen erlauben, kann man ihn bei gutem Licht eher entbehren. Dunkle Kleider eignen sich, namentlich für Herren, besser als helle. Das Arrangement kann nur vom Photographen, nicht vom Aufzunehmenden beurteilt werden. Das bei der Aufnahme gewonnene Negativ bedarf noch der Retouche. Nachher wird es auf gewöhnlichem Weg kopiert und die kleinen Fehler, die dann noch im Bild übrig sind, durch Positivretouche hinweggeschafft. Die Bildgröße richtet sich nach der Brennweite des Objektivs; man benutzt daher zu größern Aufnahmen Objektive mit längerer Brennweite. Je länger dieselbe, desto schwieriger ist es, alle Punkte des Aufzunehmenden in den Fokus zu bringen, d. h. scharf darzustellen. Gewöhnlich werden nur die in einer Ebene liegenden Teile vollkommen scharf, die vor oder hinter derselben liegenden Partien aber mehr oder weniger „unscharf“. Aus diesem Grund sind direkte lebensgroße Aufnahmen mit Schwierigkeiten verknüpft, und man pflegt lebensgroße Bilder lieber dadurch herzustellen, daß man Bilder nach kleinen Negativen vergrößert (s. unten). Bei photographischen Aufnahmen spielen die perspektivischen Eigentümlichkeiten der Linsenbilder eine einflußreiche Rolle; so werden z. B. zu weit vorgestreckte Hände oder Füße leicht zu groß. Sonnenlicht gibt häßliche Schlaglichter und Schlagschatten in Gesichtern; deshalb vermeidet man es bei Porträtaufnahmen gänzlich, indem man das Atelier nach Norden hin anlegt. Aufnahmen in sehr kurzer Expositionszeit, sogen. Momentbilder, lassen sich mit Hilfe der modernen hochempfindlichen Gelatineplatten und guter Objektive bei gutem Licht unschwer erzielen, am besten im Freien im Sommer. Man hat zum schnellen Öffnen und Schließen sogen. Momentverschlüsse der mannigfachsten Konstruktion erdacht. Die einfachsten sind diejenigen, bei welchen mittels auszulösender Sprungfeder ein Brett oder Blech mit einem Schlitz am Objektiv vorbeigezogen wird. Je nach der Kraft der Feder sind Expositionen von 1/40 bis 1/300 Sekunde leicht zu erzielen. Hat man eine Anzahl solcher Apparate nebeneinander gestellt auf einen vorüberlaufenden oder springenden Menschen oder ein laufendes Pferd gerichtet und sorgt mittels elektrischer oder mechanischer Auslösung dafür, daß sie sich kurz hintereinander öffnen und schließen, so gelingt es, in einer Sekunde 15–30 solcher Aufnahmen zu erhalten, welche die einzelnen Bewegungsphasen in Intervallen von 1/15 oder 1/30 Sekunde zeigen; in dieser Weise sind von Muybridge in San Francisco und Anschütz in Lissa Serien-Momentaufnahmen gefertigt worden. Die ursprünglichen Bilder sind nur klein (ca. 10–13 mm), sie können aber leicht bis auf Kabinettgröße vergrößert werden. Um Aufnahmen von Volksszenen unbeobachtet zu ermöglichen, hat man kleine Apparate mit Momentverschluß konstruiert, die entweder unter dem Rock zu tragen (Geheim-Camera), oder in eine unscheinbare Form gebracht sind, die den Zweck verbirgt (Detektiv-Camera). Vgl. Eder, Die Momentphotographie (2. Aufl., Halle 1886–88, 2 Tle.); Derselbe, Anleitung zur Herstellung von Momentphotographien (2. Aufl., das. 1887).
Das Architektur- und Landschaftsfach liefert die Bilder interessanter Denkmäler der Baukunst, Veduten, Ansichten fremder Erdregionen und ist somit ein wichtiges Hilfsmittel der Forschung und Belehrung. Bei Ausübung desselben befolgt man das gewöhnliche photographische Verfahren. Lichtstarke Instrumente, wie im Porträtfach, hat man nur nötig, [21] wenn es gilt, Augenblicksbilder aufzunehmen; in allen übrigen Fällen begnügt man sich mit Linsen von kleinerm Durchmesser, die zwar lichtschwächer, vermöge ihrer eigentümlichen Konstruktion aber im stande sind, ein größeres Gesichtsfeld zu überschauen. Dahin gehören die sogen. einfachen Landschaftslinsen, die jetzt veralteten Triplets, die von Steinheil eingeführten Aplanate und Antiplanate, Voigtländers Euriskope und die Weitwinkellinsen (s. oben). Letztere sind zur Aufnahme breiter Ansichten ganz unschätzbar, namentlich bei kurzen Distanzen. Ein ganz eigentümlicher Apparat zur Landschaftsaufnahme ist die Panoramen-Camera. Dieselbe dreht sich während der Aufnahme, so daß nach und nach alle Gegenstände des Horizonts in das Gesichtsfeld des Apparats treten. Die Platte folgt in sinnreicher Weise der Drehung des Apparats, so daß man ein vollständiges Panoramenbild erhält. Dergleichen Bilder sind vielfach von Braun zu Dornach in den Alpen aufgenommen worden. Die Landschaftsapparate müssen leicht transportabel sein. Der Landschaftsphotograph hat oft schwierige Punkte zu begeben, wo die Mitnahme schweren Gepäcks zu den größten Schwierigkeiten gehört. Durch Einführung der empfindlichen Trockenplatten ist die Landschaftsphotographie sehr erheblich erleichtert worden. Man kann diese Platten fertig präpariert mit auf die Reise nehmen und sie nach der Belichtung beliebig lange verwahren, ehe man zur Entwickelung schreitet. Beachtung künstlerischer Grundsätze ist auch im Landschaftsfach eine wichtige Regel zur Erzielung gefälliger Bilder. Wahl des Standpunktes und der günstigsten Beleuchtung sind die Hauptmomente, worauf der Landschaftsphotograph zu achten hat. Namentlich empfehlen sich für diesen die sogen. Eosinsilberplatten, weil sie keiner gelben Scheibe (s. oben) bedürfen; sie geben eine erheblich bessere Zeichnung des grünen Laubwerkes sowie der Wolken und der in Dunst gehüllten Ferne als die gewöhnlichen Platten. Vgl. Remelé u. Vogel, Landschaftsphotographie (3. Aufl., Berl. 1883).
Stereoskopenbilder sind mit Hilfe der P. leicht herzustellen. Es genügt, zwei Aufnahmen desselben Gegenstandes von zwei verschiedenen Punkten aus zu machen. Befindet sich jener in der Nähe, so liegen auch die beiden Aufnahmepunkte nahe bei einander, nur um 8 cm voneinander entfernt. Man nimmt dann beide Bilder mit einemmal auf, indem man eine Camera mit zwei Objektiven benutzt (Stereoskopen-Camera). Das rechte Objektiv liefert alsdann das Bild für das rechte Auge, das linke Objektiv das für das linke Auge. Sind die Gegenstände sehr weit entfernt, so macht man die beiden Aufnahmen nacheinander, indem man dabei die Camera um 30–60 cm verrückt. Aufnahmen vom Luftballon aus sind seit Einführung der Gelatinetrockenplatten wiederholt mit Erfolg gemacht worden und zwar mittels momentaner Exposition durch das königlich preußische Ballondetachement (Leutnant v. Hagen). Mondscheinbilder sind oft nichts weiter als bei hellem Tage gemachte Aufnahmen, die so dunkel kopiert werden, daß sie einen mondscheinartigen Effekt machen. Um denselben zu erhöhen, drückt man besonders aufgenommene Wolkenplatten ein, d. h. Negative, nach Wolken aufgenommen, in denen der Mond durch Einkleben einer schwarzen Scheibe hergestellt ist. Dennoch ist es seit Einführung der hochempfindlichen Gelatineplatten möglich, bei wirklichem Mondschein photographische Aufnahmen zu machen, freilich mit einer Expositionszeit, die 144,000mal länger ist als die bei Tageslicht bei denselben Instrumenten und Platten nötige. So erhielt E. Vogel in zwei Stunden Belichtungszeit eine Aufnahme der königlichen technischen Hochschule zu Berlin-Charlottenburg.
Vergrößerungen stellte man früher ausschließlich mittels der sogen. Solar-Camera her. Dies ist ein dem Sonnenmikroskop oder der Laterna magika ähnliches Instrument, welches einen nach zwei Richtungen hin beweglichen Spiegel enthält, der die Sonnenstrahlen auf eine plankonvexe große Linse wirft. Diese konzentriert die Strahlen auf das Negativ und beleuchtet es blendend hell. Das Negativ steht nahe dem Brennpunkt einer Porträtlinse, die genau in derselben Weise wie die Linse einer Laterna magika ein vergrößertes Bild von dem Negativ entwirft. Der Spiegel wird, um dem Lauf der Sonne folgen zu können, durch einen Heliostaten oder durch Drehung mit der Hand bewegt. Man stellt den Spiegel vor dem Fenster eines verfinsterten Zimmers auf, läßt die Lichtstrahlen in den im Zimmer befindlichen Apparat fallen, stellt das Bild auf einem Rahmen scharf ein und spannt alsdann lichtempfindliches Papier an Stelle des Bildes auf. Auf diesem erscheint alsdann das Bild durch Wirkung der Sonnenstrahlen. Die Vollendung des Bildes geschieht wie beim gewöhnlichen Kopierprozeß. Statt des Sonnenlichts wird auch elektrisches Licht und Magnesiumlicht mit Erfolg angewendet. Neuerdings ist die Herstellung von Vergrößerungen sehr erleichtert worden durch Anwendung des hochempfindlichen Bromsilberemulsion-Papiers. Auf diesem Papier erscheint das Bild nicht direkt, sondern erst bei Anwendung eines Entwickelungsprozesses (s. oben). Das Papier ist so empfindlich, daß selbst Petroleumlicht zur Herstellung solcher Vergrößerungen hinreicht. Einfache Apparate der Art für Amateurzwecke sind im Handel. Mikroskopische Bilder, die nur unter starker Vergrößerung sichtbar sind, werden nach einem gewöhnlichen Negativ in einer eigentümlichen kleinen Camera aufgenommen. Man stellt mit Hilfe eines Mikroskops ein. Dagron stellt auf einer und derselben Glasplatte 24 Bilder nach einem gewöhnlichen Negativ nebeneinander dar, zerschneidet die Platte nach dem Fixieren und kittet jedes Stückchen, welches ein Bild enthält, auf ein Glasstäbchen von Kronglas, welches 5–6 mm lang, 2 mm dick, an einem Ende flach, am andern konvex geschliffen ist, so daß es eine Linse bildet. Das Bild befindet sich im Brennpunkt dieser plankonvexen Linse und wird mittels dieser vergrößert gesehen. Große Wichtigkeit erlangten diese mikroskopischen Bildchen zur Zeit der Belagerung von Paris zur Reduktion der Taubenpostdepeschen auf einen denkbar kleinsten Raum. Man setzte die Depeschen (oft mehrere Hunderte gleichzeitig) in gewöhnlicher Schrift, photographierte diese mikroskopisch auf Kollodium, löste das dünne Häutchen mit dem Bild ab und steckte eine Anzahl solcher Häutchen in eine Federpose, die der Brieftaube angebunden wurde. Die Häutchen wurden am Bestimmungsort mittels einer Laterna magika vergrößert und dann von Schreibern kopiert. Ebenso wichtig wie die mikroskopische P. ist die Mikrophotographie, d. h. die photographische Fixierung der durch ein Mikroskop hervorgebrachten vergrößerten Bilder. Diese Mikrophotographie wird besonders zu wissenschaftlichen und Unterrichtszwecken benutzt. Man verwendet dazu meist ein gewöhnliches Mikroskop, dessen Objekt sehr hell beleuchtet werden muß. Das Okular wird meist herausgenommen und mit Hilfe des Objektivs ein vergrößertes Bild des Objekts auf der Visierscheibe [22] einer dem Mikroskop angefügten Camera entworfen. Die Aufnahme geschieht wie gewöhnlich.
Von großer Bedeutung für die Wissenschaft ist ferner die astronomische P. Bei dieser dient das Fernrohr als Camera. Die Linse desselben entwirft in ihrem Brennpunkt ein objektives Bild des zu photographierenden Gestirns, welches entweder direkt mit Hilfe einer lichtempfindlichen Platte aufgefangen, oder mit Hilfe einer zweiten Linse vergrößert wird. Letzteres ist nur möglich bei sehr hellen Objekten, wie die Sonne. Die astronomische P. fertigt Sonnenbilder in verschiedenen Zeiten, die ein treues Bild der „Fackeln“ und „Flecke“ und ihrer Veränderungen liefern, ferner Mondbilder. Warren de la Rue hat mit Hilfe eines zehnfüßigen Teleskops Mondbilder aufgenommen und die Negative, welche reichlich 2,5 cm Durchmesser besitzen, 8-, auch 16mal vergrößert. Er wandte das gewöhnliche nasse Kollodiumverfahren an und exponierte bei Vollmond 1–5 Sekunden, bei zu- oder abnehmendem Mond 20–30 Sekunden. Endlich ist es auch gelungen, vom Mond Stereoskopbilder zu gewinnen, indem die Schwankungen des Mondes (Librationen) in seiner Stellung zur Erde benutzt wurden, um zwei verschiedene Bilder zu erhalten. Die trefflichen Mondbilder hat Rutherford in New York geliefert, wobei ihm die besonders klare Atmosphäre von New York zu statten kam. Eine besondere Wichtigkeit spielt die P. bei der Aufnahme der Erscheinungen während einer Sonnenfinsternis, die gewöhnlich so rasch vorübergehen, daß zur Zeichnung nicht Zeit ist. Hier handelt es sich hauptsächlich um Fixierung der Gestalt und Lage der Protuberanzen und der viel lichtschwächern, ihrer Natur nach rätselhaften Corona (vgl. Sonne). Zur Aufnahme der Protuberanzen auf Gelatinetrockenplatten genügt bei günstigen atmosphärischen Verhältnissen der Bruchteil einer Sekunde, zur Aufnahme der Corona die achtfache Zeit. Schwieriger ist die Aufnahme der Fixsterne. Doch hat man seit Einführung der Gelatinetrockenplatte damit die außerordentlichsten Resultate erzielt. Epochemachend sind in dieser Hinsicht die Arbeiten der Gebrüder Henry in Paris; sie wendeten ein Fernrohr von 34 cm Öffnung und 343 cm Fokus an und erhielten damit selbst bei Belichtung von nur ½ Sekunde Sterne 6. Größe (die kleinsten mit bloßem Auge sichtbaren), bei einer Belichtung von 20 Sekunden Sterne 10. Größe und bei einer 1½stündigen Belichtung sogar Sterne 16. Größe. Bei so lange dauernden Belichtungen bilden sich die hellen Sterne infolge der Scintillation als runde Scheiben ab, deren Durchmesser mit ihrer Helligkeit wächst. Es ist sogar den Gebrüdern Henry gelungen, an dem Stern Maja in den Plejaden durch P. einen Nebel zu entdecken, der bis dahin nicht bekannt war. Ihre Erfolge haben den astronomischen Kongreß, welcher 1887 in Paris abgehalten wurde, veranlaßt, die photographische Mappierung des gesamten Himmels zu beschließen, und werden demzufolge von verschiedenen Staaten astronomisch-photographische Fernrohre aufgestellt (in Deutschland drei), welche den Himmel in einzelnen Sektionen aufnehmen sollen. Es werden dazu 10,000 Aufnahmen (Doubletten nicht gerechnet) erforderlich sein. Die Gebrüder Henry haben auch Planetenaufnahmen (Jupiter und Saturn) mit bestem Erfolg gefertigt. Vortreffliche Aufnahmen von Kometen lieferte Jannsen in Paris, Aufnahmen des Orionnebels Common in London. Ebenso wichtig wie Sonnenaufnahmen sind Aufnahmen des Sonnenspektrums. Diese sind insofern von Interesse, als die P. auch Bilder liefert von dem dem Auge kaum sichtbaren ultravioletten Teil des Spektrums, indem gerade für diese wenig sichtbaren Strahlen die photographische Platte ganz besonders empfindlich ist. Durch Einführung von H. W. Vogels farbenempfindlichen Platten (s. oben) ist es aber auch gelungen, die roten, gelben und grünen Teile des Spektrums, die auf gewöhnlichen Platten wenig oder nicht wirksam sind, photographisch zu fixieren, und neuerdings hat Rowland in Baltimore mit seinen konkaven Beugungsgittern auf Spiegelmetall ein Sonnenspektrum aufgenommen, welches von D bis H 9 m Länge zeigt. Aber auch die Spektren von Fixsternen hat man mit Erfolg aufgezeichnet. Die ersten Spektren der Art erhielt Huggins. Seine P. des Siriusspektrums enthielt verschiedene neue Linien im Ultraviolett. Gleichzeitig photographierte H. W. Vogel das Spektrum des Wasserstoffs und erhielt dieselben Linien, so daß der Ursprung der Siriuslinien durch die P. erkannt war. Jetzt fertigt Pickering in Boston Spektralphotographien der Sterne in einfachster Weise, indem er ein großes Prisma vor das Objektiv des Fernrohrs setzt. Zur Aufnahme des Siriusspektrums genügen 5 Minuten. Vgl. v. Konkoly, Anleitung zur Himmelsphotographie (Halle 1887). Photographien des Blitzes sind neuerdings mit großem Erfolg aufgenommen worden. Die merkwürdigste Blitzaufnahme erzielte Kayser. Photographien des Nordlichts gelangen Tromholt mit Hilfe von farbenempfindlichen Azalinplatten (s. oben) im Winter 1886.
Künstliches Licht hat man wiederholt mit Erfolg in der P. verwendet. Das gewöhnliche Lampenlicht weist nur eine schwache photographische Wirksamkeit auf, die jedoch zum Kopieren auf Bromsilberplatten oder Bromsilber-Gelatinepapier hinreichte (s. oben). Besser ist das mit Sauerstoff angeblasene Kohlenwasserstofflicht, noch reicher an chemisch wirksamen Strahlen aber das Magnesiumlicht und das elektrische Licht. Letzteres erregte allgemeine Aufmerksamkeit, als durch Einführung der Dynamomaschine die Herstellung starker elektrischer Ströme bedeutend erleichtert wurde. Van der Weyde (London) und Kurtz (New York) führten das elektrische Licht in das Porträtfach ein, indem sie dasselbe im Brennpunkt eines großen parabolischen Reflektors aus weißem Papier anbrachten und die direkten Strahlen vom Modell abhielten. Zur Entwickelung des Magnesiumlichts benutzte man bisher Magnesiumdraht. Neuerdings führten aber Gädicke und Miethe eine explosible Mischung von Magnesiumpulver mit salpetersauren Salzen ein, die in 1/30–1/40 Sekunde abbrennt und dadurch sogar die Aufnahme von Momentbildern (Blitzphotographien) gestattet. Da dieses Blitzpulver sehr billig u. seine Anwendung sehr leicht ist, so ist es jetzt als das bequemste künstliche Licht in der P. zu betrachten. Vgl. Gädicke u. Miethe, Die P. mit Magnesiumlicht (Berl. 1887).
Seit Erfindung der P. hat man sich bemüht, sie in Verbindung mit den graphischen Künsten zu setzen, um auf solche Weise eine leichte und billige Vervielfältigung photographischer Bilder zu ermöglichen. Die erste Methode der Art ist die Heliographie von Nicéphore Niepce, bei welcher eine Lösung von Asphalt in Lavendelöl auf eine Stahlplatte ausgebreitet und getrocknet, dann mit einem positiven Bild bedeckt wird. Das Licht scheint durch alle hellen Stellen des Bildes hindurch und macht die darunter befindliche Asphaltschicht unlöslich, die durch die schwarzen Striche vor der Wirkung des [23] Lichts geschützten Asphaltteile bleiben aber löslich. Behandelt man demnach die Platte nach der Belichtung mit einem Lösungsmittel, z. B. Lavendelöl, so löst dieses nur die Teile auf, die sich unter den Strichen der Zeichnung befanden; an diesen Stellen wird die Platte freigelegt, an den übrigen bleibt sie bedeckt und ähnelt so einer Zeichnung, die durch Radieren in dem Asphaltüberzug hergestellt ist. Übergießt man solche Platten mit einer Säure, so ätzt diese das Metall an den bloßgelegten Stellen an, und so entsteht eine vertiefte Zeichnung im Metall (Tiefätzung), die auf das vollkommenste einem Kupfer- oder Stahlstich gleicht und, wie dieser, abgedruckt werden kann. Dieses Verfahren eignet sich nur für Reproduktion von Zeichnungen in Strichmanier. Die homogenen Halbtöne gewöhnlicher Photographien werden dadurch nur mangelhaft wiedergegeben. Wendet man statt des positiven Bildes ein negatives Glasbild als Original an, so werden die unter den im Negativ durchsichtigen Strichen liegenden Partien unlöslich, und beim Ätzen solcher Platten bleiben die Striche der Zeichnung erhaben stehen und stellen so einen Block für die Buchdruckpresse dar (Hochätzung). Das Verfahren verlangt aber ein viel tieferes Ätzen als das oben genannte photographische Kupferdruckverfahren. Der Asphaltprozeß auf Kupfer und Zink ist bis in die neueste Zeit angewendet worden; auf Zink wurden hauptsächlich Hochdruckblöcke für die Buchdruckpresse gefertigt. Führt man das Asphaltverfahren auf lithographischem Stein aus, so erhält man einen in lithographischer Manier abdruckbaren Stein, indem die im Licht unlöslich gewordenen Asphaltteile die Fähigkeit haben, die fette Schwärze anzuziehen und festzuhalten und beim Druck wieder abzugeben (photolithographisches Verfahren von Lemercier, Bareswil und Davanne). Größern Beifall errangen sich die Methoden, welche auf Anwendung von chromsaurem Kali und Leim basieren. Bedeckt man die Chromleimschicht mit einem positiven Bild, so werden die unter den durchsichtigen Partien liegenden Stellen unlöslich, die übrigen nicht. Ist die Schicht auf Stahl oder Kupfer ausgebreitet, und behandelt man sie nach der Belichtung mit heißem Wasser, so wird das Metall an allen nicht vom Licht getroffenen Stellen freigelegt und kann alsdann durch eine Ätzflüssigkeit vertieft werden. So erhält man eine Platte für den photographischen Stahldruck oder Kupferdruck. Führt man die Belichtung aber unter einem negativen Bild aus, so erhält man durch Ätzung einen Hochdruck für die Buchdruckpresse. Auch hier hat die Erzeugung von Halbtönen Schwierigkeiten. Diese überwand man dadurch, daß man die Halbtöne des photographien Bildes durch ein Netz brach, d. h. in lauter einzelne Punkte auflöste. Solches erreichte Meisenbach, indem er ein feines, auf einer Glasplatte befindliches Liniennetz auf die zu reproduzierende P. legte und danach ein Negativ aufnahm; in diesem zeigten sich alle Halbtöne durch das Netz zerteilt und reproduzierten sich in gleicher Weise beim Kopieren auf asphaltiertem (s. oben) oder leimchromiertem Zink. Die Ätzflüssigkeit wirkt durch die Unterbrechungsstellen der Halbtöne, und diese stellen sich beim Abdruck durch mehr oder weniger dicht stehende Punkte dar. So entstanden die sogen. Autotypien, die jetzt im Buchillustrationswesen massenhaft Verwendung finden. Aber auch für den Kupferdruck lernte man Halbtöne reproduzieren. Man stäubte eine Kupferplatte mit feinem Asphaltpulver ein, schmolz dieses durch Erhitzen an und übertrug darauf ein nach einem photographischen Positiv kopiertes negatives Pigmentbild (s. oben), in welchem die Lichter hohe, die Schatten tiefe Lagen bilden. Durch solches Bild ließ man eine Ätze von Eisenchlorid wirken, welche um so tiefer in die Kupferplatte einfraß, je weniger hoch die schützende Pigmentlage war. Die durch Asphaltpulver geschützten Stellen blieben dabei als einzelne Punkte stehen und bildeten ein Korn, welches in den Schattenstellen dichter, in den Lichtstellen weniger dicht war. Dieses Korn ermöglichte ähnlich wie in der Schwarzkunst den Abdruck der Halbtöne. Das Verfahren rührt von Klic in Wien her und wird jetzt in umfangreicher Weise von den Ölbildreproduktions-Ateliers Deutschlands zur Herstellung der sogen. Photogravüren verwendet. Eine andre Art der Photogravüre beruht auf Anwendung der Galvanoplastik oder der Photogalvanographie. Bei dieser wird ein nach einer linearen Zeichnung gefertigtes Pigmentbild, welches ein Relief bildet, auf Kupfer übertragen und dann galvanisch abgeklatscht. So erhält man eine vertiefte Kupferplatte, die zum Kupferdruck sich eignet. Halbtonbilder lassen sich jedoch in dieser Weise nur reproduzieren, wenn man den Halbton körnt. Dieses geschieht durch Zusatz fein gepulverten Glases zur Pigmentschicht. In dieser Weise fertigt Goupil in Paris seine Photogravüren (vgl. Photogalvanographie). Führt man den Chromgelatineprozeß auf Stein aus, so erhalten die durch das Licht unlöslich gewordenen Teile die Fähigkeit, fette Schwärze anzuziehen und beim Druck wieder abzugeben; so entsteht eine Photolithographie, die wegen leichterer Ausführbarkeit größere Beachtung fand als der photographische Stahldruckprozeß. Osborne und Asser führten dieses Verfahren auf Papier aus und erhielten ein Bild, das eingeschwärzt zum sogen. Übertragsprozeß verwendbar war, d. h. sich auf einen lithographischen Stein abdrucken ließ und diesen dadurch druckfähig machte. In ganz analoger Weise wie auf Stein läßt sich das Verfahren auch auf Zink ausführen und liefert dann eine sogen. Photozinkographie. Photolithographie und Photozinkographie spielen bei der Reproduktion geographischer Karten eine große Rolle. Für Wiedergabe von Bildern in Halbtönen sind sie weniger geeignet. In dieser Hinsicht werden sie weit von dem sogen. Lichtdruckverfahren in den Schatten gestellt, welches zuerst von Tessié de Mothay ausgeübt, von Albert in München (daher auch Albertotypie) erheblich verbessert und dadurch erst lebensfähig wurde. In diesem Prozeß dient die Gelatineschicht selbst als Druckfläche. Man trägt eine Mischung derselben mit chromsaurem Kali auf Glas, belichtet unter einem negativen Bild und wäscht mit Wasser. Dieses entfernt nur das Chromsalz, läßt aber die Gelatineschicht intakt. Die vom Licht nicht getroffenen Stellen nehmen leicht Wasser an, die übrigen nicht; dagegen nehmen die vom Licht veränderten leicht fette Schwärze an, welche auf den andern Stellen nicht haftet. Walzt man demnach die Platte mit fetter Schwärze in lithographischer Manier ein und druckt sie dann auf Papier, so gibt sie ein Bild in fetter Schwärze mit allen Halbtönen. Das Einschwärzen und Abdrucken läßt sich beliebig oft wiederholen, obgleich die leicht verletzbare Gelatineschicht nicht so viele Abdrücke aushält wie der lithographische Stein. Das Verfahren ist durch die Bemühungen Alberts, Obernetters u. a. zu einem hohen Grade der Vollkommenheit ausgebildet worden und liefert Bilder, die von Photographien kaum unterschieden werden können, mit allen Halbtönen, die in den gewöhnlichen [24] heliographischen Prozessen so leicht verloren gehen. Neuerdings ist die Schnellpresse in das Verfahren eingeführt worden. Im Lichtdruck ist das Problem, photographische Halbtöne durch Pressendruck herzustellen, in der einfachsten und vollkommensten Weise gelöst. Nur hat er den Übelstand, daß die Lichtdruckplatten sich nicht aufbewahren lassen. Man hat Halbtondrucke aber auch auf andre Weise angefertigt. Jedes Pigmentbild (s. oben) erscheint reliefartig. Die Schwärzen sind hoch und die Lichter tief. Beim Trocknen schwindet freilich das Relief zusammen. Durch langes Kopieren unter gewissen Vorsichtsmaßregeln ist man aber im stande, ein so hohes Relief zu erhalten, daß es in Blei abgeklatscht werden kann. Solches geschieht mit Hilfe einer hydraulischen Presse, und man erhält dadurch eine Bleiform, die, mit halbdurchsichtiger Gelatinefarbe übergossen und auf Papier abgedruckt, ein Bild liefert, welches die tiefste Schwärze durch eine hohe, also dunklere, die Halbtöne durch eine weniger hohe, also hellere, Farbenlage wiedergibt (Woodburys Reliefdruckprozeß). Dies Verfahren wird seit Einführung des Lichtdrucks wenig mehr ausgeübt. Der sogen. photographische Glasdruck ist nichts weiter als ein modifizierter Lichtdruck. Zu demselben dient ein photographisches Negativ, welches auf der Bildseite mit Chromgelatine präpariert und dann rückseitig belichtet wird. Die durchsichtigen Stellen werden dadurch fähig, fette Schwärze anzunehmen, welche sie beim Abdrucken wieder abgeben. Die Photoskulptur, wobei mit Hilfe eines Pantographen (Storchschnabels) die Umrisse einer Figur auf einen Thonblock übertragen werden, um dem Bildhauer als Hilfskontur zu dienen, kann nicht als ein photographisches Verfahren gelten, wenn auch die P. des zu modellierenden Gegenstandes dabei als Vorlage benutzt wird. Das Wesentliche an den sogen. Photoskulpturen ist Bildhauerarbeit. Vgl. Scamoni, Handbuch der Heliographie (Berl. 1873); Husnik, Das Gesamtgebiet des Lichtdrucks (3. Aufl., Wien 1885); Derselbe, Heliographie (2. Aufl., das. 1888); Derselbe, Zinkätzung (das. 1886); Schnauß, Der Lichtdruck und die Photolithographie (3. Aufl., Düsseld. 1886); Allgeyer, Handbuch über das Lichtdruckverfahren (Leipz. 1881).
Die Lichtempfindlichkeit des Chlorsilbers war schon den Alchimisten bekannt, und 1727 benutzte sie der Arzt J. H. Schultze in Halle a. S. zur Reproduktion von in Schablonen geschnittenen Schriftzügen durch das Sonnenlicht. Diese Versuche gerieten indes in Vergessenheit, und ähnliche Bemühungen von Davy und Wedgewood im J. 1802 blieben gleichfalls ohne Erfolg, weil sie kein Mittel fanden, die Kopie zu fixieren, d. h. lichtfest zu machen. Nicéphore Niepce beschäftigte sich seit 1814 mit ähnlichen Arbeiten und suchte zuerst die Bilder der Camera obscura aufzunehmen. 1828 zeigte er Bilder, die mit Hilfe von Asphalt in heliographischer Manier (s. oben) angefertigt worden waren. Somit ist die Asphalt-Heliographie das erste praktische photographische Verfahren. 1829 verband sich Nicéphore Niepce mit Daguerre, der Versuche in gleicher Richtung gemacht hatte, und dieser setzte nach Niepces Tod seine Untersuchungen allein fort und entdeckte 1838 das nach ihm benannte photographische Verfahren mit Silberplatten und Quecksilberentwickelung, welches 1839 publiziert wurde. Hier wurde zuerst ein bei kurzer Expositionsdauer hervorgerufener unsichtbarer Lichteindruck durch einen zweiten Prozeß, die Entwickelung, sichtbar gemacht. 1839 publizierte Fox Talbot sein Verfahren, Bilder auf Papier zu kopieren, und später einen Negativprozeß auf mit Jodsilber und Silbernitrat getränktem Papier. Dieser wurde die Grundlage der modernen P. Er wurde verbessert von Niepce de Saint-Victor, der 1847 statt des Papiers jodsilberhaltige Eiweißschichten als Negativplatten verwendete, und Archer und Fry in England, die das Kollodium an Stelle des Eiweißes verwendeten. Ihr 1851 publiziertes Kollodiumverfahren ist bis 1882 das herrschende geblieben. Jetzt tritt es gegen die hochempfindlichen Gelatineplatten zurück. Um die Entwickelung des Gelatineemulsionsverfahrens haben sich in erster Linie verdient gemacht: Bennett, der die Steigerung der Empfindlichkeit der Gelatineemulsion durch Wärme erfand, ferner Monkhoven, Obernetter, Eder. Der neueste Fortschritt besteht in der Herstellung farbenempfindlicher Platten, über deren Entdeckung im Text näheres mitgeteilt ist (s. oben). Der Positivprozeß erfuhr namentlich durch Einführung des Eiweißpapiers eine erhebliche Verbesserung. Eine ebenso durchgreifende Entwickelung zeigte die photographische Optik. 1842 berechnete Petzval in Wien die lichtstarke Porträtlinse, und Voigtländer schliff sie; sie reduzierte die für die Aufnahme nötige Belichtungszeit auf 1/10; später berechnete Petzval das zur Aufnahme von Zeichnungen dienende Orthoskop. Sutton und Dallmayer konstruierten zu gleichen Zwecken das Tripletobjektiv; Harrison 1863 die Kugellinse, welche ein ungewöhnlich großes Gesichtsfeld zeigt; Busch 1866 das Pantoskop, dessen Feld das der Kugellinse weit überragt; Steinheil 1867 die aplanatische Linse, die für Architektur und Landschaft sowie Zeichnungsreproduktionen jetzt allgemein angewendet ist; ihm reiht sich die Konstruktion von Voigtländers Euriskop an, das neuerdings durch Vergrößerung der Öffnung zu einem sehr lichtstarken Instrument geworden ist, welches mit der Porträtlinse Petzvals in Helligkeit konkurriert. Die Kombinationen von P. mit Pressendruck reichen zurück bis 1827. Der von Nicéphore Niepce für sein heliographisches Verfahren angewendete Asphalt diente später für den ersten photolithographischen Prozeß von Lemercier, Barreswyl und Davanne (1853). Das erste photochemische Pressendruckverfahren mit chromsauren Salzen übte Talbot 1852 aus. Er ist Erfinder des photographischen Stahldruckprozesses. Ihm reiht sich Poitevin an, der die von Talbot entdeckte Koagulation von Leim, gemischt mit chromsaurem Kali im Licht, zur Herstellung der Pigmentdrucke (Kohlenbilder) 1855 und später zur Erzeugung von Photolithographien mittels Chromsalze benutzte. Letzteres Verfahren wurde durch Osborne, Asser und James 1859, später durch Burchardt erheblich verbessert. Die Heliographie fand einen Förderer in Pretsch, der 1856 mit einem photogalvanographischen Verfahren hervortrat. Nach ihm haben Dallas, später Scamoni, Mariot u. a. in gleicher Richtung erfolgreich gearbeitet. Klic erfand die Photogravüre mit Ätzung, welche 1883 öffentlich bekannt wurde, Meisenbach um dieselbe Zeit die Hochätzung in Halbtönen mit Netzwerk. Woodbury erfand 1865 den Reliefdruckprozeß, später den von Rousselon verbesserten Prozeß der Photogravüre. Tessié de Mothay trat 1867 mit den ersten noch unvollkommenen Proben von Lichtdruck hervor, der durch Alberts Eingreifen 1868 einen raschen Aufschwung erfuhr und sich zu einem photographischen Pressendruckverfahren von sehr allgemeiner Anwendbarkeit entwickelt hat, an dessen Vervollkommnung zahlreiche Praktiker, wie Obernetter, Brauneck; Meyer u. a., gearbeitet haben. Eingebrannte [25] Photographien wurden zuerst von Lafon de Camarsac dargestellt, der sein Verfahren geheim hielt. Nach ihm arbeiteten Joubert (England), Grüne und Obernetter und neuerdings Leisner (Waldenburg) mit Erfolg in dieser Richtung. Der Pigmentprozeß wurde durch Swan, Johnson und Sawyer wesentlich vereinfacht; Willis führte 1880 den Platindruck ein (s. oben), Eastman das Bromsilbergelatinepapier, Eder die Chlorsilbergelatine. Neuerdings haben das Bromsilbergelatinepapier u. Chlorsilbergelatinepapier als Material für den Positivprozeß Bedeutung erlangt.
Vgl. außer den oben bereits angegebenen Spezialschriften: Vogel, Lehrbuch der P. (3. Aufl., Berl. 1878; Suppl. 1883); Eder, Ausführliches Handbuch der P. (Halle 1882–87, 4 Tle.); Liesegang, Handbuch der praktischen P. (8. Aufl., Berl. 1884); Pizzighelli, Handbuch der P. für Amateure (Halle 1886, 2 Bde.); Derselbe, Anleitung für Anfänger (das. 1887); Vogel, Die chemischen Wirkungen des Lichts und die P. in Anwendung auf Kunst, Wissenschaft und Industrie (2. Aufl., Leipz. 1884); Stein, Das Licht im Dienste der wissenschaftlichen Forschung (2. Aufl., Halle 1883–88, 2 Bde.); Schnauß, Photographisches Lexikon (3. Aufl., Halle 1881); „Photographische Mitteilungen“, redigiert von Vogel (Berl., seit 1864); „Photographische Korrespondenz“, redigiert von Schrank (Wien, seit 1864); „Photographisches Archiv“, redigiert von Liesegang (Elberf., seit 1860).
[658] Photographie. Durch die in der P. angewandten Chemikalien kommen Gesundheitsschädigungen selten vor. Das Arbeiten mit Höllenstein ist ungefählich; wird zufällig oder absichtlich Höllenstein verschluckt, so ist Kochsalz das beste Gegengift, da es unlösliches Chlorsilber bildet. Chromsaures Kali kann nur schädlich wirken, wenn es in Wunden gelangt. Geschwürsbildungen beim Arbeiten mit diesem Salz sind in der P. nicht beobachtet worden. Viel gefährlicher ist das Cyankalium, namentlich wenn es in Wunden gelangt. Bei nervenschwachen Personen, namentlich bei Frauen, erzeugt der beständig sich entwickelnde Blausäuregeruch eine bis zur Lähmung gesteigerte Muskelschwäche. Jedenfalls ist die Benutzung des Cyankaliums aufs Notwendigste zu beschränken. Größere Gaben von Cyankalium bewirken bekanntlich plötzlichen Tod, bei geringern Graden der Vergiftung sind Entleerung des Magens, am besten durch die Magenpumpe, kalte Begießungen im warmen Bad und alkoholische Getränke zu empfehlen. Auch die Einatmungen von Ätherdämpfen rufen, besonders in der Dunkelkammer, bisweilen Ohnmachten hervor; die Arbeiter in der Dunkelkammer sehen bleich und kachektisch aus, und es erscheint geboten, besser als bisher für Ventilation in der Dunkelkammer zu sorgen.
[732] Photographie (Momentcameras, Detektivs, hierzu Tafel „Photographische Apparate“). Seitdem durch Entdeckung der hochempfindlichen photographischen Trockenplatten, welche jahrelang haltbar sind, die P. zum Gemeingut aller geworden ist, hat sich die Liebhaber-Lichtbildkunst in erstaunlicher Weise entwickelt. Jeder möchte gern ein Bild machen, am liebsten ein Momentbild. So sind denn Momentapparate ohne Zahl konstruiert worden, denen man gern möglichst unscheinbare Formen gibt. Diese „Geheimcameras“ werden bereits von Polizisten und Reportern mit Erfolg verwertet und liefern allerdings untrügliche Beweise für Feststellung eines Thatbestandes (Prügelei, abgebranntes Haus u. dgl.) oder treue Bilder von Ereignissen, die gleich in Zinkhochdruck umgesetzt und in den Text von Zeitungen und Büchern abgedruckt werden können. Sie führen deshalb auch den Namen „Detektivcameras“. Als älteste Geheimcamera dürfte die Stirnsche gelten, erfunden von einem Deutschen, Stirn in New York; diese kann mit Schnur umgehängt und unter den Rock geknöpft werden (s. Taf., Fig. 1). Es ist eine runde Blechbüchse K, die sich aufklappen läßt, so daß man eine runde photographische Platte einlegen kann. Eine Feder auf der Rückseite drückt die Mitte der Platte gegen den sogen. Momentverschluß im Vorderteil. Derselbe kann wie eine Uhr mittels der Vorrichtung m aufgezogen werden. Diese steht mit einer durch eine Spiralfeder beweglichen, flachen runden Blechscheibe in Verbindung, welche das Objektiv o zudeckt. Die Blechscheibe enthält eine runde Öffnung; zieht man an der Schnur s, so wird der Mechanismus ausgelöst, d. h. die Blechscheibe dreht sich durch die Spiralfederkraft mit ihrer Öffnung an dem Objektiv o vorbei. In diesem Moment erfolgt die „Belichtung“. Um ein neues Bild zu erzielen, wird der Zeiger bei m um ein Sechstel weiter gedreht und dadurch ein frisches, unbelichtetes Stück der Platte vor das Objektiv o gebracht. Leider erlaubt das Instrument nur die Aufnahme von 6 Bildern von ca. 4 cm Durchmesser. Der übrige Teil der Platte bleibt unbenutzt. Da alle gleichmäßig entwickelt werden müssen, so kann man nicht jedes Bild, wie es eigentlich nötig ist, für sich behandeln. Stirn hat deshalb statt der runden Scheibe später vier einzelne kleine selbständige Platten eingeführt, die in einen Blechrahmen eingespannt werden.
Der Komfort (Fig. 2) ist im wesentlichen nur eine Modifikation des Stirn, so verschieden er auch erscheint. Es ist ein rechteckiger Kasten K, mit Objektiv o. Innerhalb des Kastens befindet sich ein sechseckiger Holzblock, der von außen gedreht werden kann. Die Platten stecken auf den Stirnflächen des Blockes. Man kann den Kasten auch horizontal oder vertikal auf einen Tisch stellen, dem aufzunehmenden Gegenstand gegenüber. Eine scharfe Einstellung ist bei diesen Apparaten nicht nötig, sie sind derart konstruiert, daß alle Gegenstände von ca. 2 m ab scharf werden, falls man bei der Aufnahme nicht wackelt. Ein Übelstand der Apparate ist, daß man bei der Aufnahme „drauf los“ schießt, ohne ordentlich zielen zu können. Deshalb führte man Momentcameras oder Detektivs mit Sucher ein, d. h. eine kleine Camera, die an der Ecke der großen sitzt und ein Bildchen entwirft, welches eine Idee gibt, wie das große Bild, welches die Hauptcamera liefert, aussieht. Dieser Sucher (Fig. 3) besteht aus einem Kästchen mit einer Linse o, welche das Bild liefert. Dieses wird von dem Spiegel Sp nach oben reflektiert, so daß es auf der Visierscheibe v deutlich sichtbar wird, wenn der Schutzdeckel D aufgeklappt ist. Man dreht dann den Momentkasten hin und her, bis man auf v das Bild genau so erblickt, wie man es haben will; dann drückt man den Momentverschluß ab. Die meisten der neuesten Momentapparate enthalten solche Sucher, manche auch zwei für vertikale und horizontale Stellung der Platte.
In kluger Weise ist der Sucher bei der Loman-Camera (Fig. 4) vermieden. Die Platte liegt hinter dem Spiegel Sp (Fig. 3) und ist durch diesen völlig geschützt. Man sieht das durch das Objektiv o entworfene Bild und kontrolliert es hinter D (Fig. 4) in seiner ganzen Größe. Der Momentverschluß wird durch Ziehen an einer Schnur oder Druck auf einen Knopf von außen in Funktion gesetzt; er hebt zunächst den Spiegel Sp (Fig. 3), so daß die Platte frei wird, gleich darauf tritt der eigentliche Verschluß (s. unten) in Thätigkeit. Die Platte befindet sich in einer besondern Kassette mit Schieber C.
Statt einer Platte bringt man mehrere in demselben Apparat unter, die hintereinander in besondern Blechkassetten liegen und nach der Belichtung durch Mechanismus von außen gewechselt werden können. So entstanden die Magazincameras, bei welchen man die Platten in einzelne flache Blechkasten steckt, die vorn offen sind (Fig. 5) und hintereinander gelegt werden; eine in der Figur nicht sichtbare Feder drückt das System nach vorn, d. h. nach dem Objektiv hin, so daß, wenn man die vorderste Kassette a wegnimmt, die übrigen Platten vorgedrückt werden. Das Wechseln nach der Belichtung, d. h. das Wegnehmen der vordersten Platte a, geschieht mit der Hand durch den Kautschuksack K. Dazu muß die erste Platte etwas hoch gehoben werden, damit man sie mit den Fingern fassen kann, um sie nach hinten zu setzen. Eine Menge solcher Hebevorrichtungen ist für diesen Zweck ersonnen worden von Steinheil, Ladewig, Hesekiel etc.
Die Mitführung von Glasplatten machte aber diese Magazinapparate schwer und unbequem. Man fertigt daher Emulsionshäute, in welchen die lichtempfindliche Schicht statt auf Glas auf durchsichtiger, biegsamer Haut ruht, teils Kollodium (Balagny), teils gegerbte Gelatine (Perutz, München), teils Celluloid (Eastman Company, Amerika). Meist liefert man diese Haut in zugeschnittenen Blättern, die in besondern Wechselkassetten (s. unten) mitgenommen werden, oder man fertigt lange Rollen, die auf Holzcylindern RR (Fig. 6) auf- und abgewickelt werden können und über ein paar kleinere Spannrollen rr laufen. Hat man ein Bild aufgenommen, so dreht man (von außen) die eine Rolle um die Länge eines Bildes weiter. Die Haut steht, wenn sie über die Spannrolle geht, gerade im Brennpunkte des Objektivs der Camera. Die einfachste Vorrichtung der Art ist der sogen. Kodac der Eastman Company (Fig. 7). Denselben hat diese Gesellschaft später in größern Formaten geliefert, wodurch er allerdings viel auffälliger und gewöhnlichen photographischen Apparaten ähnlicher wird (Fig. 8). Zusammengeschlagen bildet der große Kodac für Bilder 13 × 18 cm einen einfachen Kasten, der an Riemen über die Schulter getragen wird. Aufgemacht
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[733] ähnelt er völlig einer gewöhnlichen Balgcamera mit Sucher S (Fig. 8) und einer besondern Blendenscheibe (Fig. 8a) mit 4 Öffnungen. Die Nummern geben die relativen Belichtungszeiten für jede Blende in Sekunden an. Der Momentverschluß ist ähnlich wie bei Stirn (s. oben) eine Lochscheibe, die durch Spiralfederkraft an dem Objektiv o (Fig. 8b) vorbeigeschnellt wird, sobald man auf den Hebel H drückt. Eine genaue Gebrauchsanweisung ist jedem Kodac beigegeben. Immerhin ist das Einsetzen neuer Hautrollen und das richtige Weiterdrehen nach jeder Aufnahme eine Arbeit, die Übung und Vorsicht erfordert. Auch spannen sich die Häute über die Spannrollen Rr (Fig. 6) nicht immer genau in der Ebene des Fokus, und dann entstehen unscharfe Bilder. In der Basis des Kodac ist ein Auszug angebracht, welcher erlaubt, das Objektiv auf nah und fern einzustellen, was man freilich durch Augenmaß taxieren muß.
In Deutschland fertigt man noch keine Rollenhäute, sondern begnügt sich mit geschnittenen Blättern (Emulsionshäute, O. Perutz-München), die in den neuen Wechselkassetten von Schreiner u. Stegemann-Berlin (Fig. 9 u. 10) sich sehr gut benutzen lassen und höchstens die Hälfte des Gewichts einer photographischen Glasplatte gleicher Größe haben. Das Wechseln mit der Hand ist sicherer als das mit Mechanik, indem man das Resultat der Arbeit durch das Gefühl kontrollieren kann.
Schreiners Hautwechselkassette ist überall da zu empfehlen, wo es sich darum handelt, Material für eine größere Anzahl von Aufnahmen mit sich zu führen und Raum und Gewicht zu sparen. Dieselbe hat keine mechanische Wechselvorrichtung, arbeitet daher wohl etwas langsamer, aber sicherer. Die Kassette gestattet je nach der Dicke bis 50 und mehr Häute oder Films, also den ganzen Bedarf einer Reise, mit sich zu führen. Das Gewicht für Format 13 × 18 cm beträgt 750 g. 50 Perutz-Häute 13 × 18 cm wiegen ca. 260 g, die gefüllte Kassette also 1010 g, während 2 Doppelkassetten mit nur 4 Glasplatten schon ca. 1200 g wiegen. Für 9 × 12 cm wiegt die gefüllte Kassette mit 50 Häuten ca. 690 g. Notwendig ist die Erlernung einiger einfacher Handgriffe. Die Kassette bildet einen Kasten (Fig. 9) mit angenageltem Kautschukärmel A und Gummizug G. Der vordere Teil gleicht einer gewöhnlichen einfachen Kassette und enthält einen ausziehbaren Klappschieber S; hinter diesem liegt eine feine, stets rein zu haltende Spiegelscheibe g, gegen welche die lichtempfindliche Haut gedrückt wird. Die Druckvorrichtung, die in Fig. 9a. im Durchschnitt gesehen dargestellt ist, besteht aus einem Deckel D, der sich zurückklappen läßt, wenn der drehbar hinter demselben liegende Hebel senkrecht steht. In dieser Stellung kann man, indem man mit der rechten Hand durch den Ärmel (Fig. 9) fährt, leicht eine Haut einschieben, so daß sie an der Glasplatte liegt; klappt man dann einen hinter D liegenden, in der Figur nicht sichtbaren Druckhebel hinunter, so drückt er den Deckel D mit der Haut gegen die Glasplatte g. Die vorrätigen Häute befinden sich in einem Magazin M, das durch eine Holztafel in zwei Teile geteilt ist. Das Magazin ist bei den ältern Konstruktionen hinten durch eine Klappthür mit Schlüssel verschlossen, durch welche die Häute, die empfindliche Schicht nach vorn, eingelegt werden können. Bei der neuern Einrichtung bringt man die Häute durch einen lichtdichten Ärmel (Fig. 9) in das Magazin. Das Wechseln der exponierten Häute geschieht, indem man den erwähnten Hebel aufrichtet, die Klappe k, welche das Magazin M im Hinterteil der Kassette verschließt und welche mittels Schneppers zugehalten wird, öffnet, die exponierte Haut mit den Fingern faßt und in den vordern Teil des durch eine Holztafel getrennten Magazinraumes M steckt, sodann eine der nicht exponierten Häute, welche hinter der losen Holztafel liegen, ergreift und sie hinter die Scheibe g legt. Dieses alles geschieht nun innerhalb des lichtdichten Ärmels, welcher an der Kassette befestigt ist und über die rechte Hand gezogen wird, so daß man das etwa 30 Sekunden erforderliche Wechseln am hellen Tage besorgen kann; man muß aber die Klappe k schließen, bevor man die Hand aus dem Ärmel zieht. Wichtig ist das Reinigen der Spiegelscheibe g; zu diesem Zwecke zieht man den am Vorderrahmen R unten befindlichen schmalen Metallschieber heraus, läßt die Scheibe, nachdem der Hebel emporgehoben, herausfallen und putzt sie mit weichem Leder von beiden Seiten; eine Belichtung der Films ist dabei völlig ausgeschlossen, und man kann sich von der eventuellen Notwendigkeit des Putzens durch Aufziehen des Kassettenschiebers überzeugen. Die Rückwand d ist bei den neuesten Wechselkassetten doppelt und mit einer Druckvorrichtung a versehen, welche die Häute (Films) immer unter schwachem Drucke erhält und beim Wechseln leicht außer Funktion zu setzen ist. Die bequemste Lage beim Wechseln ist Schieberseite oben, rechte Hand im Ärmel. Zum Öffnen des Magazins innerhalb des Ärmels drücke man mit dem Daumen die Schlußfeder zurück und hebe den Deckel mit dem Zeigefinger hoch. Neuerdings hat Schreiner eine sich fächerartig auffaltende Wechselkassette eingeführt, die noch einfacher ist, von der aber genauere Beschreibung noch nicht vorliegt.
Stegemanns Wechselkassette für Häute ist in Fig. 10 abgebildet. Die Figur zeigt das Instrument geöffnet mit etwas herausgeschobenem Inhalt. Die Kassette besteht aus einem flachen Holzkästchen A mit seitwärts zu öffnendem Deckel D; B ist der Kassettenschieber. Die lichtempfindlichen Häute G werden zwischen 2 Ebonitplatten EF von gleicher Größe gelegt. Zur Exposition bringt man eine dieser Häute vor die Ebonitplatte F, so daß die lichtempfindliche Schicht dem Kassettenschieber zugekehrt ist (also in der Figur nach unten), und schließt den Deckel D. Die Schraube C nimmt beim Anziehen eine Druckfeder mit daran sitzendem Druckbrettchen J zurück. Durch Nachlassen der Schraube werden die Häute durch diese im Innern der Kassette angebrachte Feder fest gegen eine hinter dem Kassettenschieber befindliche Spiegelscheibe gedrückt, durch welche hindurch sie belichtet wird. Soll die belichtete Haut gegen eine neue ausgewechselt werden, so zieht man die Schraube C an, öffnet dann den Deckel D und legt die Haut hinter die Ebonitplatte E. Hierauf bringt man von dem Vorrat G eine neue Haut vor die Ebonitplatte E u. s. f., bis der zwischen E und F befindliche Vorrat erschöpft ist. Dieses Wechseln muß natürlich im Finstern vorgenommen werden. Man steckt die Kassette zu diesem Zwecke in einen lichtdichten Sack aus Gummituch, der dann um das Handgelenk befestigt wird.
Mit den Kassetten Stegemanns und Schreiners sind vergleichende Versuche an der königlichen technischen Hochschule in Berlin und auf Reisen gemacht worden. Das Wechseln dauert bei ersterer länger als bei Schreiner, weil das Einstecken in den Wechselsack und Herausziehen aus demselben mindestens eine Minute beansprucht. Diese wird bei Schreiners Kassette erspart. Es würde sich empfehlen, den Wechselsack doppelt so breit wie die Kassette zu machen. Im [734] übrigen ist die Vorrichtung sehr ineinandergedrängt. Im Mai 1892 hat Stegemann ein Patent auf eine neue Wechselkassette für Häute, welche ohne Sack brauchbar ist, eingereicht.
Trotz der Häute bleiben aber die schweren und zerbrechlichen Platten noch immer beliebt, weil sie sich viel bequemer einlegen und entwickeln lassen. Daher haben wir noch eine reiche Zahl von Momentapparaten für Platten. Fast jeden Monat wird ein neuer erfunden, der „auf Zeit und Moment“ zu benutzen ist. Wir heben hier hervor: Fichtners Excelsior, mit sehr gut erdachter Wechselvorrichtung, Krügeners Normal-Simplex, welcher in Fig. 11–11c abgebildet ist, und der fast automatisch arbeitet, und Steinheils vortreffliche Detektivcamera (Fig. 12–12b), die allerdings teuer ist. Bei Krügeners Normal-Simplexcamera, die wir hier als Probe der zahlreichen Krügenerschen Konstruktionen hervorheben, ist der oben geschilderte Sucher in die Camera versenkt (Fig. 11) und wird behufs Gebrauch durch Druck auf einen Knopf mittels Federkraft herausgehoben (Fig. 11a). Die Platten befinden sich in besondern Blechrahmen, die durch Federkraft gepreßt werden, im hintern Teile des Kastens (Fig. 11b). Das Wechseln geschieht sehr ähnlich wie bei Fig. 5. Nur ist statt des Sackes K ein zusammenlegbarer Lederbalgen (Fig. 11c) angebracht, dessen oberes Verschlußbrett eine mit lockerm Leder verschlossene Höhlung enthält, durch welche man mit zwei Fingern die vordere exponierte Platte fassen und nach hinten setzen kann. Fig. 11b stellt die richtige Handhabung dar. Das Einlegen frischer Platten (in der Dunkelkammer) ist in Fig. 11c dargestellt. Genaue Beachtung der in den Figuren dargestellten Haltungen ist für den Erfolg wichtig. Steinheils Camera wird in den Formaten 9 × 12 und 6 × 9 ausgeführt und kann zwölf Platten aufnehmen. Statt der Platten lassen sich auch durch Zuhilfenahme von Kartenrahmen (Trägern) Films oder Perutzsche Emulsionshäute verwenden. Die Camera gibt Bilder sowohl in Hoch- als in Querlage, trägt zu diesem Zweck zwei Sucher h und g (Fig. 12) und ist verwendbar für Objektabstände von unendlich bis ca. 1,25 m. Das Objektiv (Gruppen-Antiplanet) ist mit einem zum Schutze gegen Staub etc. dienenden Schieber, bei der größern Camera (9 × 12 cm) mit drei verschiebbaren Blenden, bei der Camera 6 × 9 cm mit einer fixen Blendung ausgestattet. Die Vorderwand der Camera läßt sich herausnehmen. Der Verschluß, sowohl für Moment- als für Zeitaufnahmen eingerichtet, wird durch Drehen eines Knopfes gespannt, wobei jedoch die Verschlußplatte in unveränderter schließender Lage bleibt, der Objektivdeckel braucht daher nicht geschlossen zu sein. Die schnelle Gangart des Verschlusses läßt sich mittels einer Bremse verlangsamen. Das Wechseln der Platten vollzieht sich durch einfache Drehung eines Hebels. Eine Zählvorrichtung gibt hierbei die Zahl der erfolgten Expositionen an. Nach der zwölften Platte versagt das Wechseln, so daß man auf die Erschöpfung des Plattenvorrates aufmerksam gemacht wird. Die Camera 9 × 12 cm mißt 22 × 13,5 × 15,5 cm, sie wiegt ohne Platten 2,5, mit Platten 3 kg (etwas schwer), Objektiv-Gruppen-Antiplanet 25 cm Ser. II, Nr. 2.
Nach Entfernung der Camerarückwand durch Lösen der vier Riegel und Ziehen am Knopfe a lassen sich die zwölf Blechkassetten durch leichtes Neigen der Camera und Untergreifen mit der Hand einzeln herausnehmen. Die Kassetten werden dann in der Dunkelkammer mit Platten (Schichtseite nach außen) gefüllt. Man überzeuge sich jedoch vorher sorgfältig bei jeder einzelnen Kassette, ob die Feder (A Fig. 12a) die Platte festhält, so daß letztere beim Stürzen der Kassette nicht aus dem Rahmen gleiten kann. Der an der rechten Außenseite der Camera befindliche Hebel b (Fig. 12b) wird durch Anziehen seiner Halteschraube c befestigt und so am Funktionieren verhindert; hierauf werden die 12 gefüllten Kassetten in den zu ihrer Aufnahme bestimmten Raum (das Magazin) im Innern der Camera in der Weise gebracht, daß man sie einzeln (Feder A, Fig. 12a, nach oben) mit den zwei hervorstehenden obern Kanten B und B1 in die Haken der Schlittenführungen, welche sich auf beiden Seiten des innern Rahmens befinden, hängt; selbstredend muß dabei die präparierte Schicht der Platte dem Objektiv zugekehrt sein. Als letzte Kassette darf nur diejenige verwendet werden, welche außer den zwei Klötzchen C und C1 noch zwei weitere unterhalb besitzt. Es ist genau darauf zu achten, daß alle zwölf Kassetten richtig im Magazin hängen, da nur dann die Wechselvorrichtung funktioniert. Der rückwärtige Cameradeckel wird sodann aufgesetzt (Knopf d, Fig. 12), mittels der vier Riegel geschlossen, und die Camera ist zur Aufnahme bereit. Die Camera ist im zusammengeschobenen Zustand auf alle über ca. 10 m entfernten Objekte scharf eingestellt; für näher befindliche Gegenstände ist die Camera bei k auszuziehen und hierbei die vernickelte Skala l zu Hilfe zu nehmen. Der Knopf m dient zum Festschrauben der zwei Camerateile nach erfolgter Einstellung. Die Triebvorrichtung am Auszuge k erleichtert die Manipulation des Einstellens. Durch Drehen des Knopfes e (Fig. 12b) an der Vorderwand der Camera nach rechts um 180° wird der Verschluß gespannt, durch Drücken auf den federnden Stift i wird er ausgelöst; die Gangart des Verschlusses wird durch Drehen der Schraube n nach rechts (abwärts) verlangsamt, während der schnellste Gang erreicht ist, wenn der Stift der Schraube n oben am Winkel o anschlägt, in welcher Stellung die Schraube n auch zu verbleiben hat, wenn die Camera außer Gebrauch ist. Bei Zeitaufnahmen (wobei sich die Camera selbstverständlich auf einem Stativ zu befinden hat) klemmt man stark mit n, spannt den Verschluß bei e und drückt kurz auf i; der Verschluß öffnet sich hierauf und bleibt geöffnet stehen, bis ihn ein zweiter Druck auf i wieder schließt. Bei der größern Camera (9 × 12 cm) lassen sich mittels Verschieben des Knopfes p (bei leichtem Drucke auf die Führungsleisten) nach Bedarf drei verschiedene Blenden benutzen, während der kleinere Apparat nur eine feste Blendung besitzt. Nach dem Spannen des Verschlusses wird, falls nicht schon vorher geschehen, der Objektivschieber f geöffnet, und die Aufnahme kann unter Benutzung des einen der beiden Sucher g und h durch Auslösen des Verschlusses vor sich gehen; die Camera ist während der Aufnahme genau horizontal zu halten.
Nach der Aufnahme löst man die bisher angezogen gewesene Schraube c des Hebels, dreht den rechts befindlichen Hebel b um 90° nach vorn (bei möglichst horizontaler Querlage des Apparats) und macht hierauf die gleiche Bewegung nach rückwärts; beide Bewegungen sind möglichst ruhig und gleichmäßig auszuführen und dabei darauf zu achten, daß danach der Hebel b wieder genau seine vorherige Stellung einnimmt. Die frühere erste Platte befindet sich nun als letzte in umgekehrter Lage rückwärts, und die zweite kann exponiert werden, nachdem die Schraube c wieder festgeschraubt ist. Das Wechseln mit den ungefüllten Kassetten ist entschieden zu vermeiden. Oberhalb des Hebels befindet sich an [735] der Camera eine Zählvorrichtung q, welche die Zahl der gemachten Aufnahmen anzeigt; vor Gebrauch des Apparats ist dieselbe durch leichtes Hin- und Herbewegen des Hebels (nur um etwa 30°) auf 12 zu stellen. Die als letzte ins Magazin einzuhängende Kassette mit zwei Klötzchen auf jeder Seite (Schlußkassette) hat den Zweck, nach erfolgten zwölf Aufnahmen das weitere Wechseln und eventuelle Doppeltexponieren der ersten Platte zu verhindern.
Nach Gebrauch der Camera nimmt man im Dunkeln die Kassetten aus dem Apparat, wie oben angegeben, und entfernt die Platten aus den Kassetten am besten auf folgende Weise: Die einzelne Kassette wird unterhalb der 2 Klötzchen C und C1 (Fig. 12a) mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand (Blechseite gegen die hohle Hand und Feder A nach unten) gefaßt und die Feder A sachte mittels des kleinen Fingers aufgebogen, so daß die Platte in die untergehaltene linke Hand gleiten kann.
Neuerdings bemüht man sich, das Gewicht durch Einführung des Aluminiums als Material für Camera- und Objektivfassung noch mehr zu erleichtern (Hesekiel, Görtz-Berlin). Einen gewöhnlichen Apparat mit Dreifuß, Größe 9 × 12 cm, Gewicht 4 kg, und Hautwechselkassette kann man auf dem Rücken mühelos 5 Stunden tragen. Das Tragen in der Hand ist sehr unbequem.
Die Momentverschlüsse sind zumeist rotierende Lochscheiben, die durch Spiralfederkraft getrieben und pneumatisch oder durch Druck auf einen Sperrhebel ausgelöst werden. Abweichend hiervon ist der Momentverschluß nach Edwards von Anschütz, der sich dicht vor der Platte bewegt, wie bei der Loman-Camera. Dieser Verschluß (Fig. 13) besteht aus einer mit einem Schlitz versehenen Jalousie, die über Rollen läuft, welche durch Federkraft in Rotation versetzt werden, sobald man durch Druck auf einen Gummiball die Bremsvorrichtung auslöst.
Ein Übelstand aller bisher konstruierten Momentverschlüsse für photographische Objektive besteht darin, daß die Öffnung derselben einseitig stattfindet, d. h. daß entweder zuerst die Mitte oder zuerst der Rand des Objektivs Lichtstrahlen empfängt. Eine durchaus gleichzeitige Belichtung zu erreichen, ist allerdings aus naheliegenden Gründen unmöglich, Voigtländer hat gesucht, bei Konstruktion seines Verschlusses (Fig. 14 u. 14a) diesem Ziele möglichst nahe zu kommen, so zwar, daß die Öffnung allerdings in der Mitte, d. h. in der Achse des Objektivs, zuerst stattfindet, daß aber schon bei nur etwas fortschreitendem Öffnen sofort auch der Rand des Objektivs zur Wirkung gelangt, so daß das Objektiv mit oder ohne Verschluß unter denselben optischen Bedingungen arbeitet. Der Verschluß geht durch die Mitte des Objektivs, welches gewöhnlich aus zwei Linsen besteht (Doppelobjektiv). Die Handhabung ist eine äußerst einfache, und das Arbeiten durchaus sicher und ohne jede Erschütterung. Durch Drehen des kleinen Handgriffes A (Fig. 14) um 90° ist der Verschluß zum Gebrauch fertig und geschieht die Auslösung durch einen kräftigen Druck auf den Gummiball g. Die Dauer der Belichtung läßt sich mittels des gerändelten Bremsknopfes B nach Belieben regeln. Wird die größte Schnelligkeit gewünscht, so ist darauf zu achten, daß die Zahl 0 der Teilung an der Anschlagschraube steht; das Drehen des Knopfes um einen oder mehrere Teilstriche verlangsamt die Schnelligkeit nach und nach bis zu einer Zeitdauer von etwa 6 Sekunden. Hierbei empfiehlt es sich, einen andauernden Druck auf den Ball auszuüben. Soll dagegen mit einer noch längern Zeitdauer gearbeitet werden, so löse man die Bremsvorrichtung und drehe den kleinen Hebel C nach dem Kernpunkt a, die Sektoren werden sich nach erfolgter Auslösung dann nicht wieder schließen, sondern in der vollen Öffnung stehen bleiben, und erst ein zweiter Druck auf den Gummiball wird nach erfolgter Belichtung das Schließen vollziehen.
Die Preise der Geheimcameras sind außerordentlich verschieden. Sie schwanken zwischen 25 und 300 Mk. Die besten Apparate, welche mit vorzüglichen Objektiven, Momentverschlüssen mit veränderbarer Geschwindigkeit, Vorrichtungen zum Blendenwechseln etc. ausgerüstet sind, können natürlich nur für einen entsprechenden Preis geliefert werden.